Test zu Doughlings: Invasion - Nintendo Switch
Ein 40 Jahre alter Klassiker in neuem Gewand
In der sehr breit gefächerten Welt der Videospiele gibt es Genres, die zu „den Vergessenen“ zählen. Die in einer früheren Zeit allgegenwärtigen Point-and-Click-Adventures zählen beispielsweise dazu und auch die klassischen Shoot 'em up-Vertreter sehen sich heutzutage etwa von Rollenspielblockbustern auf weiter Strecke verdrängt. Die Indie-Bewegung trägt aber maßgeblich dazu bei, dass auch diese fast schon zu Nischen verkommenen Genres weiterhin mit immer frischem Material versorgt werden.
Mit Hero Concept findet sich in der Türkei sogar ein dediziertes, kleines Entwicklerstudio, das sich die Neuinterpretation klassischer Arcade-Größen auf die Fahne geschrieben hat. Nachdem so bereits Doughlings: Arcade im letzten Jahr für die Nintendo Switch erschien, hat sich das Team um Creative Director Serkan Özay für Doughlings: Invasion nun den wohl bekanntesten Shoot 'em up-Titel überhaupt zur Vorlage genommen: Space Invaders aus dem Jahr 1978.
Der Einfluss des legendären Spiels, das die frühe Entwicklung der Videospiele maßgeblich geprägt hat, wird schon bei der recht einfach gehaltenen Handlung von Doughlings: Invasion deutlich: Ein sonderbarer Meteorit stürzt auf die Erde hinab und sondert einen eigenartigen Duft ab, der dafür sorgt, dass alle Bewohner aggressiv werden und aufeinander losgehen. Protagonist Morpheus, ein wurmartiges und mit zwei Armen ausgestattetes Wesen, entwickelt daraufhin ein Heilmittel und rettet seine Spezies vor dem Aussterben. Damit gibt er sich allerdings nicht zufrieden und nimmt darüber hinaus den Meteoriten unter die Lupe. Es stellt sich heraus, dass der Brocken von außerirdischen Lebewesen präpariert wurde und als Massenvernichtungswaffe fungieren sollte. Kurz darauf erscheinen besagte Eindringlinge aus dem All und versuchen sich der Erdbewohner zu entledigen. Morpheus greift kurzerhand selbst zur Waffe und geht gegen die extraterrestrischen Gauner vor.
Im Anschluss startet ihr auch direkt in das erste von insgesamt 50 Leveln, die Doughlings: Invasion zu bieten hat. Dort bewegt ihr euch als Morpheus in bekannter Space Invaders-Manier am unteren Bildschirmrand von links nach rechts und könnt mit der Y-Taste gerade nach oben schießen. Das ist auch ratsam, denn oberhalb befinden sich die etwas an Kraken erinnernden außerirdischen Gegner, die es zu eliminieren gilt. Das dürfte euch zu Beginn vor keine große Herausforderung stellen, denn die Aliens stehen nicht nur in Reih und Glied, sondern bewegen sich auch äußerst langsam von der einen Bildschirmseite zur anderen. So habt ihr viel Zeit zum Zielen, weshalb das Ende des ersten Levels schnell erreicht sein sollte. Währenddessen solltet ihr aber stets den oberen Bildschirmrand im Auge behalten. Je nachdem wie viele Feinde ihr abgeschossen habt, huschen dort nämlich von Zeit zu Zeit katzenartige Wesen durch das Bild. Insgesamt gibt es pro Level drei solcher „Königinnen“, die euch beim Levelabschluss einige wichtige Extrapunkte einbringen.
Die 50 Level sind in fünf Abschnitte unterteilt. Am Ende eines jeden Abschnitts wartet ein Endboss auf euch. © Hero Concept
Bei Doughlings: Invasion sammelt ihr nämlich nicht nur Punkte für euren persönlichen Highscore, sondern auch eine Art Währung, mit welcher ihr euren Charakter verbessern könnt. So lassen die Aliens bei einem erfolgreichen Abschluss tatsächlich „Like“ genannte Daumen fallen. Habt ihr genügend Likes gesammelt, steht euch die Spezialfähigkeit von Morpheus zur Verfügung, die im Falle einer Aktivierung mittels der X-Taste dafür sorgt, dass mit einem Schuss alle angrenzenden Feinde derselben Farbe ebenfalls getroffen und bestenfalls eliminiert werden. Würdet ihr nun ausreichend Währung gesammelt haben, könntet ihr beispielsweise dafür sorgen, dass der Spezialmodus von Morpheus länger anhält.
So wie ihr im Verlauf euren Charakter verbessert, werden aber auch die Gegner zunehmend stärker. Während sie sich zu Beginn noch zunehmend stärker in den Farben unterscheiden – was dafür steht, wie oft ihr den Feind treffen müsst, um ihn auszuschalten – tauchen in späteren Leveln noch einige fiesere Außerirdische auf, die bei einem Treffer beispielsweise wie eine Bombe direkt auf euch hinabfallen oder an ihrer Position implodieren und damit dafür sorgen, dass die umliegenden Aliens um eine Farbstufe nach oben versetzt werden und damit häufiger getroffen werden müssen.
Mit der Spezialfähigkeit könnt ihr das gegnerische Feld durch geschicktes Schießen geschwind pulverisieren. © Hero Concept
Im gegnerischen Feld befinden sich aber nicht immer nur außerirdische Gauner, die euch an den Kragen wollen, sondern teilweise auch gefangen gehaltene Erdbewohner. Befreit ihr diese mit einigen Schüssen aus ihren Käfigen, spendieren sie euch ein Extraleben. Diese sind für Doughlings: Invasion auch bitter nötig, denn Morpheus kann alles andere als viel ab. Seid ihr auch nur einmal unaufmerksam und touchiert eine von den Gegnern abgeschossene Kugel, ist es bereits um euch geschehen. Verfügt ihr nun über eines der recht selten auftauchenden Extraleben, dann setzt ihr das Level automatisch am aktuellen Punkt fort; gehen euch die Leben aber einmal aus, dann heißt es Game Over und ihr müsst nicht nur das Level, sondern den kompletten Abschnitt von vorne beginnen.
Ein solcher Abschnitt besteht aus zehn Leveln plus einem daran anschließenden Bosskampf. Diese sind in der Regel zwar eigentlich gar nicht so knifflig, es gilt aber immer zunächst herauszufinden, mit welchem Gegner man es zu tun hat und welches Muster dieser an den Tag legt. Bis zu dieser Erkenntnis kann es aber nicht nur einiges an Zeit, sondern auch an wertvollen Leben kosten. Geht ihr nun beispielsweise mit nur sehr wenigen Leben in einen euch unbekannten Bosskampf, ist das Risiko ziemlich hoch, dass es zu einem Game Over kommt. Dieses schmeißt euch, wie erwähnt, zurück an den Anfang eines Abschnitts, was für euch bedeutet, die zuvor zurückgelegten zehn Level noch einmal zu durchlaufen, um dem fiesen Ober-Alien erneut entgegenzutreten. Das birgt ein großes Frustpotential und zehrt ordentlich an der Motivation. Ich hätte mir gewünscht, dass man auch individuell Speicherpunkte setzen kann, um nach einer kleinen Unaufmerksamkeit im schlimmsten Fall nicht quasi ganz von vorne beginnen zu müssen.
Die deutsche Übersetzung ist wahrlich kein Augenschmaus. Oder geben die Elixiere doppelt geben? © Hero Concept
Auf dem doch beschwerlichen Weg durch die 50 Level ist Morpheus allerdings nicht allein. Immer mal wieder schaltet ihr neue Charaktere in Form von DNA-Strängen frei, die euch mit ihren speziellen Eigenheiten weiterhelfen wollen. Sammelt ihr einen dieser Stränge ein, die sich zunächst im gegnerischen Feld einreihen und einmal abgeschossen werden müssen, damit sie herunterfallen, wandelt sich Morpheus beispielsweise zu Zap, der mit seinem Laserschuss eine ganze Reihe auf einmal treffen kann, oder Gunslinger, der über einen diagonalen Schuss verfügt. Diese Charaktere sind im Übrigen an Actionfilmklassiker wie X-Men oder Terminator angelehnt – ein nettes Extra.
Leider alles andere als nett ist die deutsche Übersetzung. Es ist zwar immer ein lobenswertes Verhalten, wenn sich ein Entwickler die Mühe macht, sein Spiel durch verschiedensprachige Texte einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Wenn es dann aber so wirkt, als wurde die Übersetzung mithilfe einer früheren Version des Google-Übersetzers angefertigt, kann einfach keine Seite – der Entwickler und der Spieler – mit dem Endprodukt wirklich zufrieden sein.
Unser Fazit
6
Überzeugend