Test zu MotoGP 23 - Nintendo Switch

Der sechste Gang für die Nintendo Switch

Erneut steht in diesem Jahr eine Rennsportkarriere auf Zweirädern für uns auf dem Plan. Denn zum sechsten Mal erscheint ein Ableger der Rennbike-Simulation MotoGP von MileStone für die Nintendo Switch. Bei uns auf ntower wurden alle vorherigen Teile von je einem anderen Tester unter die Lupe genommen und dabei gab es sogar deutliche Unterschiede in den Wertungen. Das ist aber auch nicht ganz verwunderlich, denn im Vergleich zu einer gewissen Serie im Fußballsport mit seinen Legacy-Editionen speziell auf der Hybridkonsole bringt MotoGP tatsächlich stets Neuerungen, Verbesserungen und Optimierungen mit sich – ja, auch auf der Nintendo Switch bemühen sie sich darum.


Nehmen wir für den Anfang aber mal kein Blatt vor dem Mund und kommen direkt darauf zu sprechen, was ich mir sonst immer für das Ende aufhebe: MotoGP 23 ist auf der Nintendo Switch wahrlich kein Augenschmaus. Die Belichtung wird nur halbherzig einbezogen und die Texturen sind oft verwaschen. Bei Fotorealismus mittels Unreal Engine war das aber schon immer so ein Ding und dafür ist der Look mit seinen 30 FPS, Tendenz aber fallend, sogar schon „fast okay“, außerdem hatten bestimmte Vorgänger schon einen deutlich schlechteren Eindruck abgeliefert. Während diese Spiele von Natur aus auf leistungsstärkeren Konsolen besser aufgehoben sind, überrascht mich daher dennoch, wie gut sich die Simulation mit den einfließenden Aspekten auf der Hybridkonsole bewährt. Auffallend ist auch der deutsche Kommentator, der die Rennvorbereitungen, eventuelle Pitstops und die Ergebnisse kurz und knapp kommentiert – während des Rennens hat man ihm aber scheinbar den Mund zugeklebt.


Ladies and Gentlemen, start your engines

© Milestone S.r.l. / Dorna Sports S.L.

Im Fall von MotoGP sollte für den Motorrad-Rennsport bestenfalls ein gewisses Grundinteresse vorhanden sein. Etwas, dem es mir mangelt, doch für den Test soll das kein Hindernis sein. Denn wenn ihr glaubt, dass ihr das Spiel wie den Vierrad-Rennsimulator eures Vertrauens behandeln könnt, liegt ihr schneller im Kiesbett als ihr Mopex sagen könnt. Das fängt bereits mit der Kurvenlage an. Wer sich fünf Minuten mit Rennbike-Sport beschäftigt hat, wird wissen, dass die Fahrer meist keine vier Sekunden aufrecht fahren können. Gerade in Kurven „neigen“ sie dazu, den Asphalt zu küssen. Das ist für das Handling aber auch bitter nötig. Bei gerader Haltung könnt ihr lediglich die Spur korrigieren. Bevor ihr also tatsächlich lenkt, müsst ihr euch zunächst in die Kurve lehnen. Das zieht mit sich, dass man schon umso früher einlenken und vorab abbremsen muss, als es ggf. bei üblichen Rennsimulatoren der Fall ist.


Die klassische Steuerung des Spiels stellt für Anfänger daher eine heillose Überforderung dar, doch zum Glück gibt es Hilfsmittel, durch die jeder ins Spiel finden kann. MotoGP 23 führt diesbezüglich ein paar interessante Neuerungen ein. Erstmals hilft euch eine neurale KI bei der Steuerung des Motorrads – im Grunde handelt es sich dabei um eine verbesserte Art von typischen Fahrhilfen. In diesem Fall unterstützt die KI euch bei der Dosierung von Gas, Bremse und Lenkung, ohne dabei gänzlich die Kontrolle abzunehmen. Auch bei einer klassischen Steuerung, wo ihr prinzipiell alles selbst in die Hand nimmt, kann die KI noch eine kleine Beihilfe im Hintergrund leisten.


Vorne weich und hinten hart


Wie auch in anderen modernen Simulatoren gibt es verschiedene Faktoren, die die Leistung auf der Strecke beeinflussen. Die Einstellungen der Bikes erlauben vielseitige Anpassungen. Bremsen, Federungen und die Getriebeübersetzung sind nur ein paar Beispiele. Gelegenheitsspieler können diese Menüs aber größtenteils ignorieren und schauen stattdessen einfach auf die Bereifung. Denn da müsst ihr nicht mehr tun, als die Mischung des Vorder- und Hinterreifens zu bestimmen.


Start aus der Boxengasse. Die 7 im Hintergrund ist übrigens die individualisierte Fahrernummer.

© Milestone S.r.l. / Dorna Sports S.L.

Auch die Temperatur und die Wetterlage spielen eine Rolle. Es ist kein Geheimnis, dass die Fahrzeuge auf nasser Strecke deutlich an Haftung verlieren – in diesem Fall kann aber eine Regen-Reifenmischung etwas Abhilfe schaffen. Die Simulation von Nässe geht auch so weit, dass die stärker befahrenen Spuren trockener sind und so den Grip verbessern. Es lohnt sich also nicht nur für den Windschatten, falls dieser simuliert wird, in einer Linie hinter den Kontrahenten zu fahren.


Apropos Kontrahenten: Die CPU-Gegner merken sich innerhalb des Karriere-Modus genau, mit wem sie es zu tun haben. Sei es euer Verhalten auf der Strecke oder aber auch die Konversationen auf der MotoGP-Wall: Ihr beeinflusst eure direkten Beziehungen mit den anderen Fahrern. Tendiert diese zur Rivalität, macht ihr zwar direkter auf euch aufmerksam und holt mehr Ansehen ein, allerdings macht ihr euch die Rennen damit nicht leichter. Auch andere Faktoren werden von diesem System beeinflusst: Etwa, wie schnell ihr neue Bike-Komponenten freischaltet. Beginnend in der Moto3 baut ihr euch in euren ersten Rennen einen Ruf auf und absolviert die Rennen unter Vertrag. Schreitet ihr nach euren Meisterschaften voran, entscheidet ihr an bestimmten Wendepunkten, ob ihr in der aktuellen Klasse bleiben möchtet oder zu einer höheren aufsteigt: Moto2 oder die namensgebende MotoGP-Klasse. Das zieht natürlich ebenso Konsequenzen im Schwierigkeitsgrad mit sich. Überlegt es euch gut, bevor ihr letztlich auf der Strecke bleibt.


Abseits der Karriere gibt es noch ein paar weitere Einzelspieler-Modi. In Grand Prix oder Meisterschaften stellt ihr eure Fähigkeiten ohne Umwege oder langwierige Folgen unter Beweis. Der Zeitfahren-Modus ist wohl selbsterklärend. Auch Tutorials und eine Akademie mit speziellen Lektionen sind verfügbar. Der Multiplayer-Modus hingegen ist spärlich gehalten. Einen lokal geteilten Bildschirm sucht ihr vergebens und auch Online-Modi sind (noch) nicht aufzufinden. Die einzige Option ist das drahtlose lokale Spiel, wobei ein Raum mit bis zu acht Spielern, inklusive Host, gefüllt werden kann. Dem Host obliegen einige der üblichen Optionen, um das Rennen anzupassen.


Mit dem Fotomodus kann man spektaküläre Snappschüsse machen. Die Detailstufen verbessern sich aber nicht.

© Milestone S.r.l. / Dorna Sports S.L.

Zur Individualisierung eures Gefährts und des Fahrers sind ebenso Freiheiten wie auch Einschränkungen gegeben. Das klingt etwas komisch, ist aber offenbar wegen der Lizenzen erforderlich. MotoGP bringt offizielle Fahrer, Teams und Sponsoren mit sich. Bei den Fahreranzügen und den Bikes ist man daher größtenteils auf das vorgegebene Design mit jenen Marken beschränkt, lediglich die Nummer auf der Front des Vehikels und ein Sticker auf der Rückseite des Anzugs lassen sich anpassen. Dafür kann der Helm vollumfänglich editiert werden. Wird der erste Sticker platziert, machen sich aber leider wieder die technischen Einschränkungen der Nintendo Switch bemerkbar. Aber denkt daran, dass das Muster auf Vektorgrafiken basiert. Je nachdem, wo und wie sie angebracht werden, wird die Qualität gegebenenfalls wieder besser.


Hinter der Funktion steckt ein ebenenbasiertes Sticker-System, das pro Baustelle 1.000 Layer zulässt. Das klingt nach absurd viel, doch die Kapazität ist gut geeignet, um komplexe Designs und gar Artworks zu ermöglichen. Die Aufkleber entsprechen verschiedenen Grundmustern, Gradienten oder Motiven, die gefärbt, skaliert und gedreht werden können. Wer sich zufällig mit dem Muster-Editor der Forza-Serie beschäftigt hat, findet hier dasselbe Prinzip wieder.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Maik Dallherm

MotoGP 23 wird für mich abseits des Tests wahrscheinlich nur noch spärlich infrage kommen, aber dies ist zunächst meinen Präferenzen verschuldet. Tatsächlich hatte ich stellenweise meinen Spaß mit dem Spiel und respektiere die Mühen der Entwickler, die zur Verfügung stehenden Funktionen gegenüber den Vorgängern auch auf der Nintendo Switch zu erweitern. Leider verzeichnet diese Version für die Hybridkonsole dennoch einige Abstriche. Damit meine ich nicht nur die Technik, sondern auch den eingeschränkten Mehrspieler-Modus. Es wurde schon im Vorfeld vermittelt, dass die Nintendo Switch-Version nicht Crossplay-fähig sein wird. Doch dass ich den Online-Multiplayer gar zur Gänze vergebens suchen würde, hatte ich nicht erwartet.
Mein persönliches Highlight: Die Menü-Soundtracks sind super entspannend

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Auszeichnungen

MotoGP 23 hat von uns bisher keine Auszeichnung erhalten

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