Test zu Biomutant - Nintendo Switch
Eine nicht vollkommene Mutation
Der Werdegang von Biomutant ist ein interessanter: Ursprünglich im Jahr 2021 erschienen, folgt 2023 die Ankündigung, dass es auch eine Nintendo Switch-Version des Open World Action-Abenteuers geben soll. Diese wurde nach Ablauf eines Countdowns jedoch nochmals vertagt, am
morgigen 14. Mai ist es jedoch endlich so weit. Wir hatten das Glück und durften bereits die Spielwelt mit seiner besonderen Flora und Fauna erkunden und verraten nachfolgend, warum Biomutant viel Spaß macht, die Wertung aber nur durchschnittlich ausfällt.
Zu Spielbeginn von Biomutant habt ihr erst einmal die Möglichkeit, einen eigenen Charakter zu kreieren. Die Auswahl ist dabei direkt unterhaltsam, denn die tierischen Mutanten sehen zum Teil echt schräg aus, sodass die Gestaltung durchaus Spaß macht. Je nachdem, wie euer Held am Ende aussieht, verfügt dieser auch über unterschiedliche Attribute, was sich bedingt auf das kommende Abenteuer auswirkt. Ebenso wählt ihr eine Klasse, welcher ihr angehören möchtet. Im Spielverlauf habt ihr jedoch die Möglichkeit, weitere Anpassungen vorzunehmen, sodass eine intensive Charaktergestaltung am Ende obsolet wirkt. Die Auswirkungen auf das gesamte Spielgeschehen fallen nämlich zu schmal aus.
Ebenso verhält es sich leider mit der Story. Diese begeistert anfangs durchaus, da die Postapokalypse, in welche wir als mutiertes Tierwesen geworfen werden, Interesse weckt. Relativ schnell findet man sich jedoch in einer Mischung aus Fraktionskriegen und dem Kampf gegen übermächtige Feinde wieder. Die Spielwelt und die von ihr besiedelten Mutanten schaffen es jedoch nicht, eine spannende Geschichte zu weben. Da hilft auch nicht die deutsche Sprachausgabe, die zwar gelungen ist, durch ihr ständiges „Reinplappern“ jedoch viele interessante Momente zerstört. Das Aufeinandertreffen mit NPCs, so interessant diese auch sein mögen, ist ebenfalls nur nette Beikost. Besonders störend waren für mich 2021 wie auch heute jedoch die sehr langen Unterhaltungen mit wenig Gehalt.
Doch kommen wir zu dem interessanten Part, dem Gameplay. Dieses ist nämlich die große Stärke von Biomutant, auch wenn es ebenfalls seine Schwächen hat. Doch fangen wir von vorne an: Sobald ihr das Tutorial des Spiels gemeistert habt, dürft ihr die große und offene Spielwelt nach Herzenslust erkunden. Passiert dies anfänglich noch zu Fuß, könnt ihr im Verlauf des Spiels unterschiedliche Reittiere für euch gewinnen und unpassierbare Gelände sogar in einem riesigen Mech erkunden. Dabei bleibt die Welt facettenreich und lädt zum Erkunden regelrecht ein. Immer wieder werdet ihr auf Gebäude längst vergessener Zeiten treffen, die so manchen Schatz beherbergen, ihr findet euch dabei wieder, Berge auf akrobatische Art und Weise zu erkunden oder eine Gegnerhorde stellt sich euch in den Weg und muss ausgeschaltet werden. Langeweile kommt bei Biomutant nicht auf.
Das liegt vor allem an den unzählbaren Gegenständen und in ihrer Verwendung. Die Waffen, die euer Charakter trägt, dürft ihr nämlich mit dem Krempel der Spielwelt selbst kreieren. So könnt ihr entscheiden, welchen Griff eure Waffe hat, ob ihr lieber mit einem Brett oder einer Säge zuschlagt und ob noch kleine Extras befestigt werden, die zusätzlichen Schaden verursachen. Die gleiche Freiheit habt ihr bei eurem Fernkampfangriff. Entscheidet ihr euch für ein mächtiges Gewehr mit großem Magazin und ordentlich Wumms oder setzt ihr lieber auf zwei kleine Waffen, die aber gleichzeitig gezückt werden? Ihr habt die Wahl!
Leider ist das System damals wie heute nicht ganz ausgereift, denn Biomutant hat trotz dieser wirklich unendlichen Kombinationsmöglichkeiten zwei große Probleme im Bereich des Kampfsystems. Zum einen stimmt das Balancing des Loots ganz und gar nicht. Viel zu schnell hat man übermächtige Waffen zusammen, die nur seltenst noch optimiert werden können. Ein stundenlanges Basteln und Ausprobieren fällt dadurch ins Wasser. Zum anderen lassen sich die Gegner des Spiels allesamt ohne Probleme mit dem Fernkampfangriff bezwingen. Das klappt sogar bei übermächtigen Feinden ohne Probleme. Das macht das Kampfsystem nicht nur extrem einseitig, sondern auch das bauen der Waffen wird dadurch noch irrelevanter.
Natürlich zerstört euch das alles nicht den gesamten Spielspaß und -fluss, aber es ärgert leider, da sich Biomutant grundlegend gut anfühlt. Es gibt viele Missionen, die euch durch alle Ecken des Landes führen und wäre das gesamte Spiel etwas besser ausbalanciert, würden wir definitiv von einem Hit-Kandidaten sprechen. Zudem könnt ihr auch über unterschiedliche Fähigkeiten und Verbesserungen verfügen, die jedoch durch die genannten Probleme im Kampfsystem leider in den Hintergrund rücken. Außerdem steht dem Award des Spiele-Hits am Ende auch die Technik im Weg.
Fallen die Ladezeiten insgesamt sehr moderat aus, ist die grafische Darbietung definitiv ein No-Go. Matschige und aufploppende Texturen gehören leider zum Alltag auf der Nintendo Switch. Hier liefern andere Open World-Titel definitiv einen besseren Job ab und zeigen, dass die Nintendo Switch trotz ihres Alters einiges abliefern kann, wenn man sich mit der Technik vertraut macht. Einige weitere Wochen Feintuning wären daher definitiv eine gute Idee gewesen.
Alles in allem klingt dieser Test nun sehr negativ, was wirklich schade ist, denn Biomutant ist ein unterhaltsames Spiel, welches viele gute Ideen bietet. Leider fühlen sich diese insgesamt sehr unausgereift an, was die Spielfreude schmälert. Dennoch könnt ihr euch in das rund 20 Stunden lange Abenteuer verlieren und dürft, je nachdem wie gut euch die Welt gefällt, nochmals das doppelte an Zeit investieren. Das werde ich ganz bestimmt, denn der mobile Faktor der Nintendo Switch macht durchaus andere Unzulänglichkeiten wett.
Unser Fazit

6
Überzeugend