Das Völkerball-Fest ist angerichtet – und keiner kommt?

Videospiele haben wie kaum ein anderes Medium die Möglichkeit, eine epische Geschichte mit einer immersiven Erfahrung zu kombinieren. Den größten Produktionen stehen dabei mittlerweile Budgets zur Verfügung, die man sonst nur aus Hollywood kennt. Auf der anderen Seite gibt es Spiele, die einzig auf Entertainment aus sind und dafür gedacht, bei einem Spieleabend mit Freunden für einen gesunden Mix aus Spaß und Herausforderung zu sorgen. Eine ausgeklügelte Handlung oder eine prunkvolle Optik sind hierbei nur selten anzutreffen. Bei OddBallers handelt es sich um ein Spiel jener Kategorie. Hier hat sich Ubisoft dem einfach zu verstehenden Völkerball-Prinzip angenommen und versucht, es mithilfe einer albernen Optik und dem einen oder anderen Gameplay-Twist auf die Spitze zu treiben. Ob das gelungen ist, schauen wir uns nachfolgend an.


Wie Völkerball grundsätzlich funktioniert, ist vermutlich einem Großteil von Euch vom Sportunterricht bekannt: Zwei Teams stehen sich in zwei benachbarten Feldern gegenüber und mit einem Ball wird versucht, die Mitglieder des gegnerischen Teams durch Abwerfen auszuschalten. Wird ein Spielender vom Ball getroffen (und kann ihn daraufhin nicht fangen), muss dieser das Feld verlassen. Dadurch ist er aber noch nicht gänzlich ausgeschieden, sondern positioniert sich irgendwo um das gegnerische Feld und kann mit dem Ball noch aktiv ins Spielgeschehen eingreifen. So oder so ähnlich funktioniert auch OddBallers. Hier dient das Regelkonstrukt aber nur als Grundlage für allerlei absurde Abwandlungen.


Das Gerangel findet auf kleinen Feldern in unterschiedlichen Umgebungen statt

© Ubisoft Entertainment

Denn das „Odd“ im Titel des Spiels kommt nicht von ungefähr. In diesem reinen Multiplayer-Titel pfeffert ihr euch ebenfalls Bälle sowie alles, was euch sonst noch in die Finger kommt, um die Ohren. Das Ganze geschieht im Rahmen kleinerer Minispiele, in denen ihr innerhalb einer Spielrunde nacheinander antreten müsst. Die Spiele sind einsteigerfreundlich gestaltet, kommen also mit einer klaren Anweisung sowie einfachen Regeln daher, involvieren aber unabhängig von der eigentlichen Aufgaben quasi immer irgendwelche Wurfgeschosse. So gibt es zwar auch das klassische „Last Man Standing“, in anderen Minispielen dürft ihr aber auch Hühner und Fische fangen oder euch im Spielen von Blasinstrumenten üben. Letztgenanntes Spiel funktioniert beispielsweise so, dass zu Beginn der Runde ein Instrument in der Mitte des kleinen Spielfelds liegt. Die Aufgabe besteht darin, das goldglänzende Blech für einen gewinnbringenden Zeitraum erklingen zu lassen. Nach Ablauf des Countdowns stürzt sich also zunächst jeder auf das Instrument, nur um im Anschluss zu den Wurfgeschossen zu greifen, um den Trompetenspieler am Sieg zu hindern.


So oder so ähnlich spaßig chaotisch präsentieren sich die meisten Minispiele – gewisse Ähnlichkeiten zur großen Mario Party-Reihe sind dabei an der einen oder anderen Stelle nicht von der Hand zu weisen. Der Sieg eines Minispiels wird mit Punkten belohnt, wobei auch der oder die Zweitplatzierte häufig nicht leer ausgeht. Hat ein Spielender eine bestimmte Punktzahl erreicht, muss noch ein weiteres Spiel gewonnen werden, um die gesamte Spielrunde abzuschließen und die verdiente Trophäe in die Lüfte heben zu dürfen. Eine solche Spielrunde kann dabei vielfältig angepasst werden. So könnt ihr entscheiden, wie viele Punkte grundsätzlich benötigt werden und welche Minispiele überhaupt gespielt werden wollen. In einer Online-Lobby könnt ihr entscheiden, in einem 4- oder auch 6-Spieler-Modus durchzustarten.


Letzteres ist aber höchsttheoretisch zu betrachten. Denn das größte Problem von OddBallers scheint die Anzahl der SpielerInnen zu sein. Während meines Testzeitraums verliefen Suchen nach einem laufenden Spiel bzw. einer offenen Lobby stets ergebnislos. Nur wenn ich selbst einen Raum erstellt habe, kam es dazu, dass sich selten eine verlorene Seele dazugesellte. Und das alles trotz Crossplay-Funktion. Die restlichen offenen Plätze lassen sich zwar stets mit vom Computer gesteuerten Kontrahenten auffüllen, das sollte aber nicht der Anspruch sein – zumal die KI-Spieler meist nicht sonderlich gut sind und daher gerade in Team-Spielen eher als Klotz am Bein fungieren.


Nach Spielende gibt es den entscheidenden Treffer noch einmal in einer Zeitlupe zu sehen

© Ubisoft Entertainment

Ein nettes Detail ist wiederum, dass eure Spielfigur nicht gesichtslos ist, sondern euren Wünschen nach individualisiert bzw. mit verschiedenen modischen Accessoires ausgestattet werden kann. Zur Wahl stehen euch dabei eine entfernt an einen Menschen erinnernde Figur oder die mittlerweile fest zum Ubisoft-Universum gehörenden Rabbids. Diesen könnt ihr jeweils verschiedene Outfits inklusive Hüten und Handschuhen verpassen, was sich auch empfiehlt, denn ein auffälliges Auftreten erleichtert die Unterscheidung in wuseligen Spielrunden ungemein. Im Verlauf des Spiels lassen sich zudem weitere Kostüme freischalten. Dafür steht ein „Treuepass“ bereit, der wie ein klassischer Season Pass fungiert. Durch das Spielen erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die früher oder später einen Levelaufstieg ermöglichen, der mit entsprechenden Belohnungen versehen ist. Grundsätzlich ist solch ein Motivationsanreiz für reine Multiplayer-Spiele heutzutage sicherlich üblich, wirkt hier aber nichtsdestotrotz etwas deplatziert und bläst das ohnehin wenig intuitiv gestaltete Hauptmenü weiter auf.


Wenig nachvollziehbar finde ich wiederum ein Problem, das sich vermutlich durch die Veröffentlichung des Spiels auf mehreren Plattformen ergibt: So werden in Texteinblendungen und in allen Minispiel-Erklärungen die Tastenbelegungen fürs Hechten/Ausweichen sowie zum Greifen/Werfen vertauscht erklärt. Ja, der A-Knopf befindet sich bei Nintendo-Controllern seit jeher auf der rechten Seite und die B-Taste entsprechend unten – und ja, bei den Xbox-Controllern ist das genau andersherum. Man sollte aber davon ausgehen können, dass dieser Umstand auch Ubisoft bekannt ist. Das ist zum Glück nichts, was nicht durch ein einfaches Update behoben werden konnte, schade ist es aber dennoch und gerade für einen gelungenen Einstieg hinderlich.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Chris Holletschek

Im Kern macht OddBallers tatsächlich Spaß. Das Minispiel-Konzept gepaart mit dem schrulligen Aussehen und Verhalten der Spielfiguren schreit förmlich danach, den Titel bei einem geselligen Abend mit Freunden anzuwerfen. Leider funktioniert OddBallers aber auch nur in dieser Konstellation. Trotz Crossplay-Funktion gestaltet sich das Online-Spiel als schwierig, da schlicht keine Spielrunden, geschweige denn volle Lobbys zustande kommen. Da ist es zwar schön, aber nur wenig hilfreich, dass euch ein Treuepass zum Spielen animieren möchte. Die dabei erhältlichen Outfits sollten immerhin genutzt werden, um eure Charaktere durch individuelle Gestaltung leichter voneinander unterscheiden zu können. Technisch funktioniert der Titel auf der Nintendo Switch durch auffällige Ladezeiten zwar nicht ideal, aber zum Spielen ausreichend gut. Ärgerlich ist darüber hinaus die vertauscht erklärte Tastenbelegung. Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass ein Party-Spiel dieser Art zwar noch so gut sein kann, es lebt letztlich von der Spielerschaft.

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