Test zu SteamWorld Build - Nintendo Switch
SteamWorld Build betritt die umkämpfte Bühne der Städtebau-Simulationen
Die schwedischen Entwickler Image & Form Games aus Göteborg erlangten im Jahre 2013 mit SteamWorld Dig erstmals große Aufmerksamkeit. Nach der Veröffentlichung eines Sequels und mit SteamWorld Heist sowie SteamWorld Quest zwei Spin-offs folgte im Jahre 2020 die Übernahme von Thunderful Games. Vor wenigen Tagen betrat mit SteamWorld Build schlussendlich ein weiteres Spiel aus dem SteamWorld-Universum die Bühne – und erneut erforschen die Entwickler ein gänzlich neues Genre. Wir haben SteamWorld Build auf der Nintendo Switch unter die Lupe genommen und verraten euch in den folgenden Zeilen, ob den Entwicklern auch der dritte Ausflug in ein neues Genre geglückt ist – sind aller guten Dinge tatsächlich drei?
Bei SteamWorld Build handelt es sich, zumindest auf dem ersten Blick, um eine klassische Städteaufbau-Simulation. Ihr schlüpft in die Rollen der beiden Roboter Jack Clutchsprocket und seiner Tochter Astrid. Die beiden Protagonisten leben auf einem Planeten, welcher stetig und unaufhaltsam zerfällt. Die einzige Rettung scheint der Bau einer Rakete, dessen Einzelteile für den erforderlichen Antrieb ausgegraben werden müssen. Dafür braucht ihr die Hilfe von euren zukünftigen Bewohnern eurer Bergbaustadt sowie eine damit verbundene geregelte Zuteilung der Arbeiten und Aufgaben. Die Geschichte reißt nicht unbedingt Bäume aus und spielt in der meisten Zeit eher eine untergeordnete Nebenrolle, hin und wieder gibt es aber kleine Überraschungsmomente. Generell liegt das Hauptaugenmerk von SteamBuild World zunächst auf dem erfolgreichen Aufbau einer funktionierenden und florierenden Bergbaustadt – aber mit einem spannenden Kniff und einem durchaus erfrischenden Genre-Wechsel in den Tiefen der Mine.
In den ersten Spielstunden seid ihr hauptsächlich mit den Tutorials und dem Bau eurer Stadt beschäftigt. Dafür müsst ihr zahlreiche Wohnungen für eure – hoffentlich – fleißigen Mitarbeiter bauen und mittels verschiedener Einrichtungen Arbeitsstellen, Freizeitaktivitäten und Ressourcenketten für eine möglichst hohe Zufriedenheit bei eurer Bevölkerung sorgen. Das klingt auf dem Papier nach den typischen Inhalten eines soliden Genrevertreters, ein vielfältiges Ressourcenmanagement oder komplexe Ressourcenketten wie bei Anno oder Pioneers of Pagonia sollten hier aber nicht erwartet werden.
Insbesondere die Ressourcenketten sind ziemlich übersichtlich gehalten und gehen nur sehr selten über mehrere Produktionsstätten hinaus. Sämtliche Arbeitsabläufe gehen automatisch vonstatten und benötigen weder eine genaue Zuteilung eurer Roboterarbeiter, noch für die Lieferungen von A nach B. Somit kann nur selten etwas Gravierendes verkehrt gemacht werden, was den Schwierigkeitsgrad für erfahrene Spieler oftmals in den Keller rutschen lässt. Inhaltlich und gemessen an der Komplexität kann SteamWorld Build in diesem Punkt somit nur bedingt mit den Genre-Größen mithalten. Im Gegenzug erleichtert es aber die ersten Schritte für alle Neueinsteiger des Genres.
Im Laufe des Spielgeschehens steigen die Bedürfnisse eurer Bewohner stetig und ihr benötigt regelmäßig neue Ressourcen für die Entwicklung eurer Stadt sowie die Zufriedenheit und Weiterbildung eurer Bewohner. Sobald die Zufriedenheit am Maximum ist, können die betroffenen Arbeiter einen Rang aufsteigen – und mit dem neuen Wissen „wichtigerer“ Arbeit nachgehen. Hier gilt es, eine gesunde Balance zwischen den unterschiedlichen Arbeiterklassen zu finden, was vor allem im mittleren bis späteren Spielverlauf für die einen oder anderen Platzprobleme und große Umbauaktionen sorgen könnte. Der Platz für große Kreativität hält sich in Grenzen: Zwar gibt es reichlich bebaubare Fläche, allerdings können sämtliche Straßen und Gebäude lediglich im Rastermuster platziert werden, wodurch das Muster eurer Stadt schnell einem Schachbrett gleicht. Hier hätte es dem Spiel und dem allgemeinen Stadtbild durchaus gut getan, sich an aktuellen Städteaufbau-Simulationen zu orientieren und dynamischere Wege mit Kurven und Gebäude in unterschiedlichen Winkeln zu erlauben.

... erwarten euch in den Tiefen der Mine viel Platzmangel und angriffswütige Monster, die es auf eure Roboter abgesehen haben
© Thunderful Publishing
Spannender wird es noch einmal, sobald es in die Tiefen der Mine geht. Dort erwartet euch quasi eine zusätzliche Spielwelt, in welcher ihr euch ebenfalls um die Einteilung der Mitarbeiter und dem Abbau der dort vorkommenden Rohstoffe kümmern müsst. Die Ressourcen aus der Mine benötigt ihr dabei nicht nur für ein erfolgreiches Weiterkommen an der Oberfläche, sondern auch in den unterschiedlichen Ebenen der Mine. In jeder Ebene errichtet ihr neue Mitarbeiterquartiere, baut Stützpfeiler, damit das Geröll nicht wertvollen Bauplatz verschüttet und könnt die Arbeitsprozesse mit Hilfsmitteln wie Förderbänder effizienter gestalten. In den späteren Ebenen macht ihr zudem Bekanntschaft mit dort umherwandernden Monstern, die euch den wertvollen Platz im Untergrund streitig machen. Hier müssen dann, neben den üblichen Aufgaben in den Minen, zusätzlich Wachbots und Abwehrgebäude wie Geschütztürme aufgestellt werden, um die Sicherheit eurer arbeitenden Roboter zu gewährleisten. Hier müsst ihr euch ebenfalls nicht persönlich um die Schergen kümmern, denn auch dort läuft alles nach erfolgreichem Bau automatisch ab – auch dann, wenn ihr währenddessen an der Oberwelt tüftelt. Der kleine Hauch eines Tower-Defense-Gameplays sorgt ab der zweiten Spielhälfte für frischen Wind.
Nach 10 bis 15 Spielstunden habt ihr das Ende der Geschichte erreicht und dann soweit alles gesehen, was es in SteamWorld Build zu entdecken gibt. Danach kann zwar noch fleißig an der eigenen Stadt weitergebaut werden, neue Herausforderungen oder andere Inhalte gibt es nach Spielende aber nicht. Dafür dürfen sich die Besitzer einer Nintendo Switch in der überschaubaren Spielzeit über ein flüssiges Spielerlebnis freuen – wenn auch mit kleinen Abstrichen bei der Grafik. Insgesamt wirken die Texturen in der Nintendo Switch-Version aus der Nähe unscharf und die Straßen, besonders im Vergleich mit der PC-Version, unbelebt und eintönig. Da das allgemeine Spielgeschehen aber meistens aus einer entfernteren Vogelperspektive begutachtet wird, störte die niedrige Auflösung nur in den seltensten Fällen. Dagegen gab es beim Durchspielen keinerlei nennenswerte Einbrüche bei der Performance, auch nicht bei einer vollgebauten Stadt und Mine. Den Spielstart ausgeklammert, gibt es keine nennenswerten Ladezeiten und auch der Wechsel zwischen der Oberwelt und der Mine geht nahtlos ineinander über. Die gelungene Steuerung, was bei Konsolen-Titeln in diesem Genre oftmals der geheime Endgegner ist, rundet das stimmige Gesamtpaket von SteamWorld Build ab.
Unser Fazit

7
Spaßgarant