Test zu Das Spiel des Lebens 2 - Nintendo Switch
Ist das Glück auf eurer Seite?
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29. März 2021 um 12:00 - Ilja Rodstein
Falls ihr euch für Brettspiele interessiert, kennt ihr sicherlich Das Spiel des Lebens. Es handelt sich um ein Brettspiel der Marke Hasbro, welches im Laufe der Zeit zwar leicht verändert wurde, dabei aber immer den Wurzeln treu geblieben ist. Es ist allerdings kein Spiel, bei welchem es um das Können oder das Geschick geht, sondern viel mehr ums Glück. Der Spieleentwickler Marmalade Game Studio hat mit Das Spiel des Lebens 2 den nun dritten digitalen Ableger des bekannten Brettspiels entwickelt. Nach Das Spiel des Lebens und Das Spiel des Lebens Urlaube ist es das erste Spiel der Reihe, welches nicht nur für PC, iOS und Android, sondern auch für Nintendo Switch erscheint. In Hasbros Brettspielsammlung auf der Wii konnte man zwar ebenfalls Das Spiel des Lebens erleben, allerdings wurde es damals noch nicht von Marmalade Game Studio entwickelt.
Die einzelnen Plattform-Versionen unterscheiden sich im Preis und Inhalt ziemlich stark voneinander. Um euch den Unterschied zu verdeutlichen, fasse ich euch hier die einzelnen Versionen und ihre Preise zum Zeitpunkt der Testveröffentlichung zusammen.
- Android: Kaufpreis: 4,49 € – Season-Pass: 38,99 € (Komplettpaket: 43,48 €)
- iOS: Kaufpreis: 3,49 € – Season-Pass: 38,99 € (Komplettpaket: 42,48 €)
- Steam: Kaufpreis: 9,99 € – Season-Pass: 24,99 € (Komplettpaket: 29,73 €)
- Nintendo Switch: Kaufpreis (inkl. 2er-DLC-Paket): 29,99 € – Saison-Pass: 19,99 € (Komplettpaket: 42,48 €)
Somit setzt man auf völlig unterschiedliche Preisvorstellungen bei den einzelnen Versionen. Während der Kaufpreis auf iOS und Android besonders niedrig ist, hat man den Season-Pass besonders teuer gemacht. Auf Steam ist sowohl der Season-Pass als auch das Spiel vergleichsweise günstig, auf der Nintendo Switch hat man einen besonders hohen Kaufpreis, erhält aber dafür zwei DLC-Pakete mit dem Spiel gratis und somit den günstigsten Season-Pass-Preis, da bereits zwei der insgesamt zehn Pakete im Hauptspiel inbegriffen sind. Es ist allerdings für mich kaum verständlich, warum man die Preise so chaotisch gestaltet hat.
Spielerisch gibt euch das Spiel alles, was man von einer Brettspielumsetzung auf der Nintendo Switch erwarten kann. Ihr könnt das Spiel selbstverständlich alleine mit Computerspielern spielen. Abgesehen davon ist es möglich, den Titel mit bis zu vier realen Spielern an einer Konsole zu erleben, wobei ihr die Konsole im Handheld-Modus auch weiterreichen könnt. Ihr könnt es sogar online mit Freunden als auch online mit Fremden inklusive Cross-Plattform-Unterstützung erleben. Damit ist man zumindest schon weiter als die Mario Party-Serie, die nach mehr als 15 Ablegern immer noch keine nahtlose Online-Erfahrung liefern können.
Ansonsten ist auch Das Spiel des Lebens 2 den Wurzeln treu geblieben. Ihr spielt ein komplettes Leben durch, fangt bei der Ausbildung und Berufsfindung an und endet in der Seniorenresidenz. Insgesamt läuft das Spiel auf einem ziemlich linearen Spielbrett, bei welchem ihr eure mit einigen Kostümen frei gestaltbaren Spielfiguren durch das Drehen des Rads zwischen 1 und 10 Felder pro Zug voran zieht. Manchmal dürft ihr euch für zwei Pfade entscheiden, die sich kurz auftrennen und nach einigen Feldern wieder zusammenführen. Pfade wirken sich auf euren Spielverlauf aus, so könnt ihr beispielsweise wählen, ob ihr direkt Geld verdient oder zunächst studiert, um zwar später Geld zu verdienen, jedoch ein höheres Gehalt zu erlangen. Alternativ könnt ihr euch auch für eine Heirat, ein Kind oder auch ein Leben auf Risiko entscheiden.
Wirklich großen taktischen Einfluss haben die Entscheidungen allerdings nicht. Insgesamt basiert das Spiel nämlich zu 90 % auf Glück und nur zu 10 % auf Taktik. Das ist meiner Meinung nach der größte Schwachpunkt des Spiels, wofür die Videospielumsetzung gar nichts kann: Das Spiel des Lebens ist einfach ein Glücksspiel. Ich persönlich bin allerdings kein besonderer Freund von dieser Art von Spielen und möchte kein Videospiel spielen, wo zum größten Teil das Glück darüber entscheidet, ob ich gewinne. Aber das mögen einige von euch sicher anders sehen.
Landet ihr auf den Aktionsfeldern, habt ihr meist die Wahl zwischen zwei Karten. Mit unterschiedlichen Aktionen müsst ihr sowohl Karten als auch Attribute sammeln. Die drei Attribute sind Wissen, Zufriedenheit und Reichtum. Ziel ist es, in den Attributen die Führung zu erlangen, denn der Führende wird am Ende des Spiels ordentlich dafür belohnt. Dabei erhält nur der Spieler die Belohnung, der zuerst die Rekordmarke an Attributen erreicht hat; sind also zwei Spieler punktgleich, gewinnt nur einer davon.
Etwas schnellere Menüanimationen hätte ich mir für den Spielablauf zwar gewünscht, aber immerhin lässt sich das Spiel bei einem Computerspieler per Tastendruck um das 5-Fache beschleunigen. Der Aufbau des Menüs ist sehr unkompliziert und lässt sich auch ohne großes Videospielwissen problemlos erfassen. Auch werden die Einblendungen der Attribute und der aktuellen Kontostände immer zum richtigen Zeitpunkt angezeigt, wenn man sie gerade benötigt. Das Spiel ist zudem ansprechend gestaltet, die Animationen und auch die Spielbretter schön aufgebaut. Seien es die kleinen Freudensprünge der Spielfigur bei einem Uniabschluss oder die Gestaltung des Fahrzeugs – das Spiel ist auch durch solche kleinen Details in meinen Augen gut umgesetzt. Es läuft außerdem immer flüssig, hat kurze Ladezeiten und keine Ruckler. Nur die Hintergrundmusik fällt eher weniger auf und gibt dem Spiel nicht viel.
Weniger gut gelungen sind hingegen die DLC-Pakete, die über einen teuren Season-Pass erworben werden können. Zwei der DLC-Inhalte sind wie gesagt im Hauptspiel der Nintendo Switch-Fassung in Form des Spukhügels und des Märchenkönigreichs enthalten und gaben mir einen Eindruck davon, was man von einem Season-Pass erwarten darf. Dieser verspricht insgesamt acht neue Themen, die 2021 und 2022 nach und nach erscheinen sollen.
Ich habe bei den Themen einen anderen Spielbrettaufbau erwartet und in der Werbung ist von „neuen Welten“ die Rede. Ja, es sind neue Welten mit einem wirklich schönen Design, eure Spielfigur könnt ihr mit thematisch passenden Kostümen ausstatten und auch die Berufskarten wurden entsprechend ausgewählt. Allerdings ist der Aufbau des Spielbretts identisch mit dem aus der Hauptedition, sodass ihr spielerisch keinen Mehrwert aus dem Season-Pass ziehen könnt. So enttäuschend ich es auch fand, hat dies einen ganz wichtigen Vorteil: Ihr findet online trotzdem immer Mitspieler, die das DLC-Brett nicht besitzen. Diese spielen auf einem normalen Brett und üben die normalen Berufe aus, ihr seht die Spielpartie aber auf dem DLC-Brett.
Online lässt sich das Spiel gut spielen und dank Crossplay mit PC und Mobilgeräten habt ihr keine langen Wartezeiten bei der Suche nach Mitspielern. Über einen vierstelligen Lobbycode könnt ihr auch problemlos Freunde auf anderen Plattformen ohne eine Account-Erstellung finden. Das Spiel läuft auch online flüssig. Kleine Fehler tauchen zwar auf, jedoch habe ich nie einen Spielabbruch erlebt, denn Spieler, die das Spiel verlassen, werden nahtlos von einem Computerspieler übernommen, ohne dass es euch überhaupt auffällt. Da das Spiel allerdings eher glücksbasiert ist, macht es meiner Meinung nach keinen großen Unterschied, ob ihr gegen reale oder gegen computergesteuerte Spieler spielt.
Um euch für eine lange Zeit zu motivieren, habt ihr die Möglichkeit, Sammelgegenstände über ein spieleinternes Achievement-System zu verdienen. Dabei handelt es sich um neue Fahrzeuge und freischaltbare Figurengestaltungsmöglichkeiten, die ihr natürlich auch online benutzen könnt. Meiner Meinung nach reicht es nicht, um das Spiel mit einem eher geringen Wiederspielwert aufzuwerten, zumal ihr keine Möglichkeit habt, Welten spielerisch ohne Echtgeld freizuschalten.
Unser Fazit
6
Überzeugend