Auf in die virtuelle Welt
Das deutsche Entwicklerstudio Radical Fish Games lieferte 2018 mit CrossCode für den PC einen kleinen Überraschungshit ab. Zwei Jahre lang mussten wir Konsoleros darauf warten, bis der von vielen langersehnte Titel nun endlich die wohlverdiente Portierung auf den drei Hauptkonsolen bekam. Gleich eines vorab: Das Warten hat sich definitiv gelohnt!
CrossCode wartet mit einem sehr ungewöhnlichen Setting auf den Spieler: Die Welt spielt in einem MMORPG und entführt die Gamer in die Onlinewelt von CrossWorlds auf einem Mond in ferner Zukunft. Jeder Spieler übernimmt einen Avatar und loggt sich in diese Welt ein, somit stellt CrossCode eine Art Spiel im Spiel dar. Die „Mainquest“ des MMOs besteht darin, das Geheimnis der Ahnen, hochintelligente Wesen aus der Vergangenheit, zu lüften und hierfür den Pfad der Ahnen zu beschreiten. Auf diesem Weg müssen die Gamer zuerst die vier Elemente Hitze, Kälte, Schock und Welle erlangen, um dem Geheimnis näherzukommen, bislang hat es jedoch noch nie ein Spieler geschafft, das Ende zu erreichen.

Die Charaktere sind nicht dauerhaft online, sondern haben auch offline noch ein Leben.
© DECK13 Interactive GmbH
Ihr übernehmt die Rolle von Lea, die jedoch ihre Erinnerungen verloren hat. Als wäre das noch nicht Unheil genug, ist auch noch ihr Sprachmodul beschädigt, was bedeutet, dass sie sich nicht wirklich mit den anderen verständigen kann. Anfangs kann sie deshalb nur „Hi!“ oder „Bye!“ sagen, im Laufe des Spiels kommen noch ein paar Phrasen hinzu, sodass sie auch ihren eigenen Namen nennen sowie Fragen wie „Warum?“ stellen kann. Diese beschränkte Kommunikationsfähigkeit ist vor allem am Anfang des Spiels sehr humorvoll, bis die anderen Spieler erst einmal realisieren, dass sie nur wenige Wörter sprechen kann. Zudem ist die Hauptprotagonistin ein wahrer Sympathiebolzen. Sämtliche Gespräche sind sehr schön anzusehen, obwohl sie sich kaum verständigen kann. Dennoch besitzt sie eine tolle Mimik, um ihre Gefühlslage gut darzustellen. Lea schließt sich MMO-typisch auch einer Gilde an und kann verschiedene Partymitglieder anheuern, die sie sodann im Abenteuer begleiten und kräftig mithelfen. Bis zu zwei Begleiter können sich gleichzeitig anschließen. Allerdings kommt es immer darauf an, ob auch tatsächlich das gewünschte Mitglied gerade online im „Spiel“ von CrossWorlds ist, denn die anderen Charaktere haben neben dem Online-Game noch ein Privatleben und sind daher nicht ununterbrochen eingeloggt. Das führt auch zu sehr netten Dialogen, so muss sich ein Spieler beispielsweise ausloggen, da er für seine Prüfungen lernen muss.
Überall in der Welt findet ihr auch weitere Avatare, deren Gespräche ihr lauschen könnt. So diskutieren manche über das gefundene Loot in den Dungeons oder darüber, dass ihnen eine Hauptquest ziemlich gegen den Strich ging. Später wird die Handlung außerdem noch komplexer und die ein oder andere Wendung erreicht das Tageslicht und endet in einem überaus schönem Finale. Leider entfaltet sich die Story erst langsam. Bis die ersten großen Überraschungen passieren, ziehen bereits einige Stunden in die virtuellen Lande. Immerhin haben wir mit CrossCode ein immens riesiges Abenteuer vor uns, bereits die Haupthandlung allein frisst mindestens 30 – 35 Stunden, mit allen Nebenquests dürfen locker nochmals mindestens 20 Stunden hinzugerechnet werden.
CrossCode ist ein Action-Adventure in wunderschöner 16 Bit-Grafik, das nostalgisch an die Top-Titel der Super Nintendo, wie Secret of Mana, Chrono Trigger oder Terranigma, erinnert. Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab und die Kampfmechaniken gehen dabei sehr schnell ins Blut über. Lea kann per Dash ausweichen, mit einem Schild blocken, per Nahkampfangriffe ordentlich auf die Zwölf geben oder mit Energiebällen aus der Ferne den Feinden brachial einheizen. Bewegt wird mit dem linken Analogstick, während der Rechte dazu genutzt wird, die Schussbahn der Bälle zu bestimmen. Dabei kann der Schuss innerhalb weniger Sekunden aufgeladen werden, damit dieser nicht nur stärker wird, sondern auch an Wänden für den maximalen Pingpong-Spaß abprallt.
Hinzu kommen verschiedene Spezialangriffe, wie einen Wirbelschlag oder kleinere Explosionen, die jedoch SP-Punkte benötigen. Durchs kämpfen lassen diese sich aber wieder aufladen. Durch das Erfüllen von Haupt- und Nebenquest sowie das Besiegen der Monster winken Erfahrungspunkte, die Lea nach und nach im Level aufsteigen lassen. Hierbei erhöhen sich nicht nur die einzelnen Werte, sondern es werden auch Punkte generiert, die im umfangreichen Skillbaum für weitere Statuserhöhungen bzw. für Spezialangriffe investiert werden dürfen. Sobald ihr die einzelnen Elemente bekommt, erweitern sich eure Angriffe um die jeweiligen Kräfte, somit flambiert ihr eure Widersacher mit Flammenattacken oder setzt diese unter Strom mit dem Schock-Element. Zwischen den verschiedenen Elementen wird blitzschnell hin und hergeschaltet, jedoch dürft ihr diese nicht zu häufig hintereinander einsetzen, da ihr ansonsten eine Überladung provoziert. Die Kämpfe laufen so flüssig in einem Guss ab, dass es eine riesen Freude durch das gesamte Spiel hindurch bereitet, sich geschmeidig durch die Monster zu schnetzeln. Je mehr Gegner ihr innerhalb eines Zeitraumes besiegt, desto höher wird eine Art Komboleiste, die für weiteres Besiegen von Widersachern mehr Gegenstände bescheren. Feinde sind übrigens solange friedlich, bis ihr den ersten Schlag wagt, somit könnt ihr selbst entscheiden, wann ein Monstersteak auf eurem Speiseplan steht und wann ein Hungerstreik ansteht. Außerdem gibt es großkalibrige Bossgegner, die nicht nur imposant aussehen, sondern auch individuell eigenen Taktiken benötigen, um den Koloss in die Knie zu zwingen. Diese Kämpfe sind oftmals kleine Highlights, die aber auch alles von euren kämpferischen Fähigkeiten abverlangen.

Riesige und beeindruckende Bossgegner wollen Lea den virtuellen Tod bescheren.
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Neben dem Action-Anteil von CrossCode besteht die zweite große Würze des Spiels aus den Rätseln. Diese haben es stellenweise wirklich mehr als nur in sich, so sind einige abgestorbene Zellen meinerseits im Laufe des Abenteuers reanimiert worden, um weiter zu kommen. Ihr durchforstet mehrere Dungeons, die nur so vor Rätseln überquellen. In fast jedem Raum erwartet euch ein weiterer Kopfknacker, der nicht nur euer Denkvermögen abverlangen, sondern auch eure Geschicklichkeit sowie Reaktionszeit. Klassisch stehen sehr viele Schalter- und Schieberätsel auf dem Plan, um sich einen Weg durch die Labyrinthe zu bahnen. Sehr gerne wird hierzu die Abprallfunktion der aufgeladenen Energiebälle verwendet: Manche Schalter sind weit weg und auf direktem Wege nicht aktivierbar, zum Glück gibt es in den Räumen allerdings sehr viele nutzbare Schrägen, von denen die Bälle abprallen und die Schalter über Umwege aktivieren. Ihr müsst deshalb sehr oft, „um die Ecke denken“, um die teils schweren Rätsel zu knacken.
Ebenfalls werden die einzelnen Elemente sehr gut in das Lösen von Rätseln integriert. Wenn ihr Wasserblasen per Feuer verdunsten lasst, wird durch die kurzzeitig freigelassene Energie ein Windrad gedreht. An anderer Stelle müsst ihr per Eiskraft die Blase einfrieren, um das daraus entstehende Eis auf einen Schalter zu schießen. Wiederum dreht sich in einem anderen Dungeon alles um die Elektrizität mit vielen Magneten, die ihr aktivieren und richtig einsetzen müsst. Erschwerend hinzu kommt der Zeitdruck, viele Schalter sind nur eine gewisse Zeit lang aktiv, in dieser Zeit müsst ihr bereits den nächsten aktivieren, damit ihr weiterkommt. Braucht ihr zu lange, müsst ihr das Spielchen von vorne beginnen. Das Zeitlimit ist oftmals mehr als nur knackig und kann stellenweise auch in Frustmomenten enden, jedoch haben hier die Entwickler daran gedacht, dass ihr im Optionsmenü den Zeitraum für Rätsel verlängern könnt, was den Druck deutlich erleichtert. Vor allem in den späteren Dungeons ist diese Option stellenweise ein Lebensretter. Ebenfalls könnt ihr den von Feinden erlittenen Schaden sowie deren Angriffshäufigkeit reduzieren, eine wunderbare Funktion für Leute, denen das Spiel in den Standardeinstellungen zu schwer ist. Denn eines sei gesagt: Der vorab eingestellte Schwierigkeitsgrad ist enorm hoch! Die Dungeons sind zudem sehr groß und ausschweifend geraten, manchmal eventuell sogar ein Tacken zu groß.
Die Welt von CrossCode ist sehr abwechslungsreich und hübsch gestaltet, eure Reise führt über grüne Wiesen, zu eisigen Bergen, düsteren Wäldern oder in stickige Wüsten. Überall sind Siedlungen verteilt, die neben Märkten mit neuen Ausrüstungsgegenständen auch viele Questgeber beherbergen. Während einige Nebenaufgaben das Beschaffen bestimmter Items erfordern, gibt es auch Jagdaufgaben nach bestimmten Feinden oder auch das Verteidigen von Objekten, die wellenweise von Feinden angegriffen werden. Das Lösen der Nebenaufgaben lohnt sich ungemein, neben wichtigen Erfahrungspunkten erhält Lea auch nützliche Ausrüstungsgegenstände bzw. Materialien, um diese gegen stärkere Ausrüstung einzutauschen. Das Spiel suggeriert sehr gut, dass ihr eigentlich in einem MMORPG mit weiteren „Online“-Spielern unterwegs seid. Überall springen andere Gamer umher, egal ob in den Siedlungen oder draußen in der Wildnis, sodass wirklich der Eindruck entsteht, ihr seid nicht der einzige „reale“ Mensch, der sich gerade in CrossWorlds eingeloggt hat.
Die freien Areale besitzen häufig Höhenunterschiede von Plattformen bzw. Ebenen, weswegen man sehr häufig einen Weg in die oberen Bereiche finden und von dort aus über Abgründe auf gleichhohe Plattformen springen muss. Problematisch ist das allerdings, da oftmals nicht richtig erkannt wird, ob die Ebenen gerade auf derselben sind oder nicht. Dadurch springt ihr sehr häufig fälschlicherweise in den Abgrund, was mitunter etwas nervig sein kann. Durch ein kürzlich erschienenes Performance-Update konnten viele kleinere Fehler behoben werden, so läuft das Spiel nun unter anderem viel flüssiger und auch die Verzögerungen in den Menüs wurden beseitigt. Der Soundtrack bietet tolle und atmosphärische Klänge, die vor allem in den Dungeons sehr zur Geltung kommen und mir sehr gut gefallen haben.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit
Meinung von Johannes Bausch
CrossCode ist ein fantastisches Action-Adventure für Fans der alten 16 Bit-Ära. Die Pixeloptik sieht super aus mit ihrem sehr liebevollem Charakterdesign, die Hauptprotagonistin Lea ist überaus charmant und absolut sympathisch. Durch ihre eingeschränkte Sprachkommunikation gibt es zudem häufig witzige Situationen. Die Idee, dass ihr einen Avatar in einem MMO übernehmt, ist sehr originell und wartet mit vielen kleinen Details auf, die sehr gut suggerieren, dass ihr gerade wirklich in einem Online-Spiel mit Hunderten anderen „echten“ Gamern unterwegs seid. Ein großartiges, flüssiges und knackiges Kampfsystem, das bei Bedarf auch runtergeschraubt werden kann, teilweise bockschwere Rätsel und eine Spieldauer von mindestens 30 Stunden, die mit allem drum herum auch locker 80 Stunden erreichen können, sowie einer sehr tollen Hauptgeschichte, die sich im Laufe des Spiels hervorragend entfaltet, runden das Gesamterlebnis dieses tollen Titels wunderbar ab. Das aus Saarbrücken stammende Entwicklerstudio Radical Fish Games hat ein wunderbares Spiel erschaffen, das Fans von Action-Adventures ein überaus ansehnliches Schmankerl bietet.Bestelle dir jetzt CrossCode über unsere Onlineshop-Partner
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