Test zu Meisterdetektiv Pikachu - Nintendo 3DS
Erlebt Pikachu mal anders!
Kein anderes Pokémon wird so stark vermarktet wie Ashs gelbes Maus-Pokémon. Von Pikachu gibt es alles, angefangen bei Home-Menü-Designs für den Nintendo 3DS über Hausschuhe bis hin zu pflegenden Gesichtsmasken-Stickern. Doch wurde mit Pikachu bisher stets die süße Stimme von Ikue Ohtani und Ketchup in Verbindung gebracht. Meisterdetektiv Pikachu bricht mit dieser Tradition. Wer vor Spielbeginn keinen Trailer des Titels gesehen hat, dürfte sich schnell aufgrund der tiefen Männerstimme von Pikachu erschrecken. Auch liebt das Detektiv Pikachu keinen Ketchup – obwohl ihr herausfinden werdet, dass es Ketchup nicht gänzlich abgeneigt ist – sondern hat eine Vorliebe für Kaffee.
Hier seht ihr die Anzeige des Touchscreens. Klickt ihr links auf das Pikachu, startet eine Videosequenz.
In diesem Spiel seid ihr Tim Goodman, ein junger Mann, der sich in die Großstadt Ryme City begibt, um seinen vermissten Vater zu suchen. Kaum in der Stadt angekommen, trefft ihr zufällig auf das Pikachu mit der Detektivmütze, das, wie sich herausstellt, das Partnerpokémon eures Vaters war. Zusammen mit Pikachu findet ihr heraus, dass euer Vater bei seiner Arbeit als Detektiv in einem Fall von Pokémon-Vorfällen ermittelt hat und dabei verschwunden ist. Um ihn wiederzufinden, bildet ihr ein Team und untersucht selbst den Fall eures Vaters.
Das Detektivbüro Baker, in dem auch euer Vater gearbeitet hat, sowie das Hi-Hat Café sind eure Hauptanlaufstellen in euren Ermittlungspausen. Wenn Pikachu mal keinen Kaffee trinkt, ermittelt ihr an unterschiedlichen Orten, wie der Lichtel-Höhle oder dem Sitz des Fernsehsenders GNN. Sobald ihr an einem Ort angekommen seid, mit Pikachu euer Ziel festgelegt und im Notizbuch festgehalten habt, startet die Ermittlung. Dafür müsst ihr Zeugen befragen und die Gegend untersuchen. Mit Tim könnt ihr Menschen ausfragen und mit Pikachu Pokémon. Da bis auf euch keiner Pokémon verstehen kann, ist die Kommunikation mit Pikachu sowie die Möglichkeit, mit ihm andere Pokémon als Zeugen zu befragen, besonders wichtig. An Stellen, wo die Polizei – die in diesem Spiel grundsätzlich im Dunkeln tappt und ohne die Hilfe von euch aufgeschmissen wäre – keine Spur findet, hilft euch der Austausch mit Pokémon ungemein weiter.
Wenn ihr genügend Hinweise gesammelt habt oder vor der Lösung eures niedergeschriebenen Ziels erst eine andere Aufgabe lösen müsst, spricht Pikachu euch an. Um eine Unterhaltung mit eurem Begleiter zu starten, drückt ihr auf dem Touchscreen das Pikachu-Symbol. Startet ihr ein Gespräch mit ihm, folgt meistens eine Videosequenz auf dem oberen Bildschirm, in der Pikachu euch neue Anweisungen gibt. Habt ihr alle notwendigen Beweise gesammelt, wählt ihr auf dem Touchscreen unter „Ermittlungen“ die zu lösende Aufgabe aus und fügt die gesammelten Beweise in die von eurem Begleiter vorgegebenen Lücken ein. Kurz vor Ende jedes Falles, wenn euer Meisterdetektiv den Fall durchschaut hat, kommt von ihm ein knuffiges „Heurepika! Ich hab's!“.
In Videosequenzen und auch, wenn Pikachu eure Aufmerksamkeit haben will – in der japanischen Synchronisation sagt es „Oi! Timmu!“ – hört ihr stets die tiefe Männerstimme, von der das Maus-Pokémon gesprochen wird. Ihr könnt euch aussuchen, ob die Sprachausgabe auf Japanisch oder Englisch erfolgen soll. Die Texte hingegen sind auch auf Deutsch verfügbar. Da man jederzeit im Hauptmenü die Sprachausgabe wechseln kann, ist es möglich, sich beide Varianten anzuhören und dann zu entscheiden, was einem besser gefällt.
Auch wenn Pikachus Stimme zunächst ungewohnt ist, passt sie sehr gut zu seinem Charakter und verleiht ihm etwas Einzigartiges. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem ihr auf ein anderes Pikachu trefft, werdet ihr merken, dass euer Meisterdetektiv sich völlig von Ashs Lieblingsmaus unterscheidet. Die anderen Charaktere des Spiels sind zwar auch liebevoll gestaltet, doch stiehlt euer Kaffeetrinker allen anderen die Show – zu Mimigmas Bedauern auch ihm. Mit Starallüren und einem sehr hellen Köpfchen macht Pikachu den Reiz des Titels aus. Für Pokémon-Fans kann das ein ausschlaggebender Kaufgrund sein, andererseits könnte dies alle, die nichts mit Pokémon – und vor allem mit Pikachu – anfangen können, von einem Kauf abschrecken.
Neben der Hauptstory gibt es keinerlei Nebenaufgaben, wie beispielsweise das Aufspüren der Sammelobjekte in den Professor Layton-Spielen oder die Minigames im Koffer des Professors. Auch der geringe Schwierigkeitsgrad hat mich anfangs irritiert. Schaut man sich jedoch an, welchem Genre der Titel zugeordnet wird, ist schnell klar, dass er nicht mit einem Professor Layton-Titel verglichen werden sollte: Es ist lediglich ein Adventure.
Meisterdetektiv Pikachu erhebt keinen Anspruch darauf, ein schweres Puzzle-Spiel zu sein, bei dem man sich mit Hinweismünzen Tipps erkauft. In diesem Spiel geht es um die Geschichte von Tim und Pikachu, die die Vorfälle in Ryme City sowie das Verschwinden von Tims Vater untersuchen. Aus diesem Grund gibt es auch die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad komplett herunterzuschrauben, sodass ihr ohne Grübeln die Story verfolgen könnt. Das Ziel, eine spannende – auch wenn einige von euch sehr früh in der Geschichte vermuten werden, wer der Drahtzieher hinter den Vorfällen ist – Story zu erzählen, in der der Witz und der Charme von Pikachu im Vordergrund steht, erreicht dieser Titel meiner Meinung nach auf jeden Fall. Solange ihr keine schweren Rätsel und überraschende Plottwists erwartet, sollte euch Meisterdetektiv Pikachu keinesfalls enttäuschen.
Vor allem die Videosequenzen sehen gut aus, aber auch sonst kann man an der Grafik des Spiels nicht meckern. Für ein Nintendo 3DS-Spiel sieht es gut aus und auch die Sounds und der Soundtrack sind abwechslungsreich. Alles fügt sich in ein stimmiges Gesamtbild ein, das es euch ermöglicht, schnell in die Ermittlungen in Ryme City einzutauchen. Sobald ihr das Spiel durchgespielt habt, bietet sich praktisch kein Wiederspielwert, der euch einen Anreiz für ein erneutes Durchspielen liefert. Natürlich könnt ihr erneut die Story spielen und versuchen, mehr Gespräche mit Pokémon und Menschen zu starten, als ihr es womöglich im ersten Durchlauf gemacht habt. Aber es gibt keinerlei Erfolge, die eure Neugierde belohnen.
Wollt ihr euch alle Sequenzen mit Pikachu anschauen, könnt ihr es entweder im Spiel möglichst oft ansprechen. Oder ihr greift zum Meisterdetektiv Pikachu-amiibo, mit dem ihr direkt alle Sequenzen freischalten und euch diese im Hauptmenü anschauen könnt. Dass das amiibo euch im Spiel selbst keine Vorteile verschafft, gefällt mir, da ich persönlich der Meinung bin, dass ein Spiel auch ohne amiibo oder DLCs, die gleichzeitig mit dem Spiel erscheinen, das komplette Spielerlebnis liefern sollte.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit