Test zu Resident Evil 6 - Nintendo Switch
Einzelspieler-Hass und Mehrspieler-Spaß
Bereits im Test zu Resident Evil 5 solltet ihr gemerkt haben, dass ich ein riesiger Fan des Titels war und noch immer bin. Die Möglichkeit, eine Geschichte des Resident-Evil-Universums zusammen mit einem Freund auf dem Sofa oder über das Internet zu erleben, hat mich als Videospieler positiv geprägt. Dementsprechend war ich richtig heiß darauf, auch Resident Evil 6 auf meiner Nintendo Switch zu installieren, um es zusammen mit meinem besten Kumpel durchzuspielen. Warum die Begeisterung im Vergleich zum fünften Teil sehr schnell abflachte und wir trotzdem eine Menge Spaß am Titel hatten, erfahrt ihr in unserem Test.
Anders als in vorherigen Resident-Evil-Teilen üblich, übernehmt ihr in Resident Evil 6 nicht die Kontrolle über ein bis zwei Charaktere, sondern es stehen euch im Verlauf der Geschichte insgesamt sieben unterschiedliche Personen zur Verfügung, welche durch ihre jeweils sehr individuellen Eigenschaften überzeugen können. Zu erwähnen sind hierbei vor allem Leon S. Kennedy, welcher bereits in Resident Evil 4 eine gute Figur ablieferte oder Chris Redfield, an welchen man sich dank das zuvor veröffentlichten Resident Evil 5 noch sehr gut erinnert. Die Geschichte wird in insgesamt vier Handlungssträngen erzählt, welche sich immer wieder überschneiden und erst im Gesamten eine wirkliche Story erzählen. Die unterschiedlichen Kapitel des Spiels bringen die Charaktere in allerlei Gebiete dieser Welt und reichen von städtischen Szenarien, über einen Friedhof bis hin zu einer Kneipe in Osteuropa. Abwechslung ist somit definitiv geboten.
Wie bereits im Vorgänger steht auch in Resident Evil 6 die Zusammenarbeit mit eurem jeweiligen Partner im Vordergrund. Müssen hier Rätsel gemeinsam bewältigt werden, trennen sich zwischenzeitig sogar die Wege der Protagonisten. So durchlauft ihr in einer Kathedrale beispielsweise zwei verschiedene Wege mit Leon und seiner Partnerin Helena und müsst kleinere Fallen überstehen, um für den jeweils anderen das weitere Fortschreiten zu ermöglichen. Solche kleineren Rätseleinlagen finden sich immer wieder im gesamten Spiel, wirklich fordernd sind sie jedoch an keiner Stelle. Wie bereits im Vorgänger ist es euch auch hier möglich, mit einem Freund auf dem Sofa oder über das Internet gemeinsam zu spielen, was der gesamten Geschichte einen deutlich größeren Reiz verleiht, als der Einzelspieler. Nicht zuletzt ist hier die KI eures Partners Schuld daran, da dieser nicht ansatzweise so schlau handelt, wie in Resident Evil 5.
Die größte Kritik erntete Resident Evil 6 im Jahre 2012 aufgrund der fehlenden Aspekte, die die Resident-Evil-Teile eben ausmachen. Gruselmomente, ruhige Phasen des Erkundens und durchaus herausfordernde Rätsel sucht man hier nämlich vergebens. Zwar beginnt die Kampagne von Leon vielsprechend und weiß auch immer wieder zu überraschen, wenn man sich zum Beispiel auf dem Boden liegend in einem Bus befindet, welcher von Untoten gestürmt wird. Leider gehören solche Momente der Seltenheit an. Stattdessen schießt man sich durch Massen von Zombies ohne Rücksicht auf Verluste. Dies macht im ersten Moment auch sehr viel Spaß. Leider wirft einen das Spiel immer und immer wieder in Arenakämpfe, welche keinerlei Taktik von einem abverlangen, sondern nur einen schnellen Finger. Hat man diese dann einmal gemeistert, ist es nicht unüblich, dass direkt der nächste Arenakampf auf einen wartet. Dies zieht sich zu großen Teilen durch das Spiel wie eine Dauerschleife. Hinzu kommt, dass für mich immer ein großer Reiz darin bestand, mit meiner Munition sorgsam umzugehen. Wenn ich in meinem ersten Durchgang dann jedoch 9mm-Patronen jenseits der 100 Stück habe, merkt man schnell, dass man sich nicht in einem klassischen Resident-Evil-Teil befindet. Man hat einfach das Gefühl, es sollte nach dem fünften Teil noch eine Schippe draufgelegt werden, was die Action betrifft. Leidtragende sind dann alle die, welche sich diese ruhigen Momente mit der Angst im Nacken zurückwünschen.
Doch kommen wir nochmals zu dem, was auf der Habenseite steht. Jeder eurer Protagonisten verfügt nach und nach über ein abwechslungsreiches Arsenal an Schusswaffen und allerlei weiteres Zubehör wie Granaten und Fernzünder, die das Spiel wirklich bereichern. Das Wechseln zwischen diesen ist nicht wirklich intuitiv, funktioniert dank der Pfeiltasten jedoch blitzschnell. Auch das in Echtzeit aufrufbare Menü wurde dem Vorgänger entnommen und das ist auch gut so. Als Spieler muss man immer den richtigen Moment abpassen, in welchem man sich durch das Menü klicken möchte, um zum Beispiel die Heilkräuter zu verwalten. Ach ja, das leidige Thema Heilkräuter… Diese sind mir dieses Mal so negativ wie nie zuvor aufgefallen und das liegt nicht an ihrer Wirkung. Vielmehr ist die Herstellung von Heilkapseln so umständlich, dass man über jedes Heilspray sehr froh ist. Eure Kräuter müsst ihr nämlich in Heilkapseln umwandeln, welche erst dann konsumiert werden können. Kombiniert ihr zuvor Heilkräuter miteinander, steigt die Anzahl der Kapseln, die ihr erhaltet. Klingt einfach, ist es aber nicht, da das Menü sich an dieser Stelle zu überladen und ungenau anfühlt.
Neben Waffen, Munition und Heilkräutern braucht ihr dieses Mal nicht nach Schätzen oder gar Geld zu suchen. Stattdessen wurde sich in Resident Evil 6 dazu entschieden, Fähigkeitspunkte in das Spiel zu integrieren. Klingt erstmal nicht schlecht, da diese nach jedem Kapitel in neue Fähigkeiten investiert werden können. Diese reichen von einem stärkeren Nahkampfangriff bis hin zur Stärkung eines Waffentyps. Neuartiges braucht man hier nicht erwarten, nett sind die Fähigkeiten trotzdem alle. Wieso man sich jedoch dagegen entschieden hat, die Schusswaffen ebenfalls zu modifizieren, wirft bei mir unendliche Fragezeichen auf. Wie viele Stunden ich alleine in Resident Evil 5 damit verbracht habe, mir zu überlegen, für was genau ich mein gesammeltes Geld jetzt ausgebe, kann ich gar nicht mehr sagen. So ein wertvolles Spielelement komplett zu entfernen ist für mich persönlich nicht erklärbar, da die Fähigkeiten gefühlt deutlich geringere Auswirkungen auf den eigenen Spielstil haben.
Technisch geht für mich persönlich, und da bin ich vermutlich eine Ausnahme, Resident Evil 6 noch einige Schritte weiter im Vergleich zu seinem Vorgänger. Die gesamten Szenerien überzeugen grafisch ungemein. Egal ob es sich um eine Ballerei in den Dörfern handelt oder eine ruhigere Passage in der Kathedrale: Alles sieht wirklich toll aus. Ebenso verhält es sich in den Zwischensequenzen, welche an der einen oder anderen Stelle jedoch etwas zu unterhaltsam inszeniert sind und sich in Richtung ad absurdum bewegen. Nichtsdestotrotz wissen sie zu fesseln und machen als Spieler einfach sehr viel Spaß. Die Steuerung fühlt sich noch immer nicht wirklich intuitiv an, ist dank neu hinzugewonnener Möglichkeiten doch etwas interessanter geworden. So könnt ihr beispielsweise einen Rückwärtssprung beim Zielen ausführen, um euch auf den Boden zu werfen und eure Widersacher aus dieser Position zu befeuern. Leider lässt das Spiel dies nicht wirklich häufig zu, da die Actioneinlagen einfach die Überhand nehmen. Überzeugen kann hingegen die deutsche Sprachausgabe. Durch diese fühlt man sich direkt im Spiel drin und gerade die Stimme von Leon S. Kennedy dürfte Serienveteranen bekannt sein und erfreuen. Übrigens: Die Gyrosteuerung findet sich auch in Resident Evil 6 wieder. Ich persönlich bevorzuge zwar das Zielen per Stick, aber trotzdem ist es gut, diese Möglichkeit zu haben.
Auch in Resident Evil 6 ist für Langzeitmotivation gesorgt. Die Kampagnen an sich nehmen bereits ca. 25 Stunden in Anspruch. Darüber hinaus gibt es unzählige Aufgaben im Spiel und auch die Embleme haben es wieder in die Level geschafft. So lassen sich weitere Inhalte wie Kostüme und neue Fähigkeiten freispielen, die etwas Individualität ermöglichen und dem Spiel guttun. Wieder mit dabei ist außerdem der Söldnermodus, in welchem es darum geht, in kurzer Zeit möglichst viele Widersacher zu erledigen und Highscores aufzustellen. Wirklich spannend inszeniert ist dieser Spielmodus nicht, toll ist aber, dass gewonnene Erfahrungspunkte auch in die Kampagnen mitgenommen werden können. Daneben bietet Resident Evil 6 noch weitere Mehrspieler-Modi, welche alle auf PvP ausgerichtet sind. Die Schwächen des Einzelspieler-Modus kommen auch hier zutage, sodass sie bis auf einige wenige Runden nicht wirklich überzeugen können. Dahingegen macht der Spielmodus „Jagd auf Agenten“ durchaus Spaß, da man hier in die Rolle eines Zombies schlüpft und dem Spiel eines zufälligen Spielers zugeteilt wird. Somit hat man zumindest kurzweilig die Möglichkeit, einen Rollenwechsel zu vollziehen. Toll ist, dass Resident Evil 6 außerdem die Kostüme enthält, welche ursprünglich über residentevil.net verteilt wurden.
Unser Fazit

6
Überzeugend