Phänomenaler Zombie-Shooter mit Edel-Trash-Faktor
Zombie Army 4: Dead War schickt euch abermals an die blutige Front gegen wiederauferstandene Nationalsozialisten. Zwei Jahre nach der initialen Veröffentlichung auf PlayStation 4, Xbox One und PC erscheint der kooperative Zombie-Shooter auch für die Nintendo Switch. Trotz der Erfahrung, die das Entwicklungsstudio Rebellion bereits mit dem Hybriden sammeln konnte, sei die Umsetzung aufgrund der technischen Limitierung des Geräts eine große Herausforderung, gar ein Albtraum gewesen, wie der Studiochef Arden Aspinall gegenüber GamesIndustry.biz verriet. Wir brechen unser Schweigen um die Umsetzung und verraten euch, ob Zombie Army 4: Dead War auf der Nintendo Switch unter der Last des Albs leidet oder sich innerhalb der technischen Grenzen vollständig entfalten kann.
Trotz Hitlers Tod steigen weiterhin Untote aus ihren Gräbern und terrorisieren den Globus. Hinter der grauenhaften Plage vermuten eure Protagonisten einen gefährlichen Kult, der das begonnene Werk des Führers vollenden möchte. Die Fanatiker operieren in und um Italien, wo bizarre Höllentürme aus dem Boden schießen, die es nun zu vernichten gilt. Unter der Anleitung von Dr. Elfram Schweiger begibt sich euer Team auf eine Reise an verschiedene Urlaubsorte und kämpft sich sogar bis in die brennenden Tiefen der Hölle vor, um Hitler und seinen Schergen noch einmal das Handwerk zu legen.

Kleinere Zwischensequenzen wie dieser haarscharfe Todessprung lockern den sonst recht gleichförmigen Spielablauf gelegentlich auf.
© Rebellion
Die Handlung von Zombie Army 4: Dead War gewinnt sicherlich keinen Pulitzer-Preis, bildet jedoch einen gelungenen Rahmen für die spektakuläre Action. Erzählt wird die Geschichte vornehmlich durch Dokumente, Funksprüche und selten auftauchenden Zwischensequenzen. Die verhältnismäßig regelmäßigen Dialoge mit eurem fernen Kontakt sowie die kleinen Filmchen zum Beginn und Ende eines Kapitels dienen dabei hauptsächlich der Auflockerung und erfüllen jenen Zweck. Die Kampagne erstreckt sich über neun Kapitel mit jeweils vier Abschnitten und ist nach circa zwölf Stunden abgeschlossen. Da die vorliegende Fassung mit den Inhalten des ersten Erweiterungspasses daherkommt, dürft ihr euch über drei weitere Kapitel freuen, was die Gesamtanzahl auf ein Dutzend anhebt. Ihr habt die Wahl zwischen vier Schwierigkeitsgraden, wobei der letzte zunächst freigeschaltet werden muss, indem ihr die Geschichte einmal abschließt. Ebenfalls könnt ihr die Anzahl der Gegner in sechs Stufen – Standard, 1 bis 4 Spieler und Albtraum – nach euren Vorlieben anpassen.
Doch da hören die Einstellungsmöglichkeiten noch nicht auf, denn es stehen euch auch mehrere Charaktere zur Auswahl, in deren Rolle ihr schlüpfen dürft. Diese könnt ihr nicht nur mit eurem Wunscharsenal aus drei Fernkampfwaffen und einer Handvoll Vorteilen ausstatten, sondern auch mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen einkleiden. Die Waffen könnt ihr ebenso rudimentär anpassen und erstmals sogar mit verstreuten Upgrade-Kits dauerhaft verbessern. In Kombination mit dem neuen Fortschrittssystem, wodurch ihr mit jeder erfolgreichen Mission Ränge erreicht, ergibt sich daraus ein deutlich höherer Wiederspielwert als noch in den Vorgängern. Zombie Army 4: Dead War belohnt euch für jede Aktion und spornt euch damit immer wieder an.
An der Spielmechanik hat sich kaum bis gar nichts geändert. Über die Schulter blickend manövriert ihr eure Spielfigur durch die verwüsteten Szenarien und schießt auf alles, was sein Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich überschritten hat. Die Handhabung der einzelnen Feuerwaffen fühlt sich dabei durchweg hervorragend an und sorgt sogar im portablen Modus der Nintendo Switch für erstaunlich hohe Präzision. Da euer Charakter nur eine simple Nahkampfattacke beherrscht, empfiehlt es sich, den Gegner auf Distanz zu behalten und stets in Bewegung zu bleiben. Zum Glück handelt es sich hierbei vornehmlich um langsame Zombies, die maximal in großer Anzahl zur echten Gefahr werden. Doch es bleibt nicht nur beim simplen Kanonenfutter. Zombie Army 4: Dead War bietet eine vielseitige Auswahl an Gegnertypen – und darunter ein paar echte Fieslinge. So bekommt ihr es auch mit gepanzerten, Kreissägen schwingenden oder explosiven Untoten zu tun. Gelegentlich verirrt sich auch mal ein Kommandant auf das Schlachtfeld und macht euch das Leben mit seinen chaotischen Beschwörungen schwer.
Damit die dauerhafte Schießerei nicht zur Monotonie verkommt, lockert man den Salat aus blauen Bohnen zudem mit kleineren Beschaffungs- oder Reparaturaufgaben auf, die allerdings kaum spielerischen Anspruch bieten. Vielmehr lockt da das Sammeln verschiedener Gegenstände, die im Level versteckt sind. So könnt ihr die eingangs erwähnten Dokumente finden, die zusätzliche Informationen zur Handlung beinhalten, und euch auf die Suche nach Comicheften, die abseits des Titelblatts leider nicht einsehbar sind, oder herumkrabbelnden Zombiehänden begeben. Für das Absolvieren simpler Aufgaben erhaltet ihr zudem Sticker von Gegenständen, Waffen, Orten oder Gegnern für euer Album in eurem Wehrpass. Das ist zwar nutzlos, aber irgendwie charmant.
Jeder erfolgreiche Abschuss wird mit Punkten belohnt, deren Anzahl am Ende eines jeden Abschnitts ausgewertet wird. Besondere Treffer oder das Ausnutzen von Schwachstellen bringen euch eine höhere Punktzahl ein, ebenso die Aneinanderkettung mehrerer Kills mit anhaltender Präzision. Zombie Army 4: Dead War ist ein Videospiel und möchte das mit seinen prominenten Highscores auch keinesfalls verstecken. Dennoch fühlt sich der oder die gewöhnliche Deutsche nicht immer wohl, wenn ein solcher Spaß unter zahlreichen Hakenkreuzen stattfindet – denn die findet ihr im Spiel zuhauf. Ähnliches gilt für die Gewaltdarstellung, die wieder einmal äußerst brutal ausfällt. Das liegt nicht zuletzt am legendären X-Ray-Feature, welches den Weg eures Projektils durch den feindlichen Körper minutiös inszeniert und zelebriert.
Der Schauplatz mit seinen verfassungsfeindlichen Symbolen und der hohe Gewaltgrad treffen vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch betrachtet ihr euch als Mitglied der Zielgruppe, kommt ihr voll auf eure Kosten. Dasselbe gilt für den allgemeinen Spielablauf. Erwartet ihr einen vielschichtigen Titel, der euch abseits der Schießereien mit packender Entscheidungsfreiheit, Charakterentwicklung oder einfallsreichen Nebenaufgaben unterhält, dann werdet ihr mit Zombie Army 4: Dead War wohl nicht glücklich werden. Sucht ihr hingegen kurzfristigen Spaß mit dem Freundeskreis und seid für unsinnigen Trash-Charme empfänglich, werdet ihr euer Geld nicht besser investieren können.
Neben der Kampagne bietet Zombie Army 4: Dead War auch einen Horde-Modus. Dort kämpft ihr ganz klassisch ums Überleben, während man euch wellenartig Feinde vor die Flinte setzt. Ihr beginnt dabei in einem begrenzten Gebiet, was sich schrittweise öffnet und euch somit den Zutritt zu neuem Equipment gewährt. Im Horde-Modus tretet ihr nicht mit demselben Arsenal an, welches ihr euch zuvor fleißig erspielt habt. Jedoch bleiben die Vorteile eures Charakters erhalten und auch die Erfahrungspunkte werden eurem Konto gutgeschrieben, was zu neuen Rängen führt. Sollte euch also der Sinn nach einer kurzweiligen, wenn auch einfallslosen Schießbude stehen, ohne ein Kapitel der Geschichte zu beginnen, könnte eine Partie im Horde-Modus euren kleinen Appetit nach Gammelfleisch stillen.
Obwohl der Portierungsprozess offenbar einem Albtraum gleichkam, ist am finalen Endprodukt keine Spur des bösartigen Nachtmahrs zu erkennen. Zombie Army 4: Dead War läuft sowohl am Fernseher als auch im portablen Modus der Nintendo Switch mit stabilen dreißig Bildern pro Sekunde. Trotz des zahlreichen Auftretens der Untoten geht die Bildrate nicht in die Knie und auch die Auflösung verkommt nicht zum matschigen Pixelbrei. Rebellion hat an den richtigen Stellen eingespart, um euch trotz limitierter Hardware ein stimmungsvolles Gesamtbild auf die Mattscheibe zu zaubern. Die abwechslungsreichen Umgebungen bestechen durch einen angenehmen Detailgrad und dank der hohen Sichtweite stören auch keine Pop-ins die visuelle Präsentation. Optisch kann Zombie Army 4: Dead War also komplett überzeugen – doch kann die auditive Komponente da mithalten? Der Soundtrack kommt eher zurückhaltend daher und findet zumeist im Hintergrund statt. Die melodische Mischung aus satten Bassklängen, schnarrenden Gitarrensaiten, Synthesizern und diversen anderen Instrumenten unterstützen vielmehr die schaurige Atmosphäre mit dem sporadischen Einsatz von Disharmonien und weiß insgesamt ebenfalls zu gefallen.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit
Meinung von Felix Kraus
Zombie Army 4: Dead War beweist abermals, wie viel Erfahrung Rebellion bereits mit der Entwicklung für die Nintendo Switch gesammelt hat. Das Spiel sieht nicht nur super aus, sondern kommt auch mit einer stabilen Performance und überraschend kurzen Ladezeiten daher. Die starken Level in der Kampagne mit ihren detaillierten Umgebungen und versteckten Referenzen lassen die Ideenlosigkeit im Horde-Modus schnell in den Hintergrund rücken. Etwas schade ist hingegen, dass nur die Inhalte des ersten Erweiterungspasses mitgeliefert werden. Die beiden anderen Pakete mit zusätzlichen Kapiteln, Waffen und Kosmetika werden nach der Veröffentlichung separat im Nintendo eShop erhältlich sein. Das blutige Erlebnis ist sicherlich nicht jedermanns Sache und auch der gleichförmige Spielablauf könnte manche abschrecken. Hegt ihr jedoch eine Leidenschaft für Horror, Trash, saftige Schießereien und habt vielleicht noch einen Freund oder eine Freundin am Start, die diese Passion mit euch teilt, könnt ihr eure Spielzeit auf der Nintendo Switch eigentlich nicht besser investieren.Awards

