Das etwas andere Fischerei-Abenteuer

Der kleine Adventure-Titel Dredge hat mich schon seit der Ankündigung im August 2022 begeistert, denn nicht nur die Grafik stach mir ins Auge, sondern auch der unterschwellige Gruselfaktor. Da ich Horrorspiele nicht spiele, aber dennoch einen Hang zum Unheimlichen in kleinen Dosen habe, habe ich mich sehr auf das kleine Angelabenteuer gefreut. Das Spiel hat aber noch einiges mehr zu bieten, weswegen ich euch nun zu einer Reise in meinem Fischerboot einlade.


Die Atmosphäre von Dredge ist ziemlich einzigartig

© Black Salt Games Limited / Team17

Euer Abenteuer beginnt mit der Ankunft in Großmark, wo dringend ein neuer Fischer gesucht wird, nachdem der bisherige aus unerklärlichen Gründen verschwunden ist. Ihr bekommt ein relativ simples Boot mit einer einfachen Angel, ein Motor, der euch sanft über das Wasser bewegt, und ein Licht, das wohl mehr einer Kerze gleicht, zur Verfügung gestellt. Doch damit macht ihr euch direkt auf dem Weg in die nahegelegene Bucht, um ein paar Fische an Land zu ziehen. So einfach, so gut. Doch euch beschleicht ständig das Gefühl, dass in der Welt von Dredge irgendetwas so ganz und gar nicht stimmt – und das Gefühl bestätigt sich immer mehr, als ihr ins Gespräch mit den Bewohnern kommt.


Die sind nämlich so unglaublich wortkarg und gleichzeitig so offensichtlich zwielichtig, dass man ihnen nur mit Skepsis gegenübertreten kann. Der Bürgermeister von Großmark bestärkt euch zwar zunehmend in eurer Arbeit, doch sobald ihr nachfragt, was mit dem alten Fischer passiert ist, muss er sich plötzlich schleunigst anderer Arbeit widmen, die nicht warten kann. Auch der Fischhändler, bei dem ihr täglich euren Fang verkauft, macht keinen vertrauenerweckenden Eindruck und noch kurioser wird es, sobald ihr eines Tages einen sehr grotesk aussehenden Fisch in eurem Netz habt. Denn dafür bekommt ihr nicht nur mehr Geld, sondern der zwielichtige Fischverkäufer bestärkt euch sogar darin, noch mehr von diesen Wesen, so genannten Anomalien normaler Fische, die halb tot und halb lebendig sind, an Land zu ziehen. Mit den ersten Aufgaben im Gepäck zieht ihr also los, um mehr über diesen seltsamen Ort herauszufinden.


Die Charaktere haben gefühlt mehr als eine Leiche im Keller

© Black Salt Games Limited / Team17

Insgesamt besteht die Welt von Dredge aus fünf Inselgruppen, die alle ihre eigenen Geheimnisse beherbergen. Zu Beginn kommt ihr jedoch nicht weit, denn euer Motor ist zunächst viel zu schwach und es wird euch von allen Seiten dringend davon abgeraten, euch nachts noch auf dem offenen Wasser aufzuhalten. Dazu komme ich jedoch gleich noch. Zunächst seid ihr also damit beschäftigt, Fische in euren Frachtraum zu puzzeln und sie zu verkaufen, sodass ihr euch bessere Ausrüstung für euer Boot leisten könnt. Denn in Großmark findet ihr nicht nur die Schiffsbauerin, die euer Gefährt aufwerten und reparieren kann, sondern auch das Trockendock, das als eine Art Werkstatt fungiert. Hier könnt ihr gesammelte Wrackteile wie Holzplanken, Stoffe oder Metallschrott investieren und Modifikationen oder mehr Frachtraum für euer Boot freischalten.


Im Forschungsbereich eures Bootes könnt ihr auch weitere Netze und Angeln mit Forschungsteilen freischalten, denn die Angelbereiche sind in Küstennähe, Flachwasser, Mangroven, Ozeanisch, Vulkanisch, Abyssal und Hadal unterteilt. Erst nach und nach könnt ihr euch die verschiedenen Gebiete erschließen, da vor allem für die letzteren Bereiche deutlich umfangreichere Fangnetze und Angeln benötigt werden. Das Angeln an sich ist dann recht einfach gestaltet, denn ihr bewegt euch einfach an ein Fischvorkommen im Wasser und müsst dann im passenden Moment die Y-Taste drücken, um den am Haken hängenden Fisch weiter an die Oberfläche zu bugsieren. Die Muster des Fangens werden je nach Art komplexer, allerdings kann euch ein Fisch nicht einfach so von der Angel springen, weswegen es nur etwas Geduld und Spucke braucht, bis ihr ihn in euren Frachtraum packen könnt. Wenn ihr fleißig Tetris gespielt habt, solltet ihr den Platz auch effektiv nutzen können, denn die Fische besitzen unterschiedliche Größen und Formen, sodass euer Frachtraum zu Beginn noch recht schnell voll wird.


Das Fischen ist zwar recht simpel, aber dennoch abwechslungsreich

© Black Salt Games Limited / Team17

Ihr werdet zwar nicht überall auf kleinere Dörfer treffen, jedoch gibt es auf jeder Inselgruppe mindestens einen Ort, wo ihr übernachten und eure Energie wieder aufladen könnt. Denn wie zuvor geschrieben, wird euch stets davon abgeraten, im Dunkeln zu fischen – und wenn die erste Nacht hereinbricht, werdet ihr auch schnell feststellen, warum das so ist. Denn mit der Einsamkeit auf dem Wasser, dem dichten Nebel und der zehrenden Dunkelheit kommt schnell der Wahnsinn und man weiß zu Beginn nicht wirklich, ob man sich die vielen Dinge auf dem Wasser einbildet oder ob sie wirklich da sind.


Spätestens wenn jedoch irgendetwas Unbekanntes in euren Frachtraum kriecht und euren Fang vergiftet, merkt ihr schnell, dass hier etwas so ganz und gar nicht stimmt. Je länger ihr also wach seid, umso mehr entwickelt sich euer Abenteuer zu einem Drogentrip, denn die Welt um euch herum verzerrt sich so stark, dass man nicht mehr weiß, was nun wirklich geschieht. Zudem bergen die verschiedenen Orte auch Monster, die ihr nicht mal eben so einfangen könnt. Längere Reisen fordern von euch außerdem deutlich mehr Aufmerksamkeit als andere. Daher gilt es herauszufinden, was es mit diesem unheimlichen Ort auf sich hat, denn auch die verschiedenen weiteren Charaktere, die ihr auf euren Reisen trefft, bleiben wortkarg und ihr müsst euch Informationen mühsam zusammensammeln. Allerdings bergen die großen Missionen auch nützliche Belohnungen, die ihr für andere Aufträge dringend benötigt. Deswegen solltet ihr nicht direkt aufgeben, wenn ihr auf einer Insel nicht direkt vorankommt.


Die unterschiedlichen Biome machen das Spiel zu einer runden Sache

© Black Salt Games Limited / Team17

Neben dem alltäglichen Angelgeschäft warten aber auch weitere, kleine Sammelaufgaben auf euch, die mal mehr und mal weniger Zeit in Anspruch nehmen. Auf der benachbarten Schwarzfelseninsel wartet beispielsweise ein Reliktsammler auf euch und überall im Meer schwimmen kleine Flaschen umher, die Tagebucheinträge beinhalten und mehr Licht ins Dunkle der Geschichte bringen. Zudem könnt ihr Bücher finden, die sich auf euren Reisen lesen lassen, um dadurch Boni freizuschalten, die euch zum Beispiel besseren Schutz vor Überfällen bieten. Außerdem steht euch eine Enzyklopädie zur Verfügung, die mit Einträgen der unterschiedlichen Fische gefüllt werden möchte. Hier werden auch sämtliche Anomalien der verschiedenen Arten festgehalten, sodass euer Sammeltrieb ebenfalls gefordert wird.


Die Grafik, die mich schon im ersten Trailer begeistert hat, ist großartig umgesetzt und man hat anhand des verwendeten Stils das Gefühl, als würde man ein Buch oder einen Film aus den 1920er-Jahren verfolgen. Durch die Musik und die unterschiedlichen Töne, die zum Beispiel beim Fang einer Anomalie ertönen, wird die unheimliche Atmosphäre unglaublich gut eingefangen. Und auch wenn die Dialoge nicht vertont sind, bekommt man doch einen guten Eindruck von den unterschiedlichen Charakteren, die man auf seinen Reisen antrifft. Zudem ist das komplette Spiel auf Deutsch übersetzt, wodurch es für unsereins deutlich zugänglicher wird. Das einzig Negative, das mir beim Spielen aufgefallen ist, sind zwar kleinere, aber auffällige Ladezeiten. Auch das Menü ist manchmal etwas umständlich zu bedienen. Gerade wenn man versucht, sein Lager zu sortieren, wären ein paar Kurzwahltasten hilfreich gewesen – allerdings ist das schon Meckern auf hohem Niveau. Ruckler oder ähnliche Bugs konnte ich keine feststellen und auch sonst läuft das Spiel flüssig und ohne jegliche Probleme.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Kerstin Steiner

Dredge ist so ein Spiel, das zunächst nicht nach viel aussieht, nur um dann beim Spielen nicht davon loszukommen. Es zieht einen regelrecht in einen Sog des gemütlichen Angelns, gepaart mit der Neugier und dem Entdeckerdrang, unbedingt herausfinden zu wollen, was sich hinter dem Nebel verbirgt und warum die Charaktere der Insel so einen zwiespältigen Eindruck machen. Denn das alltägliche Fanggeschäft rückt irgendwann in den Hintergrund, da man viel lieber auf das Aufdecken der Geheimnisse und das Lösen der Mission fokussiert ist. Dennoch bleibt das Angeln ein essenzieller Bestandteil des Spiels, da viele Aufträge nur durch Fangen weiterer Fische gelöst werden können. Durch die vielen Sammelaufgaben und Nebenmissionen bleibt man auch deutlich länger mit dem Spiel beschäftigt, als zuvor angenommen.
Mein persönliches Highlight: Die unheimliche Atmosphäre, die tolle musikalische Untermalung und das doch teilweise recht gemütliche Gameplay.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 7

  • AnimalM

    SR388 Cleaner

    Kommt auf die Liste. Danke für den Test :)


    EDIT: Oh, gerade gesehen, es gibt ja auch eine Demo. Nice.

  • headlaker

    Turmheld

    Klingt vielversprechend, kommt auf die Liste

  • Nanashi

    Turmheld

    Danke fürs drauf aufmerksam machen. Als Lovecraft Fan dürfte das Spiel was für mich sein

  • NicWir

    Turmknappe

    habe mich für die Switch Version entschieden, habe die demo am PC gezockt und bin echt zufrieden damit. Die Angst zu spät nach Hause zu fahren kommt echt gut rüber. Hoffe es gibt massenhaft viel zu fangen.

  • kaputten10

    Turmbaron

    Mir hat demo schon sehr gefallen und Lust auf mehr gemacht, werde mir wahrscheinlich die physische Version holen.

  • Cartman

    Turmheld

    Kann jemand zur Performance des Spiels auf Switch sagen? 30 FPS wären ok, aber hoffe auf volle Auflösung in beiden Modi.

  • iZen

    Turmheld

    Wird gekauft!!! Klingt spannend 8)