Test zu To Hell With The Ugly - Nintendo Switch
Ein Genremix samt erfrischender Prämisse – das funktioniert!
Jetzt mal ehrlich: Wir Spieletester versuchen immer unser Bestes, um möglichst objektiv zu sein und jeden Titel so fair wie möglich zu bewerten. Doch als ich den Titel To Hell With The Ugly startete und mir das ARTE-Logo entgegenflimmerte, kam mir gleich ein Gedanke in den Sinn: Wird bestimmt so ein prätentiöses Kunst- und Design-Spiel ohne wirklichen Inhalt. Das Gute ist: Vorurteile können häufig schnell widerlegt werden – so zumindest in diesem Fall. Lehnt euch also entspannt zurück und lasst euch von uns erklären, wieso wir es hier mit einem interessanten und unterhaltsamen kleinen Genremix zu tun haben, der leider viel zu schnell vorbei ist.
To Hell With The Ugly – dessen Titel zumindest mich schon vor Spielstart mit der Augenbraue zucken ließ – kommt mit einer recht ungewöhnlichen Prämisse daher. Zeitlich ist der Titel im Los Angeles der 1950er angesiedelt. Ihr verkörpert den jungen Rock Bailey, dessen Äußeres mich leicht an die Cartoon-Figur Johnny Bravo aus den 1990ern erinnert und als äußerst attraktiv und charmant gilt. Rock ist sich dessen bewusst, lebt jedoch nach einer eisernen Regel, was Frauen angeht: Vor seinem 20. Geburtstag möchte er sich keinerlei Beziehung oder gar einem Schäferstündchen hingeben und so startet das Spiel in der Stamm-Bar seiner Clique, wo er sich bereits des einen oder anderen Flirts erwehren muss. Als er dann auch noch in den Hinterhof tritt, um frische Luft zu schnappen, wird er kurzerhand von Fremden überrumpelt, betäubt und verschleppt. Ohne zu viel von der Handlung vorwegzunehmen: Rock gelingt recht schnell die Flucht und von nun an schwört er, seiner Entführung sowie einem Mord, der damit in Verbindung steht, auf den Grund zu gehen.
Klingt nach einer ungewöhnlichen Handlung? Ist es auch, wobei die Geschichte niemals komplett ins Absurde abdriftet und in ihrem Rahmen stets nachvollziehbar bleibt. Dass Rock dabei letztendlich nicht nur einen Mordfall aufklärt, sondern auch einer weitaus größeren Sache auf der Spur ist, versteht sich dabei natürlich von selbst. Während eurer Nachforschungen trefft ihr auf eine diverse Schar an Charakteren, die euch zur Seite stehen oder als Antagonisten auftreten und von geerdet bis überzeichnet reichen. Sie alle haben gemein, dass sie innerhalb des leicht überzogenen Spielkonzepts mit passenden und überzeugenden Dialogen daherkommen. Die Handlung in Verbindung mit den einzelnen Charakteren war dann auch der Grund, wieso ich gerne bis zum Ende der Handlung gespielt habe, welches ebenfalls komplett anders war, als ich es mir vorgestellt hatte … aber wir wollen hier ja nicht spoilern.
Doch kann To Hell With The Ugly auch spielerisch überzeugen? Die Antwort darauf ist ein eindeutiges „Ja“ mit einem „aber …“ im Schlepptau. Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Titel um einen Mix verschiedener Genres. Den Großteil des Spiels steuern wir Rock in klassischer Point & Click-Manier durch verschiedene Bildschirme, wo wir Gegenstände aufsammeln und miteinander kombinieren und mit verschiedenen Charakteren reden können. Doch immer wieder wird das Spielgeschehen durch weitere Verflechtungen mit anderen Genres aufgelockert. Da wären zum einen die Rätsel- und Detektivpassagen, in denen ihr entweder in einem mehrstufigen Wimmelbild nach Hinweisen und Indizien suchen und Hinweise miteinander kombinieren müsst, oder ihr dürft mithilfe eines Telefonbuchs sowie einer Stadtkarte eine Person ausfindig machen, von deren Nachnamen es mehrere in Los Angeles gibt. Diese Art Rätsel sind allesamt nicht allzu schwierig, bringen aber gleichzeitig ein gehöriges Maß an Detektiv-Flair mit sich.
Aufgelockert wird das Ganze dann auch noch mit Kampf-Elementen. Ja, richtig gehört: Rock sieht nicht nur umwerfend aus, er kann auch gut austeilen. Dadurch kommt es immer wieder zu Konfliktsituationen, in denen ihr wie in einem klassischen Final Fantasy rundenweise Kämpfe austragt. Der kleine, aber nervige, Unterschied zum großen Vorbild ist hier, dass sowohl Angriff als auch Verteidigung in Form von kleinen Quick-Time-Events abgehandelt werden. Ihr müsst also zum richtigen Zeitpunkt eine eingeblendete Taste drücken, sonst verfehlt ihr euren Angriff oder ihr müsst beim Abwehren den vollen Schaden in Kauf nehmen. Zwar hat man den Rhythmus, in dem die Tasten gedrückt werden wollen, schnell raus, eine alternative Kampfmethode wäre allerdings wünschenswert gewesen. Immerhin: Solltet ihr allzu genervt von den Scharmützeln sein, lassen sich diese in den Optionen auch überspringen. Das wäre jedoch insofern schade, als dass sich die Entwickler doch sichtlich Mühe gegeben haben, euch eine gewisse Abwechslung und Herausforderung zu bieten. Ferner kann man die Stealth-Passagen auflisten, in denen ihr euch – völlig übertrieben „unauffällig“ – hinter Gegenständen verstecken, Wachen ablenken und euch ans Ende eines Gebietes schleichen müsst. Ein kleiner Wermutstropfen für mich war hingegen die Spieldauer: Die Handlung ist nach gut 5–6 Stunden vorbei – das ist für die Geschichte, die das Spiel erzählen will, auch absolut passend und daher spricht es wohl eher für den Titel, dass ich mir doch mehr gewünscht hätte.
Was von Anfang an sofort ins Auge sticht, ist die Optik des Spiels. Passend zum Setting der 1950er-Jahre kommt diese nämlich auch in einem für die Zeit passenden Cartoon-Look daher, bei dem die Farben Rot und Schwarz vorherrschen und so einen guten Kontrast bilden. Das ist, wie so oft, Geschmackssache, hat mir aber unglaublich gut gefallen. Untermalt wird das Ganze mit einem stimmigen, zeitgenössischen Soundtrack, der niemals aufdringlich wird und sich angenehm in den Hintergrund schmiegt. Freunde deutscher Lokalisationen können sich ebenfalls freuen: To Hell With The Ugly wurde komplett ins Deutsche übersetzt und bis auf einige wenige Stellen ist die Lokalisierung auch gut gelungen.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit