Test zu Demon Turf - Nintendo Switch
Nieder mit dem Dämonenkönig!
Wenn ich an 3D-Platformer denke, schwelge ich meist in Erinnerungen an Genre-Klassiker wie Super Mario 64, Banjo-Kazooie oder Donkey Kong 64. Ähnlich scheint es wohl auch diversen Spieleentwicklern zu gehen, die es sich regelmäßig zur Aufgabe machen, das Nostalgiegefühl von damals wieder aufleben zu lassen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Zuletzt nahm sich auch das Studio Fabraz gemeinsam mit dem Publisher Playtonic friends dieser Aufgabe an. In Demon Turf schlüpft ihr in die Rolle des frechen Dämonenmädchens Beebz, die sich als 2D-Figur durch stilisierte 3D-Welten schlägt. Kann sie sich mit Genre-Veteranen wie Mario, Spyro oder Rayman messen oder verschwindet Demon Turf in einer Masse unorigineller 3D-Platformer?
Beebz hat die Nase gestrichen voll! Dämonengangs haben sich in sogenannten Turfs zusammengerottet, die von Bossen angeführt werden und sich gegenseitig um die Vorherrschaft bekriegen. Beobachtet wird das ganze vom Demon King, der sich die Kämpfe aus sicherer Entfernung von seinem Schloss aus ansieht. Beebz möchte ihn per Stiefeltritt aus seinem Schloss befördern, um auf seinem Thron Platz zu nehmen. Doch dafür muss sie sich zunächst in die einzelnen Turfs wagen, um die dort herrschenden Bosse zu besiegen und abzulösen. Genretypisch möchte euch die Story von Demon Turf also nicht mit komplexen Handlungsbögen langweilen, sondern den Fokus auf das Wesentliche legen: das Gameplay.
In zahlreichen Leveln begebt ihr euch mit Beebz auf die Suche nach Batterien, die ihr benötigt, um die Bosse herauszufordern. Solche Batterien erhaltet ihr jedoch nur für den Abschluss eines Levels, an dem ein Zieltor auf euch wartet. Unterwegs müsst ihr euch diversen Hindernissen, Platforming-Passagen und dem ein oder anderen Gegner stellen. Außerdem warten neben den Batterien noch Kuchen und Lollies als Sammelgegenstände auf euch. Diese könnt ihr gegen Modifikationen, die Beebz Statuswerte verändern, oder kosmetische Anpassungsmöglichkeiten wie andere Haarfarben oder ein auf eurem Kopf sitzenden Haustier eintauschen.

Im Wasser verwandelt sich Beebz in ein kleines Seeungeheuer, das ihr die Erkundung der Unterwasserwelt erlaubt.
© Playtonic Friends
Zur Erkundung verfügt Beebz über ein breites Bewegungsrepertoire, das euch an nahezu jeden Winkel der Welten gelangen lässt. Neben normalen Sprüngen und einem Doppelsprung, der euch die Form einer Fledermaus annehmen lässt, kann Beebz auch eine Drehung ausführen, die sich mit den Sprüngen kombinieren lässt. Führt ihr beispielsweise nach einem Doppelsprung eine Drehung aus, gleitet ihr langsam in Richtung Boden. Führt ihr einen Sprung, danach die Drehung und schließlich den zweiten Sprung aus, könnt ihr damit weite Distanzen überwinden. Mario-Klassiker wie der Wandsprung oder der Dreifachsprung sind übrigens auch mit an Bord. Die Drehung kann jedoch nicht nur im Sprung, sondern auch im Kampf nützlich sein, um Gegner kurzzeitig zu betäuben. Beebz kann außerdem einen Schlag aufladen, der wie eine Energiewelle nach vorne abgefeuert wird und dazu dient, Gegner wegzuschleudern oder Projektile zu reflektieren. Gegner könnt ihr mit den Schlägen übrigens nicht besiegen, dazu müsst ihr sie entweder in den Abgrund oder in Stacheln schleudern. Im weiteren Spielverlauf schaltet ihr bei den Bossen dann noch spezielle Turf-Fähigkeiten, wie einen Enterhaken oder eine Schlangen-Transformation, mit der ihr schnell durch die Gegen rollen könnt, frei.
Ein besonderes Gimmick in den Leveln sind frei platzierbare Checkpoints. Beebz schleppt drei Checkpointfahnen mit sich herum, die ihr in den Leveln aufstellen könnt. Bei eurem Ableben kehrt ihr also automatisch an die letzte selbstgesetzte Flagge zurück. Durch geschicktes Platzieren könnt ihr euch also besonders schwierige Passagen wesentlich vereinfachen. Solltet ihr die Checkpoints jedoch zu großzügig am Anfang eines Levels einsetzen, müsst ihr später auf Nummer sicher gehen. Dadurch kommt eine wenn auch kleine strategische Komponente mit ins Spiel. Auch könnt ihr euch jederzeit zu den verschiedenen Flaggen teleportieren, um beispielsweise verpasste Sammelgegenstände nachzuholen. Nachdem ihr einen Boss besiegt und dessen Turf für euch beansprucht, könnt ihr im gesamten Turf übrigens die schweren Versionen der sieben Level spielen. Hier wurde der Levelaufbau durcheinander geschüttelt, um die Schwierigkeit zu erhöhen. Als Preis winkt am Ende eine weitere Batterie, die ihr brauchen werden, um die Burg des Dämonenkönigs zu stürmen.

Ab in die Lüfte: Mit der Vogelform, einer Turf-Fähigkeit, könnt ihr über lange Strecken gleiten.
© Playtonic Friends
Als Oberwelt, die euch zu den vier Turfs sowie zur Burg des Demon King bringt, dient das dämonische Dörflein Forktown. Hier tummeln sich zahlreiche skurrile NPCs, unter anderem als Verkäufer für die bereits erwähnten Modifikationen und optischen Anpassungen. Weiterhin warten auch diverse Minispiele auf euch, darunter unter anderem eine Arena oder das "Super-Mega-Dämonen-Fußball-Golf Deluxe". Spiele-Cartridges lassen euch Herausforderungen in der Arcade spielen. Außerdem gibt es noch eine Fotojagd. Beebz ist mit einer Kamera ausgerüstet, mit der sie allerhand Bilder von ihrer Umwelt aufnehmen kann. Mithilfe von Hinweisen sollt ihr besondere Orte und Gegenstände finden und fotografieren, um eine Belohnung zu erhalten. Das Spiel hat also auch jenseits der Platformer-Level so einiges an Inhalten für euch parat.
Während der Soundtrack des Spiels mit fetzigen Beats zu überzeugen weiß, – der Titel, der beim Endboss läuft, könnte so von einem Splatoon-Album stammen – ist die grafische Aufmachung sicherlich nicht jedermanns Sache. An stark stilisierten Optiken scheiden sich bekanntlich immer wieder die Geistern. Ich persönlich hatte gerade zu Beginn des Spiels immer wieder Schwierigkeiten, Distanzen richtig abzuschätzen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Beebz und alle anderen Charaktere 2D-Sprites sind, die sich durch 3D-Umgebungen bewegen. Die Kamerasteuerung erschwerte mir dies zusätzlich an mehreren Stellen. Auch sind die Level eines Turfs meist immer an einem bestimmten Stil ausgerichtet. So liegt beispielsweise über fast allen Leveln im ersten Turf ein rot-orangener Farbfilter oder das zweite Turf befindet sich in einer tropischen Inselregion. Dadurch mangelt es dem Spiel für meinen Geschmack an visueller Abwechslung.
Von der technischen Seite lässt sich bei Demon Turf eigentlich nicht viel beanstanden. Bei den Ladebildschirmen ruckelt es jedoch jedes Mal so stark bzw. friert das Bild sogar kurz ein, sodass ich mehrfach kurz befürchtete, gleich eine Fehlermeldung mit anschließendem Spielabsturz zu Gesicht zu bekommen. Das war jedoch glücklicherweise nie der Fall. Was mich beim Erkunden der Level gestört hat, war die Tatsache, dass der aktuelle Zustand von Objekten bei einem Ableben und darauf folgenden Respawn an einer Flagge beibehalten wird. Setzt ihr also eine Checkpoint-Flagge an einer schwierigen Stelle mit beweglichen Plattformen, habt ihr nach jedem Respawn nicht dieselbe Ausgangslage, da die Plattformen anders stehen. Besonders nervig empfand ich dies in einem Level, in dem man sich auf fahrenden Zügen befindet. Als ich einen Checkpoint an eine Stelle setzte, an der man von einem Zug zum anderen springen muss, musste ich regelmäßig auf günstige Startbedingungen für das Überqueren warten. Das ist die Schattenseite an der sonst recht cleveren Idee mit den eigenen Checkpoints.
Unser Fazit

7
Spaßgarant