Eine übernatürliche Liebesgeschichte im Indonesien der 90er-Jahre
Die Pubertät war, ist oder wird für jeden eine Herausforderung. Die erste Liebe, mehr Verantwortung und schließlich ein komplett eigenständiges Leben ohne die Eltern. Jede Person geht mit diesen Änderungen anders um. Manche haben damit kein Problem, andere zerbrechen daran. Die Geschichte des Erwachsenwerdens ist auch das Kernelement von A Space for the Unbound, ein Indietitel aus Indonesien, der das Leben zweier junger Menschen begleitet, bei denen nicht alles so ist, wie es zuerst scheint. Willkommen bei unserem Spieletest zu diesem ganz besonderen Titel.

Diese Gedankenwelt lässt euch zum Staatsanwalt werden!
© Mojiken Studio / Toge Productions / Chorus Worldwide Games
Atma und Raya stehen kurz vor ihrem Schulabschluss. Das junge Pärchen ist noch frisch verliebt und inmitten einer Selbstfindungsphase. Was wollen sie werden? Wie soll ihr zukünftiges Leben aussehen? Um Ziele zu finden, erstellen sie eine Bucket List mit Dingen, die sie gerne noch erleben wollen. Einmal zusammen ins Kino gehen, den Highscore bei einem Arcadespiel schlagen, ein Feuerwerk sehen, etc. Doch beim Lösen der ersten Aufgabe stellt sich heraus: Sowohl Atma als auch Raya haben besondere Fähigkeiten. Da ihr im Spiel die meiste Zeit über Atma steuert, gehe ich in diesem Test nur auf sein Talent ein, um euch möglichst wenig zu spoilern.
Mithilfe eines roten Buches ist der junge Schüler aus dem Indonesien der späten 90er-Jahre in der Lage, in die Gedankenwelt seiner Mitmenschen einzudringen, um dort Probleme zu lösen, die ihnen im echten Leben zu schaffen machen. Dazu spricht er mit den Charakteren in ihren Träumen, löst kleinere Rätsel und nutzt Items, die ihr sowohl im Traum als auch in der Außenwelt gefunden habt, um eine Blume erblühen zu lassen. Diese ist allgegenwärtig und zeigt euch an, wie weit ihr mit der Mission vorangeschritten seid. Der Clou: Items, die ihr in den Gedanken der anderen findet, lassen sich auch mit in die echte Welt nehmen. So braucht ihr beispielsweise eine Kirsche, der betreffende Baum ist jedoch bereits seit langem tot, was einen alten Mann an ein Trauma erinnert. Mit dem roten Buch reist ihr in seine Gedanken und somit in die Vergangenheit, löst sein Problem und nehmt euch gleichzeitig eine Kirsche mit, die ihr zum Backen benötigt.
Außerhalb dieser paranormalen Ereignisse bereist ihr verschiedene Orte, trefft auf Personen, mit denen ihr interagieren könnt und versucht, neben dem Vorantreiben der Hauptgeschichte, eure Bucket-List-Herausforderungen abzuschließen. Einige von ihnen werden mit der Zeit automatisch gelöst, andere sind optionale Sidequests. So müsst ihr jede Katze (und andere Tiere) streicheln, um euer Ziel, das fluffigste aller Lebewesen zu berühren, zu erreichen. In der Hauptgeschichte hingegen wird es nach und nach immer merkwürdiger, was mit dem Talent von Raya zu tun hat. Diese führt früher oder später zu Ereignissen, die ihr ganzes Leben beeinflussen. Mehr möchte ich zu der Story nicht sagen, da sie ohne Frage das Highlight des Spiels ist.

Raya, die Liebe eures Lebens und ein mysteriöses Mädchen.
© Mojiken Studio / Toge Productions / Chorus Worldwide Games
Kommen wir zurück zu Atmas Fähigkeiten. Fans von Ace Attorney dürften sich freuen, dass es ein Kapitel gibt, in dem ihr Beweise suchen müsst, um diese bei einem Gerichtsprozess vorzulegen, um Falschaussagen bei einem Kreuzverhör aufzudecken. Später seid ihr sogar in der Lage, in die Vergangenheit zu reisen, um Probleme in der Gegenwart zu lösen. Von der Vergangenheit könnt ihr nochmals in die Vergangenheit reisen. Und nochmals. Das Ganze hat mich sehr stark an Inception erinnert, was laut der Spielebeschreibung aus dem Nintendo eShop auch so gewollt ist.
Ich habe den Abspann von A Space for the Unbound nach gut sieben Stunden gesehen. Dank des roten Buches, das auch als eine Art Checklist fungiert, damit ihr wisst, was zu tun ist, dürfte es so gut wie unmöglich sein, sich verloren zu fühlen. Auch die Rätsel sind allesamt recht einfach. Lediglich zum Ende hin dürften die „Kämpfe“ etwas herausfordernder werden. Diese sind an sich jedoch auch recht simpel: Ab und an müsst ihr gegen Mitschüler und andere Menschen antreten, indem ihr die richtigen Knöpfe drückt und einen Balken im passenden Moment stoppt.
Grafisch nutzt das Indie-Spiel aus Indonesien einen sehr schicken Pixellook. So lauft ihr durch detaillierte Orte einer Kleinstadt und bekommt ab und an sogar pixelige CGs vorgesetzt, die besser aussehen, als sie eigentlich dürften. Musikalisch ist das Spiel ebenfalls mehr als gelungen. Die Töne vermitteln einerseits die Melancholie des Erwachsenwerdens, glänzen aber auch, wenn es zu sehr kuriosen Situationen kommt.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit
Meinung von Niels Uphaus
A Space for the Unbound ist ein tolles Spiel mit einer grandiosen Story, die zwar schwierige Themen wie Selbstzweifel und Angst anspricht, gleichzeitig aber auch ihren Humor nicht vergisst. Während die Rätsel recht einfach sind und die Anzahl an Orten, die es zu erkunden gilt, gering ist, trefft ihr auf viele Personen, mit deren Schicksal ihr mitfiebern könnt. Das Highlight ist jedoch ohne Frage die Geschichte rund um Atma und Raya, die mich die ganze Zeit über fesseln konnte. Hier liegt jedoch auch das größte Problem. Da das Spiel so auf die Story und nicht das Gameplay fokussiert ist, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, den Titel ein zweites Mal zu starten. Trotzdem ist A Space for the Unbound ein Spiel, das ihr zumindest einmal erlebt haben solltet.Awards
