Test zu Mayhem Brawler - Nintendo Switch
Interessantes Beat 'em up mit Abzügen in der B-Note
Seit der Veröffentlichung von Streets of Rage 4 im vergangenen Jahr feiert das Beat 'em up-Genre eine kleine Renaissance. Ganz im Stil der berühmten Vorlage versucht auch Mayhem Brawler Fans der klassischen 90er-Jahre-Prügler abzuholen. Das Spiel des Entwicklerstudios Hero Concept aus Istanbul setzt auf die klassische Genre-Formel, versucht sich aber auch an einigen neuen Ansätzen. Wir haben uns für euch angesehen, ob das Beat 'em up im Comic-Stil überzeugen kann.
In Mayhem Brawler verschlägt es euch in die Rolle einer speziellen Polizeieinheit, die in einem düsteren Mix aus Fantasy und Superhelden-Comicuniversum für Recht und Ordnung sorgen soll. Das Szenario, das vielleicht noch am ehesten mit der Welt von A Wolf Among Us verglichen werden kann, bringt Vampire und andere Fabelwesen direkt in eine US-amerikanisch geprägte Großstadtkulisse der 90er Jahre. Die drei Protagonisten Trouble, Dolphin und Star werden im Rahmen der Handlung auf unterschiedliche Einsätze geschickt, um mysteriöse Vorfälle in der Welt von Mayhem Brawler aufzudecken. Fast schon untypisch für das Genre, legt das Spiel dabei einen vergleichsweise hohen Wert auf die Erzählung und Inszenierung. Zwischen den Einzelmissionen der Kampagne gibt es voll vertonte Dialoge, die im Stil eines Comics visualisiert werden. Zwischen den einzelnen Missionen habt ihr gelegentlich sogar die Möglichkeit, den Lauf der Dinge durch eure Entscheidungen zu beeinflussen. So könnt ihr beispielsweise einer Informantin vertrauen und zu einem Versteck aufbrechen oder aber die Zusammenarbeit mit ihr verweigern.
Eure Entscheidung hat zwar immer Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Dialoge, aber nicht zwingend auf die Schauplätze, an denen ihr euch durch die Gegner prügelt. Diese führen an einigen Stellen zusammen und reduzieren dadurch die im Handlungsverlauf gepriesene Entscheidungsfreiheit. Daneben ist ärgerlich, dass sich das Entwicklerteam dazu entschieden hat, auf den Social-Media-Zug aufzuspringen und parallel zu den Ereignissen des Spiels einen Bildschirm mit fiktiven Twitter-Nachrichten einzublenden. Das will so überhaupt nicht zum 90er-Jahre-Charme passen, den das Spiel eigentlich ausspielen will. Inszenatorisch präsentiert Mayhem Brawler damit ein paar nette Ideen, die allerdings in der Ausführung nicht rundum durchdacht wirken.
Deutlich besser ist das eigentliche Gameplay des Titels. Mayhem Brawler bietet euch insgesamt zwei lokale Spielmodi, einen Kampagne- sowie einen Arcade-Modus, den ihr mit zwei weiteren Spielern bestreiten könnt. Einen Onlinemodus bietet das Spiel nicht. Nach dem Abschluss der Kampagne erhaltet ihr Zugang zu dem Arcade-Modus, in dem ihr die einzelnen Missionen der Kampagne auswählen könnt. Die drei Protagonisten des Titels steuern sich grundsätzlich gleich und verfügen über einen regulären sowie einen Spezialangriff, der je nach Charakter variiert. So kann Trouble beispielsweise mit seinen Biest-Klauen nach links und rechts schlagen und so mehrere Gegner auf einmal verletzen. Neben einem solchen Flächenangriff kann der Spezialangriff jedes Charakters auch gezielt auf einen Feind gelenkt werden, um möglichst viel Schaden zu verursachen.
Die drei Charaktere unterscheiden sich aber nur in Nuancen. Die grundlegenden Angriffsmuster bleiben gleich, nur die Bewegungsgeschwindigkeit und Schadenswerte skalieren je nach Auswahl. Die Kämpfe machen aber insgesamt viel Spaß, vor allem auch, weil die Gegner relativ clever agieren und selbst über Spezialangriffe verfügen. So können Vampire beispielsweise über den Bildschirm gleiten und euch so in den Rücken fallen. Daneben weicht Mayhem Brawler auch dezent von einigen Genre-Konventionen ab. So könnt ihr beispielsweise nicht nur Angriffe blocken, sondern auch Schusswaffen aufnehmen und damit Gegner auf Distanz angreifen. Insgesamt bietet Mayhem Brawler dadurch ein sehr solides Beat 'em up, das allerdings von einer auch spielerisch abwechslungsreicheren Kämpferriege profitiert hätte.
Audiovisuell orientiert sich Mayhem Brawler wie erwähnt stark an 90er-Jahre-Comicuniversen, aber auch am großen Bruder Streets of Rage 4. Gegenüber dem Genre-Primus fällt die Inszenierung aber an verschiedenen Stellen ab. So sind die Zeichnungen detailärmer und auch die Animationen sind nicht so feingliedrig wie die des großen Vorbilds. Insgesamt macht der Hero Concepts-Titel aber trotzdem eine gute Figur und kann mit abwechslungsreichen Leveln punkten. Die englische Vertonung ist ebenfalls gelungen. Einen etwas gemischten Eindruck hinterlässt die Musik. Stellenweise kann der Soundtrack überzeugen, insgesamt fehlt es den Titeln aber an der Wucht, die zu den Geschehnissen auf dem Bildschirm passen würde.
Unser Fazit
7
Spaßgarant