So war das damals…

„Großvater, erzähle mir eine Geschichte!“ Während diese Worte früher durch alle Kinderzimmer schallten, gibt es heutzutage wohl nicht wenige Kinder, die stattdessen Worte wie diese erklingen lassen: „Lass‘ mal, Opa. Ich will das Spiel weiterzocken!“ Doch ein schlauer Großvater weiß schon, wie er die eigene Enkelin umstimmen kann. Das gilt jedenfalls für den Senior im Spiel Battle Princess Madelyn. Denn in seiner Geschichte heißt die Protagonistin – natürlich rein zufällig – genau so wie die Enkelin: Madelyn! Zudem ist sie eine Prinzessin, die aber auch kämpfen kann wie ein Ritter, um das Königreich zu verteidigen. Die Neugier ist schnell geweckt und die Geschichte beginnt. Jetzt übernehmt ihr die Rolle der Kriegerprinzessin und verhelft der Geschichte somit zu einem guten Ausgang.


Madelyn wird stets von ihrem treuen, aber schon verstorbenen Hund begleitet.

Ihr findet euch wieder in einem herausfordernden Spiel im Metroidvania-Stil, das sichtlich von seinem Vorbild Super Ghouls 'n Ghosts inspiriert wurde. Sowohl die durchaus hübsch anzusehende Grafik als auch der dazu passende Sound und das Gameplay versetzen euch zurück in die Ära des SNES. Battle Princess Madelyn könnte direkt aus der 16-Bit-Epoche stammen und dürfte Fans dieser Zeit neugierig machen.


Madelyn trifft in ihrem Abenteuer auf verschiedene Charaktere, denen sie helfen möchte. Diese geben in kurzen Sprechblasen-Texten Hinweise auf die Aufgaben, die ihr nun erledigen dürft – beispielsweise Gegenstände finden oder Gegner besiegen. Die Texte sind in englischer Sprache verfasst. Obwohl das Spiel nicht wahnsinnig textlastig ist, sind grundlegende Englischkenntnisse also eine gute Voraussetzung. Für das erfolgreiche Erledigen eurer Aufgaben ist das Erforschen der Umgebung ein wichtiger Aspekt, denn nicht jeder Weg ist immer offensichtlich und das Gameplay ist nicht geradlinig aufgebaut. Somit werdet ihr auch immer wieder an bereits besuchte Orte zurückkehren – Backtracking gehört also dazu. Ihr findet auch Items wie Schlüssel, die euch neue Pfade eröffnen, welche euch zunächst versperrt waren. Gelegentlich könnt ihr auch Wände zerstören, hinter denen sich geheime Räume verstecken. Ihr klettert Leitern oder Ranken hoch und springt auf bewegliche Plattformen, um voran zu kommen.


Passanten geben euch Hinweise auf eure Aufgaben. Leider werden euch nicht alle wichtigen Infos mitgeteilt.

Natürlich geht die Reise der Kriegerprinzessin nicht völlig gefahrlos vonstatten. Immer wieder tauchen Gegner auf, die euch hemmungslos angreifen. Nicht nur von vorn kreuzen die Bösewichte euren Weg, manchmal verstecken sie sich hinter Gegenständen und geben sich erst zu erkennen, wenn ihr bereits an ihnen vorbeigelaufen seid. Ob furchterregende, fleischfressende Pflanzen oder zum Leben erweckte Skelette – es gibt immer jemanden zu bekämpfen. Doch keine Sorge: Das tapfere Mädchen ist nicht wehrlos, sondern attackiert ihre Feinde mit ihren unbegrenzt vorrätigen Speeren, die sie zur Seite, aber auch nach oben werfen kann. Einmal erledigt, hinterlassen die Gegner meist Münzen oder Items. Wie ihr sicher schon vermutet habt, müssen auch gelegentlich große Bosse bezwungen werden, damit sie die Items herausrücken, die sie bewachen.


Ganz allein muss Madelyn das Abenteuer jedoch nicht bestreiten. Stets an ihrer Seite ist ihr Geisterhund Fritzy, der im Laufe des Spiels auch einige hilfreiche Kräfte erlangt, mit denen er sein Frauchen Schützen und ihre Feinde angreifen kann. Zudem kann er sie wiederbeleben, wenn sie zu viele Treffer einstecken musste – dann aber wieder zu Beginn des Levels. Beim Spielen habe ich mir gewünscht, auch einen Geisterhund zu haben, der mir die nächsten Schritte ins Ohr flüstert, denn im Gegensatz zur Protagonistin wird der Spieler doch eher alleingelassen. Es gibt nicht viele Hinweise darauf, wohin ihr als nächstes gehen oder was ihr zum Vorankommen machen müsst. Das kann gelegentlich auch recht frustrierend sein, wenn man beispielsweise ein bestimmtes Item benötigt, aber dafür zufällig die richtige Stelle entdecken muss. Wer diese nicht findet, oder nicht einmal weiß, dass er danach suchen muss, kann schon einmal hilflos umherirren, was doch ziemlich viel Spaß dieses eigentlich unterhaltsam umgesetzten Spiels zunichtemacht.


Bosskämpfe gehören zu den Highlights des Spiels.

Wer auf den Story-Modus keine Lust mehr hat, kann das Spiel auch alternativ im Arcade-Modus angehen. Hier begegnen euch deutlich mehr Gegner und ihr wollt reichlich Punkte verdienen. Das Erledigen von Aufgaben steht hier nicht im Fokus.


Wie oben bereits erwähnt, spricht die Grafik die Retro-Fans unter euch an. Sollte sie euch noch nicht altmodisch genug sein, könnt ihr in den Optionen Scanlines aktivieren, ähnliches gibt es im Sound-Bereich. Standardmäßig werden euch orchestrale Klänge präsentiert (nicht so pompös wie man vielleicht meinen mag, aber durchaus gelungen). Wechselt ihr in den Optionen zum Arcade-Stil, werdet ihr den limitierten Dudel-Sound vergangener Konsolen-Generationen auf die Ohren kriegen. Die Wahl liegt ganz bei euch – und das ist natürlich super.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Roman Dichter

Battle Princess Madelyn bietet viele gute Ansätze ein ausgezeichnetes Spiel zu sein, stellt den Spielern aber auch einige Hürden in den Weg. Im Stil von Super Ghouls 'n Ghosts zaubert der Titel besonders Retro-Fans ein Lächeln auf die Lippen. Der relativ hohe Schwierigkeitsgrad und das Fehlen von vielen, teils wichtigen Informationen darüber, wie man nun eigentlich vorankommt, können schon frustrierend sein. So kam bei mir leider nicht der Spielspaß auf, den ich mir gewünscht und dem Spiel eigentlich zugetraut hatte. Angekündigte Patches, von denen einer schon während der Testphase erschien, sollen Verbesserungen bringen. Metroidvania-Fans dürfen Battle Princess Madelyn also gerne im Auge behalten, auch wenn ich aktuell keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann. Wer sich nicht so leicht abschrecken lässt und Herausforderungen liebt, ist ohnehin an der richtigen Adresse.
Mein persönliches Highlight: Die Kämpfe gegen riesige Bosse

Die durchschnittliche Leserwertung

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