Test zu Castlevania Anniversary Collection - Nintendo Switch
Draculas Vermächtnis
Von den drei Spielesammlungen, die Konami ankündigte, um den 50. Geburtstag zu feiern, habe ich mich am meisten auf die Castlevania Anniversary Collection gefreut, an der Konami zusammen mit M2 gearbeitet hat. Und diese hat auch einiges zu bieten, nicht nur enthält die Sammlung 8 Klassiker der Castlevania-Reihe, auch ein eBook gibt es als Bonus obendrauf. Doch Konami kündigte zur Veröffentlichung auch mehrere kostenlose Updates für alle Collections an, die weitere Features mit sich bringen werden. So wird es unter anderem die Möglichkeit geben, auch in den Genuss der japanischen ROMs einiger der unten aufgeführten Titel zu kommen. Sicherlich ein toller Service und ein weiterer Kaufgrund für die Puristen unter den Castlevania-Fans. Was den Inhalt der Sammlung angeht, so kehrt man mit den verfügbaren Titeln zu den Wurzeln der Reihe zurück. Mit Kid Dracula ist sogar ein Spiel dabei, das außerhalb Japans bisher noch unveröffentlicht war. Man könnte anführen, das hier und da ein Titel leider übersehen wurde, es besteht aber die Hoffnung, dass uns Konami mit einer weiteren Sammlung auch die Spiele der Reihe zurückbringt, nach denen man hier vergeblich sucht.
Um dieser Sammlung gerecht zu werden, möchte ich zu jedem Titel eine kleine Passage verfassen und damit einen Überblick darüber verschaffen. Ein Fazit zu der Collection als Ganzes soll im Anschluss folgen.
Castlevania (NES - 1987)
Das Spiel, mit dem alles begann. Castlevania erschien in Nordamerika erstmals 1987 und in Europa 1988 für das Nintendo Entertainment System. Aus heutiger Sicht mag das erste Castlevania seine Ecken und Kanten gehabt haben, was die neu hinzugefügte Schnellspeicherfunktion umso mehr rechtfertigt, doch noch immer fasziniert mich an diesem Spiel, dass man auf Anhieb einfach so viel richtig gemacht hat und den Grundstein für eine Reihe legte, die in unserem kollektiven Gedächtnis geblieben ist. Nicht umsonst fand Simon Belmont erst kürzlich seinen Weg als Kämpfer zu Super Smash Bros. Ultimate.
Castlevania II: Simon’s Quest (NES – 1988)
Als direkter Nachfolger wich Castlevania II überraschend stark vom Vorgänger ab und bot eine weniger lineare Welt mit Rollenspiel-Elementen. Zwar bewies man vor allem mit späteren Iterationen der Reihe, dass ein stärkerer Fokus auf diese Attribute zu Castlevania passen können, hier verfehlte man allerdings deutlich sein Ziel und veröffentlichte ein Spiel, dass selbst im Vergleich zum Vorgänger verblasst. Möglicherweise ging man für die damalige Zeit einfach zu ambitioniert an die Sache heran, Castlevania II gehört jedenfalls zu den schlechteren Spielen der Reihe.
Jederzeit können in den Optionen Änderungen der Darstellung oder des Rahmens je nach Geschmack vorgenommen werden.
Castlevania III: Dracula’s Curse (NES – 1990)
Als dritter Teil der Reihe spielt Castlevania III noch vor dem ersten Ableger und dreht sich um den Vampirjäger Trevor C. Belmont. Glücklicherweise fand man mit diesem Teil zurück zum Spielprinzip des Originals und verfeinerte das Platforming des Action-Adventures. Doch auch Castlevania III ist nicht komplett linear, man hat im Laufe des Abenteuers an mehreren Stellen die Wahl zwischen alternativen Routen, die auch verschiedene Enden ermöglichen. Zudem tauchen im Spiel mehrere Charaktere auf, die euch assistieren können. Erst kürzlich bewies Inti Creates mit Bloodstained: Curse of the Moon, das stark an Castlevania III angelehnt ist, dass dieses Spielprinzip auch heute noch glänzen kann. Viele hätten sich bestimmt gewünscht, dass Konami auch im Jahr 2019 zu seinen Wurzeln zurückfinden würde und uns mal wieder klassische Castlevania-Action in einem brandneuen Teil bietet. Bis es irgendwann mal so weit ist, müssen wir wohl mit dieser Collection vorliebnehmen.
Super Castlevania IV (SNES – 1991)
Von vielen noch immer als der Höhepunkt der Reihe gesehen, beweist Super Castlevania IV für mich, dass gerade die SNES-Ära in Sachen Videospiele als goldene Ära bezeichnet werden kann. Videospielreihen, die auf dem NES ihren Anfang nahmen, erreichten auf dem Super Nintendo eine Qualität, die teilweise bis heute unerreicht geblieben ist. Auf Super Castlevania IV wurden schon viele Lobeshymnen gesungen, bleibt mir nur zu sagen, dass dieses Spiel in jedem guten Haushalt in irgendeiner Form zur Verfügung stehen sollte.
Castlevania: The Adventure (Game Boy – 1989)
Man könnte die Game Boy-Teile als eine Art Rückschritt sehen, wenn man sich das Original anschaut. Doch selbst wenn es noch immer nicht zu meinen Lieblingen der Reihe zählt, erkennt man beim genaueren Betrachten, dass man mit all den Limitierungen des Game Boys ein wirklich solides Spiel auf den Handheld gezaubert hat. Am bitterbösen Schwierigkeitsgrad ändert dies allerdings nichts und ehrlicherweise ist Castlevania: The Adventure auch noch immer nicht schön anzusehen. Schön wäre es gewesen, wenn man die kolorierte Fassung für den Game Boy Color oder sogar das Remake für die Wii als Bonus auch zur Verfügung gestellt hätte, um diese doch derbe Kost etwas schmackhafter zu machen.
Castlevania II: Belmont's Revenge (Game Boy – 1991)
Wiederum ein Sequel von Castlevania: The Adventure, wurde Castlevania II: Belmont's Revenge in vielen Punkten verbessert. Das Spiel sieht besser aus und es können mehr Items verwendet werden, was schon viel ausmacht. Zwar ist das Spiel trotzdem sehr kurz und noch immer alles andere als spielerfreundlich, aber eindeutig die beste Wahl, wenn man auf dem alten Game Boy nach einem annehmbaren Castlevania-Spiel sucht.
Castlevania Bloodlines (SEGA Mega Drive – 1994)
Der Titel war in Europa bekannt als Castlevania: The New Generation und wird mit der Aufnahme in diese Sammlung das erste Mal seit damaligem Erscheinen offiziell wiederveröffentlicht. Es war zudem das einzige Castlevania-Spiel für das SEGA Mega Drive. Da es nicht einfach war, an diesen eher seltenen und dazu heute recht teuren Titel zu kommen, war es eine gute Entscheidung, diesen in die Sammlung aufzunehmen. Castlevania Bloodlines war in meinen Augen immer ein Spiel, dass zu wenig Aufmerksamkeit bekam, denn es handelt sich um einen wirklich guten Ableger. Spielerisch bekommen wir das Beste zu bieten, was einen klassischen Castlevania-Titel ausmacht.
Kid Dracula (Famicom – 2019)
Auch mit Kid Dracula bekommen Fans etwas Besonderes geboten. Das Spiel erschien ursprünglich im Jahr 1990 in Japan für den Famicom als Akumajō Special: Boku Dracula-kun und wurde seitdem nie für den Westen lokalisiert, was sich mit dieser Sammlung nun endlich ändert. In unseren Gefilden wurde uns Kid Dracula durch die gleichnamige Fortsetzung für den Game Boy bekannt. Bei der Reihe handelt es sich um ein Spin-off, in dem wir die Kontrolle über den selbsternannten Sohn von Dracula übernehmen. Wie bei dem Rest der Reihe handelt es sich durchaus um ein solides Action-Adventure, gespickt mit viel Humor kann man aber schon fast von einer Parodie der Castlevania-Spiele sprechen.
Bonus eBook
Als Bonus für Besitzer dieser Collection gibt es ein eBook obendrauf, dass den Namen "The History of Castlevania – Book of the Crescent Moon" trägt. Von Konzeptzeichnungen über Entwickler-Interviews und detaillierten Informationen über jedes einzelne Spiel ist hier alles enthalten, was man sich als Castlevania-Fan wünschen würde. Von jedem Spiel sind die Cover der verschiedenen Länderversionen enthalten und wir bekommen sogar eine genaue Übersicht über die Timeline der ganzen Reihe. Es lohnt sich auf alle Fälle, hier immer wieder mal einen Blick hineinzuwerfen und in Nostalgie zu schwelgen.
Es handelt sich bei allen Spielen um Ports der originalen Versionen. Zwar wurden die Spiele selbst um keine weiteren Inhalte erweitert, die Sammlung bietet aber einige nützliche Funktionen wie das Schnellspeichern oder die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad zu verändern. Die Portierung aller Spiele ist durchaus gut gelungen, M2 wird seinem Ruf dahingehend absolut gerecht. Auch die Musik gibt einem das übliche Gänsehautgefühl und lässt nichts zu wünschen übrig. Was die Funktionen angeht, so sind verschiedene Darstellungsoptionen (z.B. 4:3, 16:9, mit oder ohne Scanlinien) ebenso enthalten wie eine Speicherfunktion und ihr könnt sogar eure Spielsessions speichern und später noch einmal als Replay anschauen. Die mittlerweile als Standard geltende Rückspulfunktion wurde allerdings nicht eingebaut, was bei dem allgemein hohen Schwierigkeitsgrad sicher nicht geschadet hätte. Da die Spiele den Bildschirm nicht voll ausfüllen, kann auch zwischen verschiedenen Rahmen gewählt werden. Das Minimum an Funktionen, die in so einer Sammlung enthalten sein sollten, ist auf jeden Fall erreicht, auch wenn zum 50-jährigen Jubiläum hier und da noch ein wenig mehr Herzblut hätte hineinfließen können.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit