Test zu Hogwarts Legacy - Nintendo Switch
Ein magisches Abenteuer zaubert sich auf die Nintendo Switch
Nach den überaus erfolgreichen Veröffentlichungen auf dem PC, der PlayStation 4 und 5, Xbox One sowie Xbox Series X|S kommen nun endlich auch die Besitzer einer Nintendo Switch in den Genuss von Hogwarts Legacy. Zwar haben wir bis zum heutigen Tag vergeblich auf den Brief mit der Einladung nach Hogwarts gewartet, allerdings haben wir uns mit dem Tarnumhang, einer kleinen Portion Flohpulver sowie der Karte des Rumtreibers auf das Schulgelände geschmuggelt, um einen Blick auf die portable Version des Adventures zu werfen. In den folgenden Zeilen klären wir die wohl meist gestellte Frage: Kommt die Hardware der Nintendo Switch mit dem leistungshungrigen Spiel zurecht – oder zerbricht die Magie von Hogwarts Legacy an den technischen Limitierungen der Konsole in tausend Einzelteile?
Hogwarts Legacy ist ein Open-World-Action-Rollenspiel und entführt die angehenden Hexen und Zauberer zurück in das 19. Jahrhundert – und damit vor den Ereignissen der weltbekannten Film- und Buchreihe. Im Gegensatz zu den meisten Schülern startet euer Abenteuer aber nicht als Erstklässler, sondern schon im fünften Schuljahr. Bevor ihr erstmals den heiligen Grund von Hogwarts betreten dürft, erwarten euch nach Spielstart aber zunächst ein ausführlicher Charakter-Editor und anschließend zahlreiche Tutorials, Zwischensequenzen und sehr viele Dialoge. Insbesondere die ausufernden Dialoge zwischen den Charakteren ziehen sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Glücklicherweise sind fast alle Dialoge vertont, sogar in deutscher Sprachausgabe.

Kämpfe gegen andere Zauberer und Hexen sowie gegen Kobolde und Trolle stehen auf der Tagesordnung
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Nachdem euch die ersten Infohäppchen der Geschichte erzählt wurden, dürft ihr den heiligen Grund der Zauberschule betreten. Dort angekommen, habt ihr zunächst einiges an Stoff nachzuholen. Sobald ihr euch für eines der Häuser – Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin – entschieden habt, besucht ihr verschiedene Fächer, lernt dort praktische Zauber und erledigt nach dem Unterricht einige Aufgaben, die ihr von den Professoren aufgetragen bekommt.
Nach einem darauffolgenden kurzen Ausflug nach Hogsmeade, wo ihr, unter anderem, euren persönlichen Zauberstab bei Ollivander zusammenstellen dürft, steht euch die riesige Spielwelt weitestgehend offen. Es liegt ab sofort in euren Händen, ob ihr vorrangig dem Strang der Hauptgeschichte folgen möchtet, euch in den vielen Nebenquests verliert, Zauberduelle bestreitet, die Bindung zu euren Mitschülern vertieft und dadurch mehr über deren Werdegänge und Geschichten erfahrt, Gegenstände und neue Zauber erlernt oder einfach das riesige Schulgelände erkundet und die zahlreichen versteckten Geheimnisse aufdeckt – zu Fuß oder auf dem Besen.
Durch die schier unendlichen Möglichkeiten in und um Hogwarts rückt die Hauptgeschichte des Öfteren in den Hintergrund. Diese nimmt den bevorstehenden Konflikt zwischen den Menschen und Kobolden in den Fokus, in welchen ihr unfreiwillig hineingezogen werdet. Durch eure besondere Fähigkeit der „Alten Magie“ erhascht ihr schnell die Aufmerksamkeit von Ranrok – dem Anführer der Rebellion und Antagonisten von Hogwarts Legacy. Folgt ihr strikt dem Strang der Geschichte und lasst euch nur selten ablenken, erwarten euch regelmäßig actiongeladene Zauberduelle gegen die Anhänger der Rebellion und sogar gegen wütende Trolle. Im Laufe des Spiels warten zudem diverse Rätsel darauf, von euch gelöst zu werden. Diese sind aber nur in den seltensten Fällen wirklich herausfordernd und die Lösungen werden dem Spieler fast schon zu offensichtlich vor die Nase gesetzt.

Zahlreiche Zaubersprüche warten auf die Freischaltung – darunter auch die unverzeihlichen Flüche
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Das Beschwören der verschiedenen Zaubersprüche geht dabei stets leicht von den Fingern. Ihr besitzt einen Basiszauber auf der Taste „ZR“ und könnt anschließend mit den Tasten A, B, Y und X weitere Zaubersprüche und starke Kombinationen abfeuern. Je nach Situation können sämtliche Zaubersprüche jederzeit mittels der Richtungstaste untereinander ausgetauscht und somit dem eigenen Spiel- und Kampfstil angepasst werden. Abgerundet werden die farbenfrohen Gefechte und Effektgewitter mit einer Ausweichrolle sowie mit kleinen Quick-Time-Events zum Abwehren gegnerischer Angriffe.
Insgesamt beinhaltet das Kampfsystem 8 „Grundlegende“ sowie 23 weitere Zauber, die ihr im Laufe des Spiels freischalten und nach Belieben ausrüsten könnt. Darunter befinden sich viele namhafte Zauber aus den Büchern und Filmen wie Accio, Expelliarmus und Lumos – aber auch die drei unverzeihlichen Zaubersprüche Crucio, Imperio und Avada Kedavra. Leider hat das Wirken der „verbotenen“ Zauber keinerlei Einfluss auf das weitere Spielgeschehen. Insbesondere in diesem Fall hätte sich ein Moralsystem mit Auswirkungen auf die Geschichte und den eigenen Charakter angeboten – ein Game Over in Askaban hätte durchaus Charme.
Die Spielzeit der Hauptgeschichte erstreckt sich auf ca. 25 Stunden und je nach Spieltempo und ob ihr die endlosen Nebenquests erfüllen möchtet, kann sich die Stundenzahl in Windeseile verdoppeln. Insgesamt fühlt sich die Geschichte oftmals zu künstlich in die Länge gezogen an. Schuld daran sind die vielen unnötigen Nebenaufgaben, um in der Hauptgeschichte voranzukommen, wodurch auch der Spannungsbogen deutlich leidet. Durch die drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade könnt ihr zudem entscheiden, ob ihr in erster Linie der Geschichte folgen oder euch einer größeren Herausforderung stellen möchtet. Vorkenntnisse benötigt ihr dagegen nicht, denn Hogwarts Legacy erzählt eine eigenständige Geschichte – fernab von den Ereignissen aus den Harry Potter-Büchern und Filmen.
Kommen wir nun endlich zum Hippogreif im Raum – die Performance von Hogwarts Legacy auf der Nintendo Switch. Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass das Spiel, besonders zum Launch, so manch einen PC und Konsole ans Limit brachte. Dementsprechend wurde mit der Zeit die Sorge größer und größer, auch aufgrund der schlussendlichen Verschiebung um über ein halbes Jahr, dass das Spiel zu anspruchsvoll für den Hybriden ist. Die Kurzfassung: Ja, die mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Nintendo Switch kann Hogwarts Legacy auf den Schultern tragen – logischerweise aber mit einigen Kompromissen.

In der Luft und aus der Ferne geht oftmals der Flair der sonst detailverliebten Spielwelt verloren
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Normalerweise überzeugt Hogwarts Legacy mit einer offenen Spielwelt, so aber nicht auf der Nintendo Switch. Beispielsweise legt der Charakter eine kurze (Lade-)Pause ein, bevor sich die Tür zu einem Raum öffnet. Vereinzelte Gebiete, darunter auch Hogsmeade, hingegen sind komplett von der Welt abgeschnitten und können erst nach einem 15- bis 30-sekündigen Ladebildschirm betreten werden. Die Ladezeiten gehen in Summe gerade noch so in Ordnung und störten nur in den seltensten Fällen den allgemeinen Spielfluss, auch wenn die regelmäßigen Ladezeiten anderen Spielern unbestritten ein Dorn im Auge sein könnten.
Wenig überraschend gehören Grafik und Performance der portablen Version zu den größten Schwächen. Euch erwartet eine recht geringe Auflösung, verwaschene Texturen, welche öfter inmitten des Spiels nachgeladen werden, seltsame Lichteinfälle, Charaktere mit leeren Blicken und willkürlichen Gesichtsanimationen, fröhliches Kantenflimmern und zwischenzeitlich auch kurze Ruckler. Unspielbare Einbrüche bei der Framerate oder gar Spielabstürze hatten wir glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt und besonders im Handheld-Modus auf einem OLED-Modell werden die grafischen Defizite oftmals ganz gut kaschiert.
Unbestritten beeinflussen die durchwachsene Performance und Grafik die sonst wunderschöne Spielwelt und nagen etwas an dem magischen Flair, welchen uns die Entwickler mit Hogwarts Legacy eigentlich vermitteln möchten. Dennoch lässt sich das Spiel auch auf der Nintendo Switch im vollen Umfang „problemlos“ durchspielen. Die technischen Schwächen sind mehr oder weniger starke Kompromisse, die eingegangen und vor einem Kauf sorgfältig abgewägt werden müssen. Insgesamt ist es der Hardware geschuldet, denn die Entwickler scheinen das Maximum aus der Nintendo Switch herausgeholt zu haben, um ein möglichst spielbares Abenteuer zu gewährleisten. Die Portierung ist, gemessen an der Leistungsfähigkeit der Plattform, somit durchaus gelungen, zeigt aber auch eindrucksvoll, dass die nächste Nintendo-Generation nicht schnell genug erscheinen kann – auch, damit das Wort „Kompromisse“ hoffentlich vollständig aus dem Wortschatz eines Nintendo Switch-Besitzers verschwindet.
Unser Fazit

6
Überzeugend