Test zu Fashion Dreamer - Nintendo Switch
Die Jagd nach virtueller Anerkennung
Hallo, ihr modeaffinen Nintendo Switch-Spieler. Seid ihr auf der Suche nach einer tollen Möglichkeit, eurer Kreativität im Bereich Mode und Design freien Lauf lassen zu können und habt ihr zudem Interesse, eure Werke obendrauf auch noch mit anderen zu teilen? Dann könnte Fashion Dreamer genau der richtige Titel für euch sein. Bereits im Rahmen der gamescom durften wir die virtuelle Spielwelt „Eve“ erkunden und konnten nun endgültig ein Urteil zum Spiel fällen. Warum dieses trotz der Fülle an Modestücken nur durchwachsen ausfällt, verrät unser Test zum Spiel.
Dieses beginnt damit, dass ihr euch eine Muse, das heißt einen eigenen Charakter, erstellen dürft. Der Editor ist dabei direkt zu Beginn ein großer Pluspunkt, da es eine ganze Menge Möglichkeiten gibt, euer alter Ego zu erstellen. Von unzähligen Lippen und Frisuren bis hin zu kleineren Gesichtsdetails kann sich die Bandbreite wirklich sehen lassen. Dank zusätzlicher Bereiche, die ihr im Spiel erkunden könnt, ist eure Auswahl jedoch nicht endgültig, sondern kann auch nachträglich korrigiert werden, damit ihr die Muse jederzeit eurer Stimmung anpassen könnt. Mit dieser Muse landet ihr dann in der virtuellen Spielwelt „Eve“, welche aus vier Themenbereichen, sogenannten Kokons, besteht. Euer Ziel des Spiels ist es dabei, eurer Kreativität freien Lauf zu lassen, neue Modestücke freizuschalten, eigene Designs zu entwerfen, kleinere Aufgaben zu lösen und eine Social Media-Ikone zu werden. Auf eine wirkliche Story müsst ihr dabei jedoch verzichten.
Worauf ihr als aller erstes Treffen werdet, sind andere Musen, die überall in der Spielwelt auftauchen und mit ganz eigenen Kleidungsstilen begeistern möchten. Sprecht ihr diese an, gibt es unterschiedliche Interaktionsmöglichkeiten. Zum einen könnt ihr Kleidungsstücke der Musen mit „Gefällt mir“ bewerten. Dadurch landen diese vollautomatisiert in eurem eigenen Kleiderschrank. Darüber hinaus brauchen die Musen aber auch eure Hilfe, denn sie sind mit ihrem Aussehen nicht gänzlich zufrieden. Daher könnt ihr aus einer Vorauswahl an Kleidungsstücken sowie aus eurem eigenen Schrank Hosen, Röcke, Schuhe, T-Shirts oder auch Accessoires auswählen, um euer Gegenüber neu einzukleiden. Damit jedoch nicht genug müsst ihr auf die Wünsche der Musen achten, welche beispielsweise bestimmte Farbtöne, einen Stil oder ein Kleidungsstück bevorzugen. Je nachdem wie gut ihr dies meistert, zeigt die Muse ihre Zufriedenheit mit bis zu drei Herzen.
Klappert ihr nach und nach mehrere Musen ab, steigen eure Follower in der virtuellen Spielwelt, wodurch ihr neue Inhalte wie eine fliegende Drohne oder neue Farbpaletten für eigene Designs freischaltet. Das System motiviert durchaus und dank einer Anzeige aktueller Trends, welche stetig wechseln, ist es notwendig, auf dem Laufenden zu bleiben. Besonders geeignet sind für die Musen und neue Follower aber vor allem eure eigenen Designs, die ihr entwerfen könnt. Im Spielverlauf ist es euch nämlich möglich, allerlei Kleidungsstücke zur eigenen Individualisierung freizuschalten. Diese lassen sich dann mit eurer eigenen Marke und eurer bevorzugten Farbauswahl versehen. Unser Redakteur Michael beschrieb bereits im Rahmen seiner Vorschau den Loop, welcher durch das Zusammenspiel aus Designen, Ankleiden von Musen und neuen Followern entsteht, da immer wieder neue Möglichkeiten geschaffen werden, sich kreativ auszuleben.
Eure Kleidungsstücke dürft ihr dann sogar in einem Showroom zur Schau stellen. Diesen könnt ihr fernab eurer Designs mit weiteren Gegenständen ausschmücken, um eure Kreationen noch besser in Szene zu setzen. Die Auswahl der verfügbaren Gegenstände ist ebenso immens wie die Anzahl an Kleidungsstücken im Spiel, wobei das Ganze mit einem Kniff versehen ist. Neue Dekoartikel erhaltet ihr nämlich nur, wenn euch ausreichend Erfahrungspunkte zur Verfügung stehen, die wiederum durch das Lösen von Aufgaben verdient werden.
Das alles funktioniert an sich tadellos, man muss es jedoch mit klaren Einschränkungen betrachten. Zum einen ist das Gameplay grundlegend sehr einfach. Gerade das Freischalten neuer Kleidungsstücke durch das reine Drücken des „Gefällt mir“-Buttons ist doch sehr simpel gehalten und auch der Spielablauf ist problemlos zu meistern. Das Ganze rührt meiner Meinung nach daher, dass der Titel sich klar an zwei Zielgruppen richtet: Zum einen sind dies jüngere Spieler, die an Mode interessiert sind und dies virtuell am Bildschirm ausleben wollen. Zum anderen sind es ältere Spieler, die keine Action oder hochtrabende Aufgaben erwarten, sondern ebenso darauf bedacht sind, ihr Interesse für Fashion durch das Einkleiden von Figuren und das Designen von Modestücken auszuleben. Solltet ihr zu keiner der beiden Gruppen gehören, werdet ihr wohl nur wenig Spaß mit Fashion Dreamer haben.
Da hilft dann auch nicht der durchaus interessante Online-Modus. Sobald ihr diesen freigeschaltet habt, könnt ihr nämlich mit den Musen anderer Spieler in Kontakt treten, ihre Outfits bewundern, diese durch „Likes“ wertschätzen und ihnen folgen. Diese reale Interaktion tut dem Titel gut, offenbart für mich aber das größte Problem am Spiel: Es fühlt sich viel mehr an wie eine weitere Social Media-Applikation anstatt einem echten Videospiel. Das Eifern nach weiteren Followern und Likes von virtuellen wie auch realen, jedoch wildfremden Personen ist mir ein Dorn im Auge. Gerade Jugendlichen, die sehr selbstkritisch mit ihrem Äußeren sind, hält Fashion Dreamer den Spiegel vor, dass es eben doch darauf ankommt, die schönsten Outfits zu haben, Bilder von diesen zu posten und neue Follower zu generieren. Hier hätte ich mir gerade vor meinem beruflichen Hintergrund und den damit verbundenen Erfahrungen ein anderes Setting gewünscht. Der Kern des Spiels bietet nämlich alles, was Fashion-Liebhaber benötigen, um sich vollends in der Spielwelt zu verlieren.
Unser Fazit

6
Überzeugend