Test zu Nickelodeon All-Star Brawl 2 - Nintendo Switch
Ein grundsolider Brawler auf technisch sehr instabilem Fundament
Vor etwas mehr als zwei Jahren erblickte Nickelodeon All-Star Brawl das Licht der Welt und wollte im Genre der Brawler mit dem König Super Smash Bros. höchstpersönlich konkurrieren. Besonders auf der Nintendo Switch war dieser Kampf ein interessantes Unterfangen. Wir haben den Titel damals aufgrund verschiedener technischer Fehler und mangelndem Inhalt mit einer 6 bewertet. Nach nur zwei Jahren Wartezeit bekommen Super Smash Bros.- und Nickelodeon-Fans gleich den zweiten Teil in die Hände gedrückt, der viele Fehler des Debüttitels beheben möchte. Dazu gehört ein neu-altes Kämpferroster und eine Einzelspieler-Kampagne. Das hört sich nach einem Schritt in die richtige Richtung für Nickelodeon All-Star Brawl 2 an – wie groß dieser Schritt in den Kampfarenen allerdings ausfällt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Nickelodeon All-Star Brawl 2 stellt einen Brawler dar, wie er im Buche steht: Mit bis zu vier Charakteren aus verschiedenen Nickelodeon-Franchises prügelt ihr in 2D-Arenen beziehungsweise 2D-Plattformen solange aufeinander ein, bis ihr am Horizont des Bildschirmrandes verschwindet. In der Regel müsst ihr dazu kontinuierlich den gegnerischen Schadensindikator in die Höhe treiben, der im neuen Nickelodeon-Titel als eine klassische Zahl angegeben wird, um eure Gegner so aus der Arena zu fegen. Je höher die Zahl, desto eher kann der Charakter mit einem gezielten Schlag ins Aus befördert werden. Den Schaden fügt ihr durch die charakterexklusiven Angriffskits zu, die sich je nach Kämpferkategorie unterscheiden. Denn auch in Nickeloden All-Star Brawl 2 habt ihr schwergewichtige Fighter, sehr agile Charaktere, Allrounder, Fernkämpfer, Nahkämpfer und sonst alle Kategorien, die ihr auch im ersten Teil findet.
Während also schwergewichtige Kämpfer schwieriger aus der Arena zu prügeln sind, können sie Leichtkämpfer allerdings mit sehr wenigen Angriffen den Garaus machen – damit können sie ihr sehr langsames und eingeschränktes Moveset kompensieren. Dadurch entstehen strategische Unterschiede zwischen den diversen Kampfstilen der insgesamt 25 Charakteren, die ihr aus den Morgencartoons des Fernsehsenders Nickelodeon kennt. Hier kommt eine bunte Truppe aus den unterschiedlichsten Franchises zusammen. Besonders die verschiedenen Fähigkeiten verleihen den Kämpfer ihren charmanten Charakter, wodurch das Roster wirklich liebenswert ausfällt. Es macht einfach etwas mit einem, wenn Thaddäus Tentakel mit seinem Gemälde „Ein Hauch von Tüll“ angreift.
Auch wenn das Kampfpaket im Grunde natürlich stark an Super Smash Bros. erinnert, möchte ich die eine zusätzliche Angriffskategorie loben: Zum einen habt ihr die Standardangriffe, die besonders bei schnellen und leichten Schlägen nützlich sind, die wiederum durch Spezialfähigkeiten unterstützt werden. Bei Nickelodeon All-Star Brawl 2 gesellt sich allerdings noch eine dritte Kategorie hinzu, die sich in der Stärke zwischen den beiden Angriffsarten einordnen lässt. So entsteht eine noch präzisere Schadensverteilung und dementsprechend wird weitere strategische Tiefe geboten. Diese Angriffe unterscheiden sich auch von Kämpfer zu Kämpfer, sodass sich jeder Fighter eigens spielen lässt. Mir hat es besonders die flinke und dennoch ziemlich starke Korra angetan, als Back-up-Plan konnte ich immer auf den Allrounder SpongeBob Schwammkopf zurückgreifen. Im Grunde fühlen sich die Kämpfe in der Fairness wirklich angenehm an und das Roster lädt euch zum Ausprobieren ein.
Die weitere Besonderheit des Titels ist die Slime-Fähigkeit. Im Laufe der Kämpfe lädt sich ein grüner Balken auf, der bis zu drei Slime-Punkte sammelt. Ist dieser Balken voll, könnt ihr die Slime-Fähigkeit dann einsetzen. Diese sind vergleichbar mit dem Brawl aus Nintendos Brawler und schicken euch in eine kurze Cutscene der jeweiligen Helden und knallen eure Kontrahenten von der Stage. Ob ihr trefft, verhält sich bei jedem Charakter allerdings gleich; hier hätte ich mir in der Ausführung mehr Variation gewünscht als nur direkt vor dem Gegenspieler stehen zu müssen und die Fähigkeit einzusetzen. Ist der Slime-Balken allerdings nicht gefüllt, könnt ihr euch dank der Slime-Punkte bei einem Rauswurf vom Momentum befreien oder eine stärkere Version eurer Spezialangriffe einsetzen. Bedeutet also, ihr bleibt im Flug kurz stehen und könnt dann gemütlich dafür sorgen, wieder auf die Stage zu kommen. Damit stellt der Slime-Balken auch eine zusätzliche Art Recovery dar. In hitzigen Kämpfen solltet ihr also davon immer einen im Petto haben, statt zum Beispiel auf den starken Slime-Angriff zu warten. Mit dieser Mechanik hebt sich Nickelodeon All-Star Brawl 2 deutlich von der Konkurrenz ab und sorgt neben dem breiteren Moveset für ein tieferes Kampfsystem.
Durch die limitierten technischen Umstände der bald sieben Jahre alten Konsole hat Nickelodeon All-Star Brawl 2 allerdings große Schwierigkeiten herauszufinden, was es sein möchte. Die Steuerung funktioniert nicht in allen Fällen geschmeidig, die Inputs werden besonders in waghalsigen Kämpfen gerne verschluckt und auch die Kollisionsabfragen schwanken gut und gerne auf den Stages. Somit hadert es beim neuen Brawler zumindest auf der Nintendo Switch an den kompetitiven Elementen – auf den technischen Zustand als „Partyspiel“ gehe ich später ein.
Das an sich gut ausgearbeitete Kampfsystem mit sehr viel Potenzial könnt ihr in verschiedenen Modi ausprobieren, die im Vergleich zum Vorgänger erweitert wurden. Natürlich findet ihr im Sequel auch einen klassischen Arcade-Modus wieder, der euch mit jedem Charakter durch einige Level schickt. Dort kämpft ihr gegen Kontrahenten aus dem Roster, müsst Minispiele absolvieren und euch letzten Endes einem der vielen Bosse stellen. Die Minispiele kennen Super Smash Bros.-Fans bereits vom Nintendo 64: Neben der klassischen Ballonjagd müsst ihr ein Platforming-Level in Rekordzeit absolvieren. In der dritten Kategorie möchten stillstehende Roboter ebenfalls in Rekordzeit besiegt werden. Hier macht der Titel nichts unbedingt neu, der Arcade-Modus ist aber eine gute Anlaufstelle, die verschiedenen Charaktere auszuprobieren.
Der wohl interessanteste Modus des Titels ist allerdings das Rogue-lite-Abenteuer. Der böse Antagonist Plasmius (bekannt aus Danny Phantom) entführt einzelne Helden der verschiedenen Nickelodeon-Universen, also liegt es an SpongeBob Schwammkopf, seine Freunde und Freundinnen aus den Fängen des Bösewichts zu befreien. Dazu startet ihr mit dem Tiefseeschwamm und müsst verschiedene Arcade-Durchläufe starten, die sich nach und nach ändern. Besiegt ihr einen „feindgesteuerten“ Freund, taucht dieser in eurem Roster auf und kann ebenfalls gespielt werden. Darüber hinaus sammelt ihr in den Durchgängen – es ist ja immerhin ein Rogue-lite – verschiedene Punkte beziehungsweise Währungen, mit denen ihr euch Power-ups, Leben oder andere Statuswerte kaufen könnt. Idealerweise vereinfachen sie eure Durchgänge. Dieser Modus bringt wirklich frischen Wind in das sonst ziemlich inhaltsarme Spiel und hat wirklich Spaß gemacht. Auch wenn ich nicht der beste Freund von Rogue-lites bin, hat mich der langsame, aber stetige Fortschritt bei der Stange gehalten und die Strafen beim Verlieren haben nicht zu sehr reingehauen. Allerdings bringt mich dies zur größten Schwäche von Nickelodeon All-Star Brawl 2 auf der Nintendo Switch: Wir müssen erneut über den technischen Zustand solcher Ports sprechen.
Der neue Rogue-lite-Modus ist ziemlich gelungen und motiviert auch Genre-scheue Spieler
© Nickelodeon
Je weiter ihr in der Einzelspieler-Kampagne gegen Plasmius voranschreitet, desto actionreicher werden die Kämpfe, Minispiele, Gegnerwellen und Bosskämpfe. Das bedeutet, dass mehrere Figuren auf dem Bildschirm herumschwirren, die sich auf stetig sich ändernden Stages an die Gurgel wollen. Die Nintendo Switch ist allerdings nicht wirklich in der Lage, dieser Belastung Herr zu werden. Dadurch wird nicht nur die Auflösung massiv heruntergeschraubt, sondern auch Bugs, Ruckler, einfrierende Bilder und bis zu einer Minute lange Ladezeiten gesellen sich zu euch ins Wohnzimmer. Nur mit großer Anstrengung können die 30 Bilder pro Sekunde gehalten werden. Diese Fehleraspekte bringen mich leider zu dem Verdikt, dass ihr Nickelodeon All-Star Brawl 2 auch nicht als Partyspiel auf der Nintendo Switch genießen könnt. Da ihr aber auch keine einzelnen Joy-Con-Controller benutzen könnt, sondern nur vollwertige Controller, fallen spontane mobile Runden ebenfalls weg.
Diese Ruckler sorgen vor allem in späteren Abschnitten des Rogue-lite-Modus, die durchaus anspruchsvoll sein können, für große Frustration. Ich verstehe, dass die Konsole ein hohes Alter erreicht hat, sich die Software aber weiterentwickeln möchte und nicht mehr auf alles Rücksicht nehmen kann. Aber ich kann nur mit der Stirn runzeln, wenn Gegner plötzlich in der Stage steckenbleiben oder ich Zeuge eines langsamen und dazu visuell hässlichen Daumenkinos werde. Auch der Online-Modus, den wir während des Testzeitraums nicht ausprobieren konnten, wäre eine große Chance gewesen. Wir konnten einfach keine Gegner finden, mit denen wir eine schnelle Partie spielen oder im Ranglistenmodus antreten konnten. Nickelodeon All-Star Brawl 2 ist im Kern ein wirklich toller Brawler – allerdings nur auf anderen, technisch stärkeren Plattformen. Das ist wirklich schade, denn die Nintendo Switch scheint für solche Spiele wie gemacht zu sein. Wir hoffen sehr, dass kommende Updates zumindest die Performance-Probleme in den Griff bekommen. Für einen direkten Vergleich der technischen Zustände, könnt ihr euch das Video von GameXplain auf YouTube anschauen.
Unser Fazit
6
Überzeugend