Das Schicksal von Berkana liegt in eurem Blatt

Seit wenigen Wochen ist Ash of Gods: The Way für die Nintendo Switch und den PC erhältlich. Es handelt sich hierbei um ein Spin-off zu Ash of Gods: Redemption, welches seinerzeit aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit zu der „The Banner Saga“-Videospielreihe in der Kritik stand. Während die Optik nach wie vor an die besagte Serie erinnert, hat sich das Spielprinzip in Ash of Gods: The Way deutlich verändert. Das griechische Entwicklungsstudio AurumDust hat sich vom klassischen Taktik-Rollenspiel verabschiedet und setzt stattdessen auf ein strategisches Kartenspiel mit seichten Rollenspielelementen. In einer vom Krieg gezeichneten Welt entscheidet ihr mithilfe eures Kartendecks das Schicksal eures eigenen Volkes, indem ihr an blutigen Turnieren hinter feindlichen Linien teilnehmt. Ob der Ausflug in ein anderes Genre etwas taugt, erfahrt ihr hier.


Zwischen den Kapiteln dürft ihr euch kurze Zwischensequenzen ansehen. Leider wird der Cursor währenddessen nicht ausgeblendet.

© AurumDust

Ash of Gods: The Way ist kein Sequel zu Ash of Gods: Redemption. Das macht das Entwicklungsstudio in der dazugehörigen Produktbeschreibung auf der digitalen Vertriebsplattform Steam mehr als deutlich. Obwohl die beiden dasselbe Universum teilen, kann das Spin-off auch ohne jegliches Vorwissen vollumfänglich genossen werden. Ihr schlüpft darin in die Rolle von Finn, ein Waise, dessen Eltern im großen Krieg zwischen den benachbarten Völkern umgekommen sind und der nun unter seinem Ziehvater Eik ein Leben in Berkana genießt. Jahre später droht sich jenes verheerende Ereignis zu wiederholen und es liegt an euch, den Konflikt vorher aufzulösen. Hierfür werdet ihr in die Kunst des Kartenspiels „Der Weg“ eingewiesen. Hierbei handelt es sich um einen strategischen und mitunter blutigen Zeitvertreib, der auf dem gesamten Kontinent genutzt wird, um potenzielle Kriegsherren auszubilden. Mit eurem neuen Wissen, einer dreiköpfigen Truppe und einer falschen Identität bereist ihr die einzelnen Länder der Konfliktparteien und nehmt an brutalen Turnieren teil, um euch der Schlüsselfiguren der feindlichen Nationen anzubiedern – stets in der Hoffnung, die drohende Schlacht vorzeitig abwenden zu können.


Die mehrstündige Kampagne überrascht mit einer soliden Präsentation, spaßigen Charakteren und ihrer durchweg gelungenen Erzählweise. Zum Großteil wird die Handlung in vollständig vertonten Dialogen wiedergegeben, doch gelegentlich dürft ihr euch auch über kurze Zwischensequenzen freuen. Zudem scheut Ash of Gods: The Way nicht davor, euch das Zepter in die Hand zu drücken und folgenschwere Entscheidungen treffen zu lassen, die den Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflussen. Das Kartenspiel dient nicht nur der Spielmechanik, sondern wurde sinnvoll in die Handlung des Titels integriert, was es von vielen Genrekollegen abhebt. Der Schwierigkeitsgrad ist auf der mittleren von insgesamt drei Stufen – Story-Modus, Klassischer Modus und Schwieriger Modus – angenehm fordernd und kann jederzeit geändert werden, solltet ihr euch der Missionen nicht mehr gewachsen fühlen.


Aufgrund des anpassungsfähigen Regelwerks gleicht kaum eine Partie der anderen

© AurumDust

Spielerisch lässt sich „Der Weg“ nicht gerade leicht zusammenfassen, denn obwohl das Kartenspiel einem Grundgerüst an Regeln folgt, wird jenes Regelwerk in nahezu jeder Partie erweitert oder leicht verändert. Grundsätzlich dürft ihr pro Zug eine Einheiten- und eine Unterstützungskarte ausspielen. Eure Soldaten platziert ihr auf einem Spielfeld, welches in quadratische Kacheln unterteilt ist. An den gegenüberliegenden Enden stehen die Kommandanten der jeweiligen Parteien. Stürzt ihr den gegnerischen Kommandanten, habt ihr gewonnen, stirbt hingegen euer Kommandant, habt ihr verloren. Am Ende eines jeden eurer Spielzüge bewegen sich eure Einheiten bis auf wenige Ausnahmen automatisch in das feindliche Feld und greifen Gegner an, insofern sich diese in Reichweite befinden. Das ist zumindest der Grundgedanke von „Der Weg“.


Wie bereits angedeutet, variieren diese Regeln pro Partie. Doch keine Sorge! Vor jedem Scharmützel werdet ihr mit reichlich Informationen zum jeweiligen Regelwerk sowie zur Art des gegnerischen Kartendecks versorgt, sodass ihr euch halbwegs gut auf das bevorstehende Spiel vorbereiten könnt. Ein kleiner Überraschungsmoment bleibt jedoch immer. Solche chaotischen Faktoren sind Geschmackssache und lassen sich sowohl positiv als auch negativ bewerten. Jene zusätzlichen Regeln können in vielerlei Formen auftreten und sogar die Siegesbedingungen ändern. Mal hat euer Gegner bereits Einheiten auf dem Feld, ehe das Spiel beginnt, ein anderes Mal werdet ihr von zwei Seiten angegriffen und gelegentlich müsst ihr einfach nur eine bestimmte Anzahl an Zügen überleben. Das sind nur drei Beispiele aus der üppigen Auswahl an Zusatzregeln, die theoretisch sogar alle zusammen in einer Partie gelten können.


Spärlich animierte Charaktermodelle und eine vollständige Dialogvertonung werten die vielen Gespräche enorm auf

© AurumDust

Abseits davon führt ihr die eingangs erwähnten Dialoge, trefft mal mehr, mal weniger wichtige Entscheidungen und verwaltet eure Kartendecks. Diese könnt ihr nach Völkern trennen oder gemischt zusammenstellen. Einheiten der Bekaner besitzen beispielsweise eher ausgeglichene Werte, die Friser setzen auf Verteidigung und der Schwerpunkt der Geller liegt auf der Offensive, um mal drei der Völker zu nennen, die in „Der Weg“ eine Rolle spielen. Sowohl Einheiten- als auch Unterstützungskarten können aufgelevelt und somit verbessert werden. Hierfür benötigt ihr passende Punkte oder Gold. Beides erhaltet ihr durch siegreiche Duelle. Auch könnt ihr neue Karten beim ansässigen Händler kaufen, um euer Deck und dessen Strategie fortlaufend zu verfeinern. Ash of Gods: The Way bietet also alles, was das Deck-Building-Herz begehrt, und motiviert mit seinem fluiden Regelwerk zum vielseitigen Deckbau.


Optisch hat sich das Spiel im Vergleich zum vorherigen Titel kaum verändert. Freilich erinnert die Präsentation immer noch an ein The Banner Saga, doch hebt sich der Titel nun aufgrund des einzigartigen Spielprinzips deutlich mehr von der vermeintlichen Vorlage ab. In den Kartenduellen wechselt das Spiel in eine isometrische Perspektive und kann mit abwechslungsreichen, detaillierten Spielfeldern bzw. Arenen überzeugen. Um die vielen Dialogpassagen weniger statisch erscheinen zu lassen, schmückt man diese mit spärlich animierten Charaktermodellen der Gesprächsteilnehmer aus. Ein beliebter Kniff, um eine leichte Dynamik zu erzeugen, wo eigentlich keine stattfindet. Selbstredend läuft das Spiel sowohl im stationären als auch mobilen Betrieb der Nintendo Switch flüssig und fehlerfrei.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Felix Kraus

Ash of Gods: The Way ist eine tolle Einzelspielererfahrung mit einer spannenden Handlung, sympathischen Figuren und einer durchdachten Spielmechanik. Die chaotischen Faktoren werden nicht jedem Spieler bzw. nicht jeder Spielerin gefallen, tragen jedoch zusätzlich zum Abwechslungsreichtum der Kartenduelle bei. Das Ganze wird garniert mit einer gelungenen Sprachausgabe, die neben den spärlich animierten Charaktermodellen für eine angenehme Dynamik innerhalb der sonst so statischen Gesprächspassagen sorgt. Ash of Gods: The Way macht einen durchweg sauberen Gesamteindruck und eignet sich mit seinen regelmäßigen Speicherpunkten ideal für unterwegs. Optisch entschied sich AurumDust trotz der Kritik am vorherigen Titel nicht um, wodurch fälschlicherweise immer noch der oberflächliche Eindruck eines simplen Klons entstehen könnte. Liebt ihr strategische Kartenspiele und bastelt gerne an eigenen Taktiken und Decks, werdet ihr mit Ash of Gods: The Way vollständig auf eure Kosten kommen, insofern ihr dem mittelalterlichen Setting etwas abgewinnen könnt.
Mein persönliches Highlight: Das fluide Regelwerk und die daraus resultierende Abwechslung.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 2

  • Maluigi | Leon

    Moderator

    Das Spiel wird eventuell mal reduziert gekauft. Vielen Dank für diesen Test! :mario:

  • Ryo Hazuki

    Turmheld

    Vielen Dank für den Test! Schaue ich mir Mal genauer an. Ich fand eigentlich schon die Banner Saga interessant aber die war mir von der Stimmung irgendwie zu deprimierend muss ich sagen :D