Don-Ka-Don-Don-Ka
Die Taiko no Tatsujin-Serie hat bereits eine längere Geschichte und besitzt jede Menge Ableger, vor allem im Arcade-Bereich. Die Arcade-Premiere feierte die Serie im Jahr 2001, die Konsolenveröffentlichung auf der PlayStation 2 fand ein Jahr später statt. Das Spiel war immer Japan-exklusiv, doch nun macht Bandai Namco die Kehrtwende und bringt die Serie mit Taiko no Tatsujin: Drum Session! auf der PlayStation 4 und Taiko no Tatsujin: Drum ‘n’ Fun! auf der Nintendo Switch in den Westen. Die Fans der Serie sind sehr erfreut darüber, denn viele hatten sich die Spiele aus Japan importiert, was jetzt nicht mehr nötig ist. Wir haben uns selbstverständlich die Nintendo Switch-Version des Spiels angesehen und liefern euch einen Ausblick darauf, was euch da erwartet.
Ich persönlich bin ein großer Fan von Rhythmus-Spielen, aber weniger von solchen, die euch nur zwei Tasten vorgeben, welche ihr wild abtrommeln müsst, wenn der entsprechende Kreis die Linie erreicht. Ich mag Spiele, die euch spezifische Rhythmus-Minispiele vorgeben. Glücklicherweise umfasst Taiko no Tatsujin: Drum ‘n’ Fun! beide Varianten, sodass Fans beider Kategorien angesprochen werden. Der Hauptmodus ist der Taiko-Modus, dieser kann mit bis zu zwei Spielern gespielt werden. Zu zweit könnt ihr entweder im Koop- oder VS-Modus antreten, je nachdem worauf ihr mehr Lust habt. Euch steht eine umfangreiche Charakterauswahl zur Verfügung, diese unterscheiden sich im Spielprinzip, so können sie euch das Spiel beispielsweise einfacher aber auch schwieriger machen, falls euch die Herausforderung, die das Spiel vorgibt, nicht reicht. So kann die Abfrage des Timings toleranter werden, die Quotenanzeige sinkt weniger und vieles mehr. Veteranen werden vermutlich zu den beiden Standardcharakteren DON-chan und KATSU-chan greifen, denn diese bringen das modifikationsfreie Spielprinzip mit sich. Die Charaktere haben wenig Persönlichkeit, denn das Spiel enthält weder richtige Dialoge noch Zwischensequenzen, in denen diese in ihrer Persönlichkeit aufblühen könnten.
Abgesehen davon steht euch eine riesige Liederauswahl zur Verfügung, dabei beschränkt sich diese nicht nur auf Lieder aus dem japanischen Pop, sondern die lange Liste enthält beispielsweise auch welche aus beliebten Animeserien wie One Piece, Dragon Ball Z, Neon Genesis Evangelion, Pokémon Sonne & Mond oder Yo-kai Watch. Schön ist auch die Implementierung von klassischen Liedern, unter anderem von Ludwig van Beethoven oder Mozart. Aber auch Nintendos Serien erhalten hier einen Auftritt mit "Jump Up, Super Star!" aus Super Mario Odyssey oder auch Medleys aus Splatoon 2 und Kirby. Übrigens sind auch der Tintenfisch aus Splatoon und Kirby selber als spielbarer Charakter enthalten. Viele Lieder können noch durch unterschiedliche Aktionen freigeschaltet werden. Ihr müsst euch aber darauf einstellen, dass hierbei japanische Lieder überwiegen. Dies mag für manche selbstverständlich für diese Serie sein, doch ich hätte mir zumindest für die Lokalisierung mehr Lieder aus dem westlichen Raum gewünscht. Immerhin bieten alle Lieder vier bis fünf Schwierigkeitsstufen, so könnt ihr euch gut genug austoben. Vor allem die Schwierigkeitsstufe "Extrem" braucht mehrere Stunden Übung, um gemeistert werden zu können. Nichts für Personen, die sich leicht frustrieren lassen.
Es gibt drei Möglichkeiten, um das Spiel zu steuern. Erstens: Ihr spielt mit der Bewegungssteuerung der Joy-Con. Bei einem Don (rote Note) bewegt ihr den Joy-Con gerade nach unten, bei einem Ka (blaue Note) bewegt ihr die Joy-Con diagonal. Dazu gibt es noch Trommelwirbel oder Noten, die euch einfach dazu auffordern, beide Hände stark zu schütteln. Dies klingt in der Theorie sehr gut, doch die Steuerung funktioniert katastrophal und selbst einfache Level sind hierbei schwer zu meistern, da die Steuermethode oftmals falsch erkannt wird. Viel besser funktioniert meiner Meinung nach die Knopf-Steuerung, denn diese reagiert präzise und je nach Tastenbelegung, die übrigens selbst eingestellt werden kann, könnt ihr die richtige Note treffen. Die dritte Möglichkeit ist die Trommelsteuerung, dafür braucht ihr aber ein bestimmtes Zubehör, welches in Deutschland nur exklusiv bei Amazon in einem Bundle erhältlich ist. Die Trommel ist ein vollwertiger Controller, den ihr an eurer Nintendo Switch TV-Station via USB anschließen könnt. Die Kabellänge ist relativ angemessen und kann für einen Abstand von 2-3 Metern vor dem TV sorgen. Alle Knöpfe, die es auch auf den anderen Nintendo Switch-Controllern gibt, sind hier zu finden. Und ja, ihr könnt wenn ihr wollt damit auch Fortnite spielen, allerdings wird das nichts bringen, da euch die analogen Sticks fehlen.
Doch kommen wir nun zu der Verarbeitung der Trommel. Die Trommeloberfläche ist mit Gummi überzogen und sorgt bei einem Schlag mit dem Plastikstock für einen guten Widerstand. Es federt leicht ab und so können leichter mehrere Schläge hintereinander getätigt werden. Die Plastikstöcke sind leider eine kleine Enttäuschung. Wer das Spiel aus den japanischen Arcade-Höhlen kennt, weiß, dass es beim Spiel immer welche aus Holz gibt. Sicherlich können Hobby-Bastler sich da aber ganz einfach selber welche machen. Im Spiel selbst gibt es Schlag-Noten, die euch darauf hinweisen, ob ihr auf die Trommel schlagen müsst, diese sind rot markiert. Die blauen Noten zeigen euch, dass ihr auf die Seite schlagen müsst. An sich wird das alles sehr gut erkannt und ist eine bessere Alternative als die Joy-Con-Variante. Der einzige große Nachteil an der Trommel ist, dass diese sehr laut sein und eure Nachbarn zur Weißglut bringen kann. Zumindest mit den letzten beiden Steuerungsarten funktioniert der Spielmodus sehr gut und auch die Aktionen werden gut erkannt. Sollte euer Fernseher eine Bildverzögerung anzeigen, könnt ihr diese auch in den Spieleinstellungen anpassen.
Mit bis zu vier Spielern könnt ihr euch das Party-Spiel anschauen, welches eine Sammlung aus vielen Rhythmus-Minispielen darstellt. Hier könnt ihr euch nur zwischen vier unterschiedlichen Charakteren entscheiden, welche aber keine Attribute mit sich bringen. Es steht euch eine sehr große Bibliothek an Minispielen zur Verfügung, darunter Versus-Minispiele, quasi die 4-Spieler-Minispiele oder auch Team Versus-Minispiele, welche in einem 2-gegen-2-Duell ausgetragen werden und dazu sind noch 4-Spieler-Koop-Minispiele enthalten, bei denen ihr gemeinsam auf Highscore-Jagd geht. Die Minispiele hätten abwechslungsreicher nicht sein können. So könnt ihr beispielsweise Sushi machen, als Ninja das fliegende Holz im richtigen Zeitpunkt in zwei Teile zerhacken, mit dem Springseil springen und vieles vieles mehr.
Die Steuerung klappt auch hier ganz präzise und es ist gar nicht so einfach, eine hohe Punktzahl in gewissen Minispielen zu sammeln. Vor Beginn des Minispiels wird dieses in einer Grafik erklärt, jedoch hätte ich mir noch Videoanimationen gewünscht, da die Erklärungen oftmals schwammig formuliert sind. Mit bis zu vier Spielern macht dieser Modus aber großen Spaß und ist mein persönliches Highlight des umfangreichen Spiels.
Das Spiel bietet euch außerdem die Möglichkeit, eine lokale Drahtlospartie zu starten, wir konnten dies in der Testphase leider nicht ausprobieren, da für diesen Modus zwei Konsolen mit jeweils zwei Spielen benötigt werden. Ein großer Kritikpunkt ist die Existenz der 14 DLC-Pakete, die seit dem Erscheinungstermin erwerbbar sind und für einen Gesamtpreis von knapp 30 Euro zum zusätzlichen Kauf bereitstehen. Die Pakete beinhalten neue Charaktere und auch Songs. Sicherlich, der Umfang ist bereits recht groß, doch vor allem viele westliche Songs, die ich gerne in der Vollversion des Spiels gehabt hätte, werden nur zum Kauf angeboten und das ist ärgerlich.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit