Test zu Final Fantasy VIII Remastered - Nintendo Switch
Der achte Teil der Final Fantasy-Reihe schafft endlich den Sprung auf ein Nintendo-System
Nachdem wir nun schon Final Fantasy VII und IX auf der Nintendo Switch spielen konnten, stellten sich viele die Frage. Wo ist Final Fantasy VIII? Tja, lange Zeit von Square Enix ignoriert, gibt es nun seit einigen Tagen eine Remastered-Version des PlayStation-Klassikers von Squaresoft. Als selbsternannter Final Fantasy-Experte habe ich mir den Titel für euch angeschaut.
Squall, ein junger Erwachsener, lebt und studiert in einem der Gärten (im Spiel Garden genannt) der Söldnerorganisation SEED. Nach seiner Abschlussprüfung bekommen er und einige seiner Kollegen einen großen Auftrag. In einer Stadt in der Nähe sollen sie einer Rebellengruppe namens Waldeule helfen, einen Diktator (Präsident auf Lebenszeit ist der offizielle Titel) zu stürzen. Hier zeigt sich auch schnell, dass SEED hauptsächlich am Geld interessiert ist. Politisch positioniert sich die Organisation nicht, sehr zur Enttäuschung der Waldeulen. Das Attentat scheitert und auf einmal ist das Team in einer Krise, die ihre kühnsten Erwartungen übertrifft.
Final Fantasy VIII ist ein klassisches rundenbasiertes JRPG, wie man es kennt. Sowohl ihr als auch eure Gegner haben einen Balken, der sich nach und nach auffüllt. Ist er voll, könnt ihr einen Spielzug vornehmen. Sei es ein Angriff, die Auswahl eines Items, ein Zauberspruch oder „Draw“, mit denen ihr Gegner bestehlen könnt. Dazu komme ich später noch. In einem Punkt unterscheidet sich das Spiel jedoch von seinem Vorgänger und dem Nachfolger. Steigt ihr ein Level auf, werden auch eure Gegner stärker. Es ist daher eine legitime und sinnvolle Maßnahme, aus Zufallskämpfen zu fliehen. Viele beenden Squalls Reise, ohne je gegen einen Gegner zu kämpfen, mit Ausnahme von Storybossen. Das heißt jedoch nicht, dass die Kämpfe irrelevant sind. Ganz im Gegenteil. Um stärker zu werden, gibt es verschiedene Mechaniken. Eine von ihnen ist das oben erwähnte „Draw“. Gegner selbst haben Zaubersprüche in Form von Items, die ihr ihnen wegnehmen und selbst benutzen könnt. Habt ihr das gemacht, flieht ihr aus den Kämpfen, ohne Erfahrungspunkte zu erhalten. Ich musste mich erst an diese Art „Kampf“ gewöhnen, aber es hat ohne Frage etwas, das Spiel chronisch unterlevelt abzuschließen.
Natürlich könnt ihr nicht einfach mit eurem Ursprungs-Equipment durch die Gegend laufen und hoffen, den finalen Endboss zu besiegen. Hier kommen die Guardian Forces, im Spiel und im Verlaufe des Tests als G. F. abgekürzt, ins Spiel. Kennt ihr euch mit Final Fantasy aus, dürften euch Monster wie Diabolos bekannt vorkommen. Ihr selbst könnt die Monster jedem der Charaktere zuweisen. Ihr nutzt sie jedoch nicht nur im Kampf. Ich habe sie fast nie in einem Duell eingesetzt. Ihr Nutzen liegt in einem ganz anderen Bereich. Habt ihr sie einem der Helden zugewiesen und gewinnt einen Kampf, erhaltet ihr Erfahrungspunkte und Abillity-Points (AP). Diese AP könnt ihr einsetzen, um passive Fähigkeiten freizuschalten. Manche erhöhen die Stärke, andere die Magiewerte, wieder andere schalten komplett neue Mechaniken frei. Ihr könnt jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Fähigkeiten gleichzeitig ausrüsten, das betrifft jedoch nicht die Mechaniken, die in einem separaten Menü hinzugefügt werden. Es sind hauptsächlich die G. F., die euch stärker werden lassen. Doch das ist nicht deren einziger Nutzen. Erinnert ihr euch noch an die Zaubersprüche, die ihr den Gegnern stehlen könnt? Jeder G. F. schaltet verschiedene Attribute wie KP oder Verteidigung frei. Diese könnt ihr dann Zauberspruch-Items zuweisen, welche jedoch einen komplett anderen Effekt haben. Beispielsweise können manche von ihnen die KP deutlich erhöhen. Der Clou: Eure fertig ausgerüsteten G. F. könnt ihr jederzeit einem der anderen Charaktere zuweisen, der dann das gleiche Set und die gleichen Eigenschaften übernimmt. Das Ganze klingt extrem komplex und das ist es auch. Kein anderes Final Fantasy hat mich so viel Mühe gekostet, bis ich alle Mechaniken halbwegs verstanden habe. Und wir sind noch längst nicht fertig. Holt euch ein Getränk, im nächsten Abschnitt geht es weiter.
G.F. verstärken nicht nur die einzelnen Werte der Charaktere. Die neuen Abillities, die einige von ihnen haben, könnt ihr im Hauptmenü einsetzen, um Items umzuwandeln, damit sie Zauber werden. Von diesen Wandlern gibt es verschiedene Varianten. Manche von ihnen fügen Gegenständen Attribute wie Feuer oder Eis hinzu, andere verändern die Items komplett. Und dann gibt es noch den Karten-Wandler. Wie einige andere Final Fantasy-Titel bietet auch der achte Teil der Saga ein Kartenspiel. Und wie schon zuvor bin ich auch dieses Mal kein Fan davon. Dennoch gibt es eine Mechanik, die es lohnenswert macht, sich durch das Minispiel zu kämpfen. Manche der Charaktere haben seltene Karten, die wichtige Charaktere des Abenteuers zeigen. Gewinnt ihr, könnt ihr diese als Preis an euch nehmen. Diese erleichtern jedoch nicht nur das Kartenspiel. Ihr könnt sie gegen nützliche Gegenstände eintauschen. Einige von ihnen sind so mächtig, dass man bereits wenige Stunden nach dem Start des Spiels so gut ausgerüstet ist, dass man den Rest des Abenteuers ohne Probleme bewältigen kann. Die verschiedenen Wandler-Optionen sind ein weiterer elementarer Bestandteil des Gameplays von Final Fantasy VIII. Doch wie findet ihr eigentlich die G. F.? Neben den Verbündeten, die ihr im Laufe des Abenteuers automatisch erhaltet, könnt ihr manche der Wesen mit der Draw-Funktion von Bossen stehlen. Besiegt ihr sie, ist es schwer bis unmöglich, sie wieder zu erhalten. Schaut also immer im Draw-Menü, ob sich ein G. F. dort versteckt.
Die ein oder andere Mechanik habe ich sicherlich vergessen, doch ihr merkt schon: Wenn ihr euch ausführlich mit dem Spiel befasst, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, eure Charaktere zu optimieren. Und das, ohne jede Menge Erfahrungspunkte zu sammeln. Die G. F.-Mechaniken erinnern mich ein wenig an die Klingen aus Xenoblade Chronicles 2. Zufälligerweise arbeitete Tetsuya Takahashi, der Mann hinter den Xeno-Titeln, an Final Fantasy VIII. Ein Zufall?
Gehen wir nun weg vom Kampfsystem und hin zum generellen Spiel. Wie schon in Teil 7 und 9 ist die Welt von Final Fantasy VIII in zwei Teile aufgeteilt. Einerseits könnt ihr Städte und Dungeons erkunden, mit Menschen sprechen, diverse Sidequests annehmen, mit einigen Charakteren Karten spielen oder die Story vorantreiben. Verlasst ihr die Gebiete landet ihr auf der recht schlichten und detailarmen Oberwelt. Neben Autos und Zügen könnt ihr natürlich auch zu Fuß neue Orte erreichen. Im späteren Verlauf habt ihr auch ein Flugschiff, mit dem ihr beispielsweise das Meer überqueren könnt. Sowohl in Dungeons, als auch auf der Oberwelt gibt es zufallsbasierte Kämpfe. In der Remastered-Version könnt ihr diese jedoch deaktivieren. In einer Sidequests könnt ihr auch die serientypischen Chocobo-Vögel finden, auf denen ihr reiten könnt. Es gibt diverse optionale Gebiete zu finden, die beispielsweise seltene G. F. beinhalten.
Die Story von Final Fantasy VIII kann man mit einem Wort zusammenfassen: Abgedreht. Ich möchte wie bei jedem Rollenspiel nicht zu tief in die Materie einsteigen, aber der Titel wirft einfach alle genretypischen Klischees zusammen. Einige Beispiele: Monster entstehen auf dem Mond und fallen auf die Erde. All eure Charaktere kannten sich bereits in ihrer Kindheit, haben das aber dank der G. F. vergessen, die anscheinend Erinnerungen löschen. Dann gibt es noch etliche Antagonisten, die teilweise aus dem Nichts auftauchen. Wenn man nicht aufpasst, weiß man ganz schnell nicht mehr, was eigentlich passiert. Manche Themen werden zum Teil gar nicht erklärt. Während Final Fantasy VII und IX strukturierte Geschichten haben, geht der achte Teil… andere Wege. Und ich muss sagen: Es hat mich nicht gestört. Lässt man sich darauf ein, kann man viel Spaß mit der Story haben. Auch wenn ich mich bei den Ending-Szenen teilweise gefragt habe, was die Entwickler seinerzeit geraucht haben. Ja, so abstrus wird es.
Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass ihr in der Remastered-Version Zufallskämpfe abstellen könnt. Zudem gibt es die Option, das Spiel in dreifacher Geschwindigkeit laufen zu lassen. Zudem könnt ihr auswählen, dass ihr keinen Schaden nehmt, solange der gegnerische Angriff nicht mehr abzieht als die gesamten KP, die ihr habt. Die Funktion lädt zudem immer die Spezialangriffe auf. Warum der Nintendo Switch Version die Features wie das Freischalten aller Karten fehlt, die in der PC-Variante vorhanden sind, ist mir jedoch schleierhaft.
Grafisch sieht Final Fantasy VIII Remastered für das, was es ist, nicht schlecht aus. Man sieht zwar sofort, dass man ein PlayStation-Spiel vor sich hat, die Charaktermodelle sehen jedoch deutlich besser aus. Im Vergleich zu den Remaster-Versionen zu Teil 7 und 9 sieht das Spiel jedoch am besten aus, auch wenn es noch genug gegeben hätte, was aufgehübscht hätte werden können. Die vorgerenderten Zwischensequenzen sind ebenfalls nett anzusehen, auch wenn eine Sprachausgabe fehlt. Musikalisch hingegen haben wir typische Final Fantasy-Qualität vor uns, die auch heutzutage viele andere Spiele in den Schatten stellt.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit