Der epische Abschluss einer JRPG-Saga

Jetzt wird es ernst für Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key. Nachdem ich bereits vor wenigen Wochen im Rahmen einer Vorschau in den Genuss des Spiels gekommen bin, hat es sich nun auf der Nintendo Switch offenbart. „Wenn die Nintendo Switch-Version mit einer ähnlichen Qualität erscheint, kann hier wohl von einem Spiele-Hit ausgegangen werden“, war mein Fazit aus diesem ersten Einblick und jetzt wird es Zeit, dass sich Ryza und ihre Freunde dem finalen Urteil stellen. Wie gut ist das Spiel auf der Nintendo Switch portiert und kann das Abenteuer Neulinge wie auch Fans der Serie begeistern? Ist es das bisher beste Atelier? Was sind die Schwächen der Produktion? Fragen über Fragen – lasst mich mit dem Schlüssel meiner Erfahrungen Licht ins Dunkle bringen.


Beim Anblick der Rasselbande kann einen schon die Nostalgie überkommen

© Koei Tecmo Games Co., Ltd.

Das Spiel Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key ist der dritte Teil der Atelier Ryza-Reihe aus dem JRPG-Franchise Atelier. Mit einigen Jahren Produktionszeit zwischen dem ersten Teil Atelier Ryza: Ever Darkness & the Secret Hideout und dem vorliegenden letzten Teil hat sich nicht nur technisch Einiges getan, sondern auch die Handlung ist graduell fortgeschritten. Wer sich mit dem vorigen Titeln entweder nicht beschäftigt oder bereits einzelne Teile der Handlung vergessen hat, darf sich über einen mehrminütigen, animierten Streifen freuen, der die wichtigsten Handlungsabschnitte von Teil 1 und dem zweiten Teil Atelier Ryza 2: Lost Legends & the Secret Fairy zusammenfasst. So wird gewährleistet, dass ihr auch als Neuling mit den Charakteren und ihrem finalen Abenteuer etwas anfangen könnt.


Im Zentrum der Handlung steht die namensgebende Alchemistin Reisalin Stout – Ryza genannt. Auf dem Weg des Erwachsenwerdens erlebte sie eine Vielzahl an spannenden Abenteuern, die alle im Sommer stattfanden. Dabei hat sie nicht nur entdeckt, dass sie Alchemie nutzen kann, sondern konnte diese Fähigkeit mit der Hilfe ihrer Begleiter verfeinern. So friedlich sich ihr zusammengefasster Werdegang auch anhört, war es in Wirklichkeit nicht: Aus der Welt der Dämonen strömen immer wieder Monster in ihre Heimat, was sie dazu zwingt, notfalls auch mit Gewalt den Frieden und Schutz ihrer Heimat Kurken Island und des ganzen Landes zu gewährleisten. Nach zwei großen sommerlichen Abenteuern scheint alles friedlich, bis plötzlich mit lautem Tumult eine kleine Inselgruppe vor der Küste von Kurken Island auftaucht und droht, das Leben auf der Insel zu beenden.


Aufgebaut durch Alchemisten, ist Kurken Island von alchemistischer Energie abhängig. Ryza hütet den Energiekern im Zentrum der Siedlung wie ihren Augapfel, aber die neu aufgetauchten Kark Isles sorgen dafür, dass der Kern instabil wird und die Insel in der See zu versinken droht. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem stoßen Ryza und ihre Freunde aus den vergangenen Teilen auf ein Geheimnis, das älter als die Geschichtsschreibung ist und die Weisheiten des Universums umfasst. Mit einem magischen, alchemistischen Schlüssel in den Fingern begibt sich Ryza auf ihre letzte große Reise und sprengt dabei alles, was wir bisher über Alchemie zu wissen geglaubt haben.


Der Aufbau des Spiels erinnert an Vorgänger, benötigt aber Zeit zur Entfaltung


Die Spielwelt ist in verschiedene Bereiche untergliedert. So findet ihr zu Beginn des Spiels die Region Kurken Island und Kark Isles oder auch die große neue Region Cleria, die unsere Helden auf der Suche nach einem Hinweis über die Kark Isles bereisen. Dabei fällt auf, dass die verschiedenen Regionen wie große abgeschlossene Welten aufgebaut sind. Statt aber in einer Art Open World zu agieren, befindet ihr euch auf einem übergroßen, abgesteckten Areal. Es ist also eher ein Kompromiss zwischen Dungeons und Open World. Ihr könnt eine große Region nahtlos durchkämmen, ohne lästige Ladezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Wechselt ihr die Region, dann wird ein Ladebildschirm gezeigt, der aber überraschend kurz zu sehen ist.


Bei diesem Monsterdesign wünscht man sich doch glatt ein paar Pokébälle

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Die Regionen haben verschiedene Wahrzeichen, die ihr besuchen solltet. Diese fungieren als Checkpoint, an die ihr euch jederzeit teleportieren könnt. Außerdem bieten sie eine weitere wichtige Mechanik in Bezug auf die Schlüssel, die wir weiter unten ordentlich erläutern. Besonders spannend sind die Wahrzeichen deshalb, weil sie im Zentrum eines Bioms stehen. Ihr werdet höchst unterschiedliche Orte erkunden: von kristallverhangenen Höhlen bis zu sonnigen Stränden oder ruhevollen Wäldern gibt es eine Menge Orte in diesem Abenteuer zu entdecken.


Das Spiel baut sich, wie die meisten Teile des Atelier-Franchises, so auf: Erkundung, Farming, Alchemie, Kampf und Handlung. Während die Handlung in Form von Dialogen und Quests keiner größeren Erklärung bedürfen, sind es das Alchemie- und Kampf-System, das den Kern und die Spannung des Spiels ausmachen. Während ihr durch die Weiten streift und mithilfe von verschiedenen Werkzeugen Material sammelt, werdet ihr auf Monster treffen, die keinen Hehl daraus machen, dass sie euch Böses wollen. Aus dem Pool einer Vielzahl von Charakteren wählt ihr sechs Kämpfer aus und begebt euch mit ihnen in eine Art rundenbasierten Kampf, der um Echtzeit-Elemente ergänzt wurde.


Von diesen sechs Charakteren sind lediglich drei aktiv am Kampf beteiligt, während die andere Hälfte als Back-up eingewechselt werden kann. Innerhalb des Kampfes gibt es verschiedene Leisten und Punkte zu beachten. Jeder Charakter und Gegner verfügt über eine kreisförmige Ladeleiste, die sich innerhalb eines kurzen Zeitraums und in Abhängigkeit des Geschwindigkeitswertes der Figur auffüllt. Ist diese Leiste voll, stehen verschiedene Aktion wie Angriff, Spezialangriff oder Item-Nutzung zu Verfügung. Mit einem Angriff können durch das mehrmalige Drücken der Taste und durch die Tastenkombinationen von Spezialangriffen, Kombos verursacht werden. Spezialangriffe benötigen jedoch AP (Angriffspunkte), die sich nur aufladen, wenn normale Angriffe eurer Party den Gegner treffen. Für das Ausführen von solchen Spezialangriffen erhaltet ihr dann sogenannte CC. Diese können dann genutzt werden, um Items wie heilende Medizin oder explosive Bomben zu nutzen. Es ist auch möglich, per Tastendruck nahtlos durch die Charaktere zu wechseln. Wenn sich etwa euer aktiver Charakter nicht bewegen kann, steuert ihr einfach den nächsten eurer Wahl. Nach dem Sieg in einem Kampf gibt es dann Items, Erfahrung und die einzig wahre Sache im Leben: Geld. Nicht, dass ich es in diesem Spiel je ausgeben musste, schließlich gibt es die gute alte Alchemie, die einen gut versorgt.


Eine Menge Entscheidungen müssen für ein ideales Produkt getroffen werden. Vor der Bestätigung lässt sich die Auswahl flexibel anpassen.

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Wenn ihr glaubt, dass ihr nach einem Höllenmarsch eure Füße hochlegen dürft, dann irrt ihr gewaltig. Der Tag einer Alchemistin beginnt früh und endet spät. Die unzähligen Materialien, die ihr gesammelt habt, werden mithilfe des alchemistischen Kessels umgewandelt. Dabei könnt ihr eine Vielzahl an verschiedenen Produkten herstellen. Wenn ihr euch für ein Produkt entschieden habt, das ihr synthetisieren möchtet, stehen euch unterschiedliche Slots offen, auf die ihr bestimmte Materialien eines bestimmten Typs (Pflanzen, Gestein, Kristalle, Tierprodukte) platzieren könnt. Wenn ihr eine höhere Qualität des Endprodukts erlangt oder den richtigen Elementartyp eines Slots befüllt, werden weitere Slots freigeschaltet. Jedes Produkt, das ihr erschafft, ist höchst individuell. Je nach Auswahl der Produkte oder welche Slots ihr füllt, können zusätzliche Attribute (Heilung, Werte-Buffs) den Gegenstand nicht nur in puncto Qualität und Verkaufspreis verbessern, sondern auch eine Vielzahl an wertvollen zusätzlichen Fähigkeiten freischalten, die bei Abenteuern oder im Kampf hilfreich werden können.


Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key reizt hier genauso wie die Vorgängertitel durch die geschickte Verknüpfung der Alchemie und dem Kampfsystem das Gameplay aus. Je durchdachter die Ausrüstung ist, die ihr durch Alchemie herstellt oder verfeinert, desto besser werdet ihr euch gegen Monster behaupten können. Dabei kann es sich nicht nur lohnen herumzuprobieren – es ist eine süchtig machende Pflicht, mit verschiedenen Materialien und Effekten zu experimentieren. Es reicht nicht aus, einmal eine geniale Waffe hergestellt zu haben. Da die Kämpfe immer härter werden, müsst ihr auch eure Ausrüstung anpassen. Hierbei zeigt das Spiel nicht nur eine ausgereifte Tiefe, sondern bietet auch eine ungeahnte Schwierigkeit. Wer nämlich schlampt oder zu faul ist zu sammeln und zu craften, wird schneller des Platzes verwiesen, als er Ryza rufen kann.


Altbekannte Mechaniken neu aufgeschlüsselt


Es wird Zeit, die namensgebenden Schlüssel von Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key gebührend einzuführen: Auf ihrer Erkundungsreise der Kark Isles wird Ryza telepathisch von einer unbekannten Entität angefunkt. Dabei kommt ihr ein Rezept in den Sinn, dass sie in ihrem Atelier direkt einmal ausprobieren möchte. Dabei entsteht ein wundersamer Schlüssel, der nicht nur Antworten auf viele Fragen liefert, sondern selbst im Zentrum vieler Fragen steht. Dem Mysterium der Kark Isles folgend, erlernt Ryza nicht nur die Nutzung dieses mächtigen Objekts, sondern wird zu einer Art Schlüsselmeisterin, mit einem Bund voller magischer Artefakte.


Bei so manchem Schlüssel deutet sich Ryzas Vorahnung bereits mit einem düsteren Grinsen an

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Die Fähigkeiten dieser Schlüssel zeigen sich überall im Spiel. Es gibt kaum eine Mechanik, in der Schlüssel keine essenzielle Rolle spielen. Die zuvor beschriebene Tiefe und Verknüpfung der einzelnen Gameplay-Mechaniken werden durch die Schlüssel ergänzt und bieten noch mehr Möglichkeiten. Dabei gibt es nicht nur die Gelegenheit, Schlüssel gewinnbringend einzusetzen, sondern in vielen verschiedenen Situationen selbst zu erschaffen.


Der erste von Ryzas erschaffene Schlüssel lässt sich als eine Art Universalschlüssel betrachten. Wenn ihr während der Erkundung auf ein Wahrzeichen stoßt, könnt ihr ihn damit verwenden. Es entsteht dann als Duplikat einen Phantom-Schlüssel, der sich an das Wahrzeichen anpasst. Der dadurch gewonnene Schlüssel wandert dann an euren Schlüsselbund und kann in verschiedenen Situationen sowohl im Kampf als auch der Erkundung der Spielwelt genutzt werden. Apropos Kampf: Auch in einem Kampf mit Monstern gibt es die Möglichkeit, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einen Schlüssel zu erschaffen. Diese Schlüssel wandern dann ebenfalls an den Schlüsselbund. Je nachdem welche Art von Monster ihr als Vorbild für diesen Schlüssel genutzt habt, kann dieser eine andere Form und einen anderen Effekt haben.


Aber was macht ihr jetzt mit einer Tasche voller Schlüssel? Im Kampf könnt ihr Schlüssel ähnlich wie Items nutzen. Je besser ihr mit euren Kameraden zusammen kämpft, erhöht sich euer Truppen-Level in einer Runde temporär. Auf Kosten dieses Levels könnt ihr einen davon aktivieren. Dabei kann er verschiedene Fähigkeiten bringen. Ein Schlüssel sorgt zum Beispiel dafür, dass ihr immer angreifen könnt, wohingegen ein anderer eure Angriffskraft erhöht. Wichtig ist, dass Schlüssel zwar eine gottgleiche Macht erschließen, aber gleichzeitig nur begrenzt aktiv sind. Sobald ihr einen davon aktiviert, habt ihr nur ein kurzes, wenige Sekunden andauerndes Zeitfenster. Ist die Zeit um, ist der Effekt futsch und der Schlüssel verliert seine Energie.


Dank der Macht der Schlüssel erscheinen die Waffen mit Energie durchtränkt – kein Monster ist jetzt noch sicher

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Während der Alchemie können bestimmte Schlüssel ebenfalls die Art eurer Arbeit revolutionieren. So habe ich sie unter anderem genutzt, um bestimmte Slots mit Elementarenergie aufzufüllen, um wiederum andere Slots freizuschalten. Manche Schlüssel können aber auch die Qualität des Ausgangsprodukts oder dessen Werte positiv beeinflussen. Pro Alchemie-Vorgang kann nur ein Schlüssel verwendet werden. Ihr müsst hier also mit Bedacht vorgehen, das ganze kann aber ein echter Game-Changer sein, wenn ihr euch damit ausgiebig beschäftigt.


Abgesehen von diesem Nutzen werden Schlüssel gebraucht, um bestimmte Orte in den Regionen betreten und erkunden zu können. Auch besondere Schatztruhen benötigen Schlüssel, um geöffnet werden zu können. Charaktere können durch das Ausrüsten eines Schlüssels ebenfalls von dessen Macht profitieren. Jeder Charakter hat einen Ausrüstungsslot, der speziell dafür vorgesehen ist. Jedes Exemplar vergibt dann verschiedenste Buffs für den Charakter. Dabei kann aber ein Schlüssel auch nur von einem Charakter getragen werden, was bedeutet, dass etwas Planung dazugehört, wenn man das volle Potenzial ausschöpfen möchte.


Der Höhepunkt ist aus meiner Sicht, dass ihre Mächtigkeit und Vielseitigkeit im Laufe der Handlung exponentiell zunimmt und so auch zeigt, dass Ryzas Kraft steigt und sie der Lösung ihres Kark-Isle-Problems näherkommt. Die vielseitige und umsichtige Nutzbarkeit dieser Schlüssel hebt diesen Titel von anderen Titeln dieser Reihe schwungvoll ab. Dabei ist es jedem selbst überlassen, wie und ob er diese nutzt. Wer aber Freude an verschiedenen Experimenten hat, wird sehr großen Spaß an dieser Mechanik finden.


Ein Must-Play für JRPG-Fans


Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key hat alles, was man sich von einem JRPG aus meiner Sicht wünschen kann: ein ausgereiftes Kampf-Gameplay, ein vielseitiges Craftingsystem, tiefgründige Charaktere sowie eine unterhaltsame und spannende Handlung. Damit ist das Spiel ein Must-Play für Fans von JRPGs.


Je höher die Erntefähigkeit oder die Ausrüstung ist, desto selteneres Material lässt sich sammeln

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Das Spiel versucht besonders einsteigerfreundlich zu sein, trotz der Tatsache, dass es der letzte Teil einer dreiteiligen Reihe ist. Dafür gibt es verschiedene, sehr ausführliche und nachschlagbare Tutorials oder auch die eingangs beschriebene Rückblende. Wirklich leicht wird es für Neulinge aber trotzdem nicht sein, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Der Grund hierfür liegt im Design der Welt selbst und wie die Geschichte darin erzählt wird. Besonders zu Beginn gibt es mit Kurken Island und dem Secret Hideout eine große Fläche zum Erkunden. In der Handlung wird man aber effektiv von einem Eck zum nächsten geschickt, wodurch 75 % der Karte zunächst unaufgedeckt bleiben. Mich als Kenner des Spiels hat es getriggert, während des anfänglichen Spielverlaufs nur einen Bruchteil der Welt gesehen zu haben. Auf Neulinge kann die riesige Welt dagegen einschüchternd wirken. Zwar lässt die Handlung alternative Pfade zu, aber es wird keine Motivation dafür geliefert. Da ihr zu Beginn noch recht schwach seid, kann es sogar sehr gefährlich werden. Die Tatsache, dass ihr nach der Einführung direkt in eine neue Region geworfen werdet, ist ebenfalls etwas unbefriedigend. Zwar wird in diesem Handlungsabschnitt schon mehr darauf geachtete, dass ihr sämtliche Teile der Region zu Gesicht bekommt. Aber auch hier wirkt es eher gehetzt als voll ausgekostet. Erst im Laufe der Spielzeit pendelt sich das Spiel ein und schafft eine sehr zufriedenstellende Erfahrung. Als Fan ist die Reise dorthin zwar holprig, aber unterhaltsam. Für Neulinge ist es dagegen wirklich steinig.


Die Spielwelt ist vollgepackt mit verschiedensten Monster, die zwar der gleichen Monsterklasse angehören, aber je nach Ort ein anderes Aussehen und Stärke aufweisen. Dadurch, dass die Kämpfe permanent herausfordernd sind und manchmal auch mehrere Minuten Zeit in Anspruch nehmen können, passiert es schnell, dass ihr einfach nur noch an den Monstern vorbeirennt, da sie den zeitlichen Aufwand nicht wert sind. Leider macht es das Spiel einem nicht leicht hochzuleveln, denn stupides Farmen verschwendet nur Zeit und der Ertrag ist denkbar gering. Natürlich gibt es stellenweise ein paar Tricks, die ihr vielleicht mit der Zeit herausfinden könnt, aber das Gleichgewicht fehlt. Ein Lichtblick ist die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad auf „leicht“ einzustellen. Das schwächt die Gegner etwas ab und gibt Neulingen zumindest die Chance, sich an das Pensum zu gewöhnen.


Die grafische Arbeit darf sich auf der Nintendo Switch sehen lassen. Bis auf kleinere Momente, wenn überreichlich Dinge auf dem Bildschirm passieren, zeigt sich das Spiel in einer stabilen Bildrate. Um die Grenzen der Nintendo Switch einzuhalten, haben die Entwickler eine Technik genutzt, die den Hintergrund verschwimmen lässt. Ich war bereits bei der Vorschau auf dem PC kein Freund davon und habe es in den Einstellungen abgeschaltet, auf der Nintendo Switch ist diese Option aber immer aktiv. Der Detailreichtum des Spiels ist sehr hoch, weswegen diese Option durchaus Sinn ergibt und Ressourcen gezielt schont, ohne die Qualität unnötig zu torpedieren. Im Laufe der Spielzeit habe ich mich an diesen Umstand gewöhnt. Besonders positiv fällt das Spiel im Handheld-Modus auf. Hier wirken die Details schärfer und stimmiger, als es auf einem Fernseher der Fall ist. Das Verschwimmen des Hintergrundes fällt im Handheld auch nicht so stark ins Gewicht. Wer also gerne in diesem Modus spielt, wird hier eine nahezu perfekte Unterhaltung finden.


Eine vielseitige Welt wartet auch im letzten Abenteuer auf Ryza und ihre Freunde

© Koei Tecmo Games Co., Ltd. Bildmontage: © ntower

Wie jedes Atelier-Spiel schmückt sich auch dieses mit extravaganten Kostümen, die den Charakteren mehr Tiefe verleihen. Glücklicherweise haben auch unwichtige Nebencharaktere ein ausgereiftes Kostüm erhalten. Absolut unwichtige NPCs sehen immer noch langweilig aus – ein Kritikpunkt aus der Rezension des zweiten Teils ist aber korrigiert: Die Personen laufen etwas flüssiger und die Gesichter sehen sauberer aus. Unangefochten ist hingegen die musikalische Untermalung: Wie es Fans der Reihe erwarten, gibt es wunderschöne, wie auch spannende und vielseitige Stücke zu genießen. Das Abenteuer bekommt so ein klassisches JRPG-Feeling. Dabei ist es mir häufiger passiert, dass ich an einem Ort mit schöner Hintergrundmelodie innehielt, um den Klang voll auskosten zu können. Die Stücke orientieren sich oft an den Liedern der Vorgängertitel, bringen aber auch genügend eigene Würze mit, sodass sie sich von den Liedern anderer Ableger gut abheben können.


Der größte Kritikpunkt der gesamten Produktion ist und bleibt die Lokalisierung, die schlichtweg nicht auf Deutsch vorhanden ist. Abermals werden deutsche Fans mit hochwertigen japanischen Stimmen abgespeist und müssen englische Untertitel hinnehmen. Das Problem ist bekannt: Schwieriges und sehr spezifisches Vokabular ist nicht spielerfreundlich und kann besonders Neulinge auf eine harte und frustrierende Probe stellen. Es hilft schließlich nichts, wenn die japanischen Stimmen mit höchster Qualität aufwarten, aber der englische Untertitel schwer verständlich bleibt. In unserem exklusiven Interview mit Producer Junzo Hosoi und Director Shinichi hatten wir die Thematik sogar explizit angesprochen, doch scheint diesbezüglich weiterhin keine Besserung in Sicht zu sein. Das verwehrt der Produktion aus unserer Sicht dann leider auch die Spitzenwertung.


Ungeachtet der Schwächen entpuppt sich Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key als ein süchtig machender Titel, der sowohl mit spannender Handlung als auch tiefergehenden Gameplay-Mechaniken zu glänzen weiß. Es ist den Entwicklern eindrucksvoll gelungen, das Spiel weiterzuentwickeln. Wenn man bedenkt, in welcher Geschwindigkeit Atelier-Spiele erscheinen, ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Schwächen der Franchise scheinen dem Entwicklerteam bekannt zu sein und werden schrittweise mit jedem neuen Titel optimiert. Ist es das beste Atelier aller Zeiten? Ich würde behaupten, nicht unbedingt. Es teilt sich in meinen Augen den Spitzenplatz mit Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream.

Unser Fazit

9

Geniales Spiel

Meinung von Simon Münch

Fans von Atelier muss ich wahrscheinlich nicht erklären, wieso sie dieses Spiel kaufen müssen. Allein, wenn ich sage, dass diese Produktion in vielen Facetten besser ist als der zweite Teil, macht es das zu einem No-Brainer. Fans von JRPGs ist dieser Titel durchaus zu empfehlen, auch wenn sie die ersten beiden Titel vielleicht noch nicht in den Fingern hatten. Die vielseitigen Charaktere und ihre Entwicklung im Laufe der Handlung, die weite Spielwelt mit verschiedeneren Themenbereichen und marginalen Ladezeiten und die verschiedenen Gameplay-Elemente sprechen eine deutliche Sprache. Ja, das Spiel hat seine Schwächen, die besonders auf dem Fernseher grafisch auffallen, und auch der Einstieg kann schwerfallen. Im Vergleich zu den bisherigen Produktionen oder anderen Spielen dieser Art muss sich Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key aber nicht verstecken. Im Handheld-Modus ist dieses Spiel besonders empfehlenswert, da dort alles schärfer aussieht. Wenn ich über die Wertung nachdenke, dann kann ich vom Herzen her eine 10 geben. Aber leider gibt es noch einen starken Kritikpunkt, der diese Bestwertung verwehrt. Solange nicht mindestens deutsche Untertitel dabei sind, ist das Spiel für eine breite Spielerschaft hierzulande uninteressant und bedeutet, dass mögliche Fans diese Perle der Spiel- und Erzählkunst wegen Sprachbarrieren verpassen. Zum Abschluss gibt es nur noch eines zu sagen: Ryza, ich danke dir, dass du mir dein Franchise gezeigt hast. Du bist jetzt erwachsen und stark geworden, als Alchemistin und als Mensch – sei stolz auf dich und deine Freunde, gehe deinen Weg und behalte stets deine Sommer im Herzen!
Mein persönliches Highlight: Die herausfordernden Kämpfe, verwoben mit dem ausgereiften Alchemie-System und der sich langsam entfaltenden Handlung

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Kommentare 20

  • 16-Bit-Fan

    Gamer4Fun

    Wurde mit dem ersten Teil schon nicht warm und habe deswegen den zweiten gar nicht angerührt. Ich glaube die Atelier Serie ist einfach nichts für mich. Ich habe den Hype darum nicht verstehen können, so sehr ich JRPG's auch mag.

    Freut mich aber für die Fans der Reihe das die Serie immer mehr Fahrt aufnimmt.

  • Ani-Ki_Switch

    Turmknappe

    Hmm...bin auch hin und her gerissen...

    Mein Problem ist: Diese Atelier-Games scheinen ungemein leicht zu sein, also null herausfordernd. Kann das irgendwer bestätigen?

  • Simon Münch

    Inselbewohner

    Mein Problem ist: Diese Atelier-Games scheinen ungemein leicht zu sein, also null herausfordernd. Kann das irgendwer bestätigen?

    Im leichtesten Schwierigkeitsmodus ist das Spiel nicht unbedingt herausfordernd. Aber ab der zweiten Schwierigkeitsstufe, die auch voreingestellt ist, können auch vermeintlich einfache Situationen schnell kritisch werden. Ich habe die aktuell schwerste Stufe nicht ausprobiert, da ich mich mit der normalen Schwierigkeit bereits ausreichend herausgefordert fühle. Es soll auch noch ein noch schwerer Modus folgen, was du hier nachlesen kannst: Koei Tecmo Games stellt Updates und DLCs für Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key vor

  • Flomo

    Turmbaron

    Wenn die deutsche Texte hätten alle wären sie gekauft .

  • Plok

    Ntower und Nintendolife mit einer 9 freue mich wenn es eintrudelt!

  • wonderboy

    Turmfürst

    Kein Deutsch - kein Kauf !

  • Ravenheart

    Turmknappe

    Sehr schöne Review, jetzt bin ich noch mehr gehyped. :love: Es ist schön zu lesen, dass der Autor genauso verzaubert von der Atelier-Serie ist wie ich.

  • Blackadder

    cuteness is justice

    Schöner Test! Retail lag heute schon im Briefkasten. Freue mich auf den Abschluss der Trilogie. <3

  • Chri1986

    Turmheld

    16-Bit-Fan


    Mir geht es genauso nur das ich es mit dem zweiten probieren wollte und ebenfalls absolut nicht warm damit wurde.

    Und das obwohl ich sonst von Xenoblade, Final Fantasy, Persona, Shin Megami, Tales of bis zu diversen SRPG's das Genre sehr gern habe.

    Irgendwie schade denn schön gemacht sind die Games definitiv.

  • BANJOKONG

    Zelda totk goty 2023!

    atelier ryza 1 habe ich schön entspannt durch gespielt.

    Atelier ryza 2 liegt noch bei mir rum und habe noch nicht richtig angefangen :rolleyes:

    atelier ryza 3 werde ich mir irgendwann holen .

    Vielleicht erst nächste jahr oder so !

  • Emilia

    "Solange nicht mindestens deutsche Untertitel dabei sind, ist das Spiel für eine breite Spielerschaft hierzulande uninteressant (...)" - Wir leben im Jahr 2023! Wieso kommt immer wieder dieser Punkt als Kritik?! Ich lernte Englisch bereits anfang der 2000er in der Grundschule und spielte auch damals einige Videospiele auf Englisch, da diese nicht auf Deutsch erschienen. Wieso stellt es jetzt 23 Jahre später ständig ein Problem für viele dar? - Einfach nur affig. Wer diese Weltsprache nicht beherrscht ist entweder 40+ oder verdammt faul.


    Ani-Ki_Switch

    Der Schwierigkeitsgrad ist anpassbar, sodass die Kämpfe interessanter werden, aber die Quests bleiben sehr simpel! Wenn du eine herausforderung suchst, ist die Atelier-Reihe nicht die richtige für dich.


    Ich spiele es seit gestern und finds wie die vorherigen Teile sehr entspannend. Meine bisherige Kritik: Das Spiel hing sich 2x auf, Ryza rennt etwas zu schnell beim Sprinten (ich renne immer wieder gegen etwas), Die automatische Kameraführung ist mies (kann man ausstellen!), abgehackte Bewegungen und immer noch keine Lippensynchronität. Eventuell könnte das Alchemie-System für Neueinsteiger schwer werden, die Erklärungen sind dürftig. Da ich allerdings schon viele Atelier-Games Spielte, stellt das für mich kein Problem dar...

  • Plok

    Ich bin 40+ und spiele es auf English???

  • Simon Münch

    Inselbewohner

    Einfach nur affig. Wer diese Weltsprache nicht beherrscht ist entweder 40+ oder verdammt faul.

    Also diese Kritik bleibt berechtigt. Bloß weil in Schulen Englisch unterrichtet wird, heißt das nicht, dass jeder das auch am Ende so anwenden kann. Ich empfinde es als sehr überheblich, eine solche Aussage über Leute zu treffen, die Probleme mit Sprachen haben. Es wird Gründe geben, wieso manche Schwierigkeiten haben. Selbst Leute, die gut Englisch können, haben eventuell nicht das Interesse, die Lust oder gar das spezifische Vokabular, um sich mit dem Titel zu beschäftigen. Das ist und bleibt ein Problem des Spiels und bleibt auch ein Kritikpunkt. Viele Spiele kleinerer Entwickler schaffen schließlich auch deutsche Untertitel.

  • Emydura37

    Turmheld

    Knapp an der 10 vorbei?! Das verstärkt mich nur noch mehr das Spiel zu holen :thumbup:

    Es sieht wirklich fantastisch gut aus und und ich freue mich schon das erste mal ein Atelier Game zu spielen :)

    Hoffe mal, dass mein Vokabular ausreicht um alles zu verstehen ;)


    @Emilia

    Nein,nicht jeder muss Englisch können

    Die meisten Leute können auch nicht wirklich gut Englisch und das ist auch völlig in Ordnung und hat nichts mit Faulheit zutun.

    Und es ist erst recht nicht affig, wenn jemand nicht perfekt englisch kann, Ich zum Beispiel hatte durchgängig gute Noten in meiner Schulzeit, aber ich verstehe trotzdem nicht alles was in einen Videospiel steht.

    Vielleicht solltest du das nochmal überdenken

  • Dennis RPGKING.FOREVER

    Meister des Turms

    Habe die Digital Deluxe Edition im Nintendo eShop schon vorbestellt,bei Teil 1 habe ich nach 10 Stunden ungefähr abgebrochen,bei Teil 2 bei über 20 Stunden,habe mir mehrere Test von den Teil 3 durchgelesen und damit steht es fest ich werde es Spielen freue mich schon auf Morgen 🙂

  • DerSchokoRitter

    Zu dumm, das einer dieser nette Leute nun einen solch derben Schnitzer geleistet hat und meinte, dass sie von Fan Service weg wollen.


    Karma ist ein Bumerang.

  • Ravenheart

    Turmknappe

    Koei Tecmo hat übrigens angekündigt, die Tiefenschärfe im Spiel nochmal für alle Plattformen zu überarbeiten. Hier soll es dann zeitnah ein update geben. Außerdem wird es Grafikeinstellungen auch für die Konsolen geben, was aber wohl noch etwas länger dauert.

    https://www.koeitecmoeurope.co…d_wWYslAPxoFuqzp8yveZtP50

  • Simon Münch

    Inselbewohner

    Ravenheart Oh das ist ja eine spannende Neuigkeiten. Da bin ich gespannt, wie sich das dann am Ende auf das gesamte Spielerlebnis auswirkt

  • The Hoff

    KITT, hol mich hier raus

    Einfach nur affig. Wer diese Weltsprache nicht beherrscht ist entweder 40+ oder verdammt faul.

    Affig sind eher solche Kommentare.


    Ich beherrsche Englisch, als Softwareentwickler habe ich da auch keine Wahl. Nur mag ich in meiner Freizeit lieber Spiele mit deutschen Texten spielen, Filme und Serien schauen oder Bücher lesen. Ist doch wohl meine Entscheidung, das hat weder etwas mit dem Alter noch mit Faulheit zu tun.


    Gibt ja auch genug Spiele mit deutschen Texten und überhaupt keine Grund auf Spiele zurück zu greifen, deren Publisher sich diese Mühe nicht geben, obwohl Deutschland inzwischen einer der größten Gaming-Märkte Weltweit ist, selbst bei JRPGs.