Test zu SaGa Emerald Beyond - Nintendo Switch

Ein neues Kapitel in der SaGa-Reihe beginnt

Die SaGa-Reihe begann einst als Versuch, RPG-Spiele aus dem Hause Square Enix auf eine Handheld-Konsole zu befördern. Die ersten Titel der Reihe wurden bei uns im Westen jedoch unter dem bereits etablierten Markennamen Final Fantasy Legend für den Game Boy vertrieben, bevor später mit weiteren Titeln der heute bekannte Name auch unsere Gefilde erreichte. Nahezu acht Jahre sind vergangen, seit der direkte Vorgänger der Hauptreihe, SaGa: Scarlet Grace, das Licht der Welt erblickte. Nun wird mit SaGa Emerald Beyond ein neues Kapitel aufgeschlagen, welches morgen weltweit für diverse Konsolen, darunter auch die Nintendo Switch erscheint. Wer sich darauf freuen darf, verraten wir euch in unserem nachfolgenden Test.


Farbige Linien weisen euch in den Welten den Weg zu interessanten Orten

© Square Enix

Zu Beginn des Spiels seid ihr direkt mit einer folgenschweren Entscheidung konfrontiert. Ihr dürft nämlich aus fünf beziehungsweise sechs Hauptcharakteren, da zwei davon als Duo auftreten, einen auswählen und startet somit in eine völlig andere Reise. Jeder Hauptcharakter bringt nämlich seinen ganz eigenen Cast aus Begleitern mit, hat eine völlig andere Motivation, die hinter dessen Handlungen stehen, und gewährt euch Einblick in andere Handlungsstränge. Die Handlung ist nämlich gleichzeitig die größte Stärke sowie Schwäche von SaGa Emerald Beyond. Kaum ein anderes Spiel erlaubt euch derartige Freiheiten bei der Reihenfolge, in der ihr verschiedene Welten bereist und Aufgaben darin erledigt. Gleichzeitig konnte ich mich aber bisher in keiner der Handlungen, in die ich bei meinem Test eingetaucht bin, so wirklich verlieren. Zusammen mit der Art der Erzählung, die Dialoge eher einer Visual Novel gleichen lässt, dienen die einzelnen Geschichten mehr als Mittel zum Zweck, um dem Gameplay einen Rahmen zu verschaffen. Spannende Erzählungen, knackige Rätsel, tiefe Charakterentwicklungen, innige Freundschaften und Beziehungen oder dergleichen braucht ihr hier also nicht zu erwarten.


Neben den zuvor erwähnten Dialogen im Visual-Novel-Stil könnt ihr euch bei den einzelnen Welten auf ein Design freuen, das eher einem lebendigen Gemälde gleicht, welches ihr aus einer schrägen Perspektive erkundet. Auch das werden Fans der Reihe direkt wiedererkennen. Die einzelnen Welten sind über eine kleine Zwischenwelt, die als „Junction“ bezeichnet wird, miteinander verbunden. Diese sowie die Kampfbildschirme entführen euch wiederum in 3D-Umgebungen, die recht ansehnlich ausfallen. Euch erwartet also ein Mix aus verschiedenen Spiel- und Grafikelementen, der einem gefallen muss – oder eben nicht. Werdet ihr zunächst im Junction mit der Auswahl einer von mehreren Welten konfrontiert, dürft ihr nach deren Betreten jedoch nicht einfach so wieder gehen, sondern müsst erst die dortige Handlung abschließen, bevor ihr erneut vor die Qual der Wahl gestellt werdet. Immerhin haben sich die Entwickler bei den verschiedenen Biomen ordentlich Mühe gegeben und abwechslungsreiche Welten erschaffen. Leider wirken deren Einwohner jedoch oft sehr eindimensional und besitzen wenig Charisma, weshalb sie mir nicht lange in Erinnerung geblieben sind.


Jeder der verschiedenen Protagonisten erlebt seine eigene Handlung, die wie eine Visual Novel erzählt wird

© Square Enix

Manchmal offensichtlich, manchmal plötzlich während der Dialoge oder auch abhängig von euren Entscheidungen werdet ihr in Kämpfe gegen diverse Widersacher geworfen. Das Kampfsystem bezeichnen die Entwickler selbst als Timeline-Kämpfe. Ein Balken am unteren Bildschirmrand visualisiert die Reihenfolge, in der eure sowie die gegnerischen Figuren agieren dürfen. Je nachdem, welche Technik ihr einsetzt, kann es jedoch sein, dass ihr die Positionen von euren Helden sowie deren Gegnern verschiebt. Führen eure Gruppenmitglieder bestimmte Techniken aus und stehen dabei in der Reihenfolge nebeneinander, können mächtigere Komboangriffe oder Angriffsketten aktiviert werden. Auch eure Gegner nutzen diese Synergieeffekte aus, weshalb ihr deren Planung gezielt stören solltet, um nicht von mächtigen Attacken niedergestreckt zu werden. Das Ganze funktioniert übrigens ohne ein Levelsystem. Eure Figuren erhöhen ihre Werte durch die Teilnahme im Kampf schrittweise und können auch spontan während des Gefechts neue Techniken erlernen. Weitere Tiefe erhält das Kampfsystem durch Zaubersprüche, die vorbereitet werden müssen und daher erst eine Runde später gewirkt werden, sowie die für RPGs klassischen Statuseffekte die entweder euch oder euren Gegnern das Leben erschweren.


Zwischen den Kämpfen und der Erkundung könnt ihr euch außerdem mit der Ausrüstung eurer Gruppenmitglieder austoben, die ihr entweder als Belohnung für das Abschließen von Nebenaufgaben oder Kämpfen erhalten könnt und mit von Gegnern erbeuteten Materialien verbessern könnt. Auch könnt ihr eurer Gruppe eine bestimmte Formation verpassen, die bestimmte Boni im Kampf verleiht, oder ihnen unterschiedliche Rollen zuweisen, die deren Statuswerte erhöhen. Shops, bei denen ihr euch mit neuer Ausrüstung oder Verbrauchsgegenständen eindecken könnt, gibt es hier übrigens nicht. Letztere habe ich im übrigen schmerzlich vermisst, denn auch wenn das Spiel eure gesamte Gruppe nach jedem Kampf wieder heilt, gibt es während der Gefechte leider keine Möglichkeit, mal eben schnell mit einem Trank eure Gesundheit aufzufrischen oder lästige Statuseffekte loszuwerden.


Mächtige Gegner erfordern euer taktisches Geschick im Kampf

© Square Enix

Grafisch macht SaGa Emerald Beyond einen soliden Eindruck, wenngleich – wie zuvor erläutert – der Mix aus Elementen verschiedener Genres nicht jedem gefallen wird. Während die 2D-Umgebungen der Nintendo Switch nicht sonderlich viel Leistung abverlangen, sind mir im Kampfbildschirm immer wieder unschöne Ruckler aufgefallen, die den Gesamteindruck jedoch nicht sonderlich mindern. Das Audiodesign hingegen zerstörte gelegentlich die Immersion, vor allem wenn in ruhigen Momenten ohne jegliche Gefahr eine Musik im Hintergrund der Eindruck vermittelt, dass gleich die Hölle über eure Spielfigur losbricht – oder umgekehrt. Zum Schluss noch schlechte Nachrichten für Fans einer deutschsprachigen Lokalisierung: Leider ist das Spiel mitsamt Sprachausgabe lediglich auf Englisch verfügbar. Im Menü selbst gibt es auch keine Optionen, die Sprache in irgendeine andere umzustellen. Selbst für Fans der japanischen Originalfassung habe ich schlechte Nachrichten, denn sogar wenn ihr eure Nintendo Switch auf Japanisch umstellt, bleibt das Spiel weiterhin komplett englisch. Immerhin versprechen die verschiedenen Handlungen aufgrund der unterschiedlichen Protagonisten sowie eure Wahlmöglichkeiten bezüglich der Reihenfolge, in der ihr viele Dinge im Spiel angeht, eine ganze Menge an Wiederspielwert, der nicht nur Fans der Reihe eine ganze Weile vor den Bildschirm fesseln dürfte.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Philipp Pöhlmann

SaGa Emerald Beyond schlägt ein neues Kapitel in einer Reihe, die es nun bereits seit über 30 Jahren gibt auf. Dabei werden Fans der Reihe viele bekannte Aspekte in verbesserter Form wiederfinden. Sowohl bei der Optik als auch den Mechaniken müssen Neulinge sich auf einen Mix aus Elementen verschiedener Genres einstellen, der vielleicht nicht jedem gefallen wird. Dialoge und Storysequenzen werden hauptsächlich im Stil einer Visual Novel präsentiert, bei der Erkundung der Umgebungen im Look handgezeichneter Seiten eines Pop-up-Bilderbuchs steuert ihr euren Charakter aus der Schrägsicht, während in Kämpfen alles in eine 3D-Umgebung wechselt. Das Timeline-Kampfsystem ist einfach zu verstehen, mit seinen feinen Nuancen jedoch deutlich anspruchsvoller als es auf den ersten Blick scheint. Obwohl nicht nur die Wahl der Hauptfigur(en) einzigartige Spielerlebnisse schafft, dient die Handlung doch eher als Mittel zum Zweck und konnte mich – genau wie das Sounddesign – niemals so richtig vom Hocker reißen. Fans einer deutschen Lokalisierung müssen zudem die bittere Pille schlucken, dass ihr SaGa Emerald Beyond nur auf Englisch spielen könnt. Bei den vielen und ausufernden Dialogen solltet ihr dieser Sprache durchaus mächtig sein, um in den vollen Genuss dieses Titels zu kommen. Aufgrund der vielen Wahlmöglichkeiten und den völlig verschiedenen Zweigen sowie Gruppenmitgliedern der Protagonisten bietet das RPG dafür aber eine ganze Menge Wiederspielwert.

Communitywertung

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Auszeichnungen

SaGa Emerald Beyond hat von uns bisher keine Auszeichnung erhalten

Kommentare 4

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  • Shinta

    Japan Fan

    Das wird ein Pflichtkauf. :)


    Gerade erst letzte Woche hatte ich meinen Lieblingsteil der Reihe, SaGa Frontier 2, auf der PS1 durchgespielt und hab direkt Bock auf Nachschub.


    Fantastisches Story-Telling, geniale Musik, sympathische Charaktere und ein sehr gutes, abwechslungsreiches Kampfsystem machen den Reiz aus. Qualitativ spielt SaGa Frontier 2 in der obersten RPG Liga mit, bin sehr gespannt auf Emerald Beyond.

  • Darkseico

    Nintendo Fan

    Moment, hab ich das richtig verstanden, Synchro und Text nur auf Englisch? =O

    Seit wann geht man wieder Schritte zurück? Wenn ja dann importiere ich mir die japanische Version. :)

  • wonderboy

    Turmfürst

    Kein Deutsch - Kein Interesse..

  • Philipp Pöhlmann

    Lektorat-Leitung

    Moment, hab ich das richtig verstanden, Synchro und Text nur auf Englisch? =O

    Seit wann geht man wieder Schritte zurück? Wenn ja dann importiere ich mir die japanische Version. :)

    Wie gesagt, ich habe aus Interesse versucht, was passiert, wenn ich die Sprache meiner Nintendo Switch auf Japanisch umstelle, und war überrascht, dass das Spiel nach wie vor auf Englisch startet.