Test zu Fire Emblem Engage - Nintendo Switch
Fire Emblem-Charme so weit das Auge reicht
Es dauert nur noch wenige Tage, bis Fire Emblem Engage endlich für die Nintendo Switch erscheint und uns mit neuen wie auch altbekannten Helden vereint. In unserer Vorschau konnten uns schon der Anfang des Strategiespiels überzeugen und wir halten nachfolgend fest, warum Fire Emblen Engage das fast perfekte Spiel darstellt, indem es sich an alten Stärken orientiert, sich aber durchaus von Fire Emblem: Three Houses unterscheidet.
Fire Emblem Engage entführt euch auf den Kontinenten Elyos, wo nach einem 1000-jährigen Schlaf wahlweise der Wyrmgott bzw. die Wyrmgöttin Alear erwacht. Zu Spielbeginn habt ihr die Wahl, das Geschlecht eures Charakters zu bestimmen, wobei wir uns wie bereits in der Vorschau für eine weibliche Heldin entschieden haben. Diese trifft kurz nach ihrer Auferstehung auf mysteriöse Feinde, welche als Verzerrte bezeichnet und wie schattenartige Kämpfer anmuten. Diese wurden vom Dämonendrachen Sombron und seinen Unterstützern auf euch gehetzt, da eure Auferstehung die Pläne des Bösen zu gefährden drohen. Natürlich liegt es an euch, euren Feinden Einhalt zu gebieten und den Kontinenten und seine Bewohner vor der bevorstehende Katastrophe zu beschützen.
Da sich ein alleiniger Kampf gegen Horden von Feinden schwierig gestaltet, erhaltet ihr Unterstützung aus allen Gefilden Elyos. Auf eurer Reise trefft ihr nämlich Könige, Prinzessinnen oder auch einmal einfache Bewohner des Kontinents und seiner Reiche, welche sich euch mal mehr, mal weniger schnell anschließen, da sie euch als Wyrmgöttin verehren und es als ihre Pflicht ansehen, an eurer Seite zu kämpfen. Dabei wird die Geschichte in großen Teilen in Form deutscher Bildschirmtexte erzählt, welche wahlweise auch mit englischer bzw. japanischer Sprachausgabe vertont werden. Zudem lassen euch tolle Filmsequenzen immer wieder in das Sofa sinken, die qualitativ mit aktuellen Anime-Serien mithalten können und euch eine tolle Unterhaltung bieten.
Der Kern des Spiels fokussiert sich neben seinen Charakteren natürlich auf dem Strategie-Aspekt. Fire Emblem Engage ist ein rundenbasiertes Strategiespektakel, in das ihr sachte mithilfe von gut designten Tutorials und weiterführenden Bildschirmtexten eingeführt werdet. Das grundlegende Spielprinzip besteht darin, auf unterschiedlichen Schlachtfeldern gegen diverse Feinde im Kampf zu bestehen. Um das zu erreichen, könnt ihr eure Figuren pro Spielzug auf einem als Schachbrett angeordnetem Schlachtfeld bewegen und Gegner im Kampf herausfordern. Über Sieg oder Niederlage entscheiden dann die Stärke der jeweiligen Kämpfer sowie die Trefferwahrscheinlichkeit und die Chance auf kritische Treffer. Wurden die Lebenspunkte einer Figur auf Null gesenkt, ist diese besiegt. Dieses grundlegende Spielprinzip wird durch allerlei taktischen Möglichkeiten erweitert, die euch eine Menge Tiefgang sowie viele Optionen für eine individuelle Vorgehensweisen bieten.
Dazu zählt unter anderem das bereits aus der Vorschau vorgestellte Waffendreieck aus Schwert, Axt und Lanze. So sind Schwerter gegen Äxte sehr effektiv, Äxte dominieren Lanzen und Lanzen haben einen Vorteil gegenüber Schwertern. Darüber hinaus gibt es aber auch noch Dolche, Bögen und etliche Zauber, die weitere Angriffsoptionen bieten. Doch auch defensive Maßnahmen, wie das Teleportieren von Truppenmitgliedern über das Schlachtfeld sind ebenso möglich, wie das Aufstellen von Barrikaden, um Feinde am Weiterkommen zu hindern. Zudem sind eure Charaktere in Klassen unterteilt, was sowohl für zusätzliche Stärken als auch Schwachpunkten sorgen kann. Charaktere auf Flugwyvern lassen sich beispielsweise perfekt mit einem Bogen vom Himmel holen und berittene Truppen überwinden innerhalb eines Spielzugs problemlos große Gebiete. Zudem bieten die Spielfelder selbst weitere taktische Möglichkeiten, da ihr in Wäldern schlechter getroffen werdet oder Gegner in dunklem Miasma deutlich robuster sind. Eine gute Übersicht über das Schlachten-Geschehen ist somit eine Grundvoraussetzung.
Gepaart wird dieses bekannte System mit den Emblemen im Spiel. Bei diesen handelt es sich um bekannte Fire Emblem-Charaktere, die in sogenannten Emblem-Ringen schlummern und von Alear erweckt werden können. Hierzu zählen anfangs bekannte Gesichter wie Marth, Ike und Sigurd, aber auch Byleth und Corrin haben unter anderem ihren Weg ins Spiel gefunden. Diese Embleme lassen sich euren Helden zuteilen, sodass ihr im Kampf von ihrer Stärke profitieren könnt. Eine Aktivierung ihrer Talente kann also dafür sorgen, dass ihr euch aus einer scheinbar aussichtslosen Situationen befreien könnt, indem ihr beispielsweise eure eigene Energie opfert, um die gesamte Truppe zu heilen. Dieses Feature rundet meiner Meinung nach das Gesamtpaket wunderbar ab und sorgt für ein Fire Emblem-Spiel, wie ich es mir gewünscht habe. Dank der vielen spielerischen Möglichkeiten sowie den stimmigen Charakteren kommt man als Spieler schnell in das Spiel hinein und versinkt in der tolle Atmosphäre und den spannenden Kämpfe. Der Schwierigkeitsgrad steigt im Laufe des Spiels zwar eher moderat an, euch stehen als Spieler jedoch einige Optionen zu Verfügung, die es euch erleichtern, siegreich aus den Kämpfen hervorzugehen. Zum einen könnt ihr wählen, ob gefallene Charaktere für immer verschwinden oder nach einem Kampf zurückkehren. Zum anderen dürft ihr in vielen Kämpfen die Zeit zurückdrehen, falls euer Zug zum Ableben eines liebgewonnenen Gefährten führt. Das hilft nicht nur Einsteigern, sondern auch für Veteranen ist es eine angenehme Möglichkeit, neue taktische Richtungen einzuschlagen.
Habt ihr eine Schlacht einmal gewonnen, offenbaren sich euch ganz neue Blickwinkel. Die einzelnen Spielfelder dürfen im Nachgang nämlich in einer schicken 3D-Umgebung frei erkundet werden. Zwar gibt es hierbei selten viel zu entdecken, dennoch macht es Spaß, sich die Szenerien aus einer anderen Perspektive nochmals zu Gemüte zu führen. Zudem könnt ihr verborgene Gegenstände finden und neue Tiere für eure Heimat gewinnen, sodass ein kurzer Rundgang durchaus sinnvoll ist. Am Ende einer solchen Erkundung erhaltet ihr zudem Fragmente des Bandes, welche ihr benötigt, um eure Embleme zu verstärken. Da diese jedoch automatisch aufgenommen werden, ist ein aktives Suchen und Freischalten durch Gespräche rein optional.
Fernab der Kämpfe werdet ihr euch immer wieder auf der Weltkarte wiederfinden. Diese ist übersichtlich gestaltet und zeigt alle bereits bereisten Gebiete an, die zudem immer wieder besucht werden können. Dann warten dort neue Feinde auf euch, die entweder mit einer gehörigen Menge Geld in der Tasche nur darauf warten, ausgebeutet zu werden oder aber ihr findet euch an gänzlich neuen Orten wieder, welche fernab der Geschichte besucht werden dürfen. Das Aufsuchen dieser Orte ist dabei vollkommen optional, bietet aber die Chance, die Beziehungen zwischen euren Emblemen zu verbessern oder sogar neue Charaktere für euer Team zu rekrutieren. Da viele der Nebenquests jedoch mit einem etwas höheren Schwierigkeitsgrad als so manche Hauptmission aufwarten, ist eine gute Vorbereitung von Nöten. Ansonsten zeigt euch die Weltkarte zusätzlich an, welche Ressourcen ihr noch in einzelnen Gebieten ergattern könnt und welche Tiere dort leben, die ihr dann in euren Heimathafen, das Somniel, mitnehmen dürft.
Eben jenes Somniel fungiert als euer Stützpunkt und befindet sich im Zentrum der Weltkarte. Von dort aus erledigt ihr alle wesentlichen Aufgaben, die für eine erfolgreiche Reise notwendig sind. Das beutetet, dass ihr hier neue Ausrüstungen kaufen und die ihr dann mit gewonnen Gegenständen wie Stahl oder Silber verbessern könnt. Außerdem gilt es auch die Beziehungen unter den Charakteren auszubauen. Besonders interessant ist jedoch die Ringkammer, in der ihr die Bande zwischen den Charakteren und euren Emblemen verbessern könnt, was euch neue taktische Möglichkeiten bietet. Eine gute Beziehung zwischen Charakteren und Emblemen schaltet nämlich einige Buffs frei, die ihr an eure Truppe vererben könnt. Das bedeutet konkret, dass ihr von diesen auch dann profitiert, wenn ihr den entsprechenden Emblem-Ring wieder abgelegt habt. Darüber hinaus lassen sich aber auch einfache Ringe zu jedem Emblem schmieden, welche euch in Stärke, Abwehr oder auch anderen Parametern verbessern.
Bereits jetzt wird deutlich, welchen Tiefgang Fire Emblem Engage bietet, sofern man sich darauf einlässt. Neben den beschriebenen Möglichkeiten hat das Somniel noch weitere Aspekte zu bieten, die eure Reise vereinfachen können. Hierzu zählt ein kleiner Hof mit rekrutierten Tieren, wo ihr bei jedem Besuch weitere Gegenstände finden könnt oder ein Flohmarkt mit wechselnden Produkten, sodass ein regelmäßiger Besuch von Vorteil ist. Auch ein gemeinsames Kochen zwischen den Charakteren ist möglich, um neue Gespräche freizuschalten und ihre Beziehung untereinander zu stärken. Betonen möchte ich dabei jedoch eindringlich, dass all diese Optionen weniger aufgezwungen rüberkommen, als es noch bei Fire Emblem: Three Houses der Fall war. Zwar blicke ich persönlich jedes Mal in die Läden und schauen nach neuen Waffen oder Modifizierungen, Gespräche und das Einsammeln von neuen Gegenständen können aber auch vertagt werden, ohne dass ihr dadurch Nachteile im Kampf erleidet. Das macht Fire Emblem Engage für mich zu einem genialen Spiel, da ich unheimlich viele Freiheiten habe, diese aber auch getrost nach meinen eigenen Vorlieben gestalten kann.
Wollt ihr jedoch alles aus dem Somniel herausholen, könnt ihr dort etliche Spielstunden verbringen. Hierzu gehören nämlich nicht nur die vielen Gespräche mit den Emblemen und anderen Charakteren, sondern auch Minispiele, die durchaus zu unterhalten wissen. So schaltet ihr beispielsweise einen Angelteich frei, der zu unterschiedlichen Tageszeiten verschiedene Fische beheimatet . An anderer Stelle könnt ihr mit einem Wyvern durch die Lüfte gleiten und Ziele abschießen oder ihr nutzt zusätzliche Trainingseinheiten oder die örtliche Arena, um euch für den nächsten Kampf zu stärken beziehungsweise eure Charaktere wie auch Embleme weiter zu verbessern. Vieles davon ist zwar nur auf kurze Runden ausgelegt, insgesamt ist die schiere Zahl an Optionen jedoch so geballt, dass wirklich jeder etwas zur eigenen Unterhaltung finden sollte. Da das Somniel mit seiner Größe dennoch übersichtlich bleibt, sind die Laufwege kurz und auch ein Teleportieren ist möglich. Hier wurde sehr gut mitgedacht.

Nach den Kämpfen könnt ihr die Karten frei erkunden und einige Gespräche führen.
© Nintendo / Intelligent Systems
Das Ganze dann noch mit zwei Mehrspieler-Optionen, die ich bereits ausprobieren konnte, auf die Spitze getrieben. Zum einen dürft ihr euch mit anderen Spielern im Kampf messen, indem ihr eure Truppen in Dimensionsprüfungen gegeneinander antreten lasst. Das macht enorm viel Spaß, vor allem da ihr auch eigens erstellte Karten verwenden könnt. Insgesamt war das Matchmaking jedoch noch etwas unfair gestaltet, da mein Kontrahent deutlich stärkere Charaktere zur Verfügung hatte und ich dadurch gnadenlos besiegt wurde. Deutlich spannender war für mich hingegen das asymmetrische Kampfsystem in den Staffelprüfungen, in denen ihr zusammen mit anderen Mitspielern nacheinander gegen feindliche Truppen antreten müsst. Das heißt in der Praxis, dass ihr einen Teil der Gruppe steuert und ein anderer Spieler den übrigen und ihr so nach und nach gemeinsam die Schlacht bestreitet. Da die eigenen Züge meist nur wenige Minuten dauern, können eure Züge bei jedem Besuch des Somniels kurz durchgeführt werden, was sich sehr gut in das Gameplay einfügt. Erwähnenswert ist außerdem, dass beide Multiplayer-Varianten euch zusätzliche Habseligkeiten bieten, die sich positiv auf eure Truppe auswirken können. Zwar reichen mir persönlich diese beiden Spielvarianten nicht aus, um auch den Multiplayer-Award zu vergeben, eine nette Dreingabe ist es dennoch. Übrigens lassen sich auch die Aufstellungen anderer Spieler während der einzelnen Missionen ansehen, sodass ihr über eure eigene Taktik noch einmal nachdenken könnt.

Die Größe der Weltkarte offenbart sich euch erst während des Spielverlaufs.
© Nintendo / Intelligent Systems
Was ich bereits in der Vorschau gelobt habe und was sich auch im Testzeitraum bewiesen hat, ist die tolle Technik von Fire Emblem Engage. Gerade im Vergleich zu Fire Emblem: Three Houses wirkt das gesamte Spiel deutlich runder. Die Texturen wurden deutlich optimiert und auch die gesamte Performance kann sich sehen lassen. Zwar kann auch hier noch an der einen oder anderen Stelle gemeckert werden, da unter anderem die Ladezeiten gerne etwas kürzer sein dürften, wenngleich sie angenehmer ausfallen als noch bei Fire Emblem: Three Houses. Grund für Frust gab es bei mir jedoch nicht. Das liegt vor allem an dem runden Gesamtbild, welches Fire Emblem Engage für mich bietet. Hinzu kommt der Soundtrack, welchen ich bei jedem Start meiner Nintendo Switch erst einmal laufen ließ, da er mitreißt und einfach wunderbar zur Geschichte und seinen Figuren passt.
Meine größte Kritik muss ich wohl im Rahmen der gesamten Spielmöglichkeiten äußern. Diese sind überwältigend und machen jedes Mal Freude. Dadurch lässt sich auch nur schwer eine Spielzeit benennen, da es einfach so viel zu entdecken gibt und es auch an euch als Spieler hängt, wie viel Zeit ihr investiert. Dreißig bis vierzig Stunden könnt ihr jedoch mindestens mit diesem Strategie-Highlight verbringen, wobei ich keine Obergrenze setzen mag. Insgesamt könnte das Nachlesen der einzelnen Spielmechaniken und welche Vorteile diese einem bringen, deutlich klarer formuliert sein. Vieles ist nur schwer zu finden und der Sinn wird einem nicht immer ganz klar. Dennoch gehört Fire Emblem Engage bereits jetzt zu meinen Highlights in 2023.
Unser Fazit

9
Geniales Spiel