Test zu Dysmantle - Nintendo Switch

Ein Abrisssimulator in der Postapokalypse

Mitte 2020 hat das finnische Entwicklerteam von 10tons sein Open-World-Survival-Spiel Dysmantle im Early Access auf Steam veröffentlicht. Seitdem hat es fast ausschließlich positive Kritik bekommen und wurde immer weiterentwickelt und verfeinert. Nach dem erfolgreichen Release Ende letzten Jahres ist es nun endlich auch auf der Nintendo Switch erschienen und lädt euch ein, eure Aggressionen an Mutanten und der Umgebung auszulassen.


Überall stehen Autos und andere Hindernisse herum. Was hier wohl passiert ist?

© 10tons Ltd.

Die grundlegende Handlung ist sehr schnell erklärt: Ihr habt euch auf die Apokalypse vorbereitet und in eurem Bunker verschanzt. Nun, viele Jahre danach, gehen euch die Vorräte aus und euch bleibt wohl oder übel nichts anderes übrig, als an die Oberfläche zurückzukehren. Hierfür habt ihr lediglich einen Rucksack, ein Brecheisen und Selbstmordkapseln für den Notfall dabei. An der Oberfläche wird euch sehr schnell klar, dass die Apokalypse auch wirklich eingetreten ist und alle Menschen zu schrecklich entstellten Mutanten wurden, die euch nach dem Leben trachten. In der großen inselartigen Open-World müsst ihr nun einen Weg ans Festland suchen, in der Hoffnung, dass sich dort noch Menschen retten konnten. Der Plot selbst gewinnt mit Sicherheit keinen Preis für seine Originalität, ist jedoch für dieses Spiel vollkommen zweckmäßig.


Die Open-World selbst ist erstaunlich groß und bietet neben Wüsten und Wäldern auch ganze Stadtteile und Gebirgsketten. Sie steht euch tatsächlich auch sehr schnell zur fast freien Verfügung. Für einzelne Gebiete müsst ihr euch zuerst noch ein wenig vorbereiten, indem ihr beispielsweise wettergerechte Kleidung anfertigt. Ansonsten lädt euch die Welt zum großen Erkunden ein. In jedem Gebiet solltet ihr zunächst einen Funkturm aufsuchen, der euch die Karte freischaltet und später auch für das Schnellreisesystem relevant ist. An den vielen Lagerfeuern könnt ihr rasten und eure Lebenspunkte regenerieren, zusätzlich entlastet ihr hier euren Rucksack und legt eure Fundstücke in eine Kiste. Doch gerade am Anfang jedes neuen Gebiets solltet ihr euch das Rasten sehr gut überlegen, denn ohne eine Modifikation des Funkturms werden alle besiegten Gegner nach der Rast wiedererweckt. Habt ihr also gerade mühsam einen giftspuckenden Fettkoloss erledigt, solltet ihr euch sehr sicher sein, dass ihr nicht doch noch mal zurücklaufen wollt. Nach besagter Modifikation bleiben besiegte Gegner in den ewigen Jagdgründen, es sei denn, ihr wertet den Funkturm auf, sodass alle Gegner wieder erweckt werden und an Stärke (und Loot) dazugewinnen.


Die Welt ist sehr groß und in viele Bereiche eingeteilt. Glücklicherweise markiert uns das Spiel automatisch relevante Positionen, nachdem ihr sie gefunden habt.

© 10tons Ltd.

Ihr selbst werdet klassisch durch Erfahrungspunkte und Level-ups stärker. Neu und sehr einfallsreich ist jedoch die Art, wie ihr die Erfahrungspunkte gewinnt. Statt einfach nur wild die Mutanten zu erledigen, bekommt ihr in Dysmantle Erfahrungspunkte für das Sammeln und Einlagern von Materialien. Dies führt dazu, dass ihr tatsächlich im Laufe der Zeit dem Namen des Spiels alle Ehre macht und alles zerlegt, was euch vor die Füße kommt. Die Entwickler selbst werben damit, dass 99 % der Welt zerstörbar sind und tatsächlich gibt es nur sehr wenige Trennwände, denen ihr nichts anhaben könnt. Doch bevor ihr so weit kommt, liegt ein langer Weg vor euch.


Eure Startwaffe, das Brecheisen, kann anfangs nur sehr wenige Gegenstände zerstören. Mit den so gewonnenen Materialien wertet ihr das Brecheisen (und auch euren Rucksack und alle anderen Gegenstände) am Lagerfeuer immer weiter auf. Die Waffen bekommen hierdurch mehr Schlagkraft, wodurch ihr neue Gegenstände zerlegen könnt, mit denen ihr wieder die Waffen aufwertet. Diese banale Spielschleife wird sehr schnell zur Sucht und liefert immer wieder ein sehr befriedigendes Erlebnis. Auch gewinnen so bereits bekannte Gebiete immer wieder an Bedeutung, schließlich habt ihr hier sicher noch nicht alles zerlegt, oder?


Mit Blaupausen weitere Waffen und Ausrüstung freischalten


Mit genügend Erfahrungspunkten steigt ihr dann schließlich im Level, wodurch ihr euch einerseits ein neues Talent aussuchen könnt und andererseits auch neue Blaupausen freischaltet. Die Talente sind hierbei sehr vielfältig und reichen von mehr Taschenkapazität über mehr Lebenspunkte bis hin zu Erfahrungsboni für verschiedene Tätigkeiten. Die Blaupausen wiederum sind in einem großen Raster angelegt, wobei hier verschiedene Blaupausen aufeinander aufbauen. Das Freischalten der Blaupausen erfolgt ebenfalls über das gesammelte Material, wodurch ihr den Gegenstand auch direkt herstellt. Dies umfasst neben verschiedenen Rüstungen auch neue Waffen und Hilfsobjekte wie Verbände oder Wurfmesser. Nahezu alle diese Gegenstände wollen anschließend am Lagerfeuer noch weiter verstärkt werden. Ihr müsst also fröhlich alles zerlegen, was ihr findet, schließlich braucht ihr die Materialien!


Viele Blaupausen zum Basteln sind auch vorhanden. Diese bauen teilweise aufeinander auf.

© 10tons Ltd.

Etwas ungewöhnlich ist das Kochsystem umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Survival-Spielen verspürt ihr keinen Hunger oder Durst, dennoch könnt und solltet ihr kochen. Die in der Welt verteilten Rezepte geben euch beim ersten Mal kochen nämlich ebenfalls permanente Boni. Die Zutaten hierfür könnt ihr aus den Kühlschränken plündern, angeln oder auf den vielen Bauernhöfen anbauen. Anschließend könnt ihr mit eurem Kochtopf auf einem der verlassenen Öfen das Gericht eurer Wahl zubereiten. Habt ihr ein Rezept bereits einmal gekocht, könnt ihr es zwar weiterhin kochen, allerdings regeneriert ihr dann lediglich Lebensenergie. Dies kann eine schlaue Taktik sein, um die Lagerfeuer zu meiden, bis ihr den entsprechenden Funkturm präpariert habt.


Neben dem Voranbringen der Haupthandlung erwarten euch selbstverständlich weitere Nebenaktivitäten. Durch das Fehlen von freundlichen NPCs könnt ihr durch diese Aktivitäten beispielsweise mehr Informationen über die Welt vor der Apokalypse bekommen. So lassen sich in den einzelnen Gebieten Notizen an Pinnwänden finden oder ihr sucht die zahlreichen Radios, um durch die Radiomeldungen herauszufinden, was genau passiert ist. Noch weiter in die Vergangenheit blicken die zehn Steinplatten, die von der Ankunft des einarmigen Königs und der magischen Substanz Mana berichten. Auf diese Weise lässt sich die Spielzeit massiv strecken, wodurch ihr mit Sicherheit mindestens 50 Stunden beschäftigt seid.


Grafisch wirkt Dysmantle sehr ansprechend und wurde auch sauber in der Konsolenversion umgesetzt. Während meiner gesamten Spielzeit sind mir keinerlei Bugs oder andere Fehler aufgefallen. Sämtliche Texte wurden auf Deutsch übersetzt, die gesprochenen Texte sind aber leider nur auf Englisch verfügbar. Dies stört jedoch nicht weiter, da ihr zeitgleich die Übersetzung angezeigt bekommt. Neben dem Singleplayer-Modus könnt ihr zusätzlich jederzeit in einen lokalen Koop-Modus wechseln. Dann kann ein weiterer Spieler eine zweite Spielfigur übernehmen und auf eure bereits freigeschalteten Waffen und Rüstungen zugreifen. Da ihr allerdings keinen Splitscreen habt, werdet ihr vermutlich in dem Koop-Modus nicht sehr glücklich werden.

Unser Fazit

9

Geniales Spiel

Meinung von Philipp Freibauer

Das Spielprinzip von Dysmantle hört sich anfangs ziemlich langweilig an: Ihr zerstört eure Umgebung, um eure Ausrüstung zu verbessern. Tatsächlich entwickelt sich hierbei allerdings eine derartige Suchtspirale, dass die Zeit bei mir im Flug vergangen ist. Immer wieder wollte ich einfach nur bis zum nächsten Lagerfeuer spielen, stellte dann jedoch fest, dass meine Waffen verbessert werden konnten. Nach jeder Verbesserung wollte ich natürlich dann auch gleich testen, was sich jetzt noch alles zerlegen lässt. Im Nu war so schon wieder eine weitere Stunde vergangen. Die unterschiedlichen Gebiete laden durch ihre verschiedenen Ressourcen zum ausführlichen Erkunden ein und verlieren während des gesamten Spiels nie wirklich an Bedeutung. Da ich allerdings ein genereller Fan von Hunger- und Durstmechaniken in Survival-Spielen bin, entsteht hier für mich das einzige Manko des Spiels. Die gesammelten Lebensmittel verlieren schnell stark an Bedeutung, sodass ich beispielsweise wenig Zeit mit dem Angeln und der möglichen Feldarbeit verbracht habe.
Mein persönliches Highlight: Die große Spielwelt, die sich fast vollständig im Laufe der Zeit zerlegen lässt.

Communitywertung

2 User haben bereits bewertet

Auszeichnungen

Spiele-Hit

Kommentare 9

Noch nicht angemeldet?

Du möchtest aktiv an unserer Community teilnehmen oder deine persönliche Spielesammlung bearbeiten? Dann melde dich bei uns an.

Jetzt anmelden

  • Chreerok83

    Turmbaron

    Hm, das hört sich echt interessant an, werde ich mal im Auge behalten :)

  • Tabby

    Turmbaron

    Der Test hat mich ziemlich neugierig auf das Spiel gemacht. Landet direkt mal auf meine Liste.

  • nec3008

    Turmbaron

    Klingt nach einer interessanten Idee und persönlich finde ich es jetzt nicht so schlimm, wenn mal nicht auf Hunger/Durst geachtet werden muss, da die meist ziemlich nervig sind. Man muss oft in den Spielen dann ein ganzes Schwein zum Frühstück essen, um mit viel Glück bis Mittag durchzuhalten. Das finde ich völlig übertrieben...

  • EdenGazier

    Shangria Frontier Wuhaa

    nec3008


    Tatsächlich fand ich das in Valheim perfekt gelöst


    Wer nur bauen will muss nicht auf essen und trinken achten.


    Wer aber kämpfen will oder die Welt erkunden will. Sollte genug zu essen und zu trinken haben.


    Es kämpft und lebt sich leichter wenn du nicht hungrig bist

  • nec3008

    Turmbaron

    EdenGazier

    Klingt auf jeden Fall sinnvoller, als: "Du stirbst, wenn du nicht mindestens 10 Liter am Tag trinkst." 😅

    Das man hungrig und durstig wiederum nicht gut kämpfen kann, macht auch wirklich Sinn.

  • Wurstsemmel753

    Ich liebe Spiele, wo man Sachen zerdeppern und platt machen kann. Erinnert mich an mein Lieblingsspiel von damals auf der PS1 names Trash-It. Schön, dass es noch sowas gibt :)

  • NiFaBo

    Hans vor einigen Monaten auf Xbox gespielt. Im Koop super und machte sehr viel Spaß. Allerdings muss man eben beim Tod sehr viel wiederholen. Und das Inventar ist sehr begrenzt. Das hat am meisten genervt.

  • Tarik

    Turmbaron

    Hab's mir nach dem Test hier gestern auch mal geholt. Endlich mal wieder ein richtig süchtig machendes Indiespiel. Würde am liebsten direkt weiter spielen (Arbeit suckt), da die Spirale perfekt funktioniert. Bin mal gespannt, wie lange die aufrecht erhalten werden wird.

  • Tomek2000

    Meister des Turms

    Die sehr gute Wertung macht mich neugierig..