Test zu WarioWare: Move It! - Nintendo Switch
Urlaub im Mikrospiele-Paradies
Die Bande aus Diamond City ist zurück! Wario und seine Freunde erleben ein neues, durchgeknalltes Abenteuer in WarioWare: Move It!, welches ab dem 3. November exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich sein wird. Anders als WarioWare: Get It Together! vor zwei Jahren ist im neuen Ableger voller Körpereinsatz gefragt, wenn ihr die Joy-Con-Controller schwingt, dreht und … manchmal sogar loslasst – aber bitte nur mit angelegten Handgelenkschlaufen! Das Spiel orientiert sich dabei klar am Wii-Ableger WarioWare: Smooth Moves, welcher von einigen Fans – einschließlich mir – als bester Serienteil gehandelt wird. Entsprechend groß war die Vorfreude auf all die neuen Absurditäten, welche mir in den über 200 Mikrospielen von WarioWare: Move It! begegnen sollten – und ich wurde nicht enttäuscht. Wieso der Partytitel aber dennoch einige Wünsche offen lässt, das möchte ich euch im Laufe dieses Testberichts näherbringen.
Nach so vielen Strapazen hat sich die „WarioWare, Inc.“ einen Urlaub nun redlich verdient
© Nintendo
Zuerst einmal ein paar Worte zur Story, die gewohnt zweckmäßig ist: Wario gewinnt eine Urlaubsreise für sich und seine Freunde, wodurch sich die Belegschaft von „WarioWare, Inc.“ schon bald auf der Pati-Pati-Insel wiederfindet. Und wo Wario ist, da ist Ärger nicht fern. Kaum angekommen verscherzt er es sich mit den Einheimischen und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Im Story-Modus durchlauft ihr in bekannter Manier kleine Sub-Storys der einzelnen Charaktere aus dem WarioWare-Universum. Von Mona über Young Cricket bis Ashley sind die meisten vertrauten Gesichter mit dabei. Ernüchternd ist aber, dass manche Figuren lediglich eine Nebenrolle spielen. Dadurch erreicht das Spiel nur eine durchschnittliche Menge an Sub-Storys. „Nur“, weil hier meiner Ansicht nach durchaus mehr möglich gewesen wäre. So, wie es ist, werdet ihr zum Durchspielen etwa zwei Stunden brauchen. Wenn ihr alle Boni freischalten wollt, von denen es nicht viele gibt, dann könnt ihr noch zwei bis drei Stunden dazurechnen.
Diese verhältnismäßig kurze Zeit wird allerdings mit viel Freude und Gelächter gefüllt sein. Das fängt schon bei den animierten Intros und Outros jeder Sub-Story an, welche derart liebevoll gestaltet sind, dass man sich einen ganzen Cartoon in der Art wünscht. Seid ihr dann einmal im Geschehen drin, erlebt ihr den gewohnten WarioWare-Wahnsinn. Mikrospiele am laufenden Band, bis ihr ein Boss-Spiel erreicht, welches das Ende einer Sub-Story markiert. Verliert ihr alle vier Leben, erhaltet ihr hier neuerdings während des Story-Durchlaufs die Chance auf Wiederbelebung, sofern ihr eine vorgegebene Pose nachstellen könnt.
Das ikonische Popel-Mikrospiel darf traditionell nicht fehlen. Hier dienen die Arme als „Popelfinger“.
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Versucht ihr einen Spiele-Mix nach dem Absolvieren erneut, dürft ihr ihn quasi endlos spielen und auf diese Weise neue Mikrospiele sowie höhere Schwierigkeitsgrade entdecken, bis ihr mit dem ansteigenden Tempo nicht mehr Schritt halten könnt. Das lohnt sich in WarioWare: Move It! umso mehr, strotzen die Mikrospiele nämlich nur so vor Einfallsreichtum. Jedem Mikrospiel liegt eine bestimmte Haltung zugrunde, die ihr zum Start einnehmen sollt. Danach muss aus dieser Pose heraus die passende Aktion ausgeführt werden. Hierin findet sich die besondere Würze, da die Entwickler durchaus mit euren Erwartungen spielen und Konzepte auf den Kopf stellen.
Für die „Ritterschwert“-Haltung stapelt ihr die Joy-Con-Controller senkrecht übereinander, als würdet ihr ein Schwert halten. Ein Mikrospiel tauscht euer imaginäres Schwert jedoch mit einer Pfeffermühle, die ihr logischerweise nicht schwingen, sondern in entgegengesetzte Richtungen dreht, um sie zu bedienen. Auf ähnliche Weise nutzt ihr in der „Bogenschützen“-Haltung einen Queue beim Billard oder verwandelt das gedachte Seil der „Tauziehen“-Haltung in eine Gießkanne oder eine Lanze. Hat man diese überraschenden Wendungen durchblickt, stellt sich ein zufriedenstellender „Aha!“-Moment ein.
Bei manchen Mikrospielen ist es zusätzlich vonnöten, Knöpfe zu drücken oder gar die Controller loszulassen. Wann und wie, dies müsst ihr kontextabhängig selbst herausfinden. Einer meiner Favoriten ist dahingehend ein Mikrospiel der „Ablegen“-Haltung. Dabei legt ihr die Joy-Con auf den Boden und bekommt eine Wasserleitung mit undichten Stellen präsentiert. Praktischerweise sehen Teile der Leitung genau so aus wie die Controller, die vor euch liegen. Ihr löst das Mikrospiel also, indem ihr die Stellen zuhaltet, will heißen die Knöpfe gedrückt haltet, aus denen das Wasser schießt. Auch da hat es wieder „Aha!“ gemacht.
Haltungen werden euch bei der ersten Begegnung anhand alter Inselmythen erklärt. Na, ob die wohl wahr sind?
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Ohne Frage ist nicht absolut jedes Mikrospiel ein Überflieger. Manche sind vielleicht nicht intuitiv genug, andere funktionieren technisch nicht ganz sauber. Den größten Lapsus hat man sich meiner Meinung nach aber mit der „Hand im Blick“-Haltung geleistet. Hierbei greift ihr den rechten Joy-Con-Controller so, dass die Infrarot-Kamera auf eure jeweils andere Hand gerichtet ist. Mikrospiele nutzen nun etwa die Distanz zur Hand als Steuerelement, was so weit ganz gut funktioniert. Wenn die Kamera aber Formen erkennen soll wie für Schere-Stein-Papier oder Zählaufgaben, dann ist das alles andere als zuverlässig und sorgt für Frust.
Der Ärger hält jedoch nicht allzu lange, wenn ihr gemeinsam Spaß habt. WarioWare: Move It! ist ganz klar auf den Mehrspieler-Modus ausgelegt und bietet einige äußerst interessante Spielideen, bei denen das Gameplay sogar über den Bildschirm hinaus geht. Im Modus „Spiegelgefährten“ schaut ein Spieler – ohne Controller – den Bildschirm an und gibt die Bewegungen zur Lösung des Mikrospiels vor. Ein zweiter Spieler – mit Controller – dreht sich vom Bildschirm weg und muss versuchen, zum Spiegelbild des anderen zu werden, um das Mikrospiel schließlich zu bestehen. Ein garantierter Hit für Partyabende.
Ähnlich clever ist „Wer spielt denn da?“, ein 2-gegen-2-Modus, bei dem je ein Spieler wirklich spielt und ein anderer nur so tut, als ob. Welches Team es öfter schafft, den gegnerischen Schauspieler herauszufinden, gewinnt. In „Ärztlicher Rat“ hingegen gibt euch ein dubioser Doktor eine zusätzliche Aufgabe, während ihr ein Mikrospiel angeht. Dies reicht von bestimmten Posen oder Grimassen bis hin dazu, das Spiel zu kommentieren. Ob ein Spieler den Rat gut befolgt hat, entscheiden die anderen Spieler anschließend durch Winken. Da dies ungenau und leicht zu manipulieren ist, fand ich diesen Modus nicht so gut durchdacht.
In den Party-Modi finden sich zum Teil auch exklusive Mehrspieler-Mikrospiele. Wer kann am schnellsten das Klopapier abrollen?
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WarioWare: Move It! bietet allerdings auch Modi der eher klassischen Sorte. Beim „Kosmo-Wettlauf“ handelt es sich um ein abgespecktes Mario Party, bei dem ihr durch Mikrospiele möglichst viele Punkte sammeln und die Ziel-Rakete erreichen müsst. Die „Medusa-Schleicherei“ stellt dagegen einen nervenkitzelnden Mikrospiel-Marathon dar, bei dem ihr aufmerksam sein und sofort stillhalten müsst, sobald sich Medusa zu euch umdreht, selbst mitten in Mikrospielen. Mögt ihr es lieber ohne großen Schnickschnack und wollt euch bloß gegenseitig messen, dann ist der „Ausscheidungskampf“ genau das Richtige für euch.
Darüber hinaus lässt sich der Story-Modus zu zweit spielen und verbirgt sogar ein paar exklusive Zweispieler-Modi wie „Perfekte Harmonie“, „Wechselspannung“ oder „Duell“. Hier geht ihr jeweils kooperativ, abwechselnd oder kompetitiv vor und versucht euer Bestes bei Mikrospielen. Wie viel Wert ihr aus den Mehrspieler-Möglichkeiten zieht, hängt davon ab, wie viel Spaß eure Mitspieler am WarioWare-Prinzip haben und wie tolerant sie gegenüber Repetitivem sind. WarioWare: Move It! ist, wie schon seine Vorgänger, sicher nichts, was man stundenlang spielt, aber doch hin und wieder für eine Gaudi gut.
Unser Fazit
7
Spaßgarant