Ein einziger Unterwasser-Level – kann das funktionieren?
Pronty: Abenteuer unter Wasser wurde erstmals im November 2021 auf dem PC veröffentlicht – und fiel leider unter den Radar der dortigen Spieler*innen. Das Metroidvania mag auf den ersten Blick auch nicht unbedingt attraktiv erscheinen, schließlich handelt es sich um einen einzigen großen Wasser-Level und löst daher sofort einen Fluchtreflex bei der allgemeinen Spielerschaft aus. Ja, Unterwasserpassagen wissen häufig nicht unbedingt zu glänzen. Zu träge gestaltet sich die Fortbewegung und nicht selten muss auf den verbleibenden Sauerstoff geachtet werden. Doch die vorherrschenden Vorurteile tun Pronty: Abenteuer unter Wasser Unrecht. Das zweidimensionale Action-Adventure spielt sich zwar unterhalb der Meeresoberfläche ab, aber mindestens genauso flott wie die Konkurrenz zu Land. Am heutigen Tag, den 7. März 2023, fiel der Startschuss für Pronty: Abenteuer unter Wasser auf der Nintendo Switch und wir hoffen, euch mit den nachfolgenden Zeilen die Angst vor dem kühlen Nass nehmen zu können.
In Pronty: Abenteuer unter Wasser schlüpft ihr in die Rolle eines namensgebenden Pronty, einem humanoiden Meeresbewohner, der gemeinsam mit einem mechanischen Marlin, einem sogenannten Bront, für die Sicherheit der Unterwassermetropole Royla zuständig ist. Die futuristische Großstadt stellt die Krönung der Schöpfung durch die menschliche Zivilisation dar und verfügt über die fortschrittlichste Technik. Leider haben misslungene Experimente zahlreiche schreckliche Abnormitäten hervorgebracht, die nun, mobilisiert von der mythologischen Kreatur Raksha, in das Utopia einfallen und für schreckliches Chaos sowie Zerstörung sorgen. Der Blitzkrieg löscht einen Großteil der Verteidigung sofort aus und es liegt nun an euch, Raksha und dessen bizarre Schergen aufzuhalten.
Ehe ihr in die Tiefen hinabtauchen dürft, müsst ihr euch für einen der vier Schwierigkeitsgrade – Neuer Rekrut, Sergeant, Beschützer und Proteus – sowie für einen der zwei verfügbaren Charakter-Skins entscheiden. Habt ihr eure Wahl getroffen, könnt ihr die etwa zehnstündige Handlung antreten, die zunächst nach einer herkömmlichen Rettungsmission anmuten lässt, ihren emotionalen Kern jedoch im letzten Drittel vollständig entfaltet. Neben der Geschichte, die euch in ansprechenden Comic-Panels näher gebracht wird, finden sich auch viele Informationen in Form von Texten innerhalb der weitläufigen Spielwelt. Mit diesen könnt ihr mehr über wichtige Ereignisse der Vergangenheit, Charaktere und die Ungeheuer erfahren, welche die Stadt heimsuchen. Was zu Beginn noch wie eine schlichte Prämisse wirkt, rückt gegen Ende hin immer mehr in den Fokus. Es lohnt sich also, dranzubleiben.
Spielerisch ist Pronty: Abenteuer unter Wasser ein klassisches Metroidvania mit der Besonderheit, dass das ganze Spiel unter Wasser stattfindet. Doch keine Sorge! Pronty ist im Wasser genauso flink wie seine Counterparts zu Land und Luft holen muss der tapfere Meeresbewohner auch nicht. Wie üblich für das Genre, erkundet ihr eine ausladende Spielwelt, die sich euch schrittweise immer weiter öffnet. Von Zeit zu Zeit entdeckt ihr neue Werkzeuge, mit denen sich etwa kontaminierte Bereiche passieren, Mauern einreißen und elektronische Schranken überwinden lassen. Ebenso wird euer Charakter mit fortschreitender Spieldauer immer stärker und robuster. Das liegt nicht zuletzt an den Speicherplatinen, die ihr im Verlauf eures Abenteuers zuhauf findet. Diese gewähren euch bestimmte Fähigkeiten und können in freie Slots eingesetzt werden. Insgesamt stehen euch elf Speicherplatinen-Slots zur Verfügung, jedoch muss ein Großteil davon erst freigeschaltet werden. Die Speicherplatinen nehmen je nach Fertigkeit einen bis mehrere Slots in Anspruch und können an bestimmten Stationen ausgetauscht werden. Kostet euch ein Bosskampf beispielsweise viel Ausdauer, empfiehlt es sich, eine Speicherplatine auszurüsten, die jenes Attribut unterstützt. Unterm Strich funktioniert das System analog wie beispielsweise die Talismane in Hollow Knight. Das hat damals schon gut funktioniert und klappt euch heute noch wunderbar.
Eine weitere Besonderheit ist die passive Rolle von Pronty. Wie eingangs erwähnt, kommen die Pronty immer mit ihren mechanischen Gehilfen, den Bront, daher. Jener Robo-Marlin ist nicht nur ein charmantes Haustier, sondern auch Waffe und Schild zugleich. Während ihr Pronty mit dem linken Analog-Stick steuert, könnt ihr Bront mittels des rechten Analog-Sticks und der Schultertaste in den Kampf schicken. Was anfangs noch etwas ungewohnt erscheint, geht mit der Zeit in Fleisch und Blut über. Außerdem lässt sich Bront auf die Weise sowohl für den Nah- als auch für den Fernkampf nutzen. Ihr solltet jedoch stets dessen Elektronik im Auge behalten, denn der mechanische Fisch neigt zur Überhitzung.

Die Bosskämpfe in Pronty: Abenteuer unter Wasser sind herausfordernd und glänzen mit tollem Design
© 18Light Game
Die Kämpfe in Pronty: Abenteuer unter Wasser gestalten sich überwiegend klassisch. Mithilfe eines Ausweichmanövers entgeht ihr feindlichen Angriffen auf Kosten eures Ausdauerbalkens und schlagt zu, wenn euer Gegenüber seine Deckung vernachlässigt. Aufgrund des offeneren Bewegungsumfangs eures Protagonisten bedient sich das Spiel auch gerne mal der traditionellen Bullet Hell und lässt euch einen Slalom zwischen tödlichen Projektilen vollführen. Die Gefechte gestalten sich dadurch noch abwechslungsreicher und machen durchweg Spaß. Jedoch solltet ihr wissen, dass Pronty: Abenteuer unter Wasser bereits auf der normalen Schwierigkeitsstufe ordentlich die Daumenschrauben anzieht und Unaufmerksamkeit drakonisch bestraft.
Sowohl das Design der Unterwasserwelt als auch das Design der Monster stellen eine weitere große Stärke des Spiels dar. Royla ist ein utopischer Ort, der mit seinen kolossalen Bauwerken und deren Architektur entfernt an das finstere Rapture aus der Videospielreihe Bioshock erinnert. Doch die Metropole ist längst nicht der einzige Schauplatz, den ihr zu Gesicht bekommt. So schwimmt ihr auch durch überschwemmte Laborkomplexe, düstere Industrieviertel, verlassene U-Bahn-Schächte und sogar durch einen von Parasiten befallenen Wal. Ähnlich abwechslungsreich gestaltet sich das groteske Design eurer Widersacher, welches nicht selten in die Body-Horror-Ecke greift und fleischige Ungetüme hervorzaubert. Auch der Soundtrack kann überzeugen und sorgt mit seinem kontextsensitiven Synthesizer-Klangteppich für die passende Untermalung.
Technisch läuft Pronty: Abenteuer unter Wasser sowohl im mobilen als auch im stationären Modus der Nintendo Switch mit einer halbwegs geschmeidigen Bildrate, die gelegentlich etwas einbricht – insbesondere bei hohem Gegneraufkommen. Während des Testzeitraums konnten keinerlei Abstürze oder gravierende Spielfehler festgestellt werden.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit
Meinung von Felix Kraus
Pronty: Abenteuer unter Wasser beginnt als solides Metroidvania und endet als ein echter Geheimtipp. Die Handlung startet als simple Prämisse und entfaltet zum Schluss ihre komplette emotionale Wirkung. Das Spiel beweist, dass man auch unterhalb der virtuellen Meeresoberfläche Spaß haben kann, und überzeugt mit seiner flotten Bedienbarkeit. Auch entführt euch der Titel in eine spannende Spielwelt, deren Architektur und Kreaturen zu gefallen wissen. Leider spielt euer Held lediglich eine untergeordnete Rolle in der Handlung und strahlt nur selten eine Persönlichkeit aus. Technisch hätte das Spiel ebenfalls noch eine nachträgliche Politur vertragen können, zumal die hübsche, aber nicht allzu aufwendige Optik keine Bildrateneinbrüche rechtfertigt. Könnt ihr jedoch über die besagten Schwächen hinwegsehen, erwarten euch zehn Stunden Spaß zu einem vergleichsweise niedrigen Preis.Awards
