Test zu Two Point Campus - Nintendo Switch
Eine wichtige Durchsage: Die Two-Point-Entwickler bitte zum Direktor, sofort!
Nach dem Erfolg von Two Point Hospital warteten Fans des Spiels schon fieberhaft auf einen neuen Ableger aus dem Two Point-Universum. Seit kurzem hat sich Two Point Campus auf diversen Konsolen, auch der Nintendo Switch, breitgemacht. Leider, und das mit schweren Herzen, müssen wir jetzt ein unschönes Gespräch führen: Hier ist etwas nicht in Ordnung.
Es gibt viel zu beobachten und aufzubauen. Ihr entscheidet über den Erfolg eurer Universität.
© Two Point Studios
Mit Two Point Campus erblickt ein neues Spiel aus dem Bereich Simulation das Licht der Welt. Wie auch sein Vorgänger, welches dieser Titel versucht zu beerben, geht es auch hier darum, Geld mit einem interessanten und doch alltäglichen Setting zu verdienen. Willkommen (zurück) an der Uni, heißt es bei Two Point Campus – doch nicht als leidender Student oder Dozent, sondern als Leiter der Institution.
Das Spiel unterteilt sich hierbei in zwei wesentliche Bereiche: Story- und Sandbox-Modus. Der Story-Modus ist eigentlich nichts anderes als ein riesiges Tutorial zu den vielen verschiedenen Elementen, welche das Spiel zu bieten hat. Eine veraltete Universität nach der anderen, welche im Two Point County vor sich hin gammelt, klappert ihr ab und reformiert diese zu neuem Glanz. Dabei steht euch für jedes Level ein gewisses Startkapital zur Verfügung. Ihr erhaltet auch stets Assistenten, welche euch eine einfache aber knackige Ausführung geben, was ihr eigentlich leisten müsst. Jedes Level führt dabei neue Gameplay-Elemente (Studiengänge, Weiterbildungen, Räume, etc.) ein.
Das Gameplay ist dem von Two Point Hospital und anderen Titeln dieser Art ähnlich. Ihr seht von oben auf die Welt hinab und könnt über den Controller Menüs öffnen, Gebäude bauen, abreißen und gestalten. Ihr könnt Arbeitskräfte einstellen, entlassen und weiterbilden. Auch über die Studenten habt ihr die Macht: Ihr könnt sie zur Nachhilfe schicken, sie vom Campus verweisen oder sie verfolgen und ihnen beim Toilettengang zusehen (was die örtliche Schulverwaltung besser nicht wissen sollte). Außerdem bestimmt ihr, welche Studiengänge verfügbar sind und wie hoch die Preise für die Studienkosten sein sollen. Euer Ziel ist es, sowohl profitabel als auch bildungsfördernd zu sein. Neben normalen Räumlichkeiten, welche direkt für Bildung vorgesehen sind, dürft ihr euch auch um Sanitäranlagen, Schlafräume oder Aufenthaltsbereiche und Verpflegung kümmern. Dabei müssen eure Augen nicht nur auf dem Wohlbefinden der Arbeitskräfte und Studierenden liegen. Der Geldbeutel ist ebenso im Fokus zu behalten, da sonst Investitionen schwierig umsetzbar werden.
Two Point Campus glänzt besonders durch seinen düsteren und teils flachen Humor, welcher trotzdem kinderfreundlich bleibt. Während ihr so vor euch hin schafft, hört ihr die Radiosendung Radio Two Point, welche sowohl Hintergrundmelodien als auch tolle Moderatoren mit unterhaltsamen Geschichten am Start hat. Bernd Vollbrecht und Ulrike Stürzbecher, beide bekannt aus dem deutschen Film und Fernsehen und Two Point Hospital, bieten eine beeindruckende Darbietung als spitzzüngige Moderatoren, welche euch zum Schmunzeln, Nachdenken oder Kopfschütteln einladen. Die Hintergrundmelodien sind dabei ein wichtiges Herzstück der Sendung. Sie vermitteln Unbeschwertheit und Freude. Die Musik hilft dabei, die Zeit zu vergessen, wenn man gerade nur am Beobachten ist.
Eure Spielzeit in der Universität ist in Jahre und Monate aufgeteilt. In jedem dieser Jahre könnt ihr verschiedenste Dinge tun, während ihr eure Studenten dabei beobachtet, wie sie siegen oder fallen. Ihr erhaltet regelmäßig Anfragen von Studenten und Teilen des Bildungsministeriums, welche ihr erfüllen könnt. Wenn ihr besondere Dinge erreicht (viele Abschlüsse oder besonders viele Beziehungen) gibt es auch tolle Belohnungen, welche ihr nutzen könnt. Letztlich versucht ihr, die storyrelevanten Missionen zu schaffen. Wenn ihr alle Aufgaben oder Vorgaben erfüllt, wird eure Universität mit Sternen ausgezeichnet. Ihr könnt dabei maximal drei Sterne verdienen.
Two Point Campus nutzt zwei Währungen, mit welchen ihr euer Abenteuer finanziert: Normales Geld und Kudosh-Münzen. Diese Münzen sind eher schwer zu bekommen und können genutzt werden, um neue Items freizuschalten. Kudosh erhaltet ihr, wenn ihr besondere Aufgaben schafft oder durch Weltereignisse. Das normale Geld ist für alle andere Arten von Transaktionen da und kommt durch Studiengebühren und andere Arten der Serviceleistung zustande.
Wer das Spiel spielt, wird beobachten, dass in dem Spiel eine Fülle an Ideen zu finden ist. Die Schwierigkeit des Spiels ist im Vergleich zu anderen Vertretern des Genre niedrig angesetzt. Es ist eher für Anfänger oder jüngere Spieler ausgelegt. Es gibt urkomische Studiengänge und Geräte zu entdecken. Mit jeder neuen Universität kommen neue Elemente hinzu, bis ihr dann (hoffentlich) alles gelernt habt. Nachdem ihr die Story mehr oder weniger gut abgeschlossen habt, dürft ihr euch im Sandbox-Modus austoben. Dort könnt ihr vergangenes Wissen reaktivieren, nutzen und absoluten Schwachsinn treiben.
Es ist wirklich toll, wenn man im Zug sitzt und dieses Spiel spielen kann. Es ist ein großer Vorteil, dass diese Art von Spiel überall gespielt werden kann. Weniger toll ist es dagegen, wenn das Spiel signifikante Schwächen zeigt. Wir sprechen hier von abrupten Spielabbrüchen, sehr lange Ladezeiten und anderen Leiden, welche das Spiel in eine Prüfung verwandeln, welche man nicht bestehen kann.
Das erste Problem fiel mir auf, als ich eine Universität sehr weit ausgebaut hatte und wahrscheinlich mehr als 200 Personen auf dem Campus herumwuseln sah. Die Bildrate fiel in Tiefen, die ich nur selten erleben durfte. Teilweise kam es zu weniger als einem Bild pro Sekunde. Die Tatsache, dass man das Spiel beschleunigt ablaufen lassen kann, um die Zeit schneller vergehen zu lassen, macht dieses Problem ungemein schlimmer. Manchmal kam es auch einfach zu gefrorenen Bildschirmen, was mir als erfahren Spieler durchaus Angst machte.
Aber keine Sorge, Two Point Campus hat noch mehr drauf: nicht nur gefrorene Bildschirme, sondern direkt Spiel-Abstürze. Der schwarze Bildschirm, welcher meint, dass ein Problem in der Software aufgetaucht ist, ist früher nur ein flüchtiger Bekannter gewesen. Dank Two Point Campus ist er jetzt mein bester und treuester Gefährte.
Die grafische Arbeit ist im Vergleich zu den anderen Versionen auch etwas niedriger ausgearbeitet. Das ist ein Umstand, an den man sich wahrscheinlich schon gewöhnt hat, aber es kommt vor, dass einzelne Gebäudeteile nicht schnell genug laden und plötzlich auftauchen. Wenn wir gerade über das Laden reden: Ich habe auch eine Erfahrung gesammelt, welche eher an eine verstaubte Vergangenheit erinnert: Je nach Spielfortschritt zieht sich die Ladezeit beim Starten des Speicherstandes beziehungsweise des Levels in ungeahnte Länge. Ich saß mitunter über vier Minuten an einem Ladebildschirm. Wenn ihr also das Spiel fünfmal startet, habt ihr schon 20 Minuten nur einen Ladebildschirm angestarrt.
Das Campus-Drama nimmt aber hier noch kein Ende. Platzierungen in den Gebäuden werden teilweise als fehlerhaft dargestellt. Es kann vorkommen, dass ihr einzelne Objekte nicht auswählen oder vervielfältigen könnt. Es kommt auch regelmäßig zu Problemen im Personalwesen, sodass eine Person nur steht und gar nichts mehr macht. In einer Situation habe ich sogar das Baumenü kaputtgemacht. Ich habe ein Zimmer verschoben, als eine Inspektion (Weltereignis) stattfand. Plötzlich hat sich der Inspektor nicht mehr bewegt, obwohl sein Weg frei gewesen ist. Immer wenn ich nun etwas bauen wollte, wurde ein Fehler genannt, der aber nicht sichtbar war. Erst durch den Neustart des Spiels konnte der Inspektor gehen und das Bauen funktionierte wieder.
Die Liste der Probleme und Fehler ist lang. Trotz der charmanten Ideen und Gameplay-Mechaniken scheitert das Spiel auf der Nintendo Switch gnadenlos. Dieses Spiel ist im derzeitigen Zustand und trotz des aktuellen Updates kein Titel, den ich auf meiner Nintendo Switch weiterhin spielen möchte.
Unser Fazit
6
Überzeugend