Das alte Frage-Antwort-Spiel

Der Name Trivial Pursuit dürfte vielen von euch ein Begriff sein. Ihr kennt es als klassisches Brettspiel, bei dem man sein Wissen unter Beweis stellen und damit kleine Wissensecken sammeln muss. Jetzt beschert uns Ubisoft mit Trivial Pursuit Live! eine digitale Version des Spiels, auch für die Nintendo Switch. Doch Vorsicht: Es handelt sich nicht um ein digitales Brettspiel, sondern um ein eher typisches Quiz-Spiel, bei dem es einfach nur um das Beantworten von Fragen geht. Wer also nicht von vornherein enttäuscht werden möchte, muss mit der richtigen Erwartungshaltung an das Spiel herangehen. Bevor wir uns Trivial Pursuit Live! genauer ansehen, noch ein kleiner Hinweis: Ihr könnt diesen Titel wahlweise aus dem Nintendo eShop herunterladen oder auch in einer Retail-Version als Teil der Spielesammlung Hasbro Game Night kaufen. Diese enthält zusätzlich Monopoly für Nintendo Switch und Risiko: Das große Strategiespiel.


Kein Brettspiel: Im virtuellen TV-Studio treffen sich die Kandidaten zum Quiz-Duell.

Als Quiz-Spiel kann man Trivial Pursuit Live! der Gattung der Partyspiele zuordnen. Fragen zu beantworten kann als persönlicher Zeitvertreib ganz nett sein, aber eigentlich wollen wir uns mit anderen Spielern messen. Die erste Frage, die mir dabei in den Sinn kommt, ist immer die der Sprachauswahl. Und ich kann euch beruhigen: Ja, es gibt die Möglichkeit, die Fragen auf Deutsch zu lesen. Zudem führt euch eine ebenfalls deutschsprachige Frauenstimme durch die virtuelle Show. Die Lokalisierung kann also unterm Strich überzeugen, zumal ihr euch keine Sorgen machen müsst, dass ihr oder eure Freunde an der Sprachbarriere scheitert. Allerdings gibt es kleine Abzüge in der B-Note: Die Fragen wurden nicht vollständig auf den deutschen Markt angepasst. In aller Regel stellt das kein Problem dar, zumal die meisten Fragen international verständlich sind. Es können aber zwischendurch auch sehr spezielle Fragen auftauchen, für die man sich beispielsweise mit amerikanischen Sport-Teams auskennen sollte.


So viel zum allgemeinen Teil, werfen wir jetzt einen Blick darauf, was Trivial Pursuit Live! von anderen Quiz-Spielen unterscheidet. Es treten bis zu vier Charaktere im virtuellen Game-Show-Studio gegeneinander an. Wenn ihr weniger als vier Spieler zur Verfügung habt, können wahlweise CPU-Gegner die freien Plätze übernehmen. Seid ihr ganz allein und wollt nicht nur gegen den Computer antreten, könnt ihr auch eine Online-Partie starten. Erfreulich dabei ist, dass ich während der Testphase immer Mitspieler gefunden habe, mit denen ich mich messen konnte. Wer aber nicht gegen beliebige Gegner antreten möchte, darf auch Spieler aus seiner Freundesliste zu einer privaten Online-Partie einladen. Während all dies sehr lobenswert ist, finde ich es andererseits sehr schade, dass man nicht zwei lokale Spieler durch Online-Gegner ergänzen kann. Das wäre technisch sicher nicht die größte Herausforderung gewesen, hätte aber sicher Spaß gemacht, weil man so auf CPU-Gegner verzichten, aber trotzdem eine Viererrunde starten könnte, obwohl man nur zu zweit auf dem Sofa sitzt. Erwähnenswert ist noch die Möglichkeit, zwei Nintendo Switch-Konsolen lokal zu verbinden, um gemeinsam zu spielen.


Abwechslung durch verschiedene Rundentypen


Kommen wir zu den Modi und Spielregeln. Zu Beginn wählt ihr zwischen Party-Modus (Jeder gegen jeden) und Versus-Modus (2 gegen 2) euren Favoriten aus. Dann überlegt ihr euch, wie viel Zeit ihr investieren möchtet und wählt zwischen 3 Runden (ca. 30 Minuten) und 5 Runden (ca. 45 Minuten). Die nette Sprecherin erklärt auf Wunsch die jeweiligen Regeln und schon beantwortet ihr eine Quizfrage nach der anderen. Habt ihr genügend richtige Antworten gegeben, werdet ihr mit einer Wissensecke belohnt – hier haben wir also ein Element, dass uns an die Vorlage erinnert, an das Brettspiel Trivial Pursuit. Auch hier fügen sich die Wissensecken in einen Kreis ein, der sich nach und nach füllt. Euer Ziel ist es, alle sechs Ecken als Erster zu sammeln und damit die Partie für euch zu entscheiden. Ebenso viele Kategorien gibt es, denen die Fragen zugeordnet sind: Geografie, Geschichte, Unterhaltung, Wissenschaft & Technik, Kunst & Literatur sowie Sport & Freizeit.


Für diese Frage ist es hilfreich sich mit Eishockey auszukennen.

Damit etwas Abwechslung ins Spiel kommt, gibt es verschiedene Rundentypen: In Durchstarter beantwortet ihr eine Reihe von Multiple-Choice-Fragen aus den sechs Kategorien. Dabei steigt in jeder Runde die Anzahl der Punkte, die ihr für richtige Antworten erhaltet. Beim Rundentyp Wahlkategorie dürfen die Spieler abwechselnd die nächste Kategorie aussuchen. Wer in der selbstgewählten Kategorie richtig antwortet, erhält mehr Punkte als die Mitspieler. Der nächste Modus nennt sich Nah dran. Hier gibt es keine Antworten, die einfach nur richtig oder falsch sind, sondern Antworten, die mehr oder weniger zutreffend sind. Wenn man also beispielsweise aus einer Reihe von Ereignissen die ältesten auswählen soll, gibt es mehr Punkte, wenn ihr das tatsächlich älteste ausgewählt habt, als wenn eure Wahl auf das zweitälteste fällt. Nacheinander wählt ihr die Antworten aus, wobei jede bereits ausgewählte Antwort gestrichen wird und dem nächsten Spieler so nicht mehr zur Verfügung steht.


Etwas anders ist es bei der Variation „Nah dran“-Turbo. Dabei müsst ihr schnell sein: Hier antworten alle Spieler gleichzeitig. Wenn ein Mitspieler eine Antwort gewählt hat, steht diese euch nicht mehr zur Auswahl und ihr müsst die nächstbeste Option suchen, bevor noch ein Mitspieler schneller ist. Im Rundentyp Sammelkiste seht ihr 8 richtige und 8 falsche Antworten vor euch. Wer eine falsche Antwort wählt, muss bis zur nächsten Frage aussetzen. Wer aber richtigliegt, hat die Chance noch eine weitere richtige Antwort zu finden, wobei bereits ausgewählte Antworten gestrichen werden. Wie schon bei Nah dran gibt es für Sammelkiste eine Turbo-Version, in der die Spieler nicht abwechselnd, sondern gleichzeitig antworten.


Wissensecken für den Sieg


Am Ende der virtuellen Quiz-Show wartet die große Finalrunde auf euch. Dazu ist zunächst zu sagen, dass sie allen Spielern noch realistische Siegchancen einräumt, egal wie gut oder schlecht sie zuvor abgeschnitten haben. Das kann man natürlich kritisch sehen, zumal es die Bedeutung der vorherigen Runden etwas herabwürdigt und eure vielleicht tollen Leistungen jetzt nicht mehr so viel zählen. Ich persönlich sehe das nicht so negativ. Es ist schließlich ein Spiel – und wenn die Mitspieler vielleicht mit weniger Weltwissen glänzen können oder einfach Pech hatten, weil ihnen die Fragen bisher nicht lagen, dann müssen sie nicht frustriert aufgeben, sondern bekommen eine neue Chance Spaß zu haben. Ganz unwichtig sind die Vorleistungen aber nicht. Ihr nehmt eure bisher erspielten Wissensecken mit ins Finale und könnt diese nun weiter auffüllen. Wer als erster alle sechs Ecken gesammelt hat, gewinnt das Quiz. Der Unterschied ist, dass im Finale deutlich schneller Wissensecken verdient werden können – mit etwas Glück reicht dafür schon die Beantwortung einer Frage aus. Ihr beantwortet nämlich eine Reihe von Fragen einer Kategorie. Antwortet ihr falsch, dann müsst ihr bis zur nächsten Kategorie aussetzen. Habt ihr aber richtig geantwortet, während eure Gegner danebenlagen, dann geht diese Wissensecke an euch und die nächste Kategorie beginnt. Liegen mehrere Spieler richtig, verbleiben die Antwortmöglichkeiten und eine neue Frage taucht auf. Glücklich also, wer sich mit diesem Thema gut auskennt.


Im Finale bleiben die Antwortmöglichkeiten gleich, die Fragen wechseln.

Lobend möchte ich erwähnen, dass ihr das Spiel auch ein Stück weit auf die Spieler anpassen könnt. Damit meine ich nicht nur die Möglichkeit zwischen Avataren zu wählen und diesen einen Namen zu geben (leider werden sie von der Sprecherin nur als „Spieler 1“ etc. bezeichnet). Vor allem gefällt mir die Möglichkeit, individuell für einzelne Spieler das Profil Familien-Fragen zu wählen. Diese Fragen sind nicht immer kinderleicht, aber im Schnitt doch etwas einfacher zu beantworten als die Standard-Fragen. Der Clou bei Trivial Pursuit Live! ist, dass Spieler beider Fragenpakete gemeinsam spielen können. Das wirkt sich je nach Rundentyp direkt auf das Gameplay aus. Wenn ihr nicht alle gleichzeitig antworten müsst, wird die Runde einfach zweigeteilt. Erst sind die Spieler mit den normalen Fragen an der Reihe, dann folgt eine Frage der Familien-Kategorie. Die Fragen der jeweils anderen Kategorie müssen und können die Spieler nicht beantworten. Auf diese Weise ist also auch ein Zusammenspiel beispielsweise von Eltern und Kindern möglich, mit Fragen auf unterschiedlichem Niveau in einem Spiel vereint.


Zur Steuerung stehen euch sowohl Joy-Con als auch Nintendo Switch Pro Controller zur Wahl. Wenn ihr bei einem Rundentyp wie Durchstarter vier Antwortmöglichkeiten zur Wahl habt, macht ihr das schnell und intuitiv über die Buttons auf der rechten Seite (A, B, X und Y). Das geht natürlich nicht, wenn ihr bei der Sammelkiste zwischen 16 Antworten wählen müsst. Dann navigiert ihr einen Cursor mit dem Analog-Stick über den Bildschirm. Sitzt ihr aber allein an der Konsole, dürft ihr auch den Touchscreen benutzen. Alles in allem gibt es an der Steuerung nichts auszusetzen und ihr könnt die gewünschten Antworten schnell und präzise auswählen. Grafik und Sound geben sich unspektakulär. Sie vermitteln ganz gut die Quiz-Show-Atmosphäre, wozu beispielsweise das virtuelle TV-Studio mit Live-Publikum und natürlich die Sprecherin beitragen. Von der Quiz-Show abgesehen bietet euch Trivial Pursuit Live! keine reichhaltige Auswahl an Modi, lediglich kleine Zusätze wie Online-Bestenlisten und Ziele (Achievements) füllen das Hauptmenü etwas auf.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Roman Dichter

Trivial Pursuit Live! ist ein unterhaltsames Quiz-Spiel, das an die Brettspiel-Vorlage angelehnt ist, diese aber nicht eins-zu-eins umsetzt. Hier werden Fragen in verschiedenen Variationen gestellt und ihr versucht diese im Multiple-Choice-Verfahren besser zu beantworten als eure Mitspieler. Im Grunde reiht sich das Spiel gut in die Reihe anderer Quiz-Spiele ein, ohne besonders zu enttäuschen oder herauszustechen. Es überzeugt durch einen Online-Modus, den ihr auch gegen Freunde bestreiten könnt. Leider ist es nicht möglich, zwei lokale Spieler durch Online-Gegner zu ergänzen. Ebenfalls zu gefallen wissen die leichteren Familien-Fragen, die sogar in einer cleveren Kombination in derselben Runde wie schwerere Fragen gespielt werden können, wodurch beispielsweise Eltern und Kinder auch gleichzeitig Spaß am Spiel haben können. Besonders mit bis zu vier Spielern werdet ihr gut unterhalten, und wer Frage-Antwort-Spiele mag, macht hier sowieso nichts falsch.
Mein persönliches Highlight: Die spannende Finalrunde

Die durchschnittliche Leserwertung

4 User haben bereits bewertet

Kommentare 3

  • TheLightningYu

    Grim Dawn'er

    Ich hab den Titel auf der Playstation 4 und da wir den Regelmässig in Abständen zocken, sind wir auch sehr zufrieden mit dem Spiel. =)

  • Marissa14

    Turmritter

    "Welche Mannschaften sind in der National Hockey League?"...Die hätten das Quiz ruhig ein bisschen an unsere Gegend anpassen können.

  • FirstGeneration

    Mein Gott, brauchts für diesen recht lieblos hingeklatschten Mainstreamscheiss wirklich einen Test?
    Warum meine harten Worte? - keine jedwede Anpassung der Figuren sind möglich (weder Aussehen - und ich meine nicht ein Outfit! - noch Namen), - der Ablauf ist trotz des "Glücksradsprinzips" immer der gleiche, - die Fragen sind generell ok, aber gefühlt wiederholen sie sich zu oft, - die deutsche Übersetzung ist -ähnlich wie beim Ubisoft-Monopoly- so amerikanisiert, daß mirs kotzen kommt.