Startegisches Wirtschaften
Es gibt nur wenige Spielereihen, die eine so turbulente und gleichermaßen traurige Entwicklungsgeschichte mit sich bringen wie Harvest Moon. Was früher für eine gemütliche Lebenssimulation mit viel Charme und Charakter stand, ist heute ein halbgarer Schatten seiner selbst. Der Name scheint mittlerweile der einzige Grund zu sein, weswegen Spieler noch immer zu diesem Franchise greifen. Mit Harvest Moon Mad Dash erscheint nun ein neues Puzzle-Spin-off, welches eine etwas andere Richtung einschlägt, während es zugleich die Thematik der Landwirtschaft beibehält. So schlecht der Ruf der Reihe mittlerweile auch sein mag, wir werfen trotzdem einen frischen Blick auf das kleine Nebenabenteuer. Werden wir eine aufblühende Knospe entdecken oder stehen wir erneut vor dürrem Boden?
Bei Mad Dash handelt es sich um ein Puzzle-Spiel, bei dem ihr aus der Vogelperspektive in einem geschlossenen Bereich bestimmte Gemüsearten miteinander verbindet, um sie reifen zu lassen und anschließend zu pflücken. Die Größe des Gemüses bestimmt jedoch nicht nur die zu erhaltene Punktzahl. Seid ihr zu gierig und lasst gigantische Ungetüme heranwachsen, können diese verschimmeln und somit nicht nur Punkte, sondern auch Zeit verschwenden. Abhilfe schafft hier ein kleines Warnsignal, das euch rechtzeitig mitteilt, wann das Grünzeug seinen Zenit erreicht. Gleichermaßen füllen lange Gemüseketten eure Powerleiste, die nach ihrem Einsatz die Zeit für einen kurzen Moment stoppt und ausgereifte Nahrung augenblicklich erzeugen lässt. Zusammen ergeben beide Elemente ein riskantes Zusammenspiel, bei dem jederzeit ausbalanciert werden muss, ob sich eine üppige Kette lohnt, um die Leiste aufzuladen, oder sichere Punkte den Rang erhöhen, ohne die Gefahr einzugehen, dass eure Arbeit zugrunde geht.
Der Rang wird mit bis zu drei Sternen dargestellt. Um im Spiel voranzuschreiten, ist regelmäßig nach einer bestimmten Anzahl von Leveln eine gewisse Menge an Sternen vorausgesetzt. Die erforderliche Zahl ist nie wirklich hoch und der allgemein leichte Schwierigkeitsgrad sollte nur in den seltensten Fällen dafür sorgen, dass ihr mehr als einen Versuch benötigt, um den besten Rang zu erlangen. Sämtliche Kurse werden durch eine kleine Oberweltkarte erreicht, die in gewissen Zügen an Super Mario erinnert und sich optisch hin und wieder, je nachdem, wie weit ihr kommt, anpasst und verändert. Die Route ist dabei immer relativ geradlinig und monoton, geheime Passagen oder optionale Pfade hätten auf eine problemlose Art und Weise für Abwechslung gesorgt. Dieses verschenkte Potenzial ist umso unverständlicher, wenn man sich den Umfang des Spiels anschaut. Die Levelanzahl ist nicht zu verachten, erscheint aber durch den gradlinigen Verlauf fast schon ermüdend. Obwohl der passable Umfang löblich ist, ist er letztendlich durch die unkreative Anordnung viel zu eintönig und rückt die Level in ein schlechtes Licht.
Die Kurse selbst stellen die einzelnen Ideen langsam von Level zu Level anhand eines Beispiels vor. Meistens folgen danach Herausforderungen, die eure gesammelten Erfahrungen zusammengefasst abfragen, ohne jemals wirklich hart zu werden. So wandern Kühe auf dem Spielfeld zu kleinen Strohhaufen, um sie zu fressen und sich anschließend melken zu lassen. Sammelt ihr das Stroh schnell zu einer großen Dieme zusammen, können die Säugetiere länger fressen, was zu erhöhter Milchproduktion und somit besseren Punkten führt. Es gibt auch kleine Wasserbecken mit Fischen, die sich ebenfalls zusammenfassen lassen, woraufhin es möglich wird, Fische zu angeln. Im Grunde genommen sorgen diese Ideen für frischen Wind im Gameplay, in diesem Fall aber werden sie aber nicht zu Ende gedacht. Die Kühe können zum Beispiel auch komplett ignoriert werden. Es reicht absolut aus, sich auf das Gemüse zu konzentrieren, was die Vierbeiner als Levelelement eigentlich obsolet macht. Stattdessen hätten sie beispielsweise das Gemüse auf ihrem Weg zertrampeln oder in die kleinen Becken fallen können. Durch das fehlende Zusammenspiel der einzelnen Elemente besitzt Mad Dash keine richtige strategische Tiefe, die in Puzzle-Spielen jedoch essenziell ist und hier im Prinzip auf der Hand liegt, aber nicht genutzt wird.
Die Levelthematiken unterscheiden sich oft genug, sodass es visuell nicht langweilig wird. Vom Grasfeld bis zum Strand wird vieles geboten, selbst heiße Lavagebiete müssen bewirtschaftet werden. So ansehnlich die verschiedenen Ambiente sind, so ausdruckslos und gar billig wirkt dabei der Grafikstil. Charaktermodelle sind grob und steif, die Farbgebung ist sehr bunt, jedoch gleichzeitig plastisch und ohne Charme. Glücklicherweise sorgt der Soundtrack für eine gewisse Stimmung, die gut zum Gameplay passt und sich je nach Restzeit verändert, um euch unter Druck zu setzen. Der Vorteil hierbei ist, dass Spieler nicht ständig auf die Zeit achten müssen – die plötzliche Veränderung in der Musik signalisiert auditiv, dass man sich beeilen sollte. Das Highlight und womöglich auch die kleine Rettung des Spiels ist der Multiplayermodus. Mit bis zu vier Spielern gleichzeitig ist es möglich, zusammen auf dem Feld Highscores zu jagen, was überraschend gut klappt, da man sich gegenseitig nicht stört und ausgereifte Ketten entstehen lassen kann.
Unser Fazit

3
Eher nicht überzeugend