Ein Hoch auf unseren Busfahrer…

Eigentlich würde ich mich selbst nicht zu der Zielgruppe von Alltags-Simulatoren auf PC oder Konsolen zählen. Nichtsdestotrotz war ich gespannt darauf, was Bus Driver Simulator Countryside zu bieten hat und ob auch mich das Spielkonzept fesseln kann. Warum sich jedoch schnell Ernüchterung einstellte, erfahrt ihr nachfolgend.


An jeder Bushaltestelle warten neue Fahrgäste auf euch.

© Ultimate Games

Grundsätzlich könnte ich euch an dieser Stelle den Test von Philipp aus dem Jahr 2020 zum Bus Driver Simulator fast komplett hin kopieren, da sich seitdem irgendwie wenig getan hat. Bus Driver Simulator Countryside lässt euch erneut die Routen Russlands erkunden und das von der Stadt Murom ausgehend in einige Dörfer und Umgebungen. Ihr habt dabei wieder die Rolle des Busfahrers eingenommen, welcher seine Route abfährt, Passagiere befördert und dabei stets versucht, die Verkehrsregeln einzuhalten. Je nachdem, wie viele Fahrgäste ihr erfolgreich und zugleich sicher befördert, steigt das Geld, welches ihr verdient. Vergesst ihr jedoch, die Türen während der Fahrt zu schließen oder ihr missachtet die Verkehrsregeln und baut im schlimmsten Fall auch Unfälle, sinkt euer Gehalt entsprechend wieder. Tanken gehört ebenso zu eurem täglichen Arbeitsleben, weshalb es logischerweise das Ziel ist, mit möglichst viel Geld in der Tasche seinen Job zu erledigen.


Dieses Konzept zieht sich komplett durch die drei Spielmodi Tutorial, Karriere und Szenarien. Für die meisten dürfte aber der Karriere-Modus wohl der Spannendste sein. So könnt ihr Bus und Route selbst festlegen und sogar im Winter die Umgebungen befahren. Wie oben beschrieben, gilt es dann, die Passagiere zu befördern, die an den Haltestellen auf eurer Route warten. Dabei erhaltet ihr für jeden Fahrgast, den ihr befördert, Geld, welches entweder zum Tanken verwendet werden kann oder ihr investiert dieses in neue Busse oder neue Bestandteile für die Busse wie beispielsweise Vorhänge. Das macht im Prinzip auch durchaus Spaß, jedoch stellt sich sehr schnell Monotonie beim Spielen ein. Zwar müsst ihr stets einen kühlen Kopf bewahren, da es die gängigen Verkehrsregeln zu beachten gibt, angekündigte Probleme wie Unfälle oder Staus erlebte ich in meiner Testphase nur seltenst. Entsprechend sank meine Motivation bei jeder weiteren Runde, die ich durch die Landschaften fuhr.


Den Blick in den Fahrgastraum kann man sich sparen.

© Ultimate Games

Diese Landschaften sind jedoch für meinen Geschmack viel zu spärlich ausgeschmückt. Zwar gibt es in den Dörfern ein bisschen was zu entdecken, die Landstraßen laden aber nicht gerade dazu ein, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Ähnlich verhält es sich mit den Passagieren, die in eurem Bus Platz nehmen. Bereits nach wenigen Haltestellen könnt ihr den Angriff der Klonkrieger problemlos nachspielen, da sich euch identische Fahrgäste anschließen. Dies fällt besonders negativ ins Gewicht, wenn die Kameraeinstellung von euch so angepasst wird, dass ihr einen Blick in den Fahrgastraum werfen könnt. Fernab des Karriere-Modus dürft ihr übrigens die Stadt frei erkunden, um beispielsweise euren leeren Tank zu füllen. Je nachdem, wie viel Geld danach übrig bleibt, solltet ihr euren fahrbaren Untersatz verbessern oder gar austauschen, um mehr Fahrgäste zu befördern, woraus sich am Ende wieder höhere Einnahmen ergeben.


Der Szenario-Modus ist weniger frei gestaltet, sondern es werden euch festgelegte Routen und Busse vorgegeben. Da ihr weniger Handlungsmöglichkeiten erhaltet, spielen sich diese etwas knackiger und der Druck auf euch steigt, mehr Spaß versprechen diese jedoch nicht. Dies liegt vor allem an der doch sehr durchwachsenen Steuerung, welche vor allem in den winterlichen Teilen des Spiels ihre Schwächen offenbart. Zwar wird versucht, ein realistisches Fahrgefühl zu erzeugen, in der Praxis fühlt sich die Steuerung jedoch eher schwammig und teils auch überladen an. Dadurch sind Unfälle vorprogrammiert.


Diese technischen Schwächen ziehen sich durch das gesamte Spiel und sind der Hauptgrund, warum ich mit dem gesamten Spiel nicht wirklich warm wurde. Zwar verinnerlichte ich die grundlegende Steuerung trotz der vielen Möglichkeiten schnell, die unsaubere Ausführung und die grafischen Defizite schmälern den Spaß aber ungemein. Ebenso war mir das unrealistische Verhalten bei Unfällen ein Graus. So hört ihr zwar einen Ton, der euch auf euer Fehlverhalten hinweist und euch am Ende auch Geld kostet, mehr passiert aber nicht. Fahrgäste, die von euch angefahren werden, stehen wie angewurzelt da und fallen nicht um bzw. weichen nicht aus und der Bus nimmt äußerlich auch keinerlei Schaden. Dieser fehlende Realismus störte mich dann doch, wenn ich einen Simulator spiele, der mir gerade diesen Realismus vorgaukeln möchte. Hier ist definitiv noch deutlich Luft nach oben. Zurück bleibt am Ende eigentlich nur das unterhaltsame Radio, welches mit einigen interessanten Klängen glänzen kann. Dies reißt das restliche Gesamtbild aber auch nicht mehr heraus.

Unser Fazit

4

Erträglich

Meinung von Maik Styppa-Braun

Bus Driver Simulator Countryside ist technisch ein Graus. Fehlender Realismus, sich schnell wiederholende Fahrgäste und unschöne Grafiken machen aus einer guten Idee am Ende ein schlechtes Spiel. Zudem ist die Steuerung so unpräzise umgesetzt, dass sie keineswegs ein realistisches Fahrgefühl erzeugt. Dennoch kann man Spaß am Titel haben, wenn es beispielsweise darum geht, den favorisierten Bus zu erwerben oder sogar mit neuen Teilen auszustatten. Um als Spieler an diese heranzukommen, ist jedoch eine Menge intrinsische Motivation von Nöten und auch das Ausblenden von jeglichen Problemen.
Mein persönliches Highlight: Der Angriff der Klonkrieger im Stadtbus.

Meinung von Maik Dallherm

Ich habe überlegt, ein unkommentiertes Gameplay-Video zu Bus Driver Simulator Countryside zu bringen, aber auch wenn ich es zum reinen Trash-Unterhaltungszweck tue, schenkt es dem Titel vielleicht mehr Aufmerksamkeit, als er verdient. Versteht mich nicht falsch im Vergleich zu anderen Titeln, die ich gesehen habe, funktioniert der Simulator, hält eine moderate Framerate und tut seinen Job. Neben der grenzwertigen Optik, die ich erst mal außen vor lasse, stört mich eigentlich nur ein Punkt am eher minimalistischen Gameplayumfang, den ich dafür etwas ausführe: Warum diese lahme, ungenaue Lenkung? Klar: Es ist gut und realistisch, dass schwere Fahrzeuge den Einlenkwinkel wieder begradigen müssen (lasst ihr den Stick los, müssen sich die Räder erst wieder gerade stellen). Aber warum legt der Stick lediglich das Tempo des Einlenkens fest, anstatt den Winkel zu begrenzen? Das erschwert die Fahrt deutlich und erfordert unabhängig von der Kurvenart, den Stick andauernd loszulassen, anstatt ihn sachte zu halten. Zumindest bleibt mir noch etwas Lob für die Musik. Der Track des Hauptmenüs tut eher das nötigste (wobei ich mich bei meiner Kompositionskunst auch nicht aus dem Fenster lehnen will), aber die Radiomusik weiß zu gefallen.
Mein persönliches Highlight: Der telefonierende Fahrgast, der eher am Rappen ist.

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 2

  • Tisteg80

    Meister des Turms

    Vielleicht sollte es mal wieder sowas wie GTA in 2D geben, wo man eben auch Bus fahren und Leute transportieren kann. Hauptsache aus der Vogelperspektive, die vielleicht einfacher für die Switch zu handeln ist.

  • N79

    Mitglied seit 2008

    Respekt! Manchmal beneide ich euch nicht bei euren Tests. Ich konnte mir nicht mal den 58 Sekunden Trailer zu Ende ansehen.


    Ich frage mich manchmal: Hat so manch Entwickler kein Qualitätsbewusstsein? Sowas kann man doch nicht ernsthaft veröffentlichen wollen.

    Das wäre doch so, als wenn ein Bäcker einen zerkrümelten Keks zum Verkauf anbietet.