Test zu Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy - Nintendo Switch
Begleitet Apollo, Phoenix und Athena auf ihrem Weg zur Gerechtigkeit
Es waren die Phoenix Wright-Spiele, die mir einen ersten Blick in das Visual Novel-Genre ermöglichten. Gegner besiegen, durch Welten springen, Charaktere aufleveln. All das war nicht notwendig, um mit einem Spiel Spaß haben zu können. Zudem gab es etwas, das ich erst später wertgeschätzt habe. Die Titel auf dem Nintendo DS hatten deutsche Bildschirmtexte, sehr ungewöhnlich bei Visual Novels, die oftmals nur ein kleines Budget für die Lokalisierung zur Verfügung haben. Nach der Phoenix Wright-Trilogie wurde dann Apollo Justice veröffentlicht, ein Titel, der sich von einem Großteil der Charaktere der ersten Spiele verabschiedet hat. Während Teil 1 bis 3 immer wieder neu aufgelegt wurden, fiel dieser Titel in Vergessenheit. Bis jetzt! Mit der Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy schafft es nicht nur das Nintendo DS-Spiel auf die modernen Konsolen, auch die Nintendo 3DS-Titel Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies und Spirit of Justice, die hierzulande nur digital im mittlerweile geschlossenen Nintendo eShop erschienen sind, erfahren einen zweiten Frühling. Wir haben uns die Sammlung für euch angeschaut.
Apollo Justice, frisch gebackener Anwalt, hat seinen ersten Fall vor Gericht. Sein Mandant: Phoenix Wright, ehemaliger Staranwalt, der mittlerweile in einem heruntergekommenen Restaurant als Pianist und Pokerspieler arbeitet. Was ist passiert? Diese und mehr Fragen sind das Kernstück des vierten Teils der Ace Attorney-Reihe. Das Gameplay hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert. Weiterhin besteht das Spiel aus zwei Abschnitten. Ihr ermittelt in Fällen, in dem ihr verschiedene Gebiete erkundet und nach Beweisen sucht. Die Orte sind dabei 2D-Kulissen deren interessanten Bereiche ihr mit einer Lupe auswählt, um sie näher zu untersuchen. Zudem findet ihr vor Ort Zeugen, die ihr befragen könnt. Diese liefern euch wichtige Informationen, die euch dabei helfen, eure unschuldigen Mandanten zu verteidigen. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, Beweise näher zu untersuchen. So könnt ihr sie drehen und mit ihnen interagieren, was sowohl mit dem Joy-Stick als auch dem Touchscreen von Statten geht und damals eine der großen Neuerungen von Apollo Justice: Ace Attorney war. Generell wird der Fokus auf mehr Interaktion gesetzt: So lassen sich Fingerabdrücke finden, Luminol zum Aufspüren von Blut verwenden und mehr. Die wissenschaftlichen Untersuchungen stehen jedoch nicht überall zur Verfügung, das Spiel weist euch auf die jeweiligen Situationen genau hin.
Sind eure Ermittlungen abgeschlossen, geht es vor Gericht: Euer Widersacher ist ein fieser Staatsanwalt, der alles versucht, um euren Mandanten die Todesstrafe zu verpassen. Darüber entscheidet am Ende ein Richter, der jedoch sehr wankelmütig ist und sich leicht beeinflussen lässt. Generell ist das Justizsystem alles andere als fair. Fälle werden schon kurze Zeit nach der Tat verhandelt und nach drei Tagen muss der Prozess beendet sein. Um vor Gericht zu bestehen, müsst ihr die Aussagen von Zeugen auseinandernehmen. Zwei Optionen stehen euch dabei zur Verfügung: Ihr könnt nach weiteren Informationen fragen oder einen Beweis vorlegen, der einen Widerspruch aufzeigt. Aber Vorsicht: Es gibt eine Strafe, wenn ihr einen falschen Gegenstand vorlegt. Macht ihr euren Job schlecht, wird euer Mandant automatisch schuldig gesprochen.
All das, was wir hier beschrieben haben, stammt von Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy, trifft jedoch auch auf Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies und Spirit of Justice, die anderen beiden Spiele der Sammlung, zu. Diese sind im Gegensatz zu Teil 4 in 3D. Das bezieht sich nicht nur auf die Charaktermodelle, sondern auch die Umgebung. So könnt ihr zwar nicht mehr jeden Ort unter die Lupe nehmen, aber die Gebiete, die ihr näher begutachten könnt, lassen sich aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Zudem steht euch neben Apollo Justice nun auch wieder Phoenix Wright als Anwalt zur Verfügung. Neu dazugekommen ist die junge Athena Cykes, die jedoch eine düstere Vergangenheit zu haben scheint …
Jeder der drei Anwälte hat ein besonderes Talent. Apollo ist in der Lage, mithilfe seines Armreifs Lügen aufzudecken. Personen, die etwas verheimlichen, haben kleine Ticks, die ihr entdecken könnt. Das Spiel zoomt dafür auf die Charaktermodelle und verlangsamt die Aussage. Findet ihr den Tick, wie beispielsweise ein Zucken am Auge, weist ihr den Zeugen darauf hin, um neue Aussagen zu erhalten. Das Talent von Athena ist hingegen sehr futuristisch. Ihr kleiner Helfer Widget kann Emotionen von Personen erfassen und sie therapieren. Ein Beispiel: Bei einer Aussage, bei der die Person eigentlich Angst haben sollte, zeigt sie Freude. Findet ihr diesen Widerspruch, könnt ihr sie darauf hinweisen und die Dissonanz lösen. Auch Traumata lassen sich so heilen, indem ihr den Befragten helft, verschwommene Erinnerungen zu korrigieren.
Das Talent von Phoenix Wright kennt ihr bereits aus Teil 2 und 3 der Serie. Mitthilfe eines spirituellen Magatamas kann er sehen, wenn Personen etwas verheimlichen. Vor seinem inneren Auge tauchen Ketten mit Schlössern auf, die ihr knacken müsst, indem ihr Fragen passend beantwortet und den Zeugen die richtigen Beweise zeigt. Diese Fähigkeit kommt jedoch nur außerhalb des Gerichts zum Einsatz. Alle drei Fähigkeiten lockern das Gameplay auf und verleihen den Charakteren ihre ganz eigene Identität.
Nachdem wir nun das Gameplay angeschnitten haben, schauen wir uns nun endlich die Features der Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy an. Die Sammlung enthält alle Fälle von Teil 4, 5 und 6, was auch die beiden DLC-Storys mit einschließt. Grafisch wurde kaum etwas verändert, stattdessen wurden die Sprites und 3D-Modelle hochskaliert, was das Gesamtbild jedoch trotzdem überraschend gut aussehen lässt. Gerade die butterweichen Animationen in Teil 5 und 6 sind auch auf der Nintendo Switch ein Hochgenuss. Bei manchen Bewegungen merkt man jedoch, dass sie für den 3D-Effekt des Nintendo 3DS entwickelt wurden. Das mindert jedoch nicht die Qualität der Spiele. Die DLC-Kostüme für die Anwälte sind ebenfalls in der Sammlung integriert. Ein neues Feature ist der Storymodus. Aktiviert ihr diesen, wird aus den drei Titeln eine klassische Visual Novel, bei der ihr nur lesen müsst, während das Spiel für euch alle Rätsel übernimmt. Diesen Modus könnt ihr jederzeit an- und ausschalten, um so auch an Stellen weiterzukommen, bei denen ihr festhängt.
Außerhalb der Spiele könnt ihr euch die Musik der Abenteuer anhören, darunter auch einige Orchestervarianten. Der Soundtrack der Serie war schon immer fantastisch und das hat sich auch mit den neuen Spielen nicht geändert. In der Artwork-Bibliothek könnt ihr neben Konzeptzeichnungen auch die Hintergrundbilder und Zwischensequenzen begutachten. Zum Schluss gibt es auch noch das Animationsstudio, in dem ihr mit den Charaktermodellen herumspielen könnt. Neben der Positionierung im Gerichtssaal stehen euch auch die Hintergründe aller Fälle zur Verfügung. Auch jede Animation, die eine Person haben kann, könnt ihr selbst auswählen. Das Ganze ist jedoch eher eine nette Spielerei als wirklich etwas, womit ihr euch lange beschäftigen werdet. Alle Fälle und Features sind direkt von Beginn an freigeschaltet. Habt ihr die Titel noch nie gespielt, solltet ihr die Bonusinhalte also erst einmal meiden. Die Sammlung bietet zudem ein Achievement-System. Herausforderungen gehen vom Lösen von Fällen bis hin zu speziellen Aktionen wie dem „Reden“ mit Charley oder dem Analysieren von Leitern.
Den wichtigsten Aspekt der Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Eingangs habe ich erwähnt, dass die Ace Attorney-Spiele mit einer deutschen Übersetzung glänzen konnten. Das änderte sich jedoch mit Teil 5, die nur auf Englisch zur Verfügung standen. Waren eure Englischkenntnisse mittelmäßig oder schlecht, konntet ihr die Spiele nicht wirklich genießen. Mit der Collection wurden die Nintendo 3DS-Spiele nun endlich übersetzt. Neben den Texten betrifft dies auch die Umgebungen und Charaktermodelle, die komplett eingedeutscht wurden. Auch die Sprachausgabe in den Anime-Zwischensequenzen wurden lokalisiert. Hier hat Capcom ganze Arbeit geleistet. Die Trilogie hätte sich auch ohne die neue Übersetzung verkauft, aber so könnt ihr nun die gesamte Saga in eurer Muttersprache erleben. Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: Die beiden „Asinine Attorney“-Kurzfälle des sechsten Teils befinden sich nicht in der Sammlung. Deren Handlung ist zwar offiziell nie passiert, dennoch waren sie sehr unterhaltsam.
Unser Fazit

9
Geniales Spiel