Test zu PowerWash Simulator - Nintendo Switch
Eine verpasste Chance für die Nintendo Switch
Die Gamingwelt schafft es immer wieder, mich zu überraschen: sei es in epischen Schlachten gegen boshafte Kreaturen, entspanntem Bauernleben auf dem geerbten Hof oder hinter dem Steuerrad eines Rennwagens. Nennt ein Themengebiet und ihr werdet aller Voraussicht nach ein Videospiel dazu finden. Wer jetzt etwas in Richtung „Putzkolonne“ gerufen hat, darf sich freuen. Der neuste, hochgelobte Simulations-Hit PowerWash Simulator hat es auch auf die Nintendo Switch geschafft. Nach meinen Karrieren als Universitätsdirektor, Pilot oder Automechaniker, habe ich mich jetzt als professionelle Reinigungskraft versucht und festgestellt, dass PowerWash Simulator auf der Nintendo Switch wahrscheinlich nicht der beste Weg ist, meinen Putzfimmel zu befriedigen.
Wie die meisten Vertreter dieses Genres wirft auch PowerWash Simulator euch direkt in euer eigenes, kleines Unternehmen. Eingekleidet in einem Overall und bewaffnet mit einem Hochdruckreiniger geht es auf zu schmutzigen Missionen. Das Ziel ist es, mithilfe eures Reinigungsgeräts verschiedene Fahrzeuge oder Orte zu säubern. Zu Beginn dürft ihr euch erst einmal herantasten und Kleinigkeiten wie einen Garten oder einen Bus reinigen. Im Laufe des Spiels eröffnet sich aber eine große Spielwelt mit vielen verschiedenen, teils kuriosen Orten, die eine professionell reinigende Hand benötigen.
Die Missionen sind dabei simpel strukturiert. Über euer Tablet wählt ihr einen Auftrag aus und teleportiert euch zum Auftragsortsort, der ein abgestecktes Areal umfasst. Dort werdet ihr dann mit eurer Reinigungswaffe die verschiedenen, mit Dreck überzogenen Gegenstände und Objekte reinigen. Dabei bekommt ihr aber eure Belohnung nicht auf einen Schlag nach der Gesamtreinigung bezahlt – ihr werdet pro gereinigten Bereich bezahlt. Das Geld, das ihr verdient, investiert ihr dann in einem Shop, bei dem es allerlei nützliches und neues Equipment gibt. Eine bessere Maschine, Seifenladungen oder neue Klamotten – der Shop hat alles, was dein Reinigungskräfte-Herz begehrt, sofern ihr die Moneten dafür mitbringt.
Die Steuerung ist mit der Steuerung anderer First-Person-Shootern vergleichbar. Mit den Joysticks dreht ihr die Kamera und bewegt euch und eure Spritzpistole. Mittels der verschiedenen Tasten könnt ihr die Strahlbreite anpassen, euch in die Hocke begeben, springen oder den Zielmodus ändern. Wenn ihr den Zielmodus ändert, bleibt ihr stehen und könnt, ohne die Kamera zu bewegen, den Strahl in eine bestimmte Richtung lenken. Gelegentlich fühlt sich die Steuerung zu grob oder ungenau an, sodass es nicht leicht ist, jeden noch so kleinen Dreckfleck zu erwischen. Positiv ist dagegen die Möglichkeit, per Tastendruck den Schmutz aufleuchten zu lassen. So findet ihr zumindest jeden noch so kleinen Fleck.
Die größte Frage, die mir während des Spiels im Kopf herumgeisterte, ist, wieso es keine Option für die Nutzung Motion-Control-Technologie der Joy-Con gibt. Das Spiel schreit regelrecht danach, die Joy-Con aus der Halterung zu nehmen und direkt auf den Bildschirm zu zielen, um den Dreck von den Oberflächen zu spritzen – stattdessen werdet ihr mit einer plumpen Steuerung abserviert. Das sorgte bei mir für eine Verstimmung, denn eine solche Steuerungsmöglichkeit wäre das Verkaufs- und vor allem Spielargument schlechthin. Die ungenaue Controller-Steuerung steht somit im Schatten der Mausführung auf dem PC.
Die Kette der negativen Kritik bricht leider nicht ab. Wir sind es gewohnt, grafische oder technische Abstriche bei einer Portierung von Third-Party-Spielen hinzunehmen. Bedauerlicherweise hat es PowerWash Simulator ein wenig übertrieben mit der Limitierung. Zwischen der Version für den PC und die der Nintendo Switch liegen Welten. Das Wasser spritzt weniger detailliert und teils durch feste Objekte, Teile der Texturen der Spielwelt wirken verwaschen oder weniger detailliert und dadurch billig.
Der Sound lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Mit der Zeit ging mir der monotone Sound der Wasserdüse auf den Keks. Hintergrundmusik konnte ich keine finden, was seltsam ist. Soll es ein Gimmick sein, dass ich mir meine eigene Musik zu dem Spiel einschalte? Zudem läuft die Bildrate nicht immer stabil. Besonders auf dem Fernseher fällt die teilweise niedrige Bildrate auf. Gepaart mit einer eher groben Steuerung, habe ich enttäuschenderweise überaus zügig die Lust verloren und frustriert eine Pause eingelegt.
Bei aller Meckerei muss ich dem Spiel auch einen gewissen Unterhaltungswert zugestehen. Während der Testphase kam ich regelmäßig in die Situation, längere Fahrten mit der Bahn zu absolvieren – PowerWash Simulator ist dabei eine angenehme Begleitung gewesen. Die vielen verschiedenen Level benötigen teilweise über eine Stunde, um erfüllt zu werden. Dabei sind die Settings vielfältig umgesetzt, sodass an dieser Stelle zumindest keine Monotonie aufkommt. Im Handheld-Modus lässt sich das Spiel und die Bildrate zudem besser ertragen.
Humorvolle Missionsbeschreibungen motivieren zumindest zu Beginn, sich der Mission anzunehmen.
© FutureLab Limited
Mein persönliches Highlight ist die Zufriedenheit, die sich während des Reinigens einstellt. Besonders wenn metallische Gegenstände wieder blitzblank sind, kann die Produktion mit den visuellen Glitzereffekten überzeugen. Die verschiedenen Oberflächen verhalten sich auch jeweils anders bei der Reinigung. Der Dreck verschiebt sich unterschiedlich oder je nach Fleckenart oder Oberfläche ist ein etwas anderes Vorgehen nötig, um das Problem schnell zu lösen. Die verschiedenen Leitern, die in den jeweiligen Level gebraucht und verschoben werden können, geben dem Spiel zusätzliche Tiefe – oder besser gesagt Höhe.
Das Spiel versteht sich darauf, Humor in die einzelnen Missionen einzubauen. Besonders die Missionsbeschreibungen haben es mir angetan, da sie regelmäßig ein Grinsen auf meine Lippen zaubern konnten. Fast genauso ungewöhnlich wie die Orte, die es zu reinigen gibt, sind auch die Gründe hinter einem solchen Auftrag. Auch während einer Mission kann es zu kurzen Gesprächen mit Kunden in Form eines Textes am Bildschirmrand kommen. Es ändert zwar das Spielgefühl nicht grundlegend, kann aber zumindest temporär für Unterhaltung sorgen.
Das Spiel ist harte Arbeit – dabei stellte ich mir während des Spielens die Frage, ob es diese harte Arbeit wert ist. Das Belohnungssystem in Form von Geld, das im Shop ausgegeben werden kann, um cooler auszusehen oder sich die Arbeit zu erleichtern, ist ja nett. Aber mir fehlt ein Gefühl von echtem Fortschritt. Man reinigt einen Ort, der aussieht, als wäre ein Inkling in einer realistischen Welt explodiert, und macht alles über eine Stunde sauber – nur um in das nächste Loch geschickt zu werden, das noch versiffter ist, als das nächste. Mich kann das leider nicht wirklich abholen. Da reicht mir das Gefühl, etwas Schmutziges sauber gemacht zu haben, schlichtweg nicht aus. Zwar haben die Verantwortlichen versucht, mit verschiedenen Spielmodi das Spielgefühl vielseitiger zu gestalten, letztlich ist das aber immer das Gleiche, nur an anderen Orten. Ein Gegen-die Zeit-Reinigungsmodus kann mich allein schon wegen der ungenauen Steuerung nicht überzeugen.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans