Echter Horror auf der Nintendo Switch
Die Resident Evil-Reihe wird noch immer mit dem Begriff des Horrors verbunden, auch wenn nicht alle Teile diesem Begriff wirklich gerecht werden. Gerade der fünfte und sechste Teil und auch Ethan Winters Abenteuer in Village endeten immer wieder in actionreichen Kämpfen, bei welchen der Gruselfaktor etwas in den Hintergrund rückte. Resident Evil 2 Remake möchte jedoch an alte Tugenden anschließen und wir halten fest, ob diese Ambitionen mit der Cloud-Fassung auf der Nintendo Switch erfüllt werden.
Das Spiel wirft euch relativ schnell mitten in die Geschehnisse in Raccoon City. In der Haut von Leon S. Kennedy oder Claire Redfield bemerkt ihr bereits beim Besuch einer örtlichen Tankstelle, dass etwas nicht stimmt, da Zombies nach eurem Fleisch und Leben trachten. Da lernen sich unsere beiden Protagonisten auch kennen und offenbaren ihre Beweggründe, wieso sie sich in dieser Gegend zu befinden. Leon strebt einen neuen Job in der Polizeistation an und Claire ist auf der Suche nach ihrem Bruder Chris. Wie kann es anders sein, trennen sich die Wege der beiden, auch wenn sie im Spielgeschehen immer wieder gemeinsame Sache machen. Jeder der beiden erlebt aber eine eigenständige Geschichte, was den Widerspielwert dank des Perspektivwechsels sehr interessant macht. Zudem lohnen sich dank neuer Perspektiven und Handlungen auch zweite Durchgänge mit jedem der beiden, sodass ihr mindestens vier Mal den Abspann sehen müsst, bevor ihr nahezu alles im Spiel erreicht habt. Darüber hinaus gibt es jedoch noch zwei weitere Überraschungen, die Kenner des Originals freuen dürfte, für Neulinge aber durchaus einen Spoiler darstellt, weshalb wir an dieser Stelle kryptisch bleiben.
Das Spielgeschehen selbst erlebt ihr aus der Schulterperspektive der beiden Helden und wie gewohnt müsst ihr euch dabei durch Gänge schleichen, kleinere Rätsel lösen und natürlich den lauernden Zombies Einhalt gebieten. Diese sind in Resident Evil 2 Cloud jedoch kein einfaches Kanonenfutter, denn trotz Kopftreffern halten sie eine ganze Menge Treffer aus. Gepaart mit der Knappheit an Ressourcen erwarten euch Spielstunden, die einen den Atem stocken lassen. Nicht nur die Kämpfe selbst lösen nämlich unheimlich viel Stress aus, sondern die gesamte Inszenierung treibt dies nochmals auf die Spitze. So greifen vermeintlich tote Zombies nach euren Beinen und ihr findet euch im Nahkampf wieder, Gänge sind schlecht beleuchtet und die Taschenlampe lässt nur wenig Sicht zu, Klopfen und Geräusche an Fenstern erwecken den Eindruck, dass hinter jeder Ecke etwas lauert und die Zombies sind einfach in ihrer gesamten Handlungsweise intelligenter als so manch anderer Feind früherer Teile. Das Gesamtpaket, das somit in das Gameplay und die Inszenierung eingeflossen ist, lässt Fans von Resident Evil endlich wieder in den Horror eintauchen.
Ruhige Momente findet ihr an den Stellen im Spiel, an welchen ihr auf einer Schreibmaschine eure Fortschritte speichern dürft. Dies ist auf dem normalen Schwierigkeitsgrad problemlos möglich, auf höheren müsst ihr jedoch wie im Original Farbbänder sammeln, die ihr an jeder Ecke im Spiel finden könnt. Ruhige Spielmomente solltet ihr zudem nutzen, um euer Inventar auf Vordermann zu bringen. Hierzu habt ihr beispielsweise die Möglichkeit, in einer Kiste Unnützes abzulegen und Gewolltes einzupacken oder ihr craftet euch kurzerhand neue Heilmittel aus Kräutern oder stellt euch selbst weitere Patronen her. Diese Chancen solltet ihr auch nutzen, denn anfänglich ist euer Inventar sehr limitiert, sodass ein Aufräumen dessen durchaus Sinn ergibt.
Spielerisch braucht ihr jedoch keinen Meilenstein erwarten, auch wenn das Dargebotene super funktioniert. Die Rätsel sind insgesamt sehr simpel gehalten, da immer wieder klar darauf hingewiesen wird, was ihr zu tun habt. Viel mehr ist es aber die Mischung aus den Horror-Segmenten und das Rätseln an machen Stellen, was ein sehr positives wie auch befriedendes Gefühl hinterlässt. Gerade mit einem Blick auf die örtliche Karte wird aber auch der Entdeckerdrang angeregt, sodass ich gleich mehrfach durch die Polizeistation watschelte, da ich auf noch weitere Extras für mein Inventar gehofft habe.
Technisch läuft die gesamte Inszenierung wirklich rund und auch deutlich besser, als noch bei Resident Evil Village. Ob Capcom hier nochmals an den Serverstrukturen geschraubt hat, lässt sich nicht sagen. Einbrüche der Framerate gehörten jedoch der Seltenheit an und ich konnte per WLAN-Verbindung das Spiel vollends genießen. Durch die Cloud-Technologie bekommt ihr nämlich ein atmosphärisch so tolles Spiel auf der Hybridkonsole geboten, dass es immer wieder überrascht, wenn man feststellt, dass man gerade im Handheld-Modus spielt. Im direkten Vergleich mit der regulären Fassung fallen jedoch Unterschiede zur Next Gen-Fassung auf, die nicht aufgefangen werden können. Negativ blieb mir jedoch in Bezug auf die Technik auch dieses Mal im Kopf, dass ich erneut in einer Warteschlange Platz nehmen musste, da zu viele Spieler gleichzeitig aktiv waren. Das störte ungemein und trübte den Spielspaß sehr. Insgesamt hat Resident Evil 2 Cloud aber das Prädikat Spiele-Hit verdient und ich werde bestimmt noch die ein oder andere Runde durch Raccoon City schlendern.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit
Meinung von Maik Styppa-Braun
Resident Evil 2 Cloud konnte mich wirklich begeistern. Eine gut funktionierende Cloud-Technologie hat mir auf der Nintendo Switch gleich mehrfach den Atem geraubt. Das gesamte Spiel setzt an alten Stärken der Serie an und begeistert durch Horror wie auch Ressourcenknappheit und lässt einen immer wieder jeden Schritt bedenken. Hinzu kommt die gesamte Atmosphäre, die gepaart mit der Spielzeit von guten 30 bis 40 Stunden einfach ein geniales Gesamtpaket liefert. Alle, die noch nicht selbst Hand anlegen konnten, sollten daher darüber nachdenken, dem Cloud-Gaming eine Chance zu geben, wenngleich die Wartezeiten zum Spielen für mich noch immer ein Unding sind.Awards
