Wenn das Böse mal wieder aufgehalten werden muss
Steigen wir doch gleich einmal mit einem spielhistorischen Fakt ein, mit dem man vielleicht nicht auf jeder Party glänzen kann, der aber trotz allem interessant ist: Das Genre Tower Defense mag seine ersten zaghaften Höhepunkte um das Jahr 2007 herum gehabt haben, doch das erste Spiel dieser Art lässt sich bis ins Jahr 1990 zurückverfolgen. Damals erschien nämlich der Titel Rampart, worin ihr ein Schloss gegen feindliche Angreifer verteidigen müsst. Bereits damals fanden sich Elemente darin, die wir aus heutigen Tower Defense-Titeln kennen, denn man konnte Kanonen errichten, die auf die Kontrahenten feuerten. Natürlich ist all das nichts im Vergleich zu den heutigen Titeln, die sich in diesem Genre angesiedelt haben, doch wie wir sehen, übte das Spielprinzip bereits damals seinen Reiz aus. Ein solcher Vertreter ist auch das Spiel Kingdom Rush, welches bereits 2011 das Licht der Welt erblickte und auf dem PC als Flash Browser-Spiel sowie auf den iOS- und Android-Plattformen veröffentlicht wurde. Ganze neun Jahre später findet das erfolgreiche Tower Defense-Spiel seinen Weg auch auf die Nintendo Switch und wir wollen der Frage nachgehen, ob sich ein Kauf für alle Fans des konsequenten Einigelns lohnt.
Das Spielprinzip von Kingdom Rush unterscheidet sich in keinster Weise von der gängigen Konkurrenz des Genres: Auf einer Karte mit festgelegten Wegrouten bewegen sich Wellen von verschiedenen Gegnern auf ein Endziel zu. Eure Aufgabe ist es, die Angreifer im Idealfall komplett daran zu hindern, den Endpunkt zu erreichen. Realistischer ist es meistens jedoch, dass ihr zumindest nicht zu viele Feinde passieren lasst, sodass eure Lebenspunkte nicht auf null sinken. Damit euch dies gelingt, könnt ihr an festgelegten Punkten Türme bauen, die automatisch auf eure Feinde feuern und ihnen mal mehr, mal weniger Schaden zufügen. Ist es euch gelungen, alle Wellen abzuwehren, habt ihr den jeweiligen Level geschafft und dürft fortfahren. Wenn nicht, gilt es, vom Neuen zu beginnen. Kingdom Rush verpackt das Gameplay in eine recht seichte und belanglose Fantasy-Geschichte, in der ihr gegen eine dunkle Macht antretet, die das Königreich erobern will. Die Handlung wird dabei zwischen den einzelnen Karten erzählt und dient auch oft als erzählerischer Vorwand, neue Turm-Verbesserungen einzuführen. Das alles reißt keine Bäume aus, es ist aber trotzdem schön, dass eine Geschichte vorhanden ist. Aus optischer Sicht kann Kingdom Rush mit seiner bunten Cartoon-Grafik ebenfalls überzeugen, denn die vielen Level wissen immer wieder mit allerlei kleinen Details zu gefallen und bieten abwechslungsreiche Landschaften.
Spieltechnisch ufern die Verteidigungsschlachten auch nicht so extrem aus, wie man es von manch anderen Genrevertretern kennt. Im Grunde habt ihr nämlich nur vier Basistürme zur Auswahl: Ein Pfeilturm, der schnell feuert und einzelne Ziele aufs Korn nimmt, ein Magierturm, der langsamer feuert aber vor allem gepanzerten Feinden ordentlich zusetzt, eine Kanone, die Flächenschaden verursacht sowie eine Kaserne, aus der Soldaten kommen, die gegnerische Einheiten in den Nahkampf verwickeln und sie so stationär binden. Jeder dieser Türme lässt sich zudem bis zu zweimal verbessern und danach habt ihr noch die Wahl zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten für Spezialisierungen, die mit jeweils unterschiedlichen Sonderfertigkeiten aufwarten, sodass euch letztendlich acht Türme zur Verfügung stehen. Daneben habt ihr noch die Möglichkeit, eine Miliz auf das Schlachtfeld zu platzieren, die wie Soldaten den Gegner im Nahkampf binden, einen Feuer-Flächenzauber sowie Helden, die ihr im Laufe des Spiels freischaltet und direkt steuern könnt.
Was im ersten Moment nach nicht allzu viel klingt, wird euer planerisches Geschick bereits recht früh beanspruchen. Denn euer Bauplatz ist begrenzt und es will wohlüberlegt sein, ob man nun auf mehrere schwächere Türme setzt und so eine größere Fläche abdeckt oder sich lieber auf ein paar verbesserte Türme verlassen soll, bei denen das Risiko besteht, dass einzelne Gegner durchschlüpfen können. Gerade zu Beginn eines Levels kann eine falsche Entscheidung bereits ab der mittleren Schwierigkeitsstufe dazu führen, dass man zähneknirschend den Neustart-Button betätigen muss. Kingdom Rush schenkt euch bereits nach dem Tutorial nichts und wer eine 3-Sterne Bewertung erhalten will, der wird nach der optimalen Herangehensweise tüfteln müssen. Denn je weniger Leben ihr verliert, desto mehr Sterne erhaltet ihr bei Abschluss eines Levels. Diese könnt ihr wiederum in permanente Verbesserungen für eure Türme investieren, wobei diese durchgehend passiver Natur sind und mehr Schaden, Geschwindigkeit oder einen größeren Angriffsradius mit sich bringen. Die Gegnervielfalt speist sich aus dem typischen Fantasy-Bösewicht-Einmaleins: Orks, Trolle, Riesenspinnen, Barbaren, dunkle Ritter, Geister, Elementare und viele mehr wollen eurem Königreich an den Kragen. Dabei bringt jeder Gegnertyp seine eigenen Stärken und Schwächen mit sich. Während zum Beispiel die dunklen Ritter über einen Pfeilangriff nur lachen können, setzt ihnen ein gut platzierter Magieturm ziemlich zu. Die Wargen rennen schnell über die Karte und sollten am besten durch Soldaten aus der Kaserne in den Nahkampf gebunden werden, doch wehe ihr versucht diese Strategie mit den Meuchelmördern, denn die machen mit euren Soldaten kurzen Prozess, halten aber dafür sonst kaum etwas aus. Ihr seht also, Kingdom Rush bedient sich eines recht simplen, aber effektiven Schere-Stein-Papier-Systems, bei dem es nicht reicht, einfach alle Sterne in eine Turmgattung zu stecken und die Karte mit diesen vollzupflastern. Dazu kommen immer wieder einige Spezial-Events, wenn plötzlich meterhohe Konstrukte als eine Art Endboss über die Karte marschieren und mit der geballten Macht eurer Verteidigungskräfte zu Fall gebracht werden müssen.
Dass es sich bei Kingdom Rush einst noch um ein Flash-Spiel gehandelt hat, merkt man den Spiel optisch natürlich sofort an. Der große Vorteil besteht jedoch darin, dass das Spiel absolut flüssig auf der Nintendo Switch läuft und es selbst bei größeren Gegnermassen zu keinerlei Rucklern oder dergleichen kommt. Die Steuerung ist schnell erlernt und simpel, die musikalische Untermalung nicht wirklich erwähnenswert und für alle Fans deutscher Lokalisationen sei noch angemerkt, dass das Spiel komplett übersetzt wurde.
Unser Fazit
7
Spaßgarant