Test zu DreamWorks All-Star Kart Racing - Nintendo Switch
Ein weiterer Lizenz-Abklatsch mit großen Schwächen
Vor ungefähr 12 Jahren veröffentlichte Activision einen Kart Racer mit allerlei Charakteren des Animationshauses Dreamworks, das nun nicht auf der Bewegtbildebene mit Disney konkurriert, sondern sich erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf der Piste liefern will. Denn wie Publisher GameMill Entertainment im Juli bekannt gab, war ein neuer Fun Racer unterwegs: DreamWorks All-Star Kart Racing, der ähnlich wie das 2011 erschienene Super Star Kartz beispielsweise Shrek oder Charaktere aus dem Madagaskar-Franchise auf die Fahrbahn schickt. Wir durften nun in den Mario Kart- und Disney Speedstorm-Konkurrenten reinschauen und verraten euch, ob sich DreamWorks auch im Videospielbereich sehen lassen kann.
Neben Shrek und Alex aus Madagaskar sind auch Charaktere aus „Drachenzähmen leicht gemacht“ enthalten
© GameMill Entertainment
Viel hat DreamWorks mit der Entwicklung allerdings nicht zu tun, denn zusammengebaut wurde DreamWorks All-Star Kart Racing vom peruanischen Studio Bamtang Games, die ein großes Lizenzspiel-Portfolio auf ihrer Website präsentieren. Erfahrungen mit Kart Racern erlangte das Studio bereits durch Nickelodeon Kart Racers, eine ähnliche Spielereihe nur eben im Nickelodeon-Universum. Wie oben angedeutet, rast ihr hier allerdings mit verschiedenen ikonischen Figuren aus den DreamWorks-Filmen über die zwanzig Strecken. Diese stammen ebenfalls aus den Franchises und beinhalten hier und da nette Gimmicks.
Aber zäumen wir das Pferd von hinten auf: DreamWorks All-Star Kart Racing ist im Grunde ein weiteres Lizenzspiel, das hinters Steuer gesetzt wurde, und vor allem auf die jüngere Zielgruppe abzielt. Wie gewohnt beweist ihr euch in unterschiedlichen Cups, die insgesamt vier Strecken beinhalten und euch neue Charaktere, Kart-Teile oder gar einen neuen finalen Cup freischalten lassen. Das Charakter-Portfolio wird progressiv erweitert und kann im Grunde mit sympathischen Charakteren überzeugen. Auch wenn der finale Cup in der Regel ein kleines Highlight darstellt, findet ihr hier aber einen enttäuschenden Mix aus bereits bekannten Strecken wieder, sodass ihr hier nicht auf einen Höhepunkt hingearbeitet habt. Die spielabweichenden Herausforderungen lockern das Spielgeschehen jedoch auf und erfordern eine geringfügig andere Herangehensweise an den Titel. Die paar dutzend Prüfungen sorgen für angenehme Abwechslung und lassen euch die Strecken auf eine etwas andere Weise entdecken.
Die Strecken und deren Führungen sind an sich aber ein Highlight des Racers. Auch wenn die Strecken allesamt ziemlich breit sind, gibt es verschiedene Pfade, denen ihr nachgehen könnt. Diese lockern das Racing-Gefühl etwas auf und werden mit kleinen Abteilen in der Luft noch einmal spannender. Sammelt ihr nämlich eine Harfe ein, eröffnet sich ein kleiner Regenbogenabschnitt („Power-Magie-Pfade“), auf welchem ihr fahren und euch einen kleinen Vorsprung sichern könnt. Entscheidet ihr euch über die normale Fahrt auf der Straße, könnt ihr durch Sprünge kleine Boosts einheimsen, oder eure Geschwindigkeit durch Drifts erhöhen. Ja, denn auch in DreamWorks All-Star Kart Racing gibt es belohnende Drifts, die euch in kleinen Teilbereichen der Strecken einen enormen Boost geben. Hier wird euer Fahrstil also anders beansprucht und belohnt, wenn ihr in vorgegebenen Bereichen das Gaspedal in den Fußraum donnert.
Sowohl im Handheld-Modus als auch am Fernseher wird euch ein visueller Pixelbrei präsentiert
© GameMill Entertainment
Während die überschaubare Anzahl der Strecken also eigentlich ganz amüsant ist, scheitert der Kart-Racer allerdings in nahezu allen anderen Disziplinen. Angefangen beim Kerngameplay, das sich schwammig und „falsch“ anfühlt, ist der Titel zudem von stark störenden Bugs und einer grauenhaften Technik geplagt. Die meisten Strecken werden zwar angenehm durch Sprungpassagen aufgelockert, springt ihr in manchen Situationen jedoch zu weit, fallt ihr durch den Boden und müsst kurz zuschauen, wie eure Kontrahenten an euch vorbeirasen. Die Item-Auswahl ist nicht wirklich ersichtlich, denn so hat zwar jeder Charakter ein „Spezial-Item“, ganz klar wurde dies allerdings auch nicht und viele bewirken den gleichen Effekt. Möchtet ihr eure Gegner taktisch ausschalten, endet auch dies in fummeligen Zielmanövern, nur dass ihr am Ende dennoch vorbeischießt.
Das kann einerseits an der angesprochenen, eigenartigen Steuerung liegen, oder am Pixelmatsch, den ihr sowohl im Handheld als auch im Docked-Modus präsentiert bekommt. Möchtet ihr dann noch mit einer Freundin oder einem Freund im Splitscreen-Modus spielen, kommen fatale Bildeinbrüche hinzu und der Spielspaß ist nahezu komplett hin. Ein kleiner Lacher wird jedoch bei der herausstechend eigenartigen Synchronisation der Charaktere aus euch herausgekitzelt. Ich bin wirklich keiner, der sich an der Vertonung in Videospielen aufhängt, aber wenn sich die Charaktere auf der Piste in unverhältnismäßiger Lautstärke gegenseitig anbrüllen, muss das wenigstens auf einer Humor-Ebene erwähnt werden. Nichtsdestotrotz ist es ein cooles Detail, dass sich die Racer gegenseitig necken und sich hin und wieder beim Namen nennen; so entsteht ein kleiner Konkurrenzkampf auf der Strecke.
Ich verstehe, dass die Zielgruppe vor allem aus jüngeren Spielerinnen und Spielern besteht, doch auch sie haben das Recht auf flüssiges und in sich stimmiges Gameplay. Doch selbst wenn ihr auf andere Plattformen ausweicht, die technische Unstimmigkeiten aushebeln können, kann der kuriose Schwierigkeitsgrad für Stirnrunzeln sorgen. Denn nicht nur stimmt die Streckenführung selten mit dem überein, was das Spiel sein will, die vier Schwierigkeitsgrade unterscheiden sich nach meinem Gefühl nur geringfügig. Manchmal kommt ihr nicht hinterher und bleibt weit zurück, in anderen Rennen kommen eure Gegner nicht mehr an euch ran. Darüber hinaus spielen sich die meisten Charaktere trotz auswechselbarer Kart-Teile sehr ähnlich, sodass ihr keine Motivation habt, „euren“ Racer zu finden. DreamWorks All-Star Kart Racing kann sich leider in die Reihe stereotypischer Lizenz-Spiele einreihen, daher ist es auch kein Wunder, dass der Titel bereits jetzt von den ursprünglichen 39,99 Euro auf 29,99 Euro runtergesetzt ist.
Unser Fazit
4
Erträglich