Test zu Bee Simulator - Nintendo Switch
To bee or not to bee ...
Der Bee Simulator aus dem Hause VARSAV Game Studios ist seit Mitte November für PC via Epic Games Store, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch erhältlich. Anders als man eventuell auf den ersten Blick vermuten mag, handelt es sich hierbei nicht um eine Quatschsoftware à la Goat Simulator. Zwar präsentiert sich das Ganze spielerisch und erlaubt sich den ein oder anderen Scherz, allerdings spürt man auch deutlich, dass die Entwickler mit ihrem Spiel tatsächlich Wissen vermitteln möchten. Wie gut ihnen der Spagat gelungen ist, sollen euch die nachfolgenden Zeilen verraten.

Die Präsentation der Zwischensequenzen fällt charmant aus. Hier seht ihr eure Geburt. © Bigben Interactive
Positiv fällt als Erstes auf, dass das Spiel mehrere Sprachen unterstützt. Dies setzt jedoch voraus, dass das nötige Sprachpaket aus dem Nintendo eShop heruntergeladen wird. Im Rahmen dieses Tests habe ich mir die deutsche und englische Übersetzung angehört und angesehen. Beide befinden sich auf ähnlichem Niveau. Sie sind weder überragend noch besonders schlecht. Bei der deutschen Übersetzung hat man sich offenbar etwas zu viel Mühe gegeben. So hat man in der Videospielszene anerkannte Anglizismen übersetzt, was dazu führt, dass man sich "Häute" statt "Skins" für den eigenen Charakter kaufen kann, was jedoch nicht weiter tragisch ist. Zudem sind die Texte innerhalb der Zwischensequenzen im Spiel trotz des deutschen Sprachpakets immer noch auf Englisch. Das ist ebenso kein Beinbruch, sorgt allerdings für kleine Unstimmigkeiten im Gesamtbild. In beiden Sprachen fiel jedoch negativ auf, dass die Pausen innerhalb von Dialogen unnatürlich lang andauern. Eure Biene sagt einen Satz, es folgt zwei Sekunden lang Stille, und sie fährt mit einem weiteren Satz fort, ohne dass die Pause inhaltlich Sinn ergibt.
Nachdem ihr eine Sprache ausgewählt habt, wird ein nettes Intro abgespielt, welches im selben Stil gehalten ist wie die Zwischensequenzen im Spiel. Dieses Filmchen lässt auch bereits erahnen, dass die Entwickler mit dieser Software Wissensvermittlung anstreben und euch die Biene und deren essenzielle Rolle in unserer Welt näherbringen möchten. Habt ihr euch den Kurzfilm angesehen, gelangt ihr ins Menü. Es kann an meiner persönlichen Präferenz liegen, aber ich war zuerst sehr stark davon irritiert, dass es nach der Sprachauswahl nicht mehr möglich ist, mit dem Steuerkreuz durch das Menü zu manövrieren. Von nun an kontrolliert ihr alles mit dem Stick – ohne Ausnahme. Das dieser sich nicht sonderlich gut für binäre Eingaben eignet, kann man sich vorstellen, weshalb sich die Menüführung etwas umständlich anfühlt. Das ist schade, weil wichtige Komponenten wie das Glossar primär über das Spielmenü erreichbar sind. Ihr kämpft euch also etwas durch die Profil- und Schwierigkeitsgradauswahl. Letzterer kann jederzeit innerhalb des Spiels geändert werden. Insgesamt stehen euch zwei Schwierigkeitsstufen zur Auswahl – einfach und schwer. Während der einfache Schwierigkeitsgrad tendenziell zu leicht ausfällt, zieht der andere bereits ordentlich an, was die Limits von Zeit und Abständen bei Verfolgungsjagden betrifft. Ein mittlerer Schwierigkeitsgrad wäre wünschenswert gewesen. Nachdem ihr euch entschieden habt, beginnt auch schon die Geschichte des Spiels. Ja, richtig gelesen, der Bee Simulator kommt mit einer spielbaren Story daher, welche sich in acht Kapiteln unterteilt.

Durch das Erkunden der Spielwelt und deren Lebewesen wird das Glossar erweitert. Die 3D-Modelle könnt ihr im Tausch gegen Wissenspunkte erstehen. © Bigben Interactive
Das Spiel startet mit eurer Geburt. Ihr verlasst das Larvenstadium und findet euch als frischgebackene Biene im Bienenstock wieder. Natürlich lassen die fleißigen Insekten keine Zeit verstreichen und weisen euch sofort in euer Arbeitsfeld ein: das Sammeln von Pollen. Habt ihr die Grundlagen drauf, werdet ihr auch schon in die offene Spielwelt, ein Park im Zentrum einer Großstadt, entlassen. Nachdem ihr euch dort ein wenig ausgetobt hat, müsst ihr erschrocken feststellen, dass die Menschen den Baum fällen möchten, an dem sich euer Bienenstock befindet. Weil Widerstand zwecklos ist, begebt ihr euch auf die Suche nach einer neuen Heimat für euren Schwarm.
Die Geschichte des Bee Simulators stellt sich als nette Dreingabe heraus. Sie ist wenig komplex und kurz, allerdings ziemlich charmant erzählt. Sporadisch werdet ihr mit der ein oder anderen Popkulturreferenz konfrontiert, was darauf schließen lässt, dass die Macher mit aktuellen Videospielen, Serien und Filmen vertraut sind. Eine Wächterbiene teilt euch beispielsweise mit, dass sie mal eine Honigbiene gewesen sei, dann habe sie jedoch einen Wespenstich ins Knie bekommen, was sich als Hommage an das "Pfeil ins Knie"-Meme um The Elder Scrolls V: Skyrim versteht. Zudem führt euch die Story an interessante Orte in der offenen Spielwelt, darunter in einen Vergnügungspark und zu einem Bootshaus. Außerdem trefft ihr andere Insekten, die jedoch selten im Gedächtnis bleiben und nur für die Dauer einer Mission relevant sind. Die Handlung lässt euch in jeden Bereich des Spiels hineinschnuppern. Mit was ihr euch anschließend näher beschäftigen wollt, bleibt euch überlassen.
Zu den Dingen, mit denen ihr euch in der Welt von Bee Simulator die Zeit vertreiben könnt, gehört natürlich das Pollensammeln, was primär passiv geschieht, außer es findet im Rahmen einer Mission statt. Habt ihr eure maximale Traglast erreicht, müsst ihr zum Bienenstock zurückkehren, wo euch eure Beute im Tausch gegen die Ingame-Währung Wissenspunkte abgenommen wird. Diese Wissenspunkte könnt ihr in Kosmetika für eure Biene oder in 3D-Modelle von bereits in der Spielwelt entdeckten Lebewesen investieren. Diese Punkte könnt ihr aber auch anderweitig verdienen. Denn abseits des Pollensammelns dürft ihr euch in Rennen gegen andere Insekten beweisen, ihnen mithilfe von Tanzmoves den Weg beschreiben oder gegen andere Krabbeltiere, allen voran Wespen, kämpfen. Die letzten beiden Aktivitäten – Tanz und Kampf – präsentieren sich als Minispiele, in denen es darum geht, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu drücken. Sie sind also weniger actionreich, als man zuerst vermutet. Natürlich dürft ihr auch einfach nur durch den Park fliegen und den Ort erkunden.
Die Steuerung eurer Biene gestaltet sich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, doch irgendwann sind auch ausgefallenere Flugmanöver möglich, insofern es die stellenweise widerspenstige Kamera zulässt und ihr die Sensibilität der Analogsticks angepasst habt. Ihr dürft sogar landen, allerdings bleibt diese Funktion weitgehend ungenutzt. Das gilt auch für das Stechen, was sich niemals richtig gut anfühlt und eher zu unfreiwilligen Kollisionen mit dem Opfer führt.
In der Spielwelt des Bee Simulators herrscht reges Treiben. Der Park im Zentrum einer Großstadt lässt keinesfalls Leben vermissen. Neben anderen Insekten, Reptilien und Säugetieren finden sich auch etliche Menschen, die dort ihre Freizeit verbringen. Dass diese in einer nicht verständlichen Sprache kommunizieren, die ein bisschen an das Gebrabbel aus "Die Sims" erinnert, macht innerhalb des Kontexts Sinn, schließlich seid ihr nur eine Biene. Da es sich bei einem Park um künstlich angelegte Natur handelt, hatte man offensichtlich reichlich Gestaltungsfreiheit. Wie bereits erwähnt, führt euch die Geschichte unter anderem zu Bootshäusern und Vergnügungsparks. Sie beschränkt sich also nicht nur auf Wald und Wiesen, was der Monotonie vorbeugt.
Die Spielwelt leidet allerdings unter der schwachen Optik. Die pseudorealistische Darstellung tut dem Spiel nicht gut – zumindest auf der Nintendo Switch. Einzelne grobe Grashalme sprießen aus einer grob texturierten Grünfläche, die Menschen schauen allesamt seltsam aus und die hölzernen Animationen der anderen Lebewesen wirken selten glaubhaft. Objekte ploppen sichtlich vor eurer Nase auf, und um die geringe Weitsicht zu kaschieren, hat man sich dazu entschieden, mit extremer Unschärfe in der Ferne zu arbeiten, was die Bildqualität nicht unbedingt steigert. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Eine leicht stilisierte Präsentation hätte da eine bessere Figur gemacht. Immerhin bleibt die Bildrate weitgehend konstant, sowohl im Handheld- also auch im TV-Modus der Nintendo Switch. Letzterer macht das Spiel übrigens nicht unbedingt ansehnlicher.

An Abwechslung mangelt es der Welt von Bee Simulator nicht, die grafische Darstellung könnte allerdings besser sein. © Bigben Interactive
Leider kann der Sound auch nicht überzeugen. Zwar ist die Musik, die euch während eurer Rundflüge begleitet, ganz nett, jedoch fehlt es ansonsten an Geräuschen, was den Park verlassener erscheinen lässt, als dieser tatsächlich ist. Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, darauf zu achten, in welcher Umgebung sich ein Dialog abspielt. Seid ihr beispielsweise in einem Raum, kommt ein Halleffekt zum Einsatz, wenn auch sehr übertrieben. Wer sich also schon auf das Summen der Bienen gefreut hat, wird enttäuscht. Das eigene Summen ist so gut wie kaum wahrnehmbar.
Neben dem Einzelspielerabenteuer bietet das Spiel auch einen Mehrspielermodus mit geteiltem Bildschirm. Doch bereits zu Beginn stellt sich Ernüchterung ein: Die Spielwelt aus der Geschichte ist nicht verfügbar, stattdessen muss man mit drei kleineren Karten vorliebnehmen, die allesamt ähnlich liebevoll gestaltet wurden, aber ebenso unter der schlechten Grafikqualität leiden. Ihr könnt im Mehrspielermodus alles machen, was ihr alleine auch tun könnt – nur eben zu zweit. Das ist einerseits ganz nett, andererseits ist aber auch ziemlich schnell die Luft raus.
Unser Fazit

6
Überzeugend