Im heimischen Revier
Noch vor der Veröffentlichung von Splatoon 3 wussten wir, dass Nintendo den dritten Farb-Shooter mindestens zwei Jahre lang mit neuen Inhalten versorgen möchte. Teil der Roadmap sollte wieder ein umfangreicher, jedoch kostenpflichtiger DLC sein, wie es schon bei Splatoon 2 der Fall gewesen ist. Zu der Zeit war noch nicht ersichtlich, in welcher Form der Zusatzinhalt angeboten würde, was sich in der Nintendo Direct vom Februar dieses Jahres änderte. Da der Kyoto-Konzern offensichtlich auf einem regelrechten Erweiterungspass-Trip ist, musste Splatoon 3 natürlich ebenfalls einen solchen erhalten. Der zuvor bekannt gewesene DLC wird nun mit weiteren Zusatzinhalten zu einem Erweiterungspass geschnürt, der bis spätestens Ende 2024 vollständig erschienen sein wird.
Dabei besteht der Splatoon 3-Erweiterungspass aus zwei Wellen. Welle 1 nennt sich „Inkopolis“ und hat, wie der Name schon vermuten lässt, mit dem Schauplatz des ersten Splatoon-Ablegers zu tun. Welle 2 heißt „Ruf zur Ordnung“ und stellt den eingangs erwähnten DLC dar, zu dem noch nicht allzu viel bekannt ist. Als Bonus spendiert euch Nintendo eine kleine Finanzspritze und dazu einige praktische Items wie Coupons oder einen exklusiven Splashtag-Banner, was aber kaum der Rede wert ist. Um die lange Wartezeit auf das eigentliche Highlight des Erweiterungspasses zu überbrücken – ein Problem, auf welches ich später zurückkomme –, veröffentlichte Nintendo die erste Welle schon jetzt am 28. Februar. Und ob die sich lohnt, verraten wir euch jetzt.
Der Anarchie-Splatcast übermittelt die frohe Kunde: Der Bahnhof vom Distrikt Splatsville ist endlich fertiggestellt, sodass Reisen zwischen Splatsville und Inkopolis nun schnell und bequem möglich sind. Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen und bin flugs in einen Zug gehüpft, der mich an den Ort brachte, wo 2015 alles begonnen hat. Inkopolis, die Stadt der Farben mit ihrem ikonischen Tintenturm im Zentrum, mit der auffallend knalligen Einkaufsstraße links, mit dem Studio der Sea Sirens und der Seitengasse von Siggi rechts. Ein Ort, der für mich als Splatoon-Fan der ersten Stunde ohne Frage viele schöne Erinnerungen weckt und auch etwas wehmütig stimmt. Trotz der vielen Verbesserungen in Folgetiteln bleibt der Zauber des Originals für mich nach wie vor unerreicht.
Und ein Fünkchen dieses Zaubers ist es, der nach all den Jahren wie ein Nostalgie-Tintferno einschlägt, während ich über die Plaza schlendere, von den vertrauten Geräuschen sowie Jingles beschallt werde und bei alten Bekannten vorbeischaue. Es ist wirklich Inkopolis. Etwas anders, sogar etwas hübscher, aber immer noch Inkopolis. Man sieht und hört, wie sich die Stadt weiterentwickelt hat, genauso wie ihre Bewohner und Besucher. Um die Welt bereisen zu können, hat Shrimpson seinen Schuhladen an Panko-Pit abgegeben, einem frittierten Fisch, der Witze über Öl und Zitronensaft macht. Die Inkopolis-Filiale vom Kalmarsenal wird dagegen nun von den Nachwuchs-Waffen-Enthusiasten Kim und Körnchen geführt, die von Ladenbesitzer Arty bestens eingelernt worden sind.
Um Parität mit Splatsville zu erreichen, wurde Zugang zu weiteren Modi und Features geschaffen, welche es ursprünglich nicht in Inkopolis gab. So findet sich hier nun auch eine Anlaufstelle für die Bär GmbH – ein Stand, bei dem Revierdecks gespielt werden kann –, eine virtuelle Verbindung zu Hotlantis und nicht zu vergessen ein immer hilfsbereiter Arena-Guide. Das Duell-Dojo wurde zudem zur Inkcade umfunktioniert. Manche der Anpassungen fühlen sich organischer implementiert an als andere, aber das wirkliche Problem hierbei ist, dass Nintendo nicht den letzten Schritt gegangen ist, um uns wahrhaftig nach Inkopolis zu transportieren. In ihrer jetzigen Form ist die Plaza nämlich nicht mehr als ein „Kostüm“ für den Hub. Wollt ihr einen der Modi spielen, ist alles wie in Splatsville.

Ich kann nicht der einzige sein, den Kim und Körnchen an Schlepp und Nepp aus Animal Crossing erinnern, oder?
© Nintendo
Will heißen, die Lobbys für den Tintenturm, die Bär GmbH und die Inkcade sind unverändert zu ihren Pendants in Splatsville. Nachrichten erfahrt ihr weiterhin durch den Anarchie-Splatcast, anstatt durch die Nachrichtensendung mit Aioli und Limone. Die beliebten Minispiele, welche auf der Wii U am Automaten und während Spielersuchen gespielt werden konnten, fehlen ebenfalls komplett. An dieser Stelle gilt es zu differenzieren, ob man den Wegfall der genannten Elemente wirklich auf diese Weise bedauern sollte. Das hängt nämlich davon ab, wie viel Wert und Gewicht man dieser ersten Welle anrechnen will, und davon, wie sehr man sich von Nintendos Kommunikation und Vermarktung hat (fehl-)leiten lassen. Lasst mich dafür ein wenig ausholen.
So wie es von Nintendo seit geraumer Zeit gehandhabt wird, sind Erweiterungspässe eine tückische Sache. Erstes Problem: Vertrauen. Als Frühkäufer gebt ihr dem Unternehmen einen Vertrauensvorschuss, ohne zu wissen, was ihr tatsächlich erhalten werdet. Zweites Problem: Streckung. Inhalte der Erweiterungspässe sind meist so ausgelegt, dass sie leicht dosiert werden und damit über einen langen Zeitraum verteilt erscheinen können. Das bringt uns zum dritten Problem: Wertigkeit. Meistens nutzen euch Inhalte von Erweiterungspässen nur dann etwas, wenn ihr das Spiel aktiv spielt, was sich je nach Titel mit der Streckung beißen kann. Gerade dann, wenn Inhalte darauf abzielen, die Spielerfahrung zu erleichtern oder zu verändern, verlieren sie an Wert, je länger ihr mit einem Kauf wartet.
Der wahrgenommene Wert einzelner Zusatzinhalte ist außerdem stark davon abhängig, wie sie im Erweiterungspass präsentiert werden – und genau das ist der Knackpunkt hier bei Splatoon 3. Den Inkopolis-DLC als Welle 1 zu vermarkten und damit augenscheinlich gleichrangig zur wohl weitaus umfangreicheren Welle 2 zu machen, sorgt für falsche Erwartungen. Nintendo bietet hier netten Fanservice, aber nicht mehr. Wäre es beim Story-DLC für 2024 geblieben und man hätte den Inkopolis-DLC nun vorab als „Bonus“ an (Früh-)Käufer verteilt, wäre das Ganze vermutlich deutlich positiver aufgenommen worden. „Wir müssen warten, aber immerhin denken sie an die Fans!“ hätte das Fanecho dann lauten können – und ich müsste nicht über einen halbgaren Nostalgie-Köder klagen.
Unser Fazit

Meinung von Daniel Kania
Man braucht es nicht schönreden: Bis hierhin ist der Splatoon 3-Erweiterungspass nur etwas für langjährige Fans, die nostalgische Gefühle für den Serieneinstand hegen. Als jemand, der selbst seit der ersten Stunde dieser vergleichsweise jungen Nintendo-Marke dabei ist, freute ich mich zwar sehr darüber, nach Inkopolis zurückkehren zu können, musste gleichzeitig aber schnell feststellen, dass Welle 1 nicht mehr als ein Kostüm für den Hub ist. Es ist netter Fanservice, der aber nicht weit genug geht, um auf eigenen Beinen zu stehen. Gerade deshalb hätte es sich mehr angeboten, den Inkopolis-DLC als Bonus zu verteilen, anstatt ihn als ersten Teil des Erweiterungspasses zu vermarkten. Auch all die Nostalgie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Inhalt hauchdünn und unspektakulär ausfällt. Mit der neuen Story-Kampagne steht das wahre Highlight der Zusatzinhalte erst noch bevor.Bestelle dir jetzt Splatoon 3 über unsere Onlineshop-Partner
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