Test zu Borderlands 3 Ultimate Edition - Nintendo Switch
Ein gelungener, wenn auch nicht fehlerfreier Port
Borderlands 3 erschien erstmals vor vier Jahren, am 13. September 2019, für Xbox One, PlayStation 4 und den PC. Der dritte Teil der beliebten Loot-Shooter-Serie aus dem Hause Gearbox Software entführt euch nicht nur in das staubige Ödland von Pandora, sondern auch auf andere Planeten, wo ihr im Wettlauf gegen die bösartigen Zwillingsgeschwister Tyreen und Troy Calypso nach Kammerschlüssel sucht. Die Prämisse unterscheidet sich also nur marginal von den Vorgängern, in denen ebenfalls verschiedene Parteien um den kostbaren Inhalt der rätselhaften Gewölbe streiten. Doch Borderlands 3 versucht gar nicht, ein anderes Spiel als seine Wegbereiter zu sein, und erweitert stattdessen schlicht das ohnehin gelungene Spielprinzip, für das die Reihe bekannt geworden ist. Nahezu alles ist größer, umfangreicher und fühlt sich besser bzw. fortschrittlicher an. Da verwundert es wohl kaum, dass die meisten Fans der Marke auch diesen Teil dankend in die eigene Spielebibliothek aufnahmen und dreistellige Spielzeitwerte anhäuften. Nun, vier Jahre später, kommen auch Besitzer/-innen einer Nintendo Switch in den Genuss der Gearbox Software-Produktion und können das nahezu vollständige Komplettpaket seit dem 6. Oktober 2023 zum fairen Preis von 59,99 Euro erwerben. Nachfolgend wollen wir aufklären, ob es sich bei Borderlands 3 Ultimate Edition um einen weiteren „Miracle Port“ à la The Witcher 3 oder DOOM Eternal handelt und wie das Spiel im Vergleich zu den vorherigen Ablegern abschneidet.
Borderlands 3 beginnt mit einer serientypischen Introsequenz, die in blutiger Manier die vier spielbaren Charaktere und das desolate Ökosystem von Pandora vorstellt. Wie üblich wählt ihr anschließend einen bzw. eine der vier Kammerjäger/-innen aus und startet ins Spiel. Habt ihr euch entschieden, werdet ihr vom raubeinigen Waffenhändler Marcus Kincaid in einem Bus zu eurem nächsten Auftragsort chauffiert, wo ihr das erste Mal unfreiwillig Kontakt zu eurer künftigen Gruppenanführerin Lilith aufnehmt. Die einst spielbare Figur aus dem Erstling und seitdem Serienveteranin erklärt euch, dass die ehemals unabhängigen Psychos (die wahnsinnigen Ganoven der Länder von Pandora und Zierde der verschiedenen Spiele-Cover) nun einem Kult, den Kindern der Kammer, angehören und dem zerstörerischen Befehl der Calypso-Zwillinge, Tyreen und Troy, folgen. Das hat natürlich negative Auswirkungen auf das Gleichgewicht Pandoras, denn wo sich die Banditenklans vorher noch gegenseitige bekriegt und somit dezimiert haben, treten sie nun als geschlossene Einheit auf, was den herrschenden Geschwistern im Rennen um die Kammerinhalte einen entscheidenden Vorteil verschafft. Eure Aufgabe ist daher, eine Balance zu schaffen und so die Chancengleichheit wiederherzustellen, um dem mächtigen Duo die Stirn zu bieten.
Je nach Spielweise und Berücksichtigung der vielen Nebentätigkeiten könnt ihr das Hauptspiel in 25 oder 50 Stunden abschließen. Die Geschichte lebt dabei vor allem von ihren kuriosen Charakteren, die sich aus Neuzugängen und Serienlieblingen zusammensetzen. Nicht nur begegnet ihr vielen alten Kammerjäger/-innen, sondern auch Figuren aus dem „Telltale Games“-Spin-off Tales from the Borderlands, was gerade Fans sehr freuen wird. Doch auch sonst ist die Handlung solide, sorgt für Spannung und lädt häufig zum Schmunzeln ein, denn auch der teils derbe, infantile Humor der Reihe ist wieder einmal prominent vertreten. Obwohl die neuen Bösewichte nicht ganz an den charismatischen Handsome Jack heranreichen, der sein hasserfülltes Wesen in Borderlands 2 zur Schau stellte, weiß die freche, arrogante Art des diabolischen Gespanns zu gefallen und kann sogar den ein oder anderen widersprüchlichen Sympathiebonus einstreichen. Pro DLC, es sind sechs an der Zahl, könnt ihr noch einmal drei bis sechs Stunden Spielzeit hinzurechnen. Habt ihr Borderlands 3 einmal durchgespielt, habt ihr außerdem Zugriff auf den sogenannten „True Vault Hunter“-Modus, der euch nochmals die Geschichte mit eurem bestehenden Charakter erleben lässt und ein paar neue Herausforderungen bietet. Borderlands 3 Ultimate Edition ist also auch in der Nintendo Switch-Version ein äußerst umfangreicher Titel mit etlichen Stunden Spielspaß.

Maya trat erstmals in Borderlands 2 auf und steht euch auch in diesem Abenteuer tatkräftig zur Seite
© Gearbox
Hinsichtlich des Spielprinzips orientiert sich Borderlands 3 an der erfolgreichen Formel seiner Vorgänger. Es wird also haufenweise Zeug über den Haufen geballert, Erfahrungspunkte sowie Beute eingestrichen und schrittweise der eigene Talentbaum ausgebaut. Borderlands wurde seinerzeit nicht ohne Grund als „Diablo mit Schusswaffen“ umschrieben, denn der Sucht- und Sogfaktor ist definitiv derselbe. Ihr werdet förmlich mit Gegenständen überschüttet, die mittels Farbcode auch sofort preisgeben, ob sie etwas wert sind oder eben nicht. Während weiße Objekte einzig am Anfang Relevanz haben, fokussiert man sich doch recht schnell auf violette (epische) und vor allem gelbe (legendäre) Gegenstände, die anders als ihre weißen Modelle zusätzliche Eigenschaften besitzen, welche eure Schadenswerte nochmals nach oben treiben und die abgedrehte Kammerjagd somit noch schöner gestalten. Eure Spielfigur kann dabei insgesamt vier Waffen, ein Schild, eine Granat- sowie Klassen-Mod und ein Artefakt tragen. Es wollen also allerlei Werte verglichen und Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgestellt werden. Jedoch sind minutiöse Analysen nicht unbedingt vonnöten, möchtet ihr einzig die Geschichte genießen und nicht allzu tief ins Endgame einsteigen.
Um den Glückshormonspiegel aufrechzuerhalten, müsst ihr die verschiedenen Umgebungen erkunden, Aufträge abschließen und Gegner töten. Gerade Letzteres macht aufgrund der stark überarbeiteten Shooter-Mechanik besonders viel Spaß. Die war in den vorherigen Teilen eher Mittel zum Zweck als tragendes Spielelement. In Borderlands 3 fühlt sich die Handhabung der verschiedenen Schusswaffen einfach ... richtig an. Die Steuerung ist präzise, die Intensität der Zielhilfe auf den Punkt und das Feedback eurer Waffe nachvollziehbar. Gute Treffer werden zudem mit Blutfontänen und teils klebrigen Explosionen belohnt. Das gehört zu Borderlands einfach dazu, allerdings nicht in die Hände minderjähriger Spieler/-innen. Auch könnt ihr nun auf euren Knien rutschen, wenn ihr während des Sprints die Taste zum Ducken betätigt, und Kanten greifen, um eine erhöhte Position einzunehmen. Wo das Erste einzig den Spaßfaktor bei der Fortbewegung hebt, bietet das Klettern auch einen spielerischen Vorteil, da ihr euch so einen besseren Blick auf das Schlachtfeld verschaffen und Feinde deutlich schneller auf hochgelegene Stockwerke folgen könnt.
Apropos Fortbewegung, die findet nicht nur zu Fuß, sondern auch in verschiedenen Vehikeln statt, die mit freischaltbaren Teilen, Lackierungen und anderen Modifikationen angepasst werden können. Die Fahrzeuge unterscheiden sich dabei in Größe sowie Handling und eignen sich jeweils für unterschiedliches Terrain. Der Outrunner ist ein wendiger Wagen mit einem Sitzplatz und fährt sich besonders gut in kahlen Wüsten, wie das Ödland von Pandora. Der Cyclone ist die wohl leichteste, schnellste Option und dank seiner geringen Größe in urbanen Gebieten mit vielen Hindernissen zu empfehlen. Abschließend wäre da noch der Technical, der mit vier Sitzplätzen ein echter Mannschaftswagen ist und vor allem in vollen Multiplayer-Lobbys Verwendung findet. Im beiliegenden DLC Bounty of Blood könnt ihr überdies das Jetbeast freischalten, eine Art schwebendes Motorrad, das entfernt an die Speeder Bikes aus dem „Star Wars“-Franchise erinnert. Zwar haben alle Fahrzeuge ihren Nutzen, spielen im Gesamtpaket allerdings eher eine untergeordnete Rolle und dienen nahezu rein der Distanzüberbrückung. Wollt ihr übrigens die Steuerung für euren fahrbaren Untersatz ändern, könnt ihr das fortan auch tun. Denn Borderlands 3 zwingt euch nicht ein bestimmtes Schema auf und lässt euch zwischen vier Optionen wählen, von denen eine mit Sicherheit eurem Geschmack entspricht.
Wo das Gameplay in Sachen Vielfalt eher einfach gestrickt ist, kann die Spielwelt diesbezüglich überzeugen. Anders als in den vorherigen Ablegern bewegt ihr euch in Borderlands 3 nicht nur auf einem Planeten, sondern besucht gleich mehrere Himmelskörper, die allesamt mit eigenen Schauwerten daherkommen. Erklärt wird das Ganze mit eurem neuen Rückzugsort. Wo ihr zuvor eure Quests aus einer kleinen Siedlung oder einer fliegenden Stadt abgeholt habt, bemannt ihr in Borderlands 3 ein riesiges Raumschiff, die Sancturay III. Darin fliegt ihr mit eurer Entourage durch den Orbit an die verschiedensten Orte, darunter das altbekannte Pandora, der Stadt-Planet Promethea, das sumpfige EDEN-6 und die idyllische Tempellandschaft auf Athenas. Die Schauplätze machen allesamt Spaß und beherbergen jeweils eigene Herausforderungen und Gefahren. Trotz der eng abgesteckten Areale fühlen sich die Orte wegen ihrer tollen Aussichten groß an. So laden ansprechende Skylines, imposante Heiligenstätten oder schlicht gigantische Gebirge in der Entfernung zum kurzen Verweilen und Staunen ein. Auch präsentieren sich die Schauplätze mitunter sehr detailverliebt und sorgen mit ihrer farbenfrohen Darstellung für eine satte, reichhaltige Präsentation ... die einzig von der Technik eingeschränkt wird.

In Borderlands 3 Ultimate Edition wird immer und überall gekämpft – hier auf einer Raumstation
© Gearbox
Wie ihr seht, handelt es sich bei Borderlands 3 um ein gelungenes Spiel, dass gerade Fans des Genres oder der Vorgänger gefallen dürfte. Doch wie schaut es mit der Umsetzung auf der Nintendo Switch aus? Erreicht diese dieselbe Qualität wie die sogenannten „Miracle Ports“ von DOOM Eternal, The Witcher 3, Dragon Quest XI oder NieR:Automata? Nicht ganz – und das hat seine Gründe. Borderlands 3 Ultimate Edition ist keinesfalls ein schlechter Port und kann auch auf der Hybridkonsole einen Großteil seines Spielspaßes entfalten, doch es gibt einige Bereiche, die negativ ins Auge stechen. Da wäre beispielsweise der beschnittene Multiplayer-Modus. Nicht nur müsst ihr auf den beliebten Couch-Coop verzichten, auch im Online- bzw. lokalen Modus der Nintendo Switch wurde die Lobby-Größe von vier auf zwei verringert. Das ließ bereits vorab viele Fans zurecht aufschreien, war das gemeinsame Umherstreifen doch schon immer ein Verkaufsargument für die Reihe. Auch optisch hätte die Umsetzung hier und da noch ein bisschen mehr Liebe vertragen können. So wirken gerade Figurenmodelle stark vereinfacht und etwaiger Körperschmuck, wie Tätowierungen, wurde in matschigen Pixelbrei verwandelt. Auf die Umgebungen wirkt sich der Einschnitt ebenfalls aus, doch längst nicht so offensichtlich. Dort finden sich z. B. gelegentlich harte, unnatürliche Texturenübergänge oder von der Lichtstimmung unbeeinflusste Objekte, die sich wie Fremdkörper in ihrer Umwelt anfühlen. Wo bei den „Miracle Ports“ alle grafischen Bereiche gleichermaßen auf das Level der Hybridkonsole angepasst wurden und so ein stimmungsvolles, homogenes Gesamtbild ergeben, wirkt Borderlands 3 Ultimate Edition weniger sorgfältig auf das schwächere Gerät angepasst.
Das zeigt sich auch in der instabilen Bildrate, die leider ohne Begrenzung daherkommt und somit zwischen 25 und 50 Bildern pro Sekunde schwankt. Zwar verringert sich hierdurch die Eingabeverzögerung, jedoch fühlt sich Borderlands 3 Ultimate Edition aus diesem Grund niemals richtig flüssig an und die mitgelieferte Bewegungssteuerung erweist sich dadurch als nutzlos. Zudem scheint die Gegner-KI gelegentlich nicht mehr mitzukommen, wodurch die Widersacher in solchen vereinzelten Fällen zu simplen Zielscheiben verkommen. Besonders ärgerlich sind allerdings die seltenen Aussetzer in manchen Quest-Reihen, die zu starken Verzögerungen in der Event-Auslösung oder zu unschaffbaren Zwischenzielen führen können, weil irgendein zu tötender Gegner mal wieder vom Level verschluckt wurde. Das ist alles nichts, was sich nicht mithilfe von nachträglichen Patches beheben ließe, zum aktuellen Zeitpunkt aber dennoch frustriert und Borderlands 3 Ultimate Edition den Aufstieg zum Olymp der „Miracle Ports“ verwehrt.
Unser Fazit

7
Spaßgarant