Ein zeitloses Meisterwerk in seiner besten Form
Jede Konsole hat ein Spiel, das den meisten in den Sinn kommt, wenn man den Namen nennt. Für die Nintendo-Konsolen fallen dort in der Regel große Namen wie Mario oder The Legend of Zelda. Im Fall des Nintendo GameCube sieht die Sache aber ein wenig anders aus. Während Mario und Link auch auf Nintendos Spielewürfel vertreten waren, dürften trotzdem nicht wenige Metroid Prime für den herausragenden Titel der GameCube-Ära halten. Samus Arans erstes 3D-Abenteuer krempelte nicht nur die bis dahin etablierte Formel der Reihe ordentlich um, sondern gilt gemeinhin als eines der einflussreichsten Spiele aller Zeiten. Das erste Spiel der Prime-Trilogie hat die Idee eines dreidimensionalen Metroidvanias in bis heute einzigartiger Art und Weise umgesetzt. Dieser legendäre Klassiker ist jetzt in Form von Metroid Prime Remastered für die Nintendo Switch erhältlich. Mit einigen Quality-of-Life-Verbesserungen und einer überarbeiteten Optik spielt sich Metroid Prime besser als je zuvor und zeigt über 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung aufs Neue, warum dieses Spiel so wegweisend ist.

Ruinen eines alten Volkes und eine unwirtliche Flora und Fauna: Tallon IV ist der Schauplatz von Metroid Prime.
© Nintendo
In Metroid Prime übernehmt ihr erneut die Kontrolle über die intergalaktische Kopfgeldjägerin Samus Aran, die sich aufmacht, um auf ein Notsignal zu reagieren, das aus dem Orbit des Planeten Tallon IV versendet wurde. Am Ort des Signals angekommen, wird Samus zur Notlandung auf dem Planeten gezwungen und muss herausfinden, was es mit dem Notsignal auf sich hat. Auf der Planetenoberfläche findet sie zudem Ruinen des Volkes der Chozo, zu dem sie eine persönliche Verbindung hat. Auch wenn die in Metroid Prime Remastered erzählte Handlung mittlerweile über zwei Jahrzehnte alt ist, soll hier auf die weiteren Geschehnisse rund um den Planeten Tallon IV nicht eingegangen werden. Denn die schrittweise Aufschlüsselung des Mysteriums der Spielwelt ist eine zentrale Motivation, die euch auf eurer Reise begleiten wird.
Anders als andere Teile der Metroid-Reihe, ist Metroid Prime kein 2D-Action-Sidescroller, sondern ein vollständiges 3D-Abenteuer, in dem ihr Samus Aran aus der Ego-Perspektive steuert. Auf den ersten Blick ähnelt das Spiel dadurch einem herkömmlichen Ego-Shooter, doch dieser Eindruck täuscht. Es wird zwar auch in Metroid Prime viel geschossen, im Vordergrund steht aber die Auseinandersetzung mit der Spielwelt an sich, die der eigentliche Star des Titels ist. Das zeigt sich insbesondere darin, dass der gesamte Spielfortschritt Metroidvania-typisch daran gebunden ist, Fähigkeiten freizuschalten, mit denen Samus neue Gebiete erkunden kann. Metroid Dread veranschaulicht dieses Spielprinzip bereits in den ersten Spielminuten. Vor der Notlandung auf Tallon IV steuert ihr nämlich eine Samus Aran, die bereits im Vollbegriff all ihrer späteren Kräfte ist und diese durch eine Explosion am Ende des Abschnitts verliert. Dort könnt ihr euch mit Fähigkeiten wie dem Morphball vertraut machen, den ihr erst an späterer Stelle im Spiel wiedererlangt. Das schrittweise Hinzukommen von neuen (oder besser: alten) Talenten wirkt dadurch durchweg natürlich, auch wenn das Gesamtrepertoire später über das anfängliche Arsenal an Fähigkeiten hinausgeht.

Durch neue Fähigkeiten öffnet sich schrittweise die Spielwelt. Diese Passage kann Samus nur mit ihrer Morph Ball-Form meistern.
© Nintendo
Auf Tallon IV angekommen, steht es euch im Prinzip frei, überall hinzugehen, wo ihr wollt. Die Betonung liegt aber auf „im Prinzip“, denn schnell werdet ihr merken, dass euer Vorankommen immer wieder durch die Umgebung gebremst wird. Mal steht ihr vor einem Spalt, für den ihr zu groß seid, mal will sich eine Tür auch nach Beschuss durch eure Waffe nicht öffnen. All das könnte schnell für Frustration sorgen, doch es ist die große Leistung von Metroid Prime, durch intelligentes Weltendesign nie Frust aufkommen zu lassen. Jede Sackgasse bietet euch wichtige Informationen über die Fähigkeiten, die ihr an anderer Stelle in der Spielwelt finden werdet. Der dadurch erzeugte Gameplay-Loop ist ungemein motivierend, was nicht zuletzt am Design der Welt selbst liegt. Tallon IV bietet euch – trotz einer nach heutigen Maßstäben insgesamt kompakten Größe – eine sehr große Abwechslung. Von sattgrünen Wäldern über Lavapfade bis hin zu verschneiten Ruinen werden viele Landschaften präsentiert, die zum Entdecken einladen. Durch die große Variation wird immer wieder der Wunsch geweckt, noch einmal in den nächsten Gang zu schauen oder den nächsten Raum zu erforschen. Schließlich könnten dort wieder eine neue Lebensform oder ein Upgrade auf euch warten.
Hinzu kommt, dass es in jedem Areal viele Geheimnisse zu entdecken gibt, die sowohl die Haupthandlung vorantreiben als auch hilfreiche Boni wie eine zusätzliche Energieleiste für Samus beinhalten können. Nicht selten müsst ihr dabei bestimmte Umgebungsrätsel lösen, indem ihr Objekte analysiert und aus ihren Eigenschaften ableitet, welche Rolle sie bei der Überwindung des nächsten Hindernisses spielen können. Daneben müsst ihr immer wieder Plattformer-Passagen und Geschicklichkeitsherausforderungen meistern, um ans Ziel zu kommen. Es ist der ständige Wechsel aus Erkundung und Action-Gameplay, der für eine hohe Motivation sorgt.

Die verschiedenen Gegnertypen erfordern strategisches Vorgehen. Dieser Bewohner von Tallon IV ist beispielsweise immer nur kurz nach seinem eigenen Angriff verwundbar.
© Nintendo
Zum Action-Gameplay gehören natürlich auch die Kämpfe, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollen. Mit ihrem Waffenarm kann Samus Gegner ins Visier nehmen und Blasterschüsse und Raketen auf sie loslassen. Da der Nintendo GameCube nur einen vollwertigen Analogstick hatte, ist das Shooter-Gameplay der Metroid Prime-Reihe recht einzigartig und lässt sich nicht mit dem Genre-Standard vergleichen. Statt per Zoom Gegner anzuvisieren, könnt ihr mit einer Lock-on-Mechanik, die man auch aus den Zelda-Spielen kennt, automatisch auf sie zielen. Das mag auf den ersten Blick nach einer Vereinfachung klingen, aber die Gegner haben es gerade in der zweiten Spielhälfte in sich und benötigen ein gewisses taktisches Vorgehen. Manche Gegnertypen sind beispielsweise immun gegen Strahlenangriffe, während andere nur an einer bestimmten Stelle verwundet werden können. Das abwechslungsreiche Gegnerdesign gehört zu den großen Stärken des Spiels. Selbst bekannte Gegnertypen werden häufig genug variiert, um neue Erfahrungen zu bieten.
Durch neue Controller-Optionen steuert sich Samus Aran in 3D besser als je zuvor. Insgesamt habt ihr vier Konfigurationen, aus denen ihr eine passende Steuerung für euren Spielstil wählen könnt. Standardmäßig ist eine moderne Steuerungskonfiguration eingestellt, was bedeutet, ihr könnt Samus mit dem linken Analogstick bewegen und mit dem rechten Stick zielen. Das geht wunderbar von der Hand und dürfte für die meisten Spieler die bevorzugte Steuerungsart sein. Daneben gibt es auch einen Klassik-Modus, bei dem wie beim Nintendo GameCube-Original Bewegung und Kamerasteuerung auf den linken Stick gelegt sind. Solltet ihr die Bewegungssteuerung der Metroid Prime Trilogy von der Nintendo Wii gewohnt sein, könnt ihr diese mit der Zeigersteuerung nachstellen. Das klappte im Test gut und ohne größere Probleme. Als vierte und letzte Option steht euch eine Hybridsteuerung offen, die die Standardsteuerung um eine Gyro-Unterstützung beim Zielen erweitert.
Die angepasste Steuerung bietet eine gute Gelegenheit, generell über die Technik der Neuauflage zu reden. Die Neufassung von Metroid Prime wird als Remaster beworben, was bedeutet, das dem Spiel immer noch das Original aus dem Jahr 2002 zu Grunde liegt. An der Oberfläche hat sich optisch dafür umso mehr getan. Neue hochauflösende Texturen sowie angepasste Charaktermodelle verleihen dem Spiel einen modernen Glanz. Besonders erwähnenswert sind die modernisierten Umgebungen und Details an der Architektur, die der Spielwelt deutlich mehr Tiefe verleihen. Die optische Modernisierung geht erfreulicherweise nicht zu Lasten der Performance. So wie das Original bietet euch auch Metroid Prime Remastered eine durchgehend stabile Framerate von 60 Bildern pro Sekunde. Auch in actionreichen Szenen kann dieses Ziel gehalten werden, sodass es von technischer Seite nichts zu bemängeln gibt. Abgerundet wird die Präsentation durch den nach wie vor fantastischen Soundtrack, der verschiedenste Einflüsse aus der Science-Fiction miteinander vereint.
Unser Fazit

10
Meisterwerk
Meinung von Adis Selimi
Als Retro-Enthusiast macht es mir immer wieder Spaß, in Klassiker einzutauchen oder Spiele nachzuholen, die an mir vorbeigegangen sind. Trotz Begeisterung für die Materie muss man sich dabei immer mal wieder eingestehen, dass ein Spiel schlecht gealtert ist und sich die Faszination vor allem aus dem Kontext der jeweiligen Zeit ergibt. Es spricht für die herausragende Qualität von Metroid Prime, dass genau dieses Gefühl bei mir nicht einmal aufgekommen ist. Samus Arans erstes 3D-Abenteuer fühlt sich in seiner Remaster-Fassung immer noch frisch und modern an. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Idee eines 3D-Metroidvanias seitdem nie mehr so gut umgesetzt wurde wie in der Welt von Tallon IV. Damit steht Metroid Prime immer noch als ein einzigartiges Werk da, das dank einer modernen Steuerung und einer zeitgemäßen Präsentation so gut ist wie noch nie zuvor. Metroid Prime Remastered ist ein zeitloses Meisterwerk, das auf der Nintendo Switch ein neues Zuhause gefunden hat.Bestelle dir jetzt Metroid Prime Remastered über unsere Onlineshop-Partner
Online kaufenAwards
