Samus Aran ist zurück im düstersten Metroid aller Zeiten
19 Jahre ist es her, dass mit Metroid Fusion der vierte Teil der ikonischen Serie um die Kopfgeldjägerin Samus Aran erschienen ist. Zwar wurden seitdem mit der Metroid Prime-Reihe und einigen Neuauflagen und Remakes weitere Spiele der Serie veröffentlicht, aber auf einen vollwertigen Nachfolger zur Hauptserie mussten Fans bis zu diesem Jahr warten. Entsprechend begeistert fielen die Reaktionen aus, als im Rahmen der Nintendo Direct-Ausgabe zur diesjährigen E3 Metroid Dread angekündigt wurde. Das Spiel erzählt die Geschichte nach den Ereignissen von Metroid Fusion und beleuchtet, was Samus nach der vermeintlichen Vernichtung des X-Parasiten erlebt. Metroid Dread soll die klassische Saga zu einem krönenden Abschluss führen und Bewährtes mit Neuem verbinden. In unserem Test klären wir, ob das Spiel den hohen Erwartungen gerecht werden kann.
Am Beginn der Geschehnisse von Metroid Dread steht eine verschollene Erkundungsmission. Die Galaktische Föderation hat Hinweise darauf erhalten, dass der tödliche X-Parasit auf dem abgelegenen Planeten ZDR überlebt haben könnte. Um der Sache auf den Grund zu gehen, entsendet sie einige Extraplanetar-Mobil-Multiform-Identifizierer – kurz: E.M.M.I. – nach ZDR. Die E.M.M.I. sind hoch entwickelte Erkundungsroboter, die DNS-Proben sammeln und analysieren können. Um gegen alle Widrigkeiten gefasst zu sein, verfügen die Einheiten nicht nur über eine nahezu undurchdringbare Panzerung, sondern auch über die Fähigkeit, auf Verhaltensmuster ihrer Umgebung zu reagieren. Umso mysteriöser ist es, dass der Kontakt zu den Einheiten völlig abgebrochen ist.
Um herauszufinden, was mit den E.M.M.I. passiert und ob die Bedrohung durch den X-Parasiten zurückgekehrt ist, bittet die Föderation erneut die Kopfgeldjägerin Samus Aran um Hilfe. Nicht nur ihre berühmt-berüchtigten Fähigkeiten im Kampf machen sie zur einzigen Option der Föderation: Aufgrund der Metroid-DNS, die Samus in Reaktion auf eine erste Infektion mit dem X-Parasiten in Metroid Fusion injiziert wurde, ist sie als einziger Mensch immun gegen die Auswirkungen des Erregers. Doch die Reise hat auch einen überraschend persönlichen Charakter, denn ZDR ist nicht irgendein abgelegener Planet in der Galaxie. Er ist eine der Heimatwelten der Chozo, des technologisch hoch entwickelten Volkes, bei dem Samus aufgewachsen ist. Die mysteriösen vogelähnlichen Wesen sind vor vielen Jahrhunderten verschwunden, aber die Überbleibsel ihrer Zivilisation sind überall in der Galaxis zu finden. Und so hat die Reise nach ZDR für Samus eine doppelte Bedeutung. Sie muss zum einen das Verschwinden der E.M.M.I. untersuchen und gleichzeitig die Vergangenheit erforschen, um das Mysterium des Planeten zu lösen.
Metroid Dread erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte, die allerdings auf Ereignissen aus den vorherigen Teilen der Metroid-Reihe aufbaut. Schlagworte wie Metroids und X-Parasit sind Serienveteranen natürlich sofort ein Begriff und erleichtern die Rückkehr ins Metroid-Universum, aber auch an Neulinge hat Nintendo gedacht: In einem kurzen, aber ausführlichen Prolog werden durch Texttafeln alle entscheidenden Elemente des Franchise und die Geschehnisse unmittelbar vor Samus Arans Reise nach ZDR erläutert.
Von der durchweg interessanten und aufwendig in Szene gesetzten Handlung von Metroid Dread soll an dieser Stelle nicht zu viel vorweggenommen werden. Nur zur Ausgangslage auf dem Planeten selbst so viel: Wie schon in den Trailern zum Spiel gezeigt, sind die E.M.M.I. zwar noch intakt, aber so verändert, dass sie Samus als Gefahr erkennen und bei Sichtkontakt unmittelbar angreifen. Gleich zu Beginn des Abenteuers wird Samus darüber hinaus von einem mysteriösen Chozo-Krieger attackiert, dem sie nur knapp entkommen kann. Nachdem sie sich in eine verlassene Anlage rettet, wird sie von der künstlichen Intelligenz Adam über ihren aktuellen Status informiert. Von den E.M.M.I. verfolgt und vieler ihrer Fähigkeiten beraubt, muss Samus den Planeten erkunden, um zu ihrem Schiff zurückzugelangen und den Gefahren von ZDR zu entkommen. Daneben gilt es, die Vergangenheit der Chozo zu ergründen, die offensichtlich auf ZDR heimisch waren. Was haben diese Wesen dort gemacht? Und warum wird Samus von einem Krieger des für verschwunden gehaltenen Volkes attackiert? Zur Beantwortung dieser Fragen müsst ihr die verschiedenen Winkel von ZDR bereisen, nach Artefakten der Chozo suchen und gleichzeitig versuchen, am Leben zu bleiben. Denn auch abseits der E.M.M.I. gibt es auf dem Planeten viele Kreaturen, die Samus gefährlich werden können. Für die Erkundung der Spielwelt und das Lösen der Geheimnisse von ZDR solltet ihr zwischen 12 und 15 Stunden veranschlagen, wobei die genaue Spielzeit natürlich je nach Erkundungsdrang und Hindernissen auf dem Weg variieren kann.
Heutzutage ist Metroidvania eine etablierte Definition für ein Spiel, in dem sich Action-Elemente mit der schrittweisen Erkundung einer verschachtelten Welt verbinden. Wie der Name schon nahelegt, geht dieses Spielprinzip wesentlich auf die Metroid-Serie zurück. Insbesondere Super Metroid für das SNES hat hier Maßstäbe gesetzt und eine grundlegende Formel etabliert, bei der sich auch Metroid Dread bedient. Ihr steuert Samus durch eine zweidimensionale Welt, in der ihr mit verschiedenen Gegnertypen konfrontiert seid. Praktischerweise ist Samus diesen nicht hilflos ausgesetzt. Als galaxieweit bekannte Kopfgeldjägerin hat sie das ein oder andere Ass im Ärmel, mit dem sie sich zur Wehr setzen kann. Da wäre zum einen natürlich der ikonische Blaster-Arm, mit dem Samus sowohl Energiestöße als auch Raketen auf Gegner schießen kann. Zum anderen verfügt sie über einen Nahkampfangriff, mit dem sie bei richtigem Timing Gegner blocken und ihnen Schaden zufügen kann.

Serientypisch deckt ihr die verwinkelte Karte der Spielwelt erst Schritt für Schritt auf.
© Nintendo
Neben den Standardangriffen, die euch von Beginn an zur Verfügung stehen, schaltet ihr mit der schrittweisen Erkundung von ZDR neue Fähigkeiten frei, die Samus sowohl im Kampf als auch beim Vorankommen in der Welt einen Vorteil verschaffen können. So könnt ihr beispielsweise im Verlauf der Erkundung euren Raketenwerfer verbessern, was nicht nur eure Angriffe stärker macht, sondern es euch auch erlaubt, Areale zu betreten, die zuvor hinter undurchdringbaren Türen versteckt waren. Generell ergibt sich so der als Metroidvania-Formel bekannte Spielablauf. Das heißt, ihr bewegt euch durch die ineinander verschachtelten Areale bis zu dem Punkt, an dem ihr auf unüberwindbare Hindernisse stoßt. Erst mit einem Erkunden anderer Abschnitte der Spielwelt schaltet ihr dann die Fähigkeiten frei, die es euch erlauben, bei vorherigen Sackgassen weiterzukommen.
Was Metroid Dread von anderen Genrevertretern abhebt, ist der durchgängige Spielfluss. In vielen Metroidvanias kann es durch die Weitläufigkeit der Spielwelt dazu kommen, dass man nacheinander in gleich mehrere Sackgassen läuft. Mit vielen subtilen Hinweisen findet man in Dread oft intuitiv den richtigen Weg und umgeht so potenzielle Frustmomente. Die Welt bietet trotzdem sehr viel Potenzial zur Erkundung, da abseits der für den Spielfortschritt zwingend notwendigen Updates überall zusätzliche Verbesserungen für Samus in der Welt versteckt sind. So könnt ihr zusätzliche Munition für euren Raketenwerfer einsammeln oder die Energieleiste mit Upgrades erweitern und so mehr Treffer einstecken. ZDR ist dabei in größere Areale unterteilt, die an festgelegten Stellen miteinander verbunden sind. Durch das Erreichen bestimmter Punkte schaltet ihr neue Gebiete zur Erkundung frei. Die Verzweigungen gehen dabei über die einzelnen Areale hinaus. Ein Update, das ihr in einem der Areale findet, kann euch auch in früheren oder späteren Abschnitten weiterbringen.
Zwei Situationen stellen euch dabei vor besondere Herausforderungen. Zum einen gibt es, wie aus anderen Serienteilen bereits bekannt, stärkere Bossgegner, die euer Können auf die Probe stellen und mehrere Phasen haben, in denen ihr gezielt auf Schwachpunkte zielen müsst, um überhaupt Schaden anzurichten. Zum anderen und auch zum ersten Mal gibt es mit den E.M.M.I. einen Gegnertypen, dem ihr regulär keinen Schaden zufügen könnt. Die feindlichen Roboter sind festen Gebieten zugeteilt, in denen sie nach Samus suchen und sie beim ersten Blickkontakt attackieren. Der Sichtradius der E.M.M.I. ist dabei optisch hervorgehoben und gibt euch einen Kegel vor, dem ihr ausweichen müsst, um die Verfolger nicht auf eure Fährte zu locken.
Erschwerend kommt hinzu, dass die E.M.M.I. euch hören können und durch eure Bewegungsgeräusche angezogen werden. Wenn ein E.M.M.I. euch sieht, nimmt er sofort die Verfolgung auf. Dann bleibt euch nur, euch möglichst schnell in eine sichere Zone zu retten, die durch spezielle Türen hervorgehoben werden. Im Spielverlauf bekommt ihr mit einem Phantomumhang darüber hinaus die Möglichkeit, euch zu tarnen und so vor den E.M.M.I. zu verstecken. Wenn ein E.M.M.I. euch trotz aller Bemühungen erwischt, bedeutet das in der Regel euren Tod – es sei denn, ihr schafft es, euch in einem sehr anspruchsvollen Quick-Time-Event zu befreien. Die Flucht vor den E.M.M.I. ist eines der spielerischen wie atmosphärischen Highlights des Spiels. Zum einen erzeugen die Passagen ein beklemmendes Gefühl, das zusätzlich veranschaulicht, in was für einer feindlichen Welt ihr euch bewegt. Zum anderen erfordert die Flucht eine Auseinandersetzung mit eurer Umgebung, die hervorragend zum Metroidvania-Prinzip passt und der Erschließung der Welt einen Mehrwert verleiht.
Mit Kampf, Erkundung und Flucht sind die wesentlichen Spielelemente von Metroid Dread zusammengefasst. Daneben sind natürlich Technik und Präsentation immer von Interesse, wenn man die Qualität eines Spiels bewerten möchte. Metroid Dread nutzt die technischen Möglichkeiten der Nintendo Switch wunderbar aus. Das Spiel läuft sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus durchgehend mit einer flüssigen Bildwiederholrate von 60 FPS. Die Steuerung ist sehr präzise und trotz einer Vielzahl von Optionen verliert man nach einer kurzen Eingewöhnungszeit nie den Überblick.

Eine detailreiche Welt und tolle Performance: Metroid Dread lässt technisch die Muskeln spielen.
© Nintendo
Fast noch beeindruckender als die Performance des Spiels ist die audiovisuelle Umsetzung. Die Gestaltung der Spielwelt überzeugt dabei auf ganzer Linie. Jede Ecke von ZDR ist mit viel Liebe zum Detail konzipiert worden. Besonders gelungen sind dabei die animierten Hintergründe, in denen immer wieder kleine Nuancen wie wehende Fahnen oder kleine Bäche zu sehen sind. Ein besonders schönes und erwähnenswertes Element ist auch die Gestaltung der Spielabschnitte, in denen ihr euch den E.M.M.I. stellen müsst. Dort ist das Bild leicht krisselig, was an SciFi-Horror-Klassiker erinnert und wunderbar die Gefahrensituation veranschaulicht, in der sich Samus befindet.
Doch nicht nur optisch macht Metroid Dread einiges her, auch die Musik des Spiels ist sehr gelungen und unterstreicht das Geschehen auf dem Bildschirm wunderbar. Dabei greift Metroid Dread stilsicher auf die vorherigen Teile der Reihe zurück. So könnte das Geräusch, das ertönt, wenn ihr ein Upgrade für Samus einsammelt, direkt vom dritten Teil der Serie auf dem SNES stammen. Metroid Dread gehört dank all dieser Elemente zu den technisch beeindruckendsten Spielen auf der Nintendo Switch.
Unser Fazit

10
Meisterwerk
Meinung von Adis Selimi
Metroid Dread ist eines der Spiele, das für mich das Label Meisterwerk verdient. Nintendo und MercurySteam präsentieren nach über 19 Jahren einen mehr als würdigen Nachfolger für die ikonische Spielereihe. Von der Gestaltung des Planeten ZDR bis zur Inszenierung der Handlung stimmt hier einfach alles. Ich habe schon viele Metroidvania-Titel gespielt, aber kaum ein Genre-Vertreter hat mich so in den Bann gezogen wie Metroid Dread. Allein die subtilen Elemente, die einem die Orientierung erleichtern und so den Spielfluss aufrechterhalten, machen das Spiel zu einem fantastischen Ableger der ikonischen Serie. Besonders gut gefallen haben mir die Passagen, in denen man sich den E.M.M.I. stellen muss. Die Flucht vor den tödlichen Maschinen verlangt euch einiges ab und erzeugt durchgehend ein Gefühl von der Bedrohung, der Samus ausgesetzt ist. Zusätzlich zu all den spielerischen Qualitäten hat mich auch die Technik des Spiels begeistert. MercurySteam zeigt eindrucksvoll, wozu die Hardware von Nintendos Hybridkonsole im Stande ist. Eine Performance von durchgehend 60 FPS und eine Welt voller Details tragen wunderbar zum Erlebnis bei. Egal ob Neuling oder Serienveteran: Jeder sollte Metroid Dread gespielt haben. Samus Arans neuestes Abenteuer gehört zu den absoluten Top-Titeln auf der Nintendo Switch.Bestelle dir jetzt Metroid Dread über unsere Onlineshop-Partner
Online kaufenAwards



