Wenn beim Brawler die Schläge nicht richtig sitzen
Der Großvater aller Party Brawler – Super Smash Bros. – bekommt seit einigen Jahren starke Konkurrenz vorgelegt. Der wohl präsenteste Ableger in der letzten Zeit dürfte das von Warner Bros. stammende MultiVersus sein, das nicht nur mit einem ikonischen Cast an Charakteren aus der Film- und Serienwelt überzeugt, sondern auch mit Gameplay, das sich im Genre sehen lassen kann. Ein weiterer Vertreter, der nun die Runde macht, ist LEGO Brawls, das ursprünglich schon 2019 exklusiv für Apples Videospielplattform erschien. Auf Apple Arcade konnten sich Fans des Klemmbaustein-Kampfspiels bereits actionreich die Köpfe einschlagen, ein kürzlicher Release auf der Nintendo Switch lädt Spielerinnen und Spieler nun auch ein, Super Smash Bros. Ultimate vorerst auf Seite zu legen. Ob es als dauerhafter Ersatz dienen kann, erfahrt ihr in diesem Test.
Das Prinzip von LEGO Brawls ist schnell abgehandelt: Als einer von vier Charakteren prügelt ihr euch in zweidimensionalen Stages um den Sieg. Zum Sieg verhelfen euch diverse Items, die ihr durch Boxen erhaltet, welche auf der Karte verteilt sind – manche sind einfacher zu erreichen, für andere müsst ihr minimales Geschick aufweisen. Was ihr erhaltet, hängt dabei von eurem gewählten Charakter ab: Die Items reichen von Reittieren, über Hoverboard-artige Fahrzeuge mit Schusswaffen, bis hin zur Armbrust oder ähnlichen Dingen. Die Auswahl an Waffen ist wirklich groß, teilweise aber sehr einseitig, sodass sich schnell herauskristallisiert, mit welchen Gegenständen ihr am ehesten erfolgreich sein werdet. Trotzdem möchte ich die Auswahl an Malträtier-Instrumenten hervorheben – hier ist für jeden was dabei, angelehnt an die verschiedenen Themes aus der LEGO-Welt. Für mich, der die klassischen LEGO-Titel und einige der recht modernen Universen zumindest teilweise kennt, war es schön zu sehen, wie diese Themen in den Stages, aber auch bei den Waffen und Charakteren umgesetzt wurde. Allen voran gibt es neben Jurassic Park und Ninjago natürlich auch klassische Alien-, Burgen- und Western-Welten. Dabei hat jede Stage in ihrem Thema einen eigenen Kniff, den ich auch gerne positiv anmerken möchte. In Jurassic Park beispielsweise seid ihr in der Lage, einen T-Rex zu steuern, der eure Kontrahenten im Nu erledigt.

Egal ob Jurassic Park, Western, oder Ninjago – LEGO Brawls beherbergt alles, was das Kinderherz begehrt.
© The Lego Group
Anders als bei den oben genannten Vertretern des Genres betretet ihr in LEGO Brawls die Stages mit einer Lebensanzeige. Fällt diese auf null, war es das für euch. Je nach Spielmodus spawnt ihr ziemlich zügig erneut, oder scheidet vollständig aus. Die Spielmodi könnt ihr dabei per demokratischer Abstimmung im Charakter-Auswahlbildschirm aussuchen, die dabei aber zufällig generiert werden. Diese bestehen aus Eroberung (mit wechselnden oder gleichbleibenden Arealen, die erobert werden müssen) und klassischem Alle-Gegen-Alle (mit oder ohne Leben). Leider könnt ihr also euren liebsten Spielmodus im Vorhinein nicht auswählen – ihr müsst zum einen hoffen, dass dieser zur Auswahl steht und gleichzeitig muss die Mehrheit der acht Spielerinnen und Spieler ebenfalls für euren Modus stimmen. Ob dieser Modus dann auf eurer Lieblingskarte stattfindet, bleibt auch dem Zufall überlassen, werden die unterschiedlichen Stages nämlich ebenfalls zufällig zur Auswahl gestellt.
Nach einigen Matches könnt ihr zwischen verschiedenen Themen auswählen, die ihr weiter verfolgen möchtet. Bedeutet im Kern, dass ihr für diese Themen bestimmte Bausteinchen sammelt, die eine Roadmap füllen, welche euch dann verschiedene Waffen und Kostüme des jeweiligen Universums freischalten. Ich wählte beispielsweise das galaktische Thema aus und schaltete einen Alien als Skin frei oder später eine galaktische Schusswaffe, die ebenfalls einen Skin darstellt. Im Kern war es das auch schon mit LEGO Brawls. Der Gameplay-Loop besteht aus zufälligen Kämpfen mit acht Spielerinnen und Spielern, die auf zufälligen Stages in zufälligen Modi ausgetragen werden. Wie ihr seht, hätte dem Brawler ein wenig mehr Selbstbestimmung in der Art des Spielens sehr gutgetan – simpel in Form von wenigen Einstellungen.
Selbstbestimmung findet ihr aber immerhin im sehr ausführlichen Charakter-Editor, wo LEGO Brawls’ quasi einzige wirkliche Stärke liegt: Nach jedem Kampf erhaltet ihr Steine und schaltet allerlei kosmetische Gegenstände aus den jeweiligen Themen frei, könnt euch damit dann euren ganz persönlichen Helden mit euren favorisierten Waffen zusammenstellen. Da habt ihr freie Wahl, was dem Spiel wirklich gut gelungen ist. In regelmäßigen Abständen erhaltet ihr dann verschiedene Gegenstände. Hin und wieder schaltet ihr auch sogenannte Champions frei, Figuren, die zwar namenlos daherkommen, aber schon vollständig designt und mit eigenem Thema versehen einen Kniff mit sich bringen.
Das wäre auch alles schön und gut, würde das Freischalten und Sammeln der Steine sowie Gegenstände langfristig motivieren. Für einen anfänglichen Motivationsschub hat es definitiv ausgereicht, jedoch ist das allgemeine Gameplay des Brawlers unheimlich repetitiv, was mein Spielerlebnis erheblich gestört hat. Am Ende des Tages macht es leider keinen Spaß, die gleichen wenigen Karten mit den gleichen drei Spielmodi zu spielen, auf die ich keinen Einfluss habe. Es ist gelungen, den eigenen Charakter in Action zu sehen und ihn zu modifizieren, da es etwas Persönlichkeit auf die Stage bringt, allerdings fehlt dem Gameplay auch strategische Tiefe und vor allem ein kompetitiver Charakter. Natürlich muss in Erwägung gezogen werden, dass LEGO Brawls keine Super Smash Bros.-Veteranen abwerben möchte, ist es doch auf eine jüngere Zielgruppe angeschnitten, nur diese gefühlte Machtlosigkeit ließ mich ernüchternd zurück. Zwar gibt es verschiedene „Klassen“, dennoch lassen diese sich alle durch das gleiche Betätigen des Y-Knopf spielen – um das Gameplay zu vertiefen, könnten die erwähnten Items Abhilfe schaffen, welche aber weder sehr facettenreich noch hervorhebend nützlich daherkommen. Lediglich auf der Jurassic Park-Stage könnt ihr einen T-Rex steuern, der aber im Verhältnis viel zu stark ist und euch einen fast sofortigen Sieg ermöglicht. Technisch läuft LEGO Brawls im Offline-Modus mit Computern astrein mit stabiler Bildrate und sieht dabei unheimlich super aus. Online jedoch brechen die FPS gut und gerne deutlich ein, was besonders im Chaos mit acht Prüglern auf der Karte schnell im Frust endet.
Unser Fazit

5
Für Genre-Fans
Meinung von Michael Barg
Im Kern hat LEGO Brawls vor allem mit dem Charakter-Editor eine gute Basis, nur fehlt es dem Gameplay an Tiefe und langfristige Motivation wird auch nur bedingt durch das Freischalten der kosmetischen Gegenstände geschaffen. Technisch läuft der Brawler im Offline-Modus wirklich gut und sieht auch im Handheld-Modus gestochen scharf aus – kaum schaltet ihr die Internetverbindung an und prügelt euch online, schießt die Bildrate bei viel Tumult in den Keller, was auch wenig zum kompetitiven Charakter beiträgt. Klar, LEGO Brawls ist für die jüngere Generation, jedoch würde ich mir auch für die Kleinen mehr Macht bei der Stage- und Modus-Auswahl wünschen. Insgesamt taugt LEGO Brawls maximal für wenige Runden für die Freundesgruppe jüngerer Brawler-Fans, daher empfehle ich, sofern ihr Apple-Geräte besitzt, das Spiel vorher im Apple Arcade-Abonnement auszuprobieren.