Test zu Across the Obelisk - Nintendo Switch

Ein Umfangmonster von einem Deckbuilder

In der heutigen Zeit ist es für Deckbuilder ‒ vor allem mit Rogue-lite-Elementen ‒ zunehmend schwerer, aus der großen Masse herauszustechen. Mittlerweile haben sich große Genre-Schwergewichte wie Slay the Spire, Monster Train und Co. herausgebildet, an denen sich neue Titel stets messen müssen. Across the Obelisk hat sich dieser Herausforderung angenommen und kommt dabei überraschend gut weg – mitunter auch wegen eines besonderen Kniffs. Was an dem Titel so gefällt, erfahrt ihr in diesem Test.


Ihr wollt Umfang? Ihr kriegt Umfang!


Dass es sich bei Across the Obelisk um einen spezielleren Titel handelt, macht schon die Publisherwahl klar. Paradox Interactive ist nämlich überwiegend für seine 4X-Strategiespiele wie Stellaris bekannt und wenn aus diesem Hause ein Deckbuilder erscheint, dann kann man schon mal aufhorchen. Dabei macht der Titel im ersten Moment einen recht unscheinbaren Eindruck. Nüchtern betrachtet wirkt die Optik eher wie die eines Low-Budget-Titels und auch die Prämisse reißt den geneigten Spieler nicht vom Hocker: Ihr müsst einer Prinzessin nachreisen, deren Verschwinden etwas mit dem Erwachen eines alten Obelisken zu tun hat und der dafür sorgt, dass Flora und Fauna lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Nun sollt ihr eine schlagkräftige Truppe aus Abenteurern zusammenstellen und die Königstochter zurückbringen.


Die Kämpfe fallen recht anspruchsvoll aus

© Paradox Interactive

Gut, die Geschichte passt auf einen Bierdeckel und nimmt – so viel sei verraten –keine allzu überraschenden Wendungen. Doch wie spielt sich Across the Obelisk nun? Auf den ersten Blick recht genreklassisch. Ähnlich wie in Slay the Spire startet ihr mit verschiedenen Karten je nach Charakterklasse in eurem Deck, die ihr für Angriffe, zum Verteidigen, fürs Heilen oder zum Buffen nutzen könnt. Wie viele dieser Karten ihr nutzen könnt, hängt von eurem Energiewert und den Kosten einer jeweiligen Karte ab. So weit, so bekannt. Anstatt jedoch mit nur einem Charakter unterwegs zu sein, dürft ihr eine Gruppe aus vier Helden zusammenstellen. Stehen euch anfangs nur ein paar wenige Recken zur Verfügung, könnt ihr im Laufe der Handlung und im Rahmen von Quests bis zu zwanzig Helden freischalten.


Ihr startet mit eurer Gruppe in einer kleinen Heimatstadt, die gleichzeitig als Ausgangsbasis dient. Dort könnt ihr neue Ausrüstung oder Karten kaufen. Letztere auch aufwerten oder aus eurer Hand entfernen. Danach dürft ihr in gewohnter Manier aus mehreren Pfaden wählen, die letztendlich in einen Endkampf münden. Im Gegensatz zur Konkurrenz sind die einzelnen Kämpfe nicht zufallsbasiert, sondern immer gleich aufgebaut. Das ist ein zweischneidiges Schwert; denn so habt ihr zwar absolute Planungssicherheit und wisst in späteren Durchgängen stets, was euch erwartet, aber es kommt wenig frischer Wind in die jeweiligen Scharmützel. Letztendlich ist das Geschmackssache.


Gras, Feuer, Wasser, Wüste ... die Welten fallen zwar nicht sonderlich originell aus, bestechen jedoch mit vielen netten, kleinen Ereignissen

© Paradox Interactive

Bei Across the Obelisk handelt es sich um ein wahres Umfangmonster, was die vielen Mechaniken angeht, die im Hintergrund werkeln. Wo manche Deckbuilder mit einigen wenigen Statusänderungen daherkommen, werdet ihr hier mit allerlei besonderen Statuswerten bombardiert. Heiligschaden, Schattenschaden, Psychoschaden, Wucht-, Schnitt- und Fernkampfwaffen und alle möglichen Elemente inklusive Zustände wie „Nass“ wirken sich auf die Kämpfe aus. Das kann anfänglich überfordern und man braucht einige Durchläufe, ehe man die vielen Mechaniken verinnerlicht. Aber hat man irgendwann den nötigen Überblick gewonnen, dann ergeben sich schier grenzenlose Synergien und Kombinationsmöglichkeiten, die ich so in noch keinem anderen Deckbuilder erlebt habe. Gleiches gilt für die vielen verschiedenen Karten, die ihr nach und nach für jeden Charakter freischalten könnt und die es euch ermöglichen, den jeweiligen Helden ganz nach euren Vorlieben zu spezialisieren.


Die Rogue-lite-Elemente kommen ebenfalls klassisch daher. Nach jedem Kampf erhaltet ihr nicht nur neue Karten freigeschaltet, sondern auch Währungen, mit denen ihr bestehende Karten upgraden oder auch eure Startbasis aufwerten könnt. So wird jeder Durchlauf von Mal zu Mal einfacher. Neue Charaktere könnt ihr zudem durch Questreihen freischalten, die sich in den jeweiligen Welten finden lassen. Aufgelockert werden die vielen Kämpfe zudem durch kleine Begegnungen, bei denen ihr auch Entscheidungen treffen könnt, die euch einen Kampf umgehen lassen. Dahingehend handelt es sich bei Across the Obelisk um ein wahres Umfangmonster mit einem hohen Wiederspielwert.


Hier ist ein kleines Wunder nötig, um noch siegreich aus dem Bosskampf hervorzugehen

© Paradox Interactive

Ich hatte eingangs einen besonderen Kniff erwähnt, den das Spiel parat hält. Und tatsächlich bietet euch Across the Obelisk eine Funktion, die ich bei der Konkurrenz in dieser Form noch nie erlebt habe: einen Multiplayer-Modus. Ihr könnt mit bis zu drei Freunden die Kampagne spielen, wobei jeder einen eigenen Charakter übernimmt und diesen steuert. Das funktioniert überraschend gut und macht enorm viel Spaß. Vor allem, weil euch viele Möglichkeiten der gemeinsamen Interaktion zur Verfügung stehen. Freigeschaltete Karten, Helden und Co. dürft ihr zudem in euren Spielfortschritt übernehmen. Natürlich ist das am Ende nur ein kleiner Bonus, aber dafür einer, der viel Spaß bringt.


Also alles eitel Sonnenschein? Ein Topspiel ohne Mängel und Fehler? Nun, nicht ganz. Man merkt Across the Obelisk von vorne bis hinten an, dass es eigentlich ein PC-Spiel ist. Die Portierung auf die Nintendo Switch fällt nämlich nur notdürftig aus. Texte auf den Karten sind recht klein und nur schwer lesbar, die Dialogboxen reichen manchmal nicht so, wie sie sollen und die Ladezeiten (von denen es einige gibt) haben es mitunter in sich. Das heißt nicht, dass das Spiel keinen Spaß macht, Jedoch ist es mehr als genug, um einen Punktabzug zu rechtfertigen und dem Spiel daher die Höchstwertung zu verwehren.

Unser Fazit

9

Geniales Spiel

Meinung von Florian McHugh

Man sollte ein Buch niemals nach seinem Einband bewerten. Dieses Sprichwort trifft auch auf Across the Obelisk zu, dessen Optik mich anfangs ziemlich unterwältigt hat. Doch hinter der sehr schlicht-gezeichneten Grafik verbirgt sich ein Deckbuilder, der viele seiner Genrekollegen in Sachen Umfang in den Schatten stellt. Nicht nur gibt es bis zu 20 Charaktere freizuschalten, auch die vielen Mechaniken, die im Hintergrund werkeln, ermöglichen unglaublich viele Synergien und Kombinationsmöglichkeiten. Das kann vor allem Genreeinsteiger zu Beginn überfordern. Kenner werden hier jedoch ihre wahre Freude haben. Dazu kommt noch ein kleines Extra, dass zumindest meine Wenigkeit nicht von vergleichbaren Titeln kennt: Ein Online-Koop-Modus, in dem ihr die Kampagne mit bis zu drei Mitspielern bestreiten könnt. Das funktioniert überraschend gut, macht Spaß und lässt euch sogar neue Inhalte für den Einzelspieler-Modus freischalten. Alles in allem kann ich hier guten Gewissens eine klare Kaufempfehlung für alle Rogue-lite-Deckbuilder Fans aussprechen.
Mein persönliches Highlight: Die vielen freischaltbaren Charaktere und der Multiplayer

Communitywertung

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Auszeichnungen

Spiele-Hit Multiplayer-Hit

Kommentare 3

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  • Xando

    Turmknappe

    Wow!

    Mit solch einer hohen Wertung hätte ich nicht gerechnet. Somit kommt dieser Titel definitiv auf meine Wishlist!

  • Patzi

    Turmritter

    Danke für den Test!

    Habe es mir dann gestern geholt und direkt 5 Stunden versenkt.

    Echt toll das es 20 Chars zum spielen gibt und unzählige Karten zum Deck bauen, kombinieren und verbessern.

    Leute schlagt zu wenn ihr etwas mit Slay the Spire und co. was anfangen könnt.

  • BSnake

    Club Nintendo Mitglied

    Ich liebe MT und STS, aber mit ATO würde ich gar nicht warm. Allein die Steuerung mit dem Mauszeiger (und wenn man den Mauszeiger mit dem Steuerkreuz bewegt, verdeckt man die Karten 8X ) hat's mir schon verdorben. Gefühlt muss man auch erst mal 30-40min Spielen, bevor die Kämpfe anspruchsvoll werden. Vorher kann man auch blind einfach alle Karten ausspielen und gewinnt trotzdem. So ging's mir zumindest im ersten Durchlauf. Zudem bevorzuge ich auch die aufgeräumten Decks aus MT und STS als hier gleichzeitig mehrere Helden mit mehreren Decks zu spielen. Schade Marmelade. Und Rückgabe bei Nintendo ist auch nicht. Vielleicht sollte ich sowas das nächste Mal bei Steam Probespielen, da kann man es wenigstens Zurückgeben =O