Lieber in der Spielhalle statt im heimischen Wohnzimmer
Flimmernde Automaten und synthetische Sounds strömten in den 80ern und 90ern aus den Kaufhäusern und ihren Spielhallen. Vor allem Rail Shooter und Light Gun Shooter schmückten die Arcades, machten das Spielerlebnis mit ihren Peripheriegeräten deutlich immersiver. Durch das Zielen mit einer Kunststoffpistole auf einen Röhrenfernseher konnte das Fadenkreuz bewegt und somit Schussbewegungen simuliert werden. Die Light Gun Shooter waren facettenreich – vor allem erlangte aber wohl der schaurige Zombieshooter The House of the Dead Berühmtheit und SEGA machte sich durch diesen Titel einen großen Namen in der Arcade-Kultur. Ich selbst konnte das Original aus 1996 nie spielen, habe aber große Freude an anderen Light Gun Shootern in Spielhallen, die es heute noch vereinzelt zu finden gibt. Dadurch, dass die Arcade-Kultur immer mehr abbaut und durch die präzise Bewegungssteuerung der Nintendo Switch möchte das Remake des Light Gun-Klassikers das Arcade-Gefühl nach Hause holen. Mit großer Freude schaute ich also The House of the Dead: Remake entgegen, um endlich den Großvater der Light Gun Shooter nachzuholen – ob die Vorfreude jedoch größer war als der eigentliche Spielspaß erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Das Prinzip von The House of the Dead: Remake ist schnell erklärt: Wie schon damals im Jahr 1996 steuert ihr lediglich das Fadenkreuz – euer Charakter bewegt sich von selbst. Wie der Name vermuten lässt, schießt ihr euch durch ein von Zombies und Mutanten befallenes Herrenhaus, das im Spiel die Curien Mansion genannt wird. Der namensgebende Dr. Curien hat nämlich biologisch verunglückte Kreaturen freigelassen, die Schaden anrichten und nun von euch beseitigt werden müssen. Dafür wählt ihr zu Beginn aus zwei Agenten aus: Thomas Rogan und G, die jeweils aus der AMS stammen, einer Spezialeinheit der Regierung. Große Veränderung des Spiels gibt es bei der Auswahl jedoch nicht. Habt ihr euch entschieden, startet die relativ kurze Geschichte von The House of the Dead: Remake. Ihr findet euch vor der unheimlichen Mansion wieder und trefft früh auf einen Wissenschaftler, der euch mit seinem letzten Atemzug ein Foto in die Hand drückt. Auf diesem sind seine verbleibenden Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die von euch im Haus des Schreckens gefunden und gerettet werden müssen. Am Ende jedes Kapitels wird euch das Foto gezeigt. Verstorbene Wissenschaftler werden mit einem roten Kreuz versehen – das soll natürlich am besten nicht eintreten. Damit scheint das vorrangige Ziel der schmalen Story klar: Zombies und Mutanten aus dem Weg räumen und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befreien.
In den insgesamt vier Kapiteln trefft ihr einige Menschen, die vom Schrecken gejagt werden. Manchmal tauchen sie plötzlich im Bild auf, sodass ihr ihnen aus Versehen den Garaus macht, da ihr natürlich eigentlich einen Gegner erwartet. Andere wiederum werden verfolgt – hier müsst ihr präzise die verfolgenden Zombies töten, ohne dass ihr eventuell verrutscht und stattdessen euren Schützling umbringt. An manchen Stellen werden die Wissenschaftler gut eingebaut, sodass ihr euch ärgern müsst, solltet ihr einen Fehler begehen. Da Light Gun Shooter aber ohnehin darauf ausgelegt sind, sie mehrfach anzugehen, habt ihr nach kurzer Zeit den Bogen raus und merkt euch, wo und in welchen Zusammenhängen die zu beschützenden Kollegen auftauchen. Gelingt es euch, in einem Spieldurchlauf gleich alle Wissenschaftler zu retten, schaltet ihr den Zugang zu einer Waffenkammer frei. Ab sofort taucht in jedem Kapitel eine versteckte Kiste auf, die euch neue Waffen beschert und das Repertoire neben der klassischen Pistole erweitern. Darunter befinden sich beispielsweise eine Armbrust, ein Pfähler, ein Sturmgewehr und ein Granatwerfer. Das empfand ich als gute Belohnung für die recht schwierige Aufgabe, alle Wissenschaftler zu retten. Jede Waffe macht unterschiedlich viel Schaden und hat ihre eigene Schussgeschwindigkeit. So wird minimal taktische Tiefe bereitgestellt, die euch überlegen lässt, welche Waffe ihr in welchen Momenten einsetzt.

In manchen Situationen kann es echt knifflig sein, die Zombies statt der Wissenschaftler zu erwischen.
© Forever Entertainment
The House of the Dead glänzte schon damals nicht mit seiner recht simplen Story, sondern eher mit Gameplay und Wiederspielmotivation. Wie in Arcades üblich, erhaltet ihr Punkte für jeden getöteten Gegner – Bonuspunkte gibt es für besondere Treffer, beispielsweise wenn ihr den Kopf trefft, oder für das Abschießen besonderer Gegenstände. Diese sind in der Regel Fässer, die in den Leveln rumstehen und Münzen enthalten. Rettet ihr Wissenschaftler, gibt es auch wenige Extrapunkte. Die Punkteverteilung ändert sich je nach Modus: Es gibt zum einen den klassischen Punktemodus, der euch schlicht Punkte für gut gesetzte Treffer gibt, und zum anderen den modernen Punktemodus. Hier bekommt ihr einen Punktemultiplikator, wenn ihr mehrere Gegner in einem kurzen Zeitraum töten könnt mit einem maximalen Multiplikator von fünf. Das ist eine nette Erweiterung und ändert minimal den Anspruch am Spiel, hat aber nur wenig Einfluss auf den Spielspaß.
Neben dem klassischen und modernen Modus kann der Schwierigkeitsgrad angepasst werden. Hier steckt ihr weniger ein, die Zombies dafür umso mehr. Vor allem die höchste Schwierigkeitsstufe hat es in sich und verlangt präzise Treffer. Schafft es der Zombie nämlich zum Spieler, ist schnell Schicht im Schacht. Die Gesundheit wird mit kleinen Öllampen dargestellt. Sind alle Flammen erloschen, erscheint der Game-Over-Screen, wo ihr verbleibende Credits einsetzen oder euch für Punkte neue kaufen könnt. Seid ihr auf der Jagd nach einem Highscore, ist Variante zwei natürlich keine Option für euch. Daher könnt ihr jederzeit das Spiel von vorne beginnen – ein Durchlauf dauert auch nur ca. 30-40 Minuten. Damit ist The House of the Dead: Remake recht kurz und nach einer Hand voll Durchgängen habt ihr beinahe alle möglichen Pfade und Versionen gesehen. Je nachdem, welche Schalter oder Türen ihr abschießt, öffnet sich ein neuer Pfad, wo weitere Gegner auf euch warten. Das ist ganz nett und motiviert neue Versuche, es hätte aber durchaus mehrere Möglichkeiten geben können. Zum Testzeitpunkt fällt der Light Gun Shooter sehr schmal aus.
Am Ende eines jeden Kapitels wartet ein kleiner Boss auf euch, der besondere Präzision erfordert. Bei der Einführung der besonderen Mutanten wird mit schickem Sketchart der Schwachpunkt des Bosses gezeigt, welchen ihr natürlich anvisieren solltet. Diese Bossfights werden mit jedem Kapitel ein wenig anspruchsvoller – so richtig schwer ist aber keiner der Kämpfe. Wirklich schade ist aber das Recycling der Bosse aus den ersten drei Kapiteln im Finale des Spiels: Im vierten Kapitel durchkämmt ihr den letzten Abschnitt der Mansion und trefft erneut auf die Bosse, die ihr bereits gelegt hattet. Man könnte meinen, der finale Boss bringt dann ein wenig Abwechslung und überrascht, aber leider auch da enttäuscht The House of the Dead: Remake. Die ersten Bosse beinhalteten wenigstens geringfügig Veränderungen, sodass ihr ihnen beispielsweise folgt, wenn sie sich zurückziehen. Der finale Boss aber ist ein riesiger Bullet-Sponge und bietet so gut wie keine Abwechslung. Damit ist das vierte Kapitel nicht wirklich interessant und stellt ein ernüchterndes Finale dar.
Leider ist House of the Dead nicht nur inhaltlich auf manchen Ebenen enttäuschend – die Steuerung lässt ebenso frustrierend zurück. Um ein immersives Spielgefühl zu erleben, bieten sich die Joy-Cons geradezu dafür an, als Light Gun zu dienen. Es ist schwierig zu erklären: Nach jedem Schuss verzog sich das Fadenkreuz ein wenig und musste nicht selten per Tastendruck nachjustiert werden. Hinzu kommt die immer wieder einstürzende Framerate, sollten sich mal zur Abwechslung mehrere Feinde auf dem Bildschirm befinden, was das Zielen zusätzlich erschwert. Nach einigem Austoben in den wirklich umfangreichen Einstellungen spielte ich The House of the Dead: Remake im Performance-Modus und nutzte die Gyro-Steuerung des Nintendo Switch Pro Controllers. Das nahm mir zwar das immersive Spielhallengefühl, machte den Shooter aber endlich „spielbar“. Es gibt neben dem Performance-Modus noch den Grafikmodus – grafisch tat sich aber recht wenig.
Neu im Remake ist zudem der Horde-Modus. Wie zu erwarten, tauchen in diesem Modus deutlich mehr Gegner auf und er ist vor allem für Feuerwütige eine Freude. Leider macht uns die technische Leistung erneut einen Strich durch die Rechnung. Wie oben beschrieben, bricht die Bildrate deutlich ein, sollten zu viele Mutanten und Zombies das Sichtfeld besuchen. Sonst gibt es keine Veränderung: ihr durchstreift wie im klassischen Modus die Mansion und befreit sie von Zombies. Hier hätte ich wenigstens minimale Abwechslung erwartet – beispielsweise neue Level, die auf größere Zombiemassen ausgelegt sind. Die Mansion glänzt öfter durch schmale Korridore, welche einen Horde-Modus nur bedingt begründen.
Spaß hatten wir allerdings im Multiplayer-Modus. Da sich in der Story gleich zwei Agenten durch das Todeshaus kämpfen, bot sich der lokale Multiplayer an – ähnlich wie in Spielhallen. Klassisch schießen dann beide Spielerinnen und Spieler auf den gleichen Bildschirm und räumen als Team die Zombies aus dem Weg. Leider stieß die Nintendo Switch besonders im Multiplayer an ihre Grenzen: Durch die Schussanimationen beider Spieler brach erneut stellenweise die Bildrate ein. Hier konnten wir aber davon absehen, der Spaß wurde durch das Zusammenspielen trotzdem gewährleistet.
Wie ihr seht, läuft The House of the Dead: Remake nicht rund auf der Hybridkonsole. Es ist natürlich darauf ausgelegt, im Docked-Modus zu spielen, um das Gefühl der Spielhalle nachzubilden. Auf einem Fernseher ist der Light Gun Shooter grafisch auch nicht das hübscheste Spiel, was aber auch nicht unbedingt der Anspruch ist – daher können wir auch davon absehen. Solltet ihr nur im Handheld-Modus spielen können, steuert ihr das Fadenkreuz dementsprechend mit eurem Stick. Das funktioniert ganz solide, nimmt dem Ganzen aber dementsprechend Immersion.
Letztendlich können wir also festhalten: The House of the Dead: Remake hätte gerade auf der Nintendo Switch durch ihre Bewegungssteuerung wirklich das Potenzial als lustiges Partyspiel für zwischendurch gehabt. Leider macht vor allem die technische Leistung starke Probleme – gerade in einem Railshooter, bei dem Präzision und Geschick gefragt sind, ist eine stabile Framerate aber das A und O. Eigentlich sollte ein „Nostalgie-Modus“ mit lowpoly Grafik verfügbar sein, dieser hat es aber letztendlich nicht ins Remake geschafft – schade, dies hätte der technischen Leistung eventuell gutgetan. Zudem ist der Zombieshooter mit seinen vier Kapiteln und wiederkehrenden Bossen ziemlich kurz. Immerhin gibt es verschiedene Pfade, die zum Ausprobieren einladen, aber das war es dann leider schon. Habt ihr die Waffenkammer freigeschaltet, machen wenige Durchläufe erneut Spaß – dieser verschwindet aber schnell wieder, sobald ihr euch an die neuen Waffen gewöhnt habt. Es ist schwierig, das Spielhallengefühl ins heimische Wohnzimmer zu holen – vor allem das Knacken der vorhandenen Highscores war schon immer motivierend, wird hier aber durch das leere Scoreboard ebenso verfehlt. Hier hätte online eine Punktetafel erstellt werden können, auf welcher sich Spielerinnen und Spieler mit andere hätten messen können. Nur das Freischalten der internen Errungenschaften könnten euch noch am Ball halten, aber mich ließen diese eher kalt.
Unser Fazit

4
Erträglich