Test zu Metal Gear Solid: Master Collection Vol.1 - Nintendo Switch
Ein durchgeknalltes Action-Epos aus der Feder von Hideo Kojima
Metal Gear Solid, die legendäre Spielereihe von Entwicklerlegende Hideo Kojima, steht vor allem für eines: Ideenreichtum. Ob es sich bei diesen Ideen immer um astreine Geniestreiche handelt, ist durchaus diskutabel. Man kann dem Franchise allerdings nicht seinen hohen Status absprechen, den es durch seine komplexe Erzählung, filmreife Inszenierung und den schlichtweg ikonischen Momenten erlangt hat. Für viele begann die Geschichte der Marke mit dem berühmten PlayStation-Ableger Metal Gear Solid, doch eigentlich fiel der Startschuss der Abenteuer um Solid Snake, Big Boss & Co. bereits in den Achtzigerjahren – mit dem MSX-Heimcomputer-Spiel Metal Gear, welches mit Metal Gear 2: Solid Snake drei Jahre später sogar noch eine Fortsetzung erhielt.
Acht weitere Jahre sollten vergehen, ehe Solid Snake erstmals im dreidimensionalen Raum operierte. Von da an war jedoch schon klar: Metal Gear Solid ist etwas ganz Besonderes und wird es noch weit bringen. So erschienen in der Zwischenzeit vier weitere Hauptteile und eine Handvoll Spin-offs, welche die Geschichte um genmanipulierte Klonsoldaten, politische Verschwörungen und zahlreiche Freaks weitererzählen. Das vorläufige Ende der Reihe markiert das kontroverse Metal Gear Survive, welches sich nicht nur vom altbekannten Stealth-Adventure-Gameplay wegbewegte, sondern auch nicht mehr unter Hideo Kojima entwickelt wurde, der Konami während der Arbeiten am fünften Serienteil, Metal Gear Solid V: A Phantom Pain, verließ.
Lange war es still um das Franchise, bis sich der japanische Spielevertrieb mit einem Paukenschlag zurückmeldete. Der wohl beliebteste Ableger neben dem ersten Teil, Metal Gear Solid 3: Snake Eater, soll eine hochmoderne Neuauflage erhalten. Überdies kündigte man die Rückkehr von Metal Gear, Metal Gear 2: Solid Snake sowie Metal Gear Solid 1–3 in Form der Metal Gear Solid: Master Collection Vol.1 an. Die Sammlung erschien anschließend am 24. Oktober 2023 für Konsolen, darunter die Nintendo Switch, und den PC. Anders als üblich, liegt uns dieses Mal einzig die PlayStation 5-Fassung der Kollektion vor (demnach stammt auch unser Bildmaterial von dieser), allerdings versuchen wir, bestmöglich auf die technischen Unterschiede zur Nintendo Switch-Version einzugehen und so ein realistisches Bild des Pakets zu vermitteln. Für den Test haben wir uns entschieden, zuerst auf die drei 3D-Ableger einzugehen, ehe wir mit den MSX-Teilen sowie dem Bonusmaterial abschließen. Dann lasst uns mal loslegen ...
Metal Gear Solid wurde erstmals 1998 für die erste PlayStation veröffentlicht und erzählt die Geschichte von Solid Snake, dessen Auftrag es ist, eine militärische Einrichtung zu infiltrieren, die von der Terroristengruppe FOXHOUND übernommen wurde. Die Station namens Shadow Moses liegt auf einer Insel bei Alaska und dient vermeintlich der nuklearen Abrüstung der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch die Realität sieht anders aus. Denn es handelt sich vielmehr um die Entwicklungsstätte einer Superwaffe, dem Metal Gear REX. Dieser roboterähnliche Panzer ist in der Lage, von jedwedem Gelände atomare Sprengköpfe zu verschießen, und soll die Vormachtstellung der USA auf der Erde sichern. Auch soll sich darin der Prototyp einer neuen, antriebslosen Rakete befinden, die mit besagter Kriegsmaschine abgeschossen und nicht von Radarsystemen erfasst werden kann. Die Besetzer sind sich dem natürlich bewusst und drohen mit der Bombardierung des amerikanischen Kontinents, sollte das Pentagon nicht mit ihnen kooperieren. Dieses Pulverfass gilt es nun zu entschärfen. Hierfür wird der raubeinige Kriegsheld mittels Unterwassertransport in die feindliche Basis eingeschleust, wo er sich schrittweise zum Kern bzw. deren Heiligtum vorarbeitet.
Das Spiel kommt auf eine Länge von 12 bis 14 Stunden und wurde aufgrund seiner vielen Audiodateien und Filmaufnahmen ursprünglich auf zwei CDs ausgeliefert. Die Handlung ist längst nicht so verwirrend wie in späteren Teilen, aber dennoch komplex und erfordert allem voran beim ersten Durchlauf eure ungeteilte Aufmerksamkeit, um die Geschichte um den Antagonisten Liquid Snake und dessen Begierde vollumfänglich verstehen zu können. Auch referenziert Metal Gear Solid gelegentlich seine Vorgänger, die ihr aber nicht zwingend gespielt haben müsst, um Spaß zu haben. Insgesamt erwartet euch eine wendungsreiche Erzählung mit allerlei kuriosen Charakteren, die bis heute in der Videospielbranche zitiert werden und sich einem hohen Bekanntheitsgrad erfreuen, und ebenso liebevollem Schwachsinn. Habt ihr Lust auf ein aufregendes, unvorhersehbares Agentenabenteuer, seid interessiert an Videospielgeschichte und scheut euch nicht vor einem angestaubten Spielgefühl und langen, wirklich langen Dialogen, solltet ihr einen virtuellen Ausflug nach Alaska definitiv in Erwägung ziehen.
Spielerisch erwartet euch klassische Stealth-Action, die heutzutage mitunter etwas hakelig daherkommt. Möglichst ungesehen bewegt ihr euch durch die kalten Korridore der Station, greift auf zahlreiche hochmoderne Gadgets zu und bringt den ein oder anderen Gegner (lautlos) um die Ecke. In sogenannten Codec-Gesprächen (verschlüsselte Funksprüche) werdet ihr laufend über eure Missionsziele informiert und in neue Spielmechaniken eingeführt. So werdet ihr in die Kunst des Versteckens eingewiesen und lernt, wie ihr mit verschiedenen Waffen umgeht. Anders als in späteren Teilen und im GameCube-Remake könnt ihr in Metal Gear Solid noch nicht in die Egoperspektive wechseln, um eure Schießeisen präzise abzufeuern, was gelegentlich zu Fummeleien bei der Zielerfassung führt. Auch reagieren Wachen teilweise noch überempfindlich, was das Anschleichen zur Geschicklichkeitsprobe werden lässt. Böse Zungen behaupten, Metal Gear Solid spiele sich wie Pac-Man, was auf den potenten Radar zurückzuführen ist, der, wenn nicht gestört, die Position sowie den Sichtradius eurer Gegner verrät.
Metal Gear REX ist eine teuflische Kriegsmaschine und Grund für euren unangekündigten Besuch
© Konami
Wenn es Metal Gear Solid an etwas nicht mangelt, sind es einfallsreiche Ideen. Ob originelle Rätsel, alternative Lösungswege oder raffinierte Bosskämpfe, der PlayStation-Ableger hat sie alle. Selbst Nichtkenner/-innen der Reihe haben schon mal etwas vom Kampf gegen Psycho Mantis und dessen mentale Spielchen gehört. Doch es gibt noch so viel mehr, was Anerkennung verdient. Die Schnellreise funktioniert beispielsweise über Paketversand. Je nachdem mit welchem Karton (insgesamt gibt es drei) ihr euch auf die Ladefläche des Transportfahrzeugs setzt, werdet ihr einem anderen Zielort zugestellt. Oder auch die Nikotinsucht von Solid Snake, welche ihr zu eurem Vorteil nutzen könnt, indem ihr Lichtschranken mittels Zigarettenrauch sichtbar macht. Im späteren Verlauf des Spiels könnt ihr zudem Schabernack mit einer gefüllten Ketchupflasche treiben und müsst eine mit Temperatursensoren ausgestattete Schlüsselkarte verschiedenen Extrembedingungen aussetzen. All das wirkt auch heute noch frisch und lässt teilweise wehmütig auf die aktuelle Videospiellandschaft blicken.
Hinsichtlich der Technik ist Metal Gear Solid natürlich etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch gut erträglich, wenn man sich an die frühzeitliche 3D-Grafik gewöhnt hat. Gemessen an seiner Zeit schaut der Titel hingegen richtig gut aus. So fallen die Umgebungen mitunter äußerst detailliert aus, umherfliegende Projektile wirbeln Akten auf, Spielfiguren hinterlassen Spuren im Schnee und Glas geht bei unsanfter Interaktion spektakulär zu Bruch. Zwar wirken die Charaktermodelle noch recht simpel und lassen größtenteils Mimik vermissen, doch das macht das aufwändige Voice Acting wieder wett ... insofern ihr nicht die deutsche Version (ebenfalls vorhanden) spielt – doch das ist noch einmal ein ganz anderes Vergnügen. Der Titel läuft auf allen Plattformen, also auch auf PlayStation 5, Xbox Series X|S und dem PC, mit dreißig Bildern pro Sekunde und im 4:3-Format. Es ist also egal, ob ihr euch Metal Gear Solid für eure stationäre Konsole oder die Nintendo Switch holt, die Unterschiede sind marginal und werden insbesondere während des Spielens so gut wie nicht auffallen.
Die Fortsetzung Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty debütierte drei Jahre später, sprich 2001, auf der PlayStation 2 und schließt nahezu nahtlos an seinen Vorgänger an. Ihr schlüpft wieder einmal in die Rolle von Solid Snake, der dieses Mal auf einem Tanker der amerikanischen Marine operiert, in dessen Bauch der gefürchtete Metal Gear RAY vermutet wird. Die Mission ist heikel, doch die Lage spitzt sich nochmals zu, als russisches Paramilitär das Schiff stürmt und das Ruder an sich reißt. Der Abschnitt dauert etwa ein bis zwei Stunden, je nachdem, wie geübt ihr seid, und endet mit einem typischen Cliffhanger. Erst danach beginnt der eigentliche Hauptteil des Spiels und ihr findet euch als Spezialagent Raiden in einer auf dem Meer gelegenen Station wieder, wo laut Geheimdienstinformation die sogenannten Sons of Liberty mit einer Naturkatastrophe drohen, welche die gesamte nordamerikanische Ostküste verseuchen könnte. Erneut befindet ihr euch im Wettlauf gegen die Besatzer und deren perfide Pläne, doch das ist nur die halbe Wahrheit ...
Raiden ist vielleicht nicht die coolste Figur des Franchises, hat in Sachen Athletik jedoch die Nase vorne
© Konami
Die Spielzeit von Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty beträgt 13 bis 16 Stunden und ist gefüllt mit allerlei Plot-Twists, die gegen Ende hin ins absolut Absurde abdriften. Die Geschichte um Raiden mag sicherlich nicht jedem gefallen, fügt sich aber gut in das Gesamtkonstrukt der durchgeknallten Reihe ein. Auch müsst ihr nicht komplett auf den lieb gewonnenen Serienhelden Solid Snake verzichten, tritt er doch regelmäßig als Nebencharakter in Erscheinung. Allgemein trefft ihr während eures Abenteuers auf viele bekannte Gesichter, darunter der hochnäsige Revolver Ocelot und Technikenthusiast Dr. Hal „Otacon“ Emmerich. Auffällig ist auch, dass sich die Erzählstruktur von Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty in vielen Bereichen mit dem Vorgänger deckt. Ob sich dahinter mehr als nur ein simpler Zufall verbirgt, lassen wir an dieser Stelle einmal offen.
Spielerisch sind die beiden Ableger ebenfalls verwandt, nur hat man Raiden noch ein paar zusätzliche Manöver spendiert. So könnt ihr nun, wie bereits erwähnt, zum Zielen in die Egoperspektive wechseln, wodurch sich Überwachungskameras spielend leicht außer Gefecht setzen lassen. Auch kommt Raiden deutlich athletischer daher als sein grummeliger Vorgänger und kann sich schwungvoll an die Kanten von Plattformen hängen und daran entlanghangeln. Das trägt ungemein zum allgemeinen Spielgefühl bei und erweitert die Möglichkeiten der lautlosen Fortbewegung. Leider baut man auch in diesem Teil auf eine erhöhte Kameraposition, die oftmals für unfreiwilligen Alarm sorgt. Während das Radar in Metal Gear Solid größtenteils automatisch und nahezu ständig funktioniert, müsst ihr in Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty zunächst Terminals aufsuchen, um euch den Grundriss des aktuellen Gebiets herunterzuladen. Bis dahin seid ihr schlicht blind, da ihr durch die unpraktische Perspektive maximal zehn Meter weit sehen könnt. Eine Schwäche, die ab dem nächsten Teil glücklicherweise der Vergangenheit angehört. Unterm Strich lässt sich sagen: Seid ihr mit dem Gameplay von Metal Gear Solid zurechtgekommen, werdet ihr auch dessen Nachfolger ohne Probleme meistern.
In Sachen Ideen hinkt Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty seinem Vorgänger ein bisschen hinterher. Kreative bzw. alternative Lösungswege zur Bekämpfung von Bossen gibt es kaum und auch sonst wirkt das Spiel sehr viel linearer als der vorheriger Teil. Es gibt natürlich Einfälle, die beim zufälligen Entdecken für einen Moment der Überraschung sorgen, wie die vergammelte Ration in der Tanker-Episode, die Bildschirmeffekte im First-Person-Modus oder die geheimen Belohnungen für das Sammeln von Hundemarken, doch erreichen diese kaum das ikonische Level der Ideen aus dem ersten 3D-Ableger. Nichtsdestotrotz bietet auch Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty ein besonderes Spielerlebnis, welches sich von anderen Titeln des Genres abhebt – und sei es nur wegen der äußerst abgedrehten Geschichte, die gerade beim ersten Mal eure Köpfe ins fiebrige Schwitzen bringen wird.
Technisch macht das Spiel zumindest auf der PlayStation 5 einen sauberen Eindruck. Die Grafik ist trotz mangelnder 4K-Unterstützung scharf und die Bildrate von sechzig Bildern pro Sekunde bricht niemals ein. Auf der Nintendo Switch müsst ihr hingegen einige (unerklärliche) Einschränkungen in Kauf nehmen. Dort läuft das Spiel nämlich nur mit dreißig Bildern pro Sekunde, obwohl das Quellmaterial seinerzeit mit der doppelten Bildrate wiedergegeben wurde. Das erinnert bisweilen an die PlayStation Vita-Fassung der 2012 veröffentlichten HD Collection, welche einst ebenfalls nur mit dreißig FPS über den tragbaren Bildschirm flimmerte. Auch sticht die fehlende Kantenglättung negativ ins Auge, was gerade im stationären Modus der Hybridkonsole auffällt. All das ist zwar weit entfernt von der Unspielbarkeit und fällt mit ein bisschen Eingewöhnungszeit und während des Spielens sicherlich kaum auf, könnte aber deutlich besser sein.
Wieder drei Jahre später, im Jahr 2004, fiel der Startschuss für Metal Gear Solid 3: Snake Eater – ebenfalls auf der PlayStation 2. Anders als die beiden Vorgängertitel spielt dieser Ableger nicht in der Gegenwart bzw. nahen Zukunft, sondern zur Zeit des kalten Kriegs. Dementsprechend schlüpft ihr auch dieses Mal nicht in die Rolle von Solid Snake, jedoch in die Haut von Naked Snake bzw. Big Boss, der dem Top-Agenten wie aus dem Gesicht geschnitten scheint (Kenner/-innen werden wissen, wieso). Auch diesmal geht es um eine Superwaffe, die das Gleichgewicht zwischen Ost und West zu kippen droht. Zwar bekommt ihr es hier nicht mit einem Metal Gear zu tun, allerdings mit dem Shagohod. Dabei handelt es sich um einen mit nuklearen Sprengköpfen bestückten Panzer, dessen Mobilität die herkömmlichen Möglichkeiten zum Abfeuern von Atomraketen in den Schatten stellt. Obwohl das alles nach einem weiteren Metal Gear klingt, fällt die Kriegsmaschine nicht in deren Kategorie. Ihr müsst also die „bösen Russen“ infiltrieren, das verheerende Mordinstrument ausfindig machen und bestenfalls zerstören. Hierfür kämpft ihr euch durch sowjetisches Dschungelgebiet, ernährt euch von der dortigen Flora und Fauna, schließt neue Bündnisse und stellt euch serientypisch haufenweise übernatürlichen Freaks entgegen.
Mit 15 bis 20 Stunden ist Metal Gear Solid 3: Snake Eater das längste Spiel der Kollektion, was auch auf den größeren Umfang zurückzuführen ist, und wirkt wieder deutlich bodenständiger als Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty. Natürlich fliegen euch auch hier die Wendungen um die Ohren und es passiert noch immer jede Menge Schwachsinn auf dem Bildschirm, jedoch wirkt das Ganze etwas kontrollierter als zuvor. Fans der Reihe wird es freuen, den legendären Big Boss kennenzulernen, seinen Werdegang mitzuerleben und dessen Heldentaten nachzuspielen. Auch geht Metal Gear Solid 3: Snake Eater auf die Karriere von Revolver Ocelot ein und schmückt den altbekannten Charakter zusätzlich aus. Wer also glaubt, dass der Sprung in die Vergangenheit die Geschichte unmöglich vorantreiben kann, der irrt, fügt sich der Exkurs doch überraschend gut in das ausufernde Konstrukt ein, was Hideo Kojima mit den vorherigen Ablegern aufgebaut hat.
Mit Metal Gear Solid 3: Snake Eater hat man sich endlich vom Joch der fixen Kameraperspektive befreit (wenngleich dafür eine Revision nötig war). Ihr könnt also endlich euren Blickwinkel verändern und somit auch in die Ferne schauen, ohne umständliche Fingerakrobatik zu betreiben. Das ist auch bitter nötig, denn ein allwissendes Radar gab es 1964 schlichtweg noch nicht. Auch wurden verschiedene Survival-Mechaniken in das Spiel integriert. So müsst ihr regelmäßig etwas essen, um eure Ausdauer aufzufrischen, damit Big Boss nicht zum zittrigen Greis verkommt, der jeden zweiten Schuss versemmelt. Weiterhin müsst ihr nun vermehrt auf eure Tarnung achten und laufend euer Camouflage der Umgebung anpassen, damit der Feind euch nicht so schnell erspäht. Die verschiedenen neuen Spielelemente verleihen Metal Gear Solid 3: Snake Eater eine ganz persönliche Würze und funktionieren recht gut. Einzig die Bedienung, die oft einen Abstecher ins Pausemenü erfordert, gestaltet sich etwas hakelig und unterbricht gerne einmal den sonst so gelungenen Spielfluss. Hier darf die bevorstehende Neuauflage gerne nachbessern.
Der Einfallsreichtum scheint während der Konzeption und Entwicklung von Metal Gear Solid 3: Snake Eater wiedergekehrt zu sein. Das Spiel sprudelt vor kleinen, liebevollen Details und bietet euch häufig mehrere Routen zur Lösung eines Problems an. So könnt ihr Munitions- sowie Vorratsdepots der gegnerischen Partei zerstören, um deren Streitkräfte dauerhaft zu schwächen, euer Augenlicht der Dunkelheit anpassen, wenn ihr dort lange verweilt, euren Helden zum Erbrechen bringen, indem ihr ihn lange genug im Pausemenü um die eigene Achse dreht und vieles mehr. Auch bieten manche Bosskämpfe wieder pfiffige Alternativen zur herkömmlichen Herangehensweise. Beispielsweise könnt ihr mit einem kleinen Zeitsprung einen mächtigen Gegenspieler zu Fall bringen, dessen geliebtes Haustier gegen ihn verwenden oder Oberfiesling Volgin mit raffinierter Medikation überlisten. Metal Gear Solid 3: Snake Eater steht dem ersten 3D-Ableger in Sachen Ideenreichtum in nichts nach und setzt fort, wofür die Reihe so bekannt geworden ist.
In Hinblick auf die Technik performt Metal Gear Solid 3: Snake Eater genauso gut wie sein Vorgänger. Trotz fehlender 4K-Unterstützung macht das Spiel nach wie vor eine gute Figur, insofern man dem Grafikstil der PlayStation 2 etwas abgewinnen kann. Die Bildrate von sechzig Bildern pro Sekunde bleibt auch in den hitzigsten Feuergefechten stabil und geht niemals in die Knie. Leider müssen Besitzer/-innen einer Nintendo Switch auch hier mit dreißig FPS vorliebnehmen, wie einst auf der PlayStation Vita. Auch die Kantenglättung und das Texturen-Filtering lassen zu wünschen übrig, dürften den Spielspaß allerdings nur bedingt schmälern, insbesondere im Handheld-Modus. Unterm Strich lässt sich das Fazit zur technischen Umsetzung des zweiten 3D-Ablegers problemlos auf dessen Nachfolger anwenden.
Wie eingangs erwähnt, wurde der Grundstein für die Reihe bereits in den Achtzigerjahren, genauer gesagt 1987, auf dem MSX-Heimcomputer gelegt. In Metal Gear schlüpft ihr in die Rolle eines blutjungen Solid Snake, der im Auftrag von Big Boss in den südafrikanischen Militärstützpunkt Outer Heaven eindringen soll, nachdem einige Männer, darunter Frank Jaeger alias Gray Fox, gefangen genommen wurden. Schon damals war die Vision eines Hideo Kojima zu erkennen, der seine Kindheit laut eigener Aussage nahezu ausschließlich mit Videofilmen verbracht hat. Auch das Gameplay war schon immer dasselbe und hat sich über die Jahre einfach nur weiterentwickelt.
Metal Gear 2: Solid Snake lieferte bereits 1990 die Blaupause für den PlayStation-Klassiker Metal Gear Solid
© Konami
So spielt sich der zweite Teil, Metal Gear 2: Solid Snake, schon fast wie Metal Gear Solid, mitsamt der Codec-Gespräche, der verschiedenen Fortbewegungsarten und des Radars. Auch dort operiert ihr als Solid Snake, diesmal jedoch in Sansibar, wo ihr euch auf die Suche nach einem entführten Wissenschaftler begebt. Beide Spiele können ihr hohes Alter nicht verschleiern und es erfordert schon eine Menge Durchhaltevermögen und Geduld, die Abenteuer zu beenden, weil man mittlerweile einfach so viel mehr gewohnt ist. Dennoch handelt es sich hierbei um zwei tolle Dreingaben für eingefleischte Fans.
Das Bonusmaterial der Kollektion besteht aus dem Soundtrack und zwei vollständig vertonten Graphic Novels, welche sowohl die Geschichte von Metal Gear Solid als auch die Handlung von Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty nacherzählen. Zwei nette Extras, die der Metal Gear Solid: Master Collection Vol.1 zusätzliches Fleisch auf die ohnehin schon ordentlich gepolsterten Rippen packt. Warum man Metal Gear Solid 3: Snake Eater nicht auch eine Visual Novel spendiert hat, bleibt allerdings ein Rätsel, und auch der separate Download scheint vielen zu missfallen, obwohl man dadurch zumindest entscheiden kann, ob man das Bonusmaterial installiert haben möchte oder eben nicht. Besitzer/-innen einer kleinen SD-Karte wird es vermutlich freuen, dass die Kollektion modular aufgebaut ist.
Unser Fazit
7
Spaßgarant