Test zu Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour - Nintendo Switch
I'm here to kick Ass and chew Bubblegum, and I'm out of Gum!
Die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind eine recht spannende Zeit. Nicht nur aufgrund der Mode, Frisuren und teils herrlich schlechten Sitcoms, nein, auch in Hinblick auf die Entwicklung von Videospielen. Schließlich erscheint in dieser Zeitspanne nicht nur das Super Nintendo Entertainment System, es erblicken auch viele Titel das Licht der Welt, die heute gemeinhin den Status eines Klassikers innehaben. Eines dieser Spiele ist der Ego-Shooter Doom, der damals wie eine Bombe einschlug und für das Genre wegweisend sein sollte und lange Zeit als konkurrenzlos galt. Doch drei Jahre später nahm sich der Entwickler 3D Realms vor, diesen Umstand zu ändern, indem die damalige Jump 'n' Run Serie Duke Nukem einen Schwenk in Richtung Ego-Shooter machte und in Form von Dukem Nukem 3D den Angriff auf die Konkurrenz wagte. Der Rest ist (Spiele-)Geschichte und das Spiel rund um den ballernden, blonden Macho konnte sich ebenfalls als brutaler und deftiger Klassiker innerhalb des Genres verewigen. Nun könnt ihr diese nostalgische Zeit hautnah miterleben, denn der Entwickler 3D Realms bringt den Klassiker in Form der Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour auf die Nintendo Switch.
Duke Nukem 3D ist ein Ego-Shooter, der in mehrere Kapitel untergliedert ist, die ihr ganz nach Lust und Laune in unterschiedlicher Reihenfolge angehen könnt und die durch eine ziemlich grobe Rahmenhandlung miteinander verknüpft sind. Denn Aliens haben die Erde angegriffen und die terranischen Verteidigungskräfte sind den Invasoren gegenüber machtlos. Zu allem Überfluss haben es die außerirdischen Monster noch auf die ganzen gutaussehenden Frauen abgesehen, die sie entführen und für sich tanzen lassen oder sie in Alien-Manier mit fremden Organismen infizieren. Zum Glück gibt es allerdings noch den Duke, der die Erde im Alleingang und mit lauter markigen Sprüchen auf den Lippen retten soll. Dabei ist der Protagonist ein wandelndes Klischee für die übertriebene Machohaftigkeit der 80er und 90er Jahre und die Entwickler wissen diesen Stereotyp perfekt auszuspielen, ohne dass es allzu peinlich wird. Groß, muskulös, blond und die meiste Zeit fluchend oder Gegner verhöhnend, streift der Duke durch die verschiedenen Level und ballert alles nieder, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist – und selbst das wird gnadenlos über den Haufen geschossen.
Während eurer Weltenrettung verschlägt es euch in die verschiedensten Winkel der Welt. So zum Beispiel nach Los Angeles, wo ihr Videotheken, Stripper-Bars oder ein Schmuddelkino befreit, ehe ihr im Laufe der Handlung ein U-Boot unter Beschuss nehmt oder selbst im Todestrakt eines Gefängnisses auf dem elektrischen Stuhl landet. Was viele der einzelnen Level gemein haben, ist ein Gimmick, dass die Duke Nukem-Reihe an sich in Videospielen etabliert hat, nämlich die Interaktivität. Ihr werdet vor allem in den ersten Gebieten einer jeden Kampagne die unterschiedlichsten Gegenstände finden, mit denen der Duke direkt interagieren kann. So könnt ihr eine Runde Billard spielen, Wasserhähne aufdrehen oder eurer Notdurft am Pissoir nachgehen – all das meistens untermalt von einem Spruch des Heldens. Was heute als völlig selbstverständlich gilt, war anno 1996 ein ziemliches Novum. Ziel eines jeden Levels ist dabei stets, das Ende des jeweiligen Level zu finden und dort auf einen großen Nuklear-Knopf zu hämmern. Um jedoch überhaupt soweit zu kommen, müsst ihr euch mit diversen Gegnern herumschlagen, deren Vielfalt von mutierten Wildschweinen, fliegenden Hirnen mit Tentakeln oder reptilienartigen Humanoiden rangiert. Zudem sind euch manche Gebiete zu Beginn verschlossen, solange ihr nicht eine passende Schlüsselkarte gefunden habt – eine Design-Unart dieser Ära, die sich zum Glück langfristig nicht durchgesetzt hat. Zudem habt ihr die Möglichkeit, diverse geheime Areale zu entdecken, in denen ihr neue Waffen und Gegenstände erbeuten könnt.
Apropos: Euch steht ein Arsenal von 10 Waffen zur Verfügung, das von der einfachen Pistole bis hin zur Kettensäge oder einer Minigun reicht und die übliche Genrekost abdeckt. Wem das zu simpel ist, der darf sich auch über ein paar wenige Exoten wie eine Eiskanone oder ein Schrumpfstrahler freuen, mit dessen Hilfe ihr eure Feinde verkleinern und sie zu Tode stampfen könnt – doch gebt gut darauf acht, wohin ihr den Strahl richtet: Schießt ihr auf einen Spiegel, kann es schnell passieren, dass euer Projektil reflektiert wird und ihr es seid, der plötzlich zu den Gegnern aufblicken muss. Fernab der Wummen gibt es noch eine Reihe an Gegenständen wie zum Beispiel ein Holoprojektor oder ein tragbares Medikit, die zwar allesamt ganz nützlich klingen, in der Realität jedoch keine großen Auswirkungen auf das Spiel haben. Denn ob ihr nun ein paar Prozent mehr Schaden macht, weil ihr Steroide genommen habt, ändert herzlich wenig an der Tatsache, dass die meisten Gegner bereits nach einigen Schüssen das Zeitliche segnen. Dabei solltet ihr jedoch nicht der trügerischen Illusion erliegen, dass Duke Nukem 3D einfach wäre, denn das Spiel ist durch und durch ein Kind der 90er und der Duke trotz seiner gut gebauten Statur nicht aus Stahl gebaut. Einige Volltreffer und ihr segnet das Zeitliche, was vor allem in den späteren Level einer jeden Kampagne zu vielen frustrierenden Toden führt. Zum Glück habt ihr jederzeit die Möglichkeit, euer Spiel frei zu speichern – was ihr auch durchaus in Anspruch nehmen solltet. Wenn ihr dann aber doch einmal das Zeitliche segnet, gibt es eine Rückspulfunktion, mit deren Hilfe ihr das Geschehen jederzeit zurückspulen und einen neuen Versuch wagen könnt. Eine Hilfestellung, die mir zwischendrin schon fast zu mächtig vorkam.
Der Ton des Spiels ist, abseits der lockeren Sprüche des Dukes, ziemlich düster und brutal, einer der Gründe, weswegen der Titel in Deutschland noch bis 2017 auf dem Index stand. Denn nicht nur fließt hier viel (grobpixeliges) Blut, es wird auch viel nackte Haut gezeigt und manche der infizierten Damen, die ihr im Spiel antrefft, flehen euch an, sie zu töten oder der Duke reißt einem Endgegner den Kopf vom Leib und nutzt den abgetrennten Schädel, um darin sein Geschäft zu verrichten. Was damals aufgrund der „realistischen Grafik“ für viele noch verstörend war, wirkt heute nicht mehr ansatzweise so wild, vor allem, weil viele Titel in Sachen Gewaltdarstellung das Ganze noch um einiges getoppt haben. So bleiben vor allem die knackigen Einzeiler im Vordergrund, die sich teils auch auf andere Spiele des Videospielgenre beziehen.
Lust auf eine Runde Billard? Kein Problem, die Kugeln sind tatsächlich nutzbar.
© Gearbox Publishing
Dass Duke Nukem 3D schon über zwanzig Jahre auf dem Buckel hat, merkt man dem Spiel natürlich an. Zwar haben die Entwickler die Grafik etwas aufgehübscht, es war jedoch erkennbar das Ziel, den Charme des Originals beizubehalten und das ist ihnen auch gelungen, ohne dass man das Spiel jedoch gleich beenden möchte, weil man den Anblick heutzutage nicht mehr ertragen kann. Die Bildrate bleibt durchgehend stabil, was jedoch niemanden überraschen dürfte. Was letztendlich viel interessanter ist, ist die Tatsache, dass die Steuerung recht präzise umgesetzt wurde. Denn im Vergleich zum geistigen Konkurrenten Doom hatte die von Duke Nukem 3D verwendete Engine die Möglichkeit, den Spieler auf und ab blicken zu lassen, sodass man auch Gegner auf mehreren Ebenen bekämpfen konnte. Was mit den Analogsticks ganz passabel von der Hand geht, funktioniert auf der Nintendo Switch dank Gyrosteuerung noch deutlich besser. Wenn ihr die Konsole oder den jeweiligen Controller entsprechend neigt oder zur Seite bewegt, zielt der Duke recht präzise in genau diese Richtung. Diese Art des Spielens hat mir deutlich mehr zugesagt als die klassische Steuerung.
Abschließend sei noch angemerkt, dass alle Texte im Spiel ins Deutsche lokalisiert wurden, allerdings nicht die Sprachausgabe. Der Duke flucht und schimpft nur in ziemlich gutem Englisch. Der Sound kommt rockig daher, auch wenn dieser sich, ebenso wie die Grafik, doch ziemlich am Original orientiert. Die einzelnen Sound-Schnippsel wurden jedoch qualitativ noch etwas aufgewertet. Wer fernab der Kampagne noch etwas Spaß mit dem Spiel haben möchte, dem steht ein Multiplayer-Modus zur Verfügung, der allerdings einige Fragen aufwarf. So gibt es einen online, einen lokalen und einen LAN-Multiplayer. Während Ersterer nur dann funktioniert, wenn ihr auch den spezifischen Lobbynamen kennt, der ihr beitreten wollt, sind die letzten beiden Modi recht verwirrend. Denn der Unterschied zwischen lokalem und LAN-Spiel haben sich mir nicht so recht ergeben. Während des lokalen Spiels könnt ihr zwar ebenfalls eine Lobby erstellen, doch es gibt keine Möglichkeit, entweder einen zweiten Spieler zum Spiel hinzuzufügen oder die Partie überhaupt zu starten. Somit drängt sich der Verdacht auf, dass es sich bei den beiden Modi um ein und denselben handelt. Verifizieren ließ sich dies allerdings leider auch nach einer gründlichen Recherche nicht.
Unser Fazit
7
Spaßgarant