Der Schrecken der 50er-Jahre kehrt zurück!
Im Jahr 2005 schaffte es das Spiel Destroy All Humans! das erste Mal auf die damaligen Konsolen PlayStation 2 und Xbox. Schon damals faszinierte die Prämisse rund um den Alienklon Crypto die Gamerwelt. Heute, im Jahr 2021, kommen wir ein weiteres Mal in den Genuss dieser epischen Schlacht. Mit neuer Grafik und vielen altbewährten Elementen kann man nun auch auf der Nintendo Switch das Remake zu Destroy All Humans! genießen.

Wem werfe ich die Kuh dieses Mal an den Schädel? Mittels Jetpack und Psychokinese lassen sich ganz außergewöhnliche Angriffe planen.
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Erinnert ihr euch noch an das Jahr 1959? Nein? Dann lasst mich euch auf die Sprünge helfen. Das Jahr 1959 beinhaltet einige wichtige Momente der Weltgeschichte. Zum Beispiel kam zu dieser Zeit Fidel Castro in Kuba an die Macht. Außerdem gab es neue Bewegungen im Kalten Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der damaligen Sowjetunion. Ach ja, außerdem kam ein Außerirdischer namens Crypto auf die Erde, um DNS zu ernten, indem er menschliche Köpfe wie Pickel platzen ließ. Das ist zumindest das Bild, das Destroy All Humans! von der Menschheit damals versucht zu zeichnen. Crypto und sein Vorgesetzter Orthopox sind auf den Planeten Erde gekommen, um ihre verwaschene DNS wieder aufzubereiten. Dank einer Zeugungsunfähigkeit der Furon-Aliens, zu denen die beiden gehören, müssen sie sich ständig klonen, um zu überleben. Das Klonen hat aber das gemeinsame Erbgut mittlerweile derart geschädigt, dass eine Auffrischung durch eine frische, intakte DNS nötig ist. Wie es das Schicksal so will, war das Volk der Furon bereits einmal auf der Erde und hat sich dort mit den Menschen vergnügt, wenn ihr versteht, was ich meine. Demnach haben nun die Nachfahren der Menschen, welche die Erde nun bevölkern, ungenutzte und reine Furon-DNS, die es zu ernten gilt.
Der Clou des Spiels besteht darin, dass ihr nicht die Menschen spielt, die versuchen die Außerirdischen zu aufzuhalten. Ihr werdet den Außerirdischen Crypto auf seiner blutigen Odyssee durch ein Amerika gegen Ende der 50er-Jahre begleiten. Dabei stehen euch allerlei nette Fähigkeiten und Waffen zu Verfügung. Ob Elektroschocks, Psychokinese oder Analsonden - alles was ihr aus den alten Alien-Filmen vergangener Zeit kennt, lässt sich nutzen. Bei all eurer Macht sollte ich euch dennoch warnen. Menschen sind wie Ameisen: tritt man einmal in ihren Bau, kommen sie in Heerscharen herausgekrochen und schießen mit ihren primitiven Waffen wild und unkontrolliert um sich.
Das Gameplay von Destroy all Humans! ist sehr abwechslungsreich aber gleichzeitig nicht zu überladen. Crypto, der galaktische Erntehelfer, besitzt eine Reihe von Fähigkeiten, die er nutzen kann, um DNS zu ernten oder Menschen zu töten. Mittels der Psychokinese könnt ihr Menschen und Gegenstände wild durch die Luft schleudern. Ihr wolltet Menschen schon immer mit Kühen bewerfen? Destroy All Humans! hat auch diesen Spaß zu bieten und mittels des Elektroschocks kann man sich auch schnell aus brenzligen Situationen retten. Durch verschiedene andere Fähigkeiten kann man auch einfach das Hirn extrahieren - Kopfplatz-Animation inklusive.

Ganz entspannt durch die Vorstadt cruisen und dabei ein paar Menschlinge grillen. So genieße ich meinen Sommer am liebsten.
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Neben solcher offensiven Fähigkeiten besitzt unser lieber Crypto auch passive Fähigkeiten, die ihr als Spieler geschickt einsetzen könnt. Der sogenannte HOLOBOB gibt Crypto die Fähigkeit, sich in einen Menschen seiner Wahl zu verwandeln. Als Bürgermeister die Bevölkerung gegen die Russen aufzustacheln, da der Kalte Krieg Thema Nummer Eins in Amerika ist, nur um von den Atomtest an den lokalen Kühen abzulenken, ist definitiv Humor auf hohem Niveau. Crypto kann aber nicht nur Köpfe wie Pickel zerplatzen lassen, auch das Lesen von Gedanken bietet oft aufschlussreiche Informationen, die Missionen wesentlich vereinfachen können. Das Spiel mutet in diesem Punkt ein wenig wie die Assassins Creed-Reihe an. Die Wahl, entweder heimlich oder direkt offensiv zu kämpfen, ist ein Element, das beide Spiele besonders auszeichnet und euch als Spieler die Möglichkeit gibt, eure persönliche Spielweise zu perfektionieren.
Was wären aber Aliens ohne UFOs? Manchmal ist es auch langweilig, jeden Menschen einzeln den Kopf abzureißen. Der Zerstörungsstrahl eures Raumschiffes ist das ideale Hilfsmittel, um viele Erdenbewohner auf einmal auszulöschen. Vor allem dann, wenn euch das Militär mit ihren Panzern an den Fersen klebt. Das Raumschiff erlaubt eine völlig andere Spielweise im Vergleich zur Bodenmission. Ähnlich wie Crypto verfügt euer fliegendes Gefährt über verschiedene Fähigkeiten, mit denen Menschen klassisch entführt oder Häuser in Brand gesteckt werden können.
Abseits der interessanten Handlung, die von intelligentem und unterirdischen Humor nur so glänzt, besitzt das Spiel auch eine Reihe von vielseitigen Missionen. Jede Hauptmission bietet dabei die Möglichkeit, optionale Ziele zu erreichen, die die Mission einerseits schwieriger gestalten und andererseits auch mehr Spaß mit sich bringen. Eine Bauersfrau mit einem Huhn zu ermorden ist doch sehr ironisch, oder? Letztlich geht es bei den optionalen Missionszielen jedoch darum, mehr DNS zu sammeln und sich selbst oder das Raumschiff im Austausch zu verbessern. Wir sprechen hier also von einer echten Win-Win-Situation. Wir löschen Menschen aus, können uns dadurch verbessern und unsere Rasse vor dem genetischen Aussterben retten.

Eine grafische Katastrophe: Links ist die Version der PlayStation 4 und rechts die Nintendo-Switch-Version zu sehen. Hier sind die gravierenden, grafischen Mängel leicht erkennbar.
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Bis hierher wirkt das Spiel doch beinahe makellos, oder? Die befürchtete Ohrfeige kommt jedoch noch. Denn grafisch ist das Spiel eine Frechheit. Es werden immer wieder grafische Vergleiche zwischen der Nintendo Switch und anderen Konsolen wie der PlayStation 4 angestellt. Wenn man einen solchen Vergleich auch bei Destroy All Humans! vornimmt, kann man nur enttäuscht werden. Teilweise laden Texturen auf der Nintendo-Switch-Version nur langsam oder gar nicht, sodass ihr oft verwaschene Grafiken betrachten müsst. Besonders auffallend ist dabei der Boden. Während bei anderen Konsolen-Ports einzelne Grashalme zu sehen sind, die sich sowohl im Wind bewegen als auch Schatten werfen, gibt es diesen Luxus auf der Nintendo Switch fast gar nicht. Der Boden wirkt durch die grün angemalten Texturen einfach nur leblos. Als in diversen Cutscenes die Texturen der Klamotten der Bewohner nicht vollständig dargestellt wurde, war das für mich ein Grund dafür, intensiv darüber nachzudenken, ob ich das Spiel so noch weiterspielen möchte oder es einfach abbreche. Glücklicherweise blieb ich am Ball, denn der Titel hat viele Inhalte zu bieten.
Dieser Umstand ist dennoch ärgerlich, da es prinzipiell möglich ist, mit mehr Aufwand ein grafisch ansprechenderes Spiel zu portieren. Hier wurde meiner Auffassung nach auf Kosten von uns Nintendo-Switch-Spielern gespart. Glücklicherweise ist die auditive Arbeit nicht so schlampig erfolgt wie die grafische. Neben der Möglichkeit, die Texte und die Synchronisation in der Originalfassung auf Englisch zu genießen, gibt es auch eine vollständige deutsche Übersetzung. Die Arbeit der Synchronsprecher muss sich hierbei nicht vor dem englischen Original verstecken; die einzelnen Stimmen sind authentisch und wirken oft wie aus einem alten Alien-Film entnommen. Letztlich sollte man als Spieler versuchen, über das grafische Versagen hinwegzusehen, da es sich hierbei nicht nur um einen gelungenen Klassiker handelt, sondern auch heute noch die Spielewelt um eine klug durchdachte Handlung und eine spannende Spielweise bereichert.
Unser Fazit

7
Spaßgarant