PaperKid und VideoBoy
So, nehmt bitte eure Hefte raus, wir schreiben jetzt eine Klassenarbeit. Ihr habt ja sicher alle den Text noch verinnerlicht, den wir in den letzten Wochen in aller Ausführlichkeit besprochen haben? Falls nicht, lasse ich hier einmal unauffällig den Text liegen, schreibt ihn aber bitte nicht komplett ab. Ihr dürft euch auch ein oder zwei neue Dinge einfallen lassen. Wichtig ist nur, dass das Original noch zu erkennen bleibt und dass ihr ganz viel Nostalgie einbaut. Das Original heißt Paperboy und wurde auf so ziemlich jede Plattform der damaligen Zeit portiert. Aber ihr dürft natürlich die Begriffe „Paper“ und „Boy“ nicht verwenden, das wäre viel zu gefährlich. Was gab es denn in den 1980er-Jahren noch so? Stimmt, Filme auf VHS waren der neueste Schrei in der damaligen Zeit. Dann schmeißt der Junge in unserer Geschichte halt Videobänder, die machen auch ordentlich was kaputt. Und auf einem BMX zu fahren wäre auch zu ähnlich, dann schnappen wir uns halt das Skateboard, war eh viel cooler. Fertig ist unser komplett eigenständiges und originales Spielkonzept: The VideoKid
Ihr startet mit eurem Skateboard zu Hause und euer Ziel ist es, eure Freundin Jessica am Ende der langen Straße zu erreichen. Zwischendurch schmeißt ihr Videobänder (die Älteren unter uns mögen sich erinnern, vor der DVD gab es noch analoge Aufnahme- und Abspielverfahren) in die Briefkästen eurer Kunden auf dem Weg. Trefft ihr dabei in den Briefkasten, erhaltet ihr Punkte sowie Geld, aber auch für viele andere Treffer erhaltet ihr einen Bonus. Auf dem Weg stehen euch 3 Fahrspuren zur Verfügung, eine auf dem Bürgersteig und zwei auf der Straße. Dort gilt es den Hindernissen auf dem Weg auszuweichen und diese zu umfahren – seien es Baustellen auf der Straße, parkende Autos, Hydranten oder jegliche 80er Jahre Figuren, denen hier eine pixelfeine Anspielung gegönnt wird. So trefft ihr auf den Terminator, die Fraggles, die Chipmunks, Inspector Gadget, Roger Rabbit oder Bibo aus der Sesamstraße, um nur eine geringe Auswahl aufzuzeigen. Dabei sind diese Figuren in der Regel gut zu erkennen und akustisch zu hören, nie zu genau, aber immer soweit, dass ihr sie bei einem der nächsten Läufe erkennt.
Ihr steuert VideoKid aus einer Perspektive von schräg oben, dabei befindet sich die Kamera hinter ihm. So habt ihr die drei Fahrspuren jederzeit im Blick, auch wenn mal ein schnelles Hindernis euren Weg kreuzt. Wie es sich für einen Skateboarder gehört, könnt ihr natürlich auch Springen, und das ist auch bitter nötig, insbesondere wenn sich Straßen kreuzen und ihr über den Gegenverkehr springen müsst. Ob ihr lieber mit dem Steuerkreuz oder mit dem Analog-Stick steuert, bleibt euch überlassen, beides funktionierte gleich gut. Mit einer Taste schmeißt ihr die Videobänder nach links in die Briefkästen, Häuser, Figuren, Fenster. Egal, Hauptsache ihr schmeißt die ganze Zeit, denn fast alles bringt euch Punkte und Geld ein. Mit diesem Geld könnt ihr in einem Shop dann später noch zusätzliche Aktionsmöglichkeiten für das Skateboard und weitere Outfits kaufen.
Das Spiel lässt sich in unter 4 Minuten durchspielen, wenn ihr die Strecke fehlerfrei schafft. Ich habe das selbstverständlich nicht im ersten Anlauf gepackt und auch nicht im 40. Versuch. Aber das ist auch Teil der Herausforderung, denn schließlich erhaltet ihr dennoch jedes Mal Punkte und Geld, was ihr dann im Shop ausgeben könnt. Nach einem Unfall erhaltet ihr eine Übersicht darüber, wie viel Geld und Punkte ihr erspielt habt sowie darüber, wie weit ihr es auf der Strecke bis zu Jessica geschafft habt. Denn ihr startet immer wieder von vorne, Checkpoints existieren nicht. Dabei gestalten sich die Hindernisse auf den Spuren bei jedem Neustart ein wenig anders. Lediglich die Kreuzungen und die Häuser, an denen ihr vorbeifahrt, bleiben selbstverständlich dieselben. Aber auch die Hindernisse finden sich in der Regel in ähnlichen Abschnitten wieder. Mal sind sie dann auf der linken Fahrspur, mal auf der rechten Bahn. Ein wenig Abwechslung ist also geboten, auch wenn die Elemente dieselben sind.
Wenn ihr nicht schnell genug ausweicht, erwischt euch gerne mal ein Fahrzeug von hinten. So wie hier bei mir.
Hier gilt es für sich einen "Flow" zu finden. Manche Versuche enden nach 10 Sekunden gleich vor dem nächsten Auto, und bei anderen Versuchen haltet ihr euch eine knappe Minute auf dem Board und weicht allem und jedem aus, der euch in die Quere kommt. Zwischendurch gibt es auch zwei Passagen in der Kanalisation, die ganz besonders viel Bonus versprechen, liegen dort doch jede Menge Münzen herum. Aber auch auf dem normalen Gehweg und der Straße liegen silberne und goldene Münzen herum, die ihr einsammeln solltet. Insbesondere diese Münzen kosten euch dann aber auch das eine oder andere Leben, denn wenn ihr zu übermütig seid, rast von hinten einfach die Müllabfuhr in euch hinein und ihr beginnt wieder von vorn. Aufgelockert wird das Spielgeschehen mit einigen wenigen Bonus-Gegenständen, die euch beispielsweise konstant Videobänder schmeißen lassen oder euch einen "Super-Sprung" verschaffen.
Grafisch und akustisch haut The VideoKid einen nicht vom Hocker. Die Grafik ist im Pixelstil gehalten. Die meisten Anspielungen lassen sich auf Anhieb erkennen, weil sie in der Regel so ikonische Figuren und Szenen eingebaut haben, die in der Popkultur fest verankert sind. Musik spielt im Spiel keine Rolle, sie existiert schlichtweg während eurer Fahrt nicht. Alles wird von den Umgebungsgeräuschen getragen, zum einen durch euer Skateboard und die „Schmeißgeräusche“, zum anderen durch die Figuren, denen ihr unterwegs begegnet und die ihre charakteristischen Ausrufe oder Kommentare abgeben. Die Steuerung funktioniert einwandfrei. Wenn ihr scheitert, liegt es immer an euch. Jedoch existiert nur diese eine Strecke, dann habt ihr das Spiel gemeistert, das ist leider nicht sehr viel Umfang.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans